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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Dauergemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Das alte Wissen stammt aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) von Johannes Böttner. Die Artikel wurden zusammengeführt und für bessere Lesbarkeit leicht angepasst.

Allgemeiner Hinweis: Angenommene Beetbreite für ALLE Kulturen: 1,20m

Spargel

Die Abbildung zeigt eine junge Spargelpflanze (lat. Asparagus officinalis), die aus einem Samen entstanden ist.
Junge Spargelpflanze, aus einem Samen entstanden.

Verschiedenartige Methoden, Spargelbeete anzulegen, können gut und richtig sein. Es ist ganz verkehrt, im Gartenbau alles zu schematisieren; der eine macht’s so, der andere anders und jeder ist zufrieden mit seinen Erfolgen. Da nun aber der Anfänger, wenn er die Spargelzucht lernen und verstehen will, durch die verschiedenen Methoden nur verwirrt werden kann, beschäftigen wir uns nur mit einer Methode, die sich überall gut durchführen lässt, die auch vorzüglich ist.

Wer die Spargelkultur nicht von Hause aus kennt, macht sich über das Wesen des Spargels oft ganz sonderbare Vorstellung. — Damit keinerlei Unklarheit herrsche: Der Spargel wird zwar durch Samen vermehrt, aber nachdem die aus Samen herangezogenen Pflanzen einmal ausgesetzt wurden, sind die Wurzeln ausdauernd. Wenn man auch im Winter nichts sieht, so leben doch die Wurzeln in der Erde und warten nur auf Wärme, um aus den kurzen, dicken Keimen, welche die Krone des Wurzelbündels bilden, junge Sprossen hervorzutreiben. Diese jungen Sprossen oder Triebe sind es, welche wir mit so großem Wohlbehagen als Gemüse verspeisen. Sie werden abgestochen, wenn ihre Köpfe an der Erdoberfläche erscheinen. Sind die ersten weg, so treiben neue nach. Diese werden wieder gestochen. Das wird acht bis zehn Wochen lang fortgesetzt. Dann hört man auf, nicht etwa, weil jetzt die Spargelzeit vorüber ist, der Spargel schmeckt auch nachher noch, aber die Wurzeln einer Pflanze sind nicht im Stande, immer nur neue Triebe emporzutreiben. Auch die Spargelwurzeln nicht. Sie treiben zwar immer und immer, so lange noch ein Fünkchen von Lebenskraft in ihnen ist, aber sie treiben sich zu Tode, wenn wir sie immer wieder stechen.

Das interessante Wechselverhältnis zwischen Blatt und Wurzeln kann nirgends schöner studiert werden, als bei der Spargelkultur. Die Sprossen (Spargelpfeifen), die im Frühjahre hervorkommen, wurden von den Wurzeln gebildet aus den im verflossenen Jahre mit Hülfe der Blätter aufgespeicherten Nahrungsstoffen. Wünschen wir im nächsten Jahre wieder Spargel zu stechen, so müssen wir gegen den 15. bis 24 Juli aufhören mit dem Stechen. Die Sprossen, die nach dieser Zeit hervorkommen, sollen sich entfalten und neue Nahrung sammeln für die Wurzeln. Je üppiger das Spargelkraut im Sommer steht, um so günstiger sind unsere Aussichten für das nächste Jahr.

Grundsätze für den Spargelanbau

  1. Der Boden muss geeignet sein. Der beste Spargelboden ist ein milder, durchlassender Sandboden; schwerer, bindiger Boden ist kein Spargelboden und muss für den Spargelbau besonders zubereitet werden. Das kann aber nur im Garten des Liebhabers geschehen, der gern eigenen Spargel stechen möchte und keinen geeigneten Boden hat. Für den gewerbsmäßigen Spargelanbau lohnt sich eine Bodenverbesserung nicht, da der Züchter auf billigerem sandigen Boden im Vorteil ist.
  2. Der Boden muss gut bearbeitet sein. Ich lasse Spargelfelder vor der Bepflanzung immer zwei bis drei Spaten tief rigolen. Ein Boden, der durch vieljährige gartenmäßige Bestellung hochgebracht ist, stellt ein viel besseres Gedeihen der Anlage in Aussicht als gewöhnliches, erst frisch umgegrabenes Feldland.
  3. Der Boden muss sich in gutem Düngerzustand befinden. Es muss schon vorher gut gedüngt worden sein, aber auch bei der Anlage gut gedüngt werden, damit die Pflanzen sich kräftig und schnell entwickeln können.
  4. Auswahl von gutem Pflanzenmaterial: nur kräftige, einjährige Pflanzen der besten Zucht werden gepflanzt. Hierauf und auf die folgenden Punkte komme ich noch ausführlich zu sprechen.
  5. Die Pflanzen müssen weit genug voneinander entfernt stehen. Es ist klar, dass Spargelpflanzen, die doch ihre Wurzeln sehr weit in den Boden senden, um so üppiger wachsen, je weiter sie voneinander entfernt stehen. Spargelpflanzen, welche viele dünne Pfeifchen geben, stehen meistens zu dicht.
  6. Die Spargelanlagen sind von der Pflanzung an sorgfältig zu pflegen, von Unkraut und von Zwischenkulturen frei zu halten.
  7. Man muss beim Stechen sehr vorsichtig sein und rechtzeitig mit dem Stechen aufhören.
  8. Jeder Trieb, welcher stehen bleibt, also das Spargelkraut, ist mit größter Schonung zu behandeln, da von der Sommerentwicklung des Spargelkrautes der nächstjährige Ertrag abhängt.

Spargelbeete anlegen

Doch wir wollen ein neues Spargelbeet anlegen. Wir haben bereits gelernt, dass gute Pflanzen dazu nötig sind. Wir gehen jetzt einen Schritt weiter: die Anpflanzung soll vom 5. bis 10. April erfolgen. Es wird viel erzählt vom Spargelpflanzen im Sommer. Es geht; man kann ja so vieles tun, aber vorteilhaft ist die Sache nicht. Der Anfänger lasse sich nicht auf unsichere Experimente ein. Die einzig beste Zeit ist von 5. bis 10. April, denn um diese Zeit regt sich der erste Trieb im Spargel und dieser muss für das Verpflanzen ausgenutzt werden. In sehr warmen und zeitigen Jahren kann sogar noch etwas früher gepflanzt werden, später nicht.

Darüber, dass Sandboden ein vorzüglicher Spargelboden ist, herrscht kein Zweifel mehr. Die großartigen Braunschweiger Kulturen und die wichtigsten Spargelkulturen in der Mainzer Gegend, die Lübecker Kulturen und viele andere großartigen Anlagen liegen nur auf Sandboden, teilweise ist es sogar ein sehr leichter Sand. Die besten und ergiebigsten Anlagen befinden sich allerdings auf fruchtbarem Sande mit Beimischung feiner Lehmteilchen: auf lehmigem Sande. Wild wachsend kommt der Spargel auch nur auf Sand vor und Kulturen in schwerem bindig-thonigem oder schwammig-moorigem Boden werden, im großen angelegt, überhaupt kaum von Erfolg sein; haben wir hingegen kleinere Kulturen im Hausgarten, so können wir ja leicht den Boden in der Hinsicht verbessern, dass wir ihn durchlässiger machen. Asche, Sand, Ziegelmehl, Kalkschutt und geeigneter Kompost, das müssen die Bestandteile sein, mit denen wir in schwerem Boden unsere Spargelbeete auffüllen, um den Boden lockerer zu machen und den Pfeifen ein schnelles und gutes Wachsen zu ermöglichen.

Es ist ganz selbstverständlich, dass das Spargelfeld vor der Anlage gut bearbeitet und gedüngt werden muss. — Es wird rigolt, mindestens 50 cm tief. — Hier in den Untergrund bringen wir reichlich Dünger: Abtritt, Kompost, verrotteten Stallmist. — Wenn die Anlage erst einmal fertig ist, können wir nicht mehr zum Untergrund gelangen. Deshalb müssen wir vorher dafür sorgen, dass die Pflanzen im Untergrund reichlich Nahrung finden. — Der Dünger wird nicht in dicken Schichten eingepackt, sondern gut mit dem Boden vermischt.

Wir messen jetzt unser Spargelfeld aus und teilen es regelrecht ein (siehe Abbildung weiter unten), nicht in Beete, wie das übrige Gemüseland, sondern in Reihen. Wir legen einreihige Kulturen an. Jede Reihe erhält von der nächsten 1,20 Meter Abstand, die Randreihen erhalten 60 cm Abstand vom Rande. Also auf eine Fläche von 20 Meter Länge und 12 Meter Breite kommen zehn Reihen, jede 20 Meter lang, wenn wir die Reihen längs legen. Wollen wir sie aber quer legen, so machen wir sechszehn Reihen, jede 12 Meter lang. — Der Abstand der Reihen beträgt im zweiten Falle 1,25 Meter, weil das mit der Einteilung so am besten passt.

Die Abbildung skizziert, wie Spargelbeete (lat. Asparagus officinalis) bei der Anlage eingeteilt werden müssen.
Einteilung der Beete einer Spargelanlage

An den Anfang und an das Ende einer jeden vorgesehenen Reihe kommt ein Pfahl. Dann messen wir auf jeder Seite des Pfahles 15 cm ab. So erhalten wir die Breite des Grabens (30 cm). — Von einem Ende zum andern wird nun eine Schnur gesteckt und jedesmal ein Graben 30 cm breit und 20 cm tief ausgeschaufelt. Die Erde wird immer auf die 90 cm breiten Zwischenräume verteilt (siehe Abbildung).

In diese Gräben wird der Spargel gepflanzt. Es ist nämlich notwendig, dass der Spargel tief in die Erde gepflanzt wird und nicht zu nahe an die Oberfläche, denn es muss über den Wurzeln noch fußhoch Erde liegen, sonst werden die Pfeifen zu kurz. Jedesmal an die Stelle, an die eine Spargelpflanze kommen soll, wird ein Stäbchen gesteckt. Es wird vom Anfang des Grabens gemessen 30 cm, dahin kommt das erste Stäbchen, dann weiter 60 cm das zweite Stäbchen, wieder 60 cm weiter das dritte. An jedes Stäbchen wird eine Pflanze gesetzt. Die Grube darf aber nicht gleich ohne weiteres zugeschüttet werden. Die junge Pflanze würde von Luft und Sonne abgeschnitten sein und müsste ersticken. Sie soll aber sofort üppig wachsen, deshalb wird zunächst nur 3 Finger hoch Erde aufgeschüttet und erst nach Ablauf eines Jahres wird neue Erde darauf gefüllt. Obige Abstände für die Spargelpflanzen 1,20 Meter die Reihen, 60 cm in den Reihen gebe ich für den Gartenfreund. Jede Anleitung zum Spargelbau enthält andere Maße und es ist auch verschiedene Pflanzweite zulässig. Je weiter man pflanzt, desto größer werden im Durchschnitt die Stangen. Je dichter man pflanzt, desto mehr Stangen kann man stechen. — Die großen Braunschweiger Kulturen rechnen auf jeden Quadratmeter zwei Pflanzen.

Zwei volle Jahre muss der Spargel gepflegt werden, ehe er Ertrag bringt. Die Triebe, welche hervorkommen, werden an das Stäbchen geheftet. Der Boden wird gehackt. Wenn es sehr trocken ist, wird einigemale sehr durchdringend gegossen. Das Kraut wird nicht eher abgeschnitten, bevor es welk ist, im Herbst. Das haben wir ja alles bereits gelernt.

Die Abbildung zeigt eine Spargelanlage im Jahresverlauf. Im 1. Jahr wird die Spargelpflanze nur schwach mit Erde bedeckt (linkes Bild, schematisch dargestellt), im 2. Jahr wird die Erde dann aufgefüllt (siehe Bild in der Mitte) und im 3. Jahr wird die Pflanze mit Erde behäufelt.
Spargelanlage im Jahresverlauf. Im 1. Jahr wird die Spargelpflanze nur schwach mit Erde bedeckt. Im 2. Jahr wird die Erde aufgefüllt. Im 3. Jahr wird die Spargelpflanze mit deutlich vergrößerten Wurzeln mit Erde behäufelt.

Spargel stechen / ernten

Haben nun die Spargelpflanzen zwei volle Jahre an ihrem Platze gestanden und die Wurzeln sich ausgebreitet, dann können im Frühjahre einige Pfeifen gestochen werden. Zunächst aber nur bis zum 20. Mai, spätestens bis 12. Juni, dann wird aufgehört, denn die Pflanzen sind noch zu jung, um ohne Schaden die volle Spargelzeit hindurch gestochen werden zu können. Im nächsten Jahre werden sie kräftig genug sein. Die Stechzeit beginnt in der Regel zwischen dem 12. bis 24. April und dauert bis zum 15. oder 20. oder 24. Juni, also durchschnittlich acht bis zehn Wochen. In dieser Zeit wird jede am Boden sichtbare Pfeife ohne Ausnahme gestochen. Die schwachen dürfen nicht stehen bleiben, denn sie verderben den Nachwuchs und nützen den Wurzeln nichts, weil sie schwach sind. Gerade, starke Pfeifen müssen später durchschießen, weil solche starken die Wurzeln am kräftigsten ernähren.

Beim Spargelstechen hat sich ein gewöhnliches, am Ende abgerundetes Tischmesser häufig praktischer erwiesen, als manches kunstvolle Spargelmesser. Es kommt ja nur darauf an, dass die Pfeifen hübsch lang aus dem Boden kommen und dass die Wurzeln nicht zerstochen werden. Am praktischsten ist’s, den Spargel nicht zu stechen, sondern zu brechen. Das geht sehr gut! Es wird täglich dreimal nachgesehen; die Pfeife zeigt, kurz ehe sie aus dem Boden kommt, ihr Erscheinen dadurch an, dass sie den Erdboden etwas hebt. Nun wird mit der Hand Erde auf der einen Seite von der Pfeife weggewühlt so tief, bis die Pfeife in der vollen Länge freiliegt. Jetzt braucht man nur die Spargelfpeife mit zwei Fingern zu fassen und sie geschickt nach der Seite zu biegen, so bricht sie dicht über den Wurzeln ab. Freiwühlen muss man die Pfeife unter allen Umständen; wer nicht richtig wühlt und gleich sticht, zersticht entweder die Spargelpfeife oder mehrere junge daneben hochkommende Spargel oder die Wurzeln.

Behandlung der Spargelbeete nach der Ernte

Spätestens am 24. Juni wird also mit dem Brechen oder Stechen aufgehört. Jetzt gilt es, schnell die ganze Anlage mit Dünger versehen, den Dünger leicht untergraben, so dass er mit Erde gedeckt ist, in trockenem Boden auch mit Jauche gießen. Dies alles, damit der neue Trieb recht kräftig kommt. Das Düngen im Sommer ist außerdem praktischer, weil der Dünger bis zum nächsten Frühjahr Spargelernte nicht hinderlich wird.

Der Wind vermag in einer Spargelanlage großen Schaden anzurichten durch Umwehen des Krautes. Zum Schutz sind in den Reihen Pfähle einzuschlagen und dann wird von Pfahl zu Pfahl Bindfaden gespannt, der dem wertvollen Spargelkraut Halt gibt:

Das schwarz-weiß-Bild zeigt Spargelpflanzen, bei denen das grüne Kraut mit der Hilfe von Schnüren gestützt wird. Dies ist wichtig, damit es nicht umknickt.
Spargelkraut durch Faden an Pfählen gehalten. Dies schützt vorm Umknicken.

Die Beeren, die sich am Spargel zeigen, sollten vor der Reife abgepflückt werden. Sie zehren sehr an den Wurzeln, außerdem fällt der Same aus, wodurch die Anlage mit jungen Spargelpflanzen verunkrautet. Werden diese jungen Spargelpflanzen nicht beseitigt, so können sie die ganze Anlage in Unordnung bringen.

Es sind 2 Bilder dargestellt. Oben sind Spargelpflanzen auf einem Spargelbeet im Sommer zu sehen. Unten sind die gleichen Spargelpflanzen im Frühjahr zu sehen, nachdem sie behäufelt wurden.
Durchschnitt eines Spargelbeetes im Sommer (oben) und im Frühjahr nach dem Behäufeln (unten).

Durch unvorsichtiges Stechen, durch ungeeigneten Boden kann es vorkommen, dass einzelne Pflanzen eingehen. Die Anlage wird dann lückenhaft; alte, schlechte Anlagen sind oft sehr lückenhaft. Was ist zu tun? Verpflanzen lassen sich alte Pflanzen nicht. Es ist eine Ausnahme, wenn sie nach dem Verpflanzen lebens- und ertragfähig bleiben. Vollpflanzen kann man die Lücken, aber mit Vorteil auch nur in den ersten Jahren und nur, wenn man sehr gewissenhaft arbeitet. Für die Nachpflanzung wird der Boden sehr gut vorbereitet und besonders gedüngt. Es werden allerbeste einjährige Pflanzen gewählt. Sie werden genau so tief gepflanzt wie die alten und schließlich sind besondere Vorkehrungen zu treffen, so dass nicht etwa die nachgepflanzten gleich im nächsten Jahre gestochen werden. Sie werden bezeichnet; überhaupt in einer musterhaften Anlage müssen im Herbst alle Schwächlinge bezeichnet und ein Jahr geschont werden. Dadurch, dass sie wachsen können während die anderen Pflanzen noch gestochen werden, erhalten sie einen Vorsprung und werden kräftiger.

Die Wurzeln einer alten Spargelpflanze kommen mit jedem Jahre näher an die Oberfläche. Die Spargelbeete werden deshalb mit jedem Jahre etwas erhöht. Im Frühjahre beim Graben und Harken wird Erde von den beiden Seiten nach der Reihe zu gehäufelt, dann haben die Pfeifen Raum genug, um schön lang zu werden — 25 cm Erde über der Wurzelkrone ist genug. Da die Wurzeln des Spargels sehr flach liegen, dient zum Graben der Spargelbeete ein abgenutzter kurzer Spaten.

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Rhabarber

Allgemeines und Anforderungen von Rhabarber

Die Abbildung zeigt ein Stück von einer Rhabarberpflanze und die entsprechende Blüte dazu. Es ist in schwarz-weiß dargestellt und diese Zeichnung stammt aus einem alten Gartenbuch von 1907.
Rhabarber-Blütenstengel

Seit ein paar Jahren kommen zur Frühjahrszeit große, dicke Blattstiele (Rhabarberstiele) auf den Markt. Dem Einfluss der in Deutschland wohnenden Engländern ist es zuzuschreiben, dass dieses Gemüse zunächst in einigen Städten (Hamburg, Dresden usw.) bekannt wurde; später von Frankfurt a. Oder aus eine rührige Agitation entfaltet, und ihr ist es zu danken, dass heute schon überall der Rhabarber bekannt ist und immer größeren Anklang findet.

Und in der Tat: in der gemüsearmen Frühjahrszeit ist das erfrischende Rhabarberkompott etwas sehr Angenehmes. Es gleicht dem Stachelbeerkompott. Nicht immer findet jedoch dieses Kompott ungeteilten Beifall. Es schmeckt oft zu sehr nach Rhabarber und entbehrt des erfirschenden, weinsäuerlichen Geschmacks. Das liegt dann weniger an der Zubereitung als an der Sorte oder an der schlechten Kultur des Rhabarbers. In England, dem Dorado der Rhabarberfreunde, wird sowohl die Anpflanzung guter Sorten als auch die sorgfältige fernere Behandlung mit der peinlichsten Sorgfalt betrieben; daher sollten auch wir uns die englische Kultur zum Muster nehmen.

Zunächst pflanzt der Engländer niemals (!!!) Rhabarberstauden, welche aus Samen gezogen sind, sondern nur durch Teilung gewonnene Pflanzen bewährter Kompottsorten. Die Anzucht des Rhabarbers aus Samen ist zwar leicht und einfach und man gewinnt schnell eine große Anzahl an Pflanzen. Aber es finden sich unter den Sämlingen fast nur schlechte Pflanzen, die keine gleichmäßigen, schönen Stiele bringen. Auch das Wachstum dieser Sämlinge ist ein sehr ungleichmäßiges mit entsprechend geringem Ertrag.

Nur, wenn die Wurzelstöcke einer echten Sorte geteilt werden, bringen die einzelnen Teile wieder Pflanzen der echten Sorte. Es gibt noch viel unbrauchbares Zeug in den Gärten unter dem Namen Rhabarber.

Der Rhabarber ist eine Blattpflanze und hat mit allen Blattpflanzen die Eigentümlichkeit gemein, dass er zur vollen, üppigen Entfaltung den allerbesten Boden verlangt. Da die Wurzeln des Rhabarber sehr tief gehen, so ist es allererste Bedingung für das gute Gedeihen, dass das Erdreich, in dem sie wachsen sollen, tief bearbeitet worden ist. Das Land für Rhabarber rigole ich durchweg zwei Spaten tief; ist der Untergrund gut, auch noch tiefer. Beim Rigolen werden reichliche Düngermengen, so besonders Abtrittsdünger, Kompostdünger oder fetter Stallmist nach unten gebracht. Der Rhabarber kann ungeheuer viel davon vertragen, und wenn er einmal missrät und nicht richtig treiben will, so liegt das immer am Mangel an Dünger.

Von den Sorten des Rhabarbers ist die Sorte: „Verbesserter Victoriarhabarber“ der verbreitetste und beste. Er bringt viele starke, in dem unteren Teil schön rote Stiele und ein gelbliches Kompott. Eine Sorte, die durch und durch rot ist und den feinsten Geschmack hat, ist der neuerdings gezüchtete Rhabarber „Verbesserter Rotstieliger“ von H. Jungelaussen in Frankfurt a.O. Er entstammt den rotstieligen englischen Sorten, seine Stiele sind aber größer und auch ergiebiger. Beide Sorten werden nur durch Teilung echt vermehrt.

Rhabarber pflanzen

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung, die darstellt, wie eine Rhabarberpflanze richtig in eine Erdgrube gepflanzt. wird. Es ist die Rhabarberpflanze, sowie ein Spaten, eine Grube und die Hände des Gärtners zu sehen.
Rhabarberpflanze mit Kopf

In der Zeit vom 10. bis 15. März werden die geteilten Wurzelstücke mit Kopf auf das gut vorbereitete Rhabarberland gesetzt. Jede Pflanze gebraucht einen Quadratmeter Raum. Beim Pflanzen wird eine kleine Grube ausgehoben; dann hält man die Wurzeln hinein, so dass der Kopf dicht unter der Erdoberfläche zu stehen kommt, füllt ringsrum und zwischen die Wurzeln gute Erde und tritt die Wurzeln mit dem Fuß fest, je fester, desto besser wächst die Pflanze an. Falls das Land sehr sandig und dürr ist, so ist es zu empfehlen, die Wurzeln nach dem Pflanzen anzuschlämmen und kurzen Dünger auf jede Pflanze zu streuen. Auch kann man die Köpfe etwas tiefer setzen, so dass die Pflanzen in kleinen Gruben stehen; sie leiden dann nicht so sehr durch Trockenheit. Ist die Lage besonders feucht und kalt, so wird das Anwachsen sehr befördert, wenn die Rhabarberwurzeln auf kleine Hügel gepflanzt werden.

Pflege von Rhabarber

Im ersten Jahre treiben die Rhabarberstauden nur schwach, da sie noch keine neuen Wurzeln haben. Jedes kleine Blättchen hilft neue Wurzeln zu bilden; man darf deshalb im ersten Jahre noch keine Stiele für die Küche schneiden. Erst wenn im Herbst die Blätter welken, sind die Wurzeln im Boden gut eingewurzelt und kräftig.

Im Herbst gräbt man das Land zwischen den Stauden um und bringt wieder reichlich verrotteten Dünger herbei. Der Rhabarber braucht viel Dünger, auch Feuchtigkeit, wenn er schnell wachsen und große, zarte Blattstiele treiben soll.

Damit die Rhabarberstauden nicht entkräften, werden im Frühjahr alle Blütentriebe, wenn sie fußhoch sind, bevor sie blühen, ausgeschnitten. Die Nahrungssäfte, welche von Natur aus zur Ausbildung der Blüten und des Samens hätten dienen sollen, kommen dann den Blättern zugute. Vom Ausbrechen der Blütenstiele hängt zum großen Teil der Erfolg der Rhabarberkultur ab. Werden die Blüten nicht rechtzeitig und nicht gründlich genug ausgebrochen, so erschöpft sich die Pflanze und treibt keine neuen Blätter mehr. In einzelnen Jahren ist die Neigung zum Blühen so groß, dass man längere Zeit hindurch wöchentlich zweimal das Rhabarberfeld durchgehen muss. Man hüte sich aber, einer Pflanze, der man mehrere Blütenstiele ausgebrochen hat, gleichzeitig auch zu viel Blätter zu nehmen. Beim kaltem Wetter gibt das eine schwere Stockung.

Nicht allein viel Nahrung braucht der Rhabarber, auch viel Feuchtigkeit. Wenn zur Zeit der Haupternte im Mai trockene Luft herrscht, dann fällt der Ertrag sehr gering aus; ist es aber trübe und feucht und dabei nicht allzu kühl, dann wächst der Rhabarber mächtig, üppig und schnell. So ist nach trockenen Tagen ein abendliches leichtes Bespritzen des Rhabarberfeldes ganz außerordentlich wachstumsfördernd. Noch nützlicher ist gießen und flüssiges Düngen. Man erwäge nur, dass die vielen Stiele und Blätter, die bei reichlicher Ernte weggeschnitten werden, eine gewaltige Wassermenge darstellen. Das meiste im Rhabarber ist Wasser, wie überhaupt alle unsere Gemüse zu mehr als 90% aus Wasser bestehen und nur äußerst geringe Mengen fester Bestandteile enthalten. So ist es erklärlich, wie der vorher sehr feuchte Boden in der Umgebung der Rhabarberwurzeln in verhältnismäßig kurzer Zeit staubtrocken wird. Dagegen hilft nur das Gießen; unglaubliche Mengen von Wasser verschlingt das Rhabarberland. – Für jede Staude werden zwei oder drei Gruben gemacht und wiederholt mit Wasser oder leichtem flüssigen Dünger gefüllt, so reichlich, dass die Feuchtigkeit bis zu den äußersten Wurzeln dringt. Leichtes, oberflächiges Begießen der tiefwurzelnden Rhabarber genügt nicht, um auch nur einen kleinen bescheidenen Teil des verbrauchten Wassers zu ersetzen. Es nützt aber doch so fern, dass dadurch feuchte Luft erzielt wird. 

Rhabarber ernten

Im Frühjahr zeigen sich dann bald die zarten Sprossen des Rhabarbers. Sobald die Blattstiele lang und stark genug sind, darf man anfangen zu ernten. Man schneidet die Blattstiele nicht, sondern man reißt sie aus, so dass keine faulenden Stummel zurückbleiben. Die Stiele werden zu 3 bis 5 Stück zusammengebunden und in diesen Bunden auf dem Markt oder in die Küche gegeben. Die großen Blattflächen würden aus den Stielen den Saft saugen, darum werden sie bis auf kleine Reste weggeschnitten.

Es dürfen nicht alle Blätter einer Staude auf einmal ausgezogen werden, allerhöchstens ein Drittel der Gesamtzahl auf einmal; darauf muss die Pflanze aber Zeit haben, sich wieder zu erholen. Werden zu viele Stiele gleichzeitig geerntet oder in zu kurzen Zwischenzeiten, so entsteht eine Stockung. Die Staude soll aber ununterbrochen im Wachsen bleiben, damit sie recht bald viele neue Stiele treiben kann. Man erntet dann in den gehörigen Zwischenräumen von 2 bis 3 Wochen bis Johanni (24. Juli). Von da an ist die Rhabarberzeit vorbei; es gibt genug andere Gemüse und Früchte als Ersatz. Die Stiele sind dann auch nicht mehr so zart und wohlschmeckend; sie haben zu viel Säure, und man braucht zu viel Zucker bei der Zubereitung.

Rhabarber treiben

Die Abbildung zeigt ein Holzfass, dass auf ein Rhabarberbeet gesetzt wurde. Aus dem Fass schaut der getriebene Rhabarber (lat. Rheum rhabarbarum) oben heraus.
Rhabarbertreiberei.

Rhabarber lässt sich auch sehr gut im Frühjahr treiben. Die frühzeitig getriebenen Rhabarberstiele sind zart und für feine Küchen sehr gesucht. Zum Treiben braucht man nur kräftige und gut im Boden festgewurzelte Stauden, also solche, welche an ihrem Standort schon zwei Jahre gestanden haben. Es ist unlohnend, schwächere Pflanzen zu treiben, und die im Vorjahr gesetzen Pflanzen sind entschieden schwächer als die zweijährigen. Die Kosten dere Treiberei sind die gleichen, aber der Ertrag ist nur halb.

Man kann zwischen früher und später Treiberei unterscheiden. Die Spättreiberei ist jedenfalls die lohnendere. Sie besteht darin, dass man um die einzelne Pflanze eine Grube auswirft, so tief als die Ausbreitung der Wurzeln es gestattet, etwa 20 cm. In dieser Grube wird frischer, kurzer Dünger gepackt, dann wird ein Faß ohne Boden und ohne Deckel über die Staude gestülpt und noch rings mit etwas Dünger umpackt. Dieses geschieht gegen Mitte März. Schon nach drei bis vier Wochen habe ich brauchbare Stiele, die im Innern der Tonne sehr schön lang treiben.

Ein ausgezeichnetes Verfahren ist es auch, das Rhabarberfeld im Herbst mit frischem, strohigem Pferdemist zu bedecken. Der Boden friert dann nicht so tief im Winter, und die Wurzeln und die Blätter fangen früher an zu treiben; der strohige Mist schützt vor Frostschäden. Scheint die Frühjahressonne warm, so geht man wohl die Reihen durch und deckt von den sprossenden Blättern den Dünger etwas weg, damit die Sonne das Herz der Pflanze besser durchwärmen kann. Droht aber Frostgefahr, so häufelt man zum Schutz die strohigen Düngerreste, die ja über Winter ausgelaugt wurden, über die Blattkronen.

Zubereitung von Rhabarber

Das Rhabarberkompott findet noch nicht allgemeinen Beifall. Das macht, weil noch zu viel scheußliche Sorten von Rhabarber verbreitet sind. Die Stiele davon schmecken tatsächlich schlecht, edle Sorten haben einen hochfeinen Geschmack, besonders wenn sie als Kompott kalt genossen werden. Die Zubereitung ist sehr einfach: Die Stiele werden geschält, in Würfel geschnitten, mit kochendem Wasser überbrüht und dann, nachdem das Wasser abgegossen ist, mit 1/2 Pfund Zucker auf 1 Pfund Rhabarber, etwas Zitronenschale und ein Glas Weißwein gargekocht.

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Artischocken

Die Abbildung zeigt eine Artischockenpflanze (lat. Cynara cardunculus). Zu sehen ist der Stengel, zwei Blätter und die Blüte. Es handelt sich um eine schwarz-weiß-Zeichnung aus einem alten Gartenbuch (altes, verlorenes Wissen).
Artischocke.

Die Artischocken sind mit dem Cardy verwandt. Beide haben den botanischen Namen „Scynara“. Während bei Cardy die fleischigen Stiele der Blätter die erwünschte Delikatesse bilden, ist es hier der eigenartige Blütenboden, der genossen wird. Bei Cardy muss man Blüten vermeiden und nur auf Vervollkommnung der Blattstiele sehen; hier bei den Artischocken gilt es, möglichst frühzeitig Erzeugung von Blüten anzustreben und den Blüten recht großen Boden zu geben.

Anbau nach französischem Verfahren

Das alte französische Verfahren besteht darin, dass man die Artischockenstauden überwintert und im Frühjahr jeder Staude zwei kräftige Triebe lässt, die übrigen Triebe aber abschneidet und als Setzlinge (Kindel) benutzt, um neue Pflanzen zu gewinnen, die naturgemäß wie alle Ablegerpflanzen die Eigenschaften der Mutterpflanze völlig getreu übernehmen und außerdem noch den großen Vorzug besitzen, dass sie sich bald einleben und schnell blühen. In der Regel haben die Setzlinge (Kindel) schon kleine Wurzelansätze. In Töpfe gepflanzt und einige Wochen im Mistbeet unter Glas gehalten, geben sie Mitte Mai kräftige, gut bewurzelte Pflanzen zum Aussetzen.

Anbau über Samen

Neben dieser alten, bewährten Artischockenkultur wurde neuerdings die Anzucht der Artischocken aus Samen angewendet. Die Samenpflanzen befriedigen aber nur, wenn man erstens eine gute Sorte wählt, zweitens sehr früh sät: Cardy sät man sehr spät, damit sie nicht schießen; die Artischocken sät man sehr früh, damit sie schießen.

Schon im Januar wird der Samen in das Mistbeet gesät. Die Pflänzchen werden in kräftige Erde in Töpfe gepflanzt und mehrmals in größere Töpfe umgepflanzt. Bis Mai werden die Pflanzen unter Glas gehalten, dann sind sie gut zum Auspflanzen.

Kultur und Pflege von Artischocken

Artischocken sind Tiefwurzler, können sich deshalb nicht in dem

Das Bild zeigt eine Artischockenpflanze mit 7 Blättern, die in einen Topf gepflanzt wurde.
Artischockenpflanze im Topfe.

gewöhnlichen Gartenland, sondern nur auf gut rigoltem, reich gedüngtem, tiefgründig fruchtbarem Lande voll entwickeln. Hierfür setzt man die jungen Pflanzen (Sowohl Ableger als auch Sämlinge) in meterweite Abstände, gießt sie an und packt zum Schutz für die Zeit des Anwachsens etwas Dünger ringsum. Enthält der Untergrund viel Nahrung, so werden die Wurzeln bald tief eindringen; die Pflanze treibt dann üppige Fiederblätter. Es ist nichts weiter nötig, als fleißig hacken.

Im August und September treiben aus den Herzen der distelähnlichen Pflanzen Blütenstiele. Es zeigen sich mehrere Köpfe mit den schuppenförmigen Kelchblättern. Die schwächeren, seitlich stehenden Köpfchen sind wegzuschneiden, dadurch werden die Hauptköpfe um so vollkommener und wertvoller. Sie werden geerntet, sobald sie voll entwickelt sind, aber noch kurz bevor in der Mitte des Schuppenkelches farbige Blumenblätter sichtbar werden: dann ist der essbare Blütenboden am vollkommensten und noch völlig zart. – Wenn im Herbst die Blätter erfroren sind, schneide man sie ab, häufele etwas Erde rings um jede Pflanze und decke hierauf bei Frost die Herzen mit Tannenreisig oder strohigem Dünger zu. Die Stöcke dürfen auch mit allen Wurzeln ausgehoben und im Keller eingeschlagen werden.

Im Frühjahre werden die Artischockenstauden möglichst zeitig von der Winterdecke befreit und nachgesehen. Jede alte Pflanze soll nur zwei Sprosse behalten: die beiden kräftigsten und gesündesten; alle übrigen werden beim Ausputzen im Frühjahr weggeschnitten und können zur Vermehrung dienen.

Als beste Artischockensorte gilt gegenwärtig die „Große, grüne von Laon“.

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Meerkohl

Die Abbildung zeigt eine Meerkohlpflanze. Der danebenstehende Text in altdeutscher Schrift beschreibt den Anbau von Meerkohl (Crambe maritima).
Meerkohl

Meerkohl oder Seekohl hält unseren Winter ohne Schutzdecke aus. Von dieser Pflanze, die mit Cardy eine entfernte Ähnlichkeit besitzt, werden die gebleichten Blattstiele im Frühjahr als Gemüse zubereitet. – Man zieht die Pflanzen aus Samen heran. Erst im zweiten Jahre werden sie an Ort und Stelle gepflanzt, und erst im dritten oder vierten Jahr kann man mit dem Gebrauch beginnen. Diese langwierige Vorbereitung ist wohl mit schuld daran, dass das Gemüse so selten anzutreffen ist und so wenig benutzt wird.

Auch verlangt der Meerkohl einen ganz eigenartigen Boden und geht in ungeeignetem Boden leicht aus, so dass eine Anlage häufig lückenhaft wird. Meerkohl liebt sehr durchlässigen, kalkhaltigen, nicht zu kalten und nassen Boden, sonnige und freie Lage. Diese Bearbeitung und Düngung, weiter Stand der Pflanzen und peinliche Reinhaltung von Unkraut sind Hauptbedingungen für erfolgreiches Anbauen.

Das Bleichen und Treiben im Frühjahr geschieht ähnlich wie beim Rhabarber. Der Meerkohl ist mit unseren Kohlgewächsen verwandt. Die Zubereitung dedr gewonnenen Stiele ist dieselbe wie die des Spargels.

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Meerettich

Meerettich anbauen

Es gibt 2 Methoden des Meerettichanbaues:

1. Meerettich wächst verwildert in den Gärten und ist als Unkraut gar nicht so leicht auszurotten. Aus solchen verwilderten Ecken wird dann der Jahresküchenbdarf an Meerettich ausgegraben, schwache und starke Wurzeln (Stangen), wie es gerade kommt. – Eine wirkliche Kultur ist das allerdings nicht, denn von dem richtig kultivierten Meerettich werden nur ausgesuchte starke Stangen für den Gebrauch und außerdem schwache Pflanzstangen geerntet.

2. Um die Meerettichkultur in der richtigen Weise verständlich zu machen, will ich zunächst erklären, dass der Meerettich die besondere Eigenschaft besitzt, aus jedem beliebigen Wurzelstück neue Triebe und Blätter zu bilden. Dies erklärt seine auffallende Fähigkeit, ein Stück Land zu verunkrauten; jedes kleinste Stückchen Wurzel, das im Lande zurückbleibt, liefert eine neue Pflanze. Zur Anlage von Meerettichbeeten brauchen wir also keine Pflanzen, sondern nur Wurzelstücke. Es werden Setzlinge gekauft, das sind dünne Stangen, Wurzeln ohne Kopf. Diese werden mit einem Tuche tüchtig abgerieben. Im Abstand von 40 zu 40 cm werden Rillen gezogen (also auf jedes Beet drei Rillen) von 6 cm Tiefe. In diese Rille werden der Reihe lang Setzlinge waagerecht hineingelegt, immer ein Setzling, dann 6 cm Abstand, dann wieder einer. Das Kopfende, das ist das stärkere, erhält bei allen Setzlingen dieselbe Richtung, das Wurzelende wird angetreten, so dass es etwas tiefer zu liegen kommt, also so:

Die Abbildung enthält eine Skizze, wie Meerettichstangen richtig in den Boden gelegt werden. Das Kopfende vom Meerettich (lat. Armoracia rusticana) sollte etwas oben liegen.
Meerettichanbau in einer musterhaften Meerettichkultur. Die Meerettichstangen werden nicht ganz wagerecht, sondern etwas schrät, mit dem Kopfende nach oben gerichtet, eingelegt.

Die Abbildung zeigt ein Stück Meerettichwurzel, wie sie beim Anpflanzen richtig in den Boden gelegt wird.
Eingelegtes Meerettichwurzelstück

An dem tiefer liegenden Ende bilden sich neue Wurzeln, Nebenwurzeln, die senkrecht nach unten treiben und die Pflanzen ernähren. Die wagerechte Hauptwurzel (K) aber soll glatt und stark werden und unverzweigt bleiben. Jede Neigung zur Bildung von Seitenwurzeln wird unterdrückt. Zu diesem Zwecke wird die Hauptwurzel zwei- bis dreimal im Jahre, also je einmal im Juni, Juli und August, freigemacht, mit einem Tuche tüchtig abgerieben und eine etwa vorhandene Nebenwurzel glatt abgeschnitten. Nur die Wurzeln am Ende S sollen bleiben:

Die Abbildung enthält zwei Bilder: Links eine richtig beschnittene Meerettichwurzel (dick) und rechts eine falsch beschnittene Meerettichwurzel, bei der die Nebenwurzeln nicht entfernt wurden (dünn)
Meerettichwurzel richtig beschnitten (links), Meerettichwurzel falsch beschnitten (rechts)

Bei dieser Behandlung wird die Hauptwurzel K, die flach liegt, weil sie flach eingelegt worden ist, sich kräftig verstärken und bis zum Herbst eine vorzügliche Meerrettichstange liefern. Man gräbt im Herbst die Staude aus, auch die Nebenwurzeln (S), die sich gebildet haben. Die besten und längsten Nebenwurzeln dienen als Setzlinge für das kommende Jahr, und dann beginnt dieselbe Kultur an anderer Stelle von neuem.

Meerrettich wächst in jedem Boden. Um aber dicke, lange Stangen zu ziehen, muss man einen guten, kräftigen, tiefgründigen Boden haben.

Meerettich ernten

Für das Ausgraben von tiefgehenden Wurzeln, wie Meerrettich, Schwarzwurzeln usw. noch eine kurze Erklärung: Wer solche Wurzeln zum erstenmal ausgraben will, wird sie zweifellos abbrechen oder abstechen, niemals aber unversehrt aus der Erde bringen. Wenn eine Wurzel 30 Centimeter tief in den Boden geht und man gräbt neben der Wurzel ein 30 cm tiefes Loch, so genügt das noch nicht, um sie gut auszugraben. Das Loch ist nicht 30 cm, sondern 40 cm tief zu graben. Für die Wurzeln, die in den Reihen stehen, wird auf einer Seite der Reihe entlang ein 40 cm tiefer Graben ausgeworfen; dann braucht man nur den Spaten auf der anderen Seite senkrecht einzustechen und leicht zu drücken, so fällt die Wurzel mit dem Erdballen unversehrt in den offenen Graben. Ist die erste Reihe heraus, wird der Platz frei gemacht für die zweite Reihe. Es wird wieder bis dicht an die Wurzeln, und tiefer als die Wurzeln reichen, die Erde ausgegraben und hierauf mit derselben Leichtigkeit die zweite Reihe dem Boden entnommen u.s.f.

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Champignons

Das Bind beinhaltet eine Zeichnung von zwei großen und drei kleinen Champignons (lat. Agaricus). Der nebenstehende Artikel beschreibt, wie Champignons im eigenen Garten bzw. Keller angebaut werden können.
Champignons.

Von den essbaren Pilzen, die auf Viehweiden, Tristen, lichten und weniger lichten Waldstellen zur Herbstzeit wild hervorbrechen, lässt sich auf künstlichem Wege am leichtesten und lohnendsten der wohlschmeckende Champignon „Agarus edulis“ ziehen. Dieser leckere Pilz wird meistens in oder bei größeren Städten kultiviert. Von sehr erheblicher Ausdehnung ist die Kultur in der Umgebung von Paris, wo Hunderte von Menschen sich damit beschäftigen und davon ernähren.

Der Champignon gehört zu der niedrigsten Klasse der Gewächse im Pflanzenreiche, er hat keine Blätter, keinen Stengel, keine Wurzeln, er wird auch nicht aus Samen vermehrt, seine natürliche Fortpflanzung geschieht durch winzig feine Stäubchen „Sporen“. Aus diesen Sporen bilden sich Myzelfäden, das ist die sogenannte Champignonbrut und diese Brut ist in trockenem oder in frischem Zustande käuflich und dient zum Anlegen von Beeten. Nun wachsen aber Champignons nicht an jeder beliebigen Stelle. Es genügt nicht, dass man Brut auslegt, um Champignons zu ernten. Man muss auch die nötigen Vorbedingungen schaffen zu deren Gedeihen.

Champignonanbau – Bedingungen

Diese Vorbedingungen sind:

  • Verrotteter Pferdedünger, der den Champignons die Nahrung bietet (Champignons werden nicht in gewöhnlicher Erde angebaut)
  • ein mäßig dunkler Raum mit geschlossener, feuchter, aber reiner, nicht dumpfiger Luft.

Bei geeigneter günstiger Witterung geraten die Champignons auch im Freien, auf Wiesen, Äckern usw. Auch in Mistbeeten wachsen sie zuweilen ausgezeichnet, ebenso in eigens hergerichteten Champignonbeeten an schattigem Ort. Immer sind sie hier von der äußeren Luft, von Wärme, Feuchtigkeit, Gewitter usw. abhängig. Deshalb bleibt der Kulturerfolg ein zufälliger und unsicherer. Völlig sicher ist hingegen die Kultur in einem geschlossenen Raume, von dem die äußere Luft abgehalten und frische Luft nach Bedarf zugeführt werden kann, z.B. Keller, leere Stallung, freie Plätze in Viehställen, Ecken im Gewächshaus, Schuppen usw. Hier wachsen Champignons auch im Winter, sofern die Räume frostfrei sind.

Bei einiger Beobachtung wird man bald bemerken, welche Eigenschaften ein Raum haben muss, wenn man Champignons dort ziehen will:

  • Regelmäßige, reichliche Zufuhr frischer Luft brauchen die Champignons, scharfe Zugluft hingegen vertragen sie nicht.
  • Licht ist für sie nicht notwendig; sie wachsen auch im Dunkeln, übermäßige Helligkeit schadet.
  • Wärme ist auch nicht nötig: schon bei 10 bis 12 Grad °C entwickeln sich die Pilze; jedoch soll die Temperatur ziemlich gleichmäßig sein.
  • Feuchtigkeit, feuchte Luft begünstigt die Entwicklung. Die feuchte Luft darf jedoch nicht durch stehende Nässe, durch Feuchtigkeit des Erdreichs oder der betreffenden Gebäude hervorgerufen worden sein. Es fehlt in diesem Falle der nötige Luftwechsel; stehende, dumpfige Luft schadet der Champignonkultur.

Wenn irgendwo wiederholte Versuche misslingen, wenn die jungen Pilze, bevor sie ausgewachsen, schwarz werden, oder sich überhaupt keine Pilze zeigen, so ist fast regelmäßig die schlechte Beschaffenheit des Kulturraumes daran schuld. Durch Lüftungsanlagen können häufig ungeeignete Räume brauchbar gemacht werden. Die Pariser Kulturen, die in ausgeräumten unterirdischen Steinbrüchen betrieben werden, kennzeichnen sich durch hohe Schornsteine, die, aus Holz hergestellt, über den senkrechten Einsteige- und Luftschächten stehen. Unten in der Tiefe wird ein Koksfeuer unterhalten; hierdurch wird dazu beigetragen, dass ein ununterbrochen reger Luftwechsel in den unterirdischen Gängen und Höhlen besteht. Geht das Feuer aus, so hören sofort auch die Champignonbeete auf zu tragen.

Champignonkultur ansetzen

Vorbereiten des Pferdedüngers – Pferdedünger wird sehr sorgfältig vorbereitet für die Champignonkultur, bis er ziemlich strohfrei und soweit verrottet ist, dass er noch Stücke bildet, aber völlig geruchlos und frei von jeder Schärfe ist. Das eigentliche Verrotten des Düngers soll vermieden werden.

Die genaue Vorbereitung geschieht wie folgt: Ganz frischer Pferdedünger wird vom Stroh, soweit es geht, befreit, dann angefeuchtet und an luftiger, nicht zu sonniger Stelle im Hof auf 1 Meter hohe Haufen gesetzt, hierbei etwas festgetreten. Nach drei bis sechs Tagen, noch bevor der Dünger sich richtig erwärmt hat, wird er umgesetzt, d.h. Gabel für Gabel wird weggenommen und daneben zum neuen Haufen aufgepackt. Das Äußere kommt nach innen, das Innere nach außen. Sind einzelne Stellen trocken, so wird nochmals Wasser übergegossen, damit Alles eine gleichmäßig feuchte Masse bildet. Nach weiteren drei bis sechs Tagen wird der Dünger wieder umgesetzt. Dann noch ein- oder zweimal. Etwa nach vier Wochen ist er gut und brauchbar zur Champignonzucht.

Um in dem so vorbereiteten Dünger Champignons zu ziehen, schafft man ihn in den ausgewählten Kulturraum. Hier wird der Dünger 20 Centimeter hoch zu Beeten aufgepackt, oder es werden 30 Centimeter hohe, unten 40 Centimeter breite, nach oben schräg zulaufende Hügel daraus geformt. Man kann auch ein Brettergestell herrichten, um den Raum besser auszunutzen und mehrere Etagen von Beeten übereinander anzulegen. Neuerdings nimmt man Zementfässer zur Champignonzucht. Man legt sie wagerecht aufeinander und packt jedes zur halben Höhe mit dem vorbereiteten Dünger voll. Die Zementfässer selbst werden in frischen Dünger eingepackt, der sie etwas warm hält. In den Zementfässern wachsen die Pilze massenhaft.

Etwa sechs Tage, nachdem der vorbereitete Dünger zur Champignonzucht eingebracht worden ist, also niemals sofort, wird der Dünger mit Brut versehen. Diese Brut ist auch nichts weiter als Dünger, der mit dünnen, weißen Mycelfäden des Champignons durchzogen ist. Man darf diese Brut aber nicht mit der dickfadigen Schimmelbrut verwechseln. Solche findet sich in schlecht behandeltem Mist sehr häufig. Die Champignonbrut ist an dem angenehmen Champignongeruch zu erkennen. Da ausnahmsweise in äußerst seltenen Fällen und nur dort, wo Champignons massenhaft vorhanden sind, sich Brut von selbst im Miste bildet, in den meisten Fällen die Brut schlechter Pilze viel häufiger eintritt, kaufen wir gute Brut in einer Gärtnerei. Wir heben in unserem Champignonbeet mit den Fingern etwas Dünger in die Höhe, legen einen Brocken Brut vom Umfange eines halben Zwiebacks in die Vertiefung und decken den Dünger wieder darauf und drücken ihn vorsichtig aber fest an, so dass er die Brut fest umschließt. Zehn oder vierzehn Tage, je nach der Wärme kürzer oder länger — am besten ist 10—12 Grad Reaumur —, bleibt die Anlage ungestört liegen. In dieser Zeit sollen die weißen Mycelfäden, die sich in der Brut befanden, sich ausbreiten und unser ganzes Düngerbeet durchwachsen. Nach Ablauf dieser Zeit bringen wir eine fingerhohe Schicht leichter sandiger Erde, auch sandiger Mistbeeterde, auf das Champignonbeet, und jetzt können die Pilze fröhlich hervorkommen und wochenlang ununterbrochene Ernten bringen.

Champignons pflegen und ernten

Das schwarz-weiß-Bild zeigt eine champignonkultur, die in einem Keller wächst.
Champignonbeet im Keller.

Zu ernten sind die Champignons, wenn der Hut noch nicht geplatzt, aber ein leichter Ring schon bemerkbar ist. Sie werden mit den Fingern vorsichtig gefasst und ausgedreht, nicht ausgerissen. Geschnitten werden sie nur, wenn uns das Ausdrehen nicht recht gelingen will. Die Stellen, an denen Pilze weggenommen worden sind, werden wieder mit etwas Erde zugedeckt. Durch vorsichtiges und geschicktes Ernten kann zur Schonung und Erhaltung späterer Ernten viel beigetragen werden. Etwas Feuchtigkeit ist den Champignons zu ihrem Gedeihen sehr förderlich, aber übermäßige Nässe kann ihrer Kultur ebenso gefährlich werden wie übermäßige Trockenheit. Erfahrene Züchter gießen weniger die Beete selbst als die Umgebung, z.B. die Steinfliesen, die Bretter, das schafft frische, feuchte Luft, welche dem Hervorkommen neuer Pilze und der guten, vollkommenen Ausbildung derselben sehr dienlich zu sein scheint.

Wenn die Beete im Ertrage nachlassen, dann kann durch etwas Gießen mit Salpeterwasser (8 Gramm reiner Salpeter aus der Drogenhandlung oder Apotheke auf 1 Liter Wasser) nachgeholfen werden. Bringen nach sechs bis acht Wochen oder auch nach Verlauf einer noch längeren Zeit die Beete keinen nennenswerten Ertrag mehr, so wird der Dünger in den Garten gebracht, der Raum gereinigt, stark ausgelüftet, die Wände mit Kalk gestrichen usw. Dann kann mit neuem Dünger eine neue Champignonanlage geschaffen werden. In einem Raum, der eine gleichmäßige Temperatur von 6—8° Reaumur (7,5 °C – 10 °C) hat, lassen sich das ganze Jahr hindurch Champignons ziehen.

Champignons im Fass anbauen

Eine besondere Art der Champignonkultur wurde vom Obergärtner Amelung erfunden: die Champignonzucht in Zementfässern. Gebrauchte Zementfässer werden mit dem in derüblichen Weise vorbereiteten Dünger bis zur Hälfte gefüllt; vorn wird ein kleines Brett vorgenagelt. Die Fässer werden im Keller aufgestellt. Sie erhalten eine Düngerunterlage und werden in frischen Pferdedünger eingefüttert; die Wärme des Düngers befördert den Pilzwuchs. Die Behandlung der Anlage ist reinlicher, auch kann der Raum durch das Übereinanderstellen der Fässer besser ausgenutzt werden. Im übrigen ist die Behandlung dieselbe wie bei gewöhnlichen Beeten.

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Erdbeeren

Die Abbildung zeigt eine Erdbeere (lat. Fragaria) der Sorte: "Alleinherrscher". Es handelt sich um eine schwarz-weiß-Zeichnung aus einem alten Gartenbuch aus dem Jahre 1899.
Erdbeersorte: „Alleinherrscher“

Auch wenn Erdbeeren kein direktes Gemüse sind, so ähnelt ihre Kultur doch der verschiedener anderer Dauergemüse. Daher haben wir sie hier mit aufgenommen.

Wer nur ein ganz kleines Stückchen Land sein eigen nennt, in dem sich weder Obstbäume noch Beerensträucher unterbringen lassen, kann noch als erstes und einziges nutzbares Gewächs die Erdbeere pflanzen. Schon ein Beet von wenigen Quadratmetern bietet jährlich eine Fülle der prächtigen und köstlichen Früchte. Dabei liefert ihr Anbau schnelle Erfolge. In diesem Jahre pflanzen wir und im nächsten Jahre haben wir eine volle Ernte. Oder wir pflanzen im Frühjahre und ernten schon eine Anzahl Früchte nach acht bis zehn Wochen — und dann weiter einige Jahre hindurch. Diese schnelle Ernte macht die Erdbeerpflanze besonders auch zur Ausnutzung von Pachtland wertvoll. — Obstgehölze sind auf Pachtland nicht mehr mit Vorteil zu ziehen, weil es zu lange dauert, bis sie Früchte bringen und weil die teuren Kosten der Anlage und vielen Jahre des Wartens in der beschränkten Dauer der Pachtzeit nicht voll ausgenutzt werden, hingegen wird mit der Erdbeerkultur das verfügbare Pachtland voll ausgenutzt und so bringt die Anlage bald hohen Gewinn.

Aber den höchsten Nutzen bietet der Anbau der Erdbeere dem, der die Frucht tadellos und in höchster Vollkommenheit frisch vom Beete pflücken will. In diesem Zustande der Vollendung lässt sich die köstliche Erdbeerfrucht nirgends kaufen. — Wer bislang nur gekaufte Erdbeeren genossen hat, kann die Köstlichkeit der edlen Beere gar nicht recht beurteilen. —

Ein Liter Erdbeeren zur Erdbeerzeit täglich morgens bei Tau gepflückt und nüchtern genossen, das ist eine der besten Kuren für Gesunde und Leidende.

Einteilung der Erdbeeren

Die Walderdbeere (Fragaria vesca), die überall in den Wäldern wild wächst, war wohl die erste Erdbeere, welche in Gärten angepflanzt und weiter gezüchtet wurde. Später kam dann auch die einheimische Hügelerdbeere (Fragaria collina) in Kultur und die Moschuserdbeere (Fragaria elatior), von welcher die früher viel gebaute Vierländererdbeere abstammt. Diese alle werden übertroffen durch die vor etwa 100 Jahren aus Amerika eingeführten drei großfrüchtigen Erdbeerarten: Karolinenerdbeere, Chili-Erdbeere, Virginische Erdbeere. Sie sind weiter gezüchtet, durch Kreuzung und Wiederaussaat zum Teil miteinander vermischt; die zahlreichen von ihnen abstammenden Sorten erhielten den gemeinschaftlichen Namen: großfrüchtige oder Ananaserdbeeren.

Die meisten wertvollen jetzt angebauten Erdbeersorten gehören hierher. Von den einheimischen Erdbeeren wird nur noch eine Abart der Walderdbeere, die „immertragende“ oder „Monatserdbeere„, angebaut. Die Verzeichnisse der Erdbeerzüchter führen zwar außer Monatserdbeeren und Ananaserdbeeren noch einige andere Arten auf; aber diese haben keine große Bedeutung. Die Unterscheidungsgrenzen sind schwer zu ziehen; in der Kultur besteht kein wesentlicher Unterschied. Es genügt, wenn wir unterscheiden: 1. großfrüchtige Erdbeeren, 2. Monatserdbeeren.

Großfrüchtige Erdbeeren

Anforderungen an das Land

Großfrüchtige Erdbeeren lieben ein Erdreich, welches bindig, kalkhaltig und humusreich ist; in losem, leichtem Sandboden und in humusarmem Boden kommen sie schlecht fort, selbst wenn es an Nahrung nicht fehlen sollte.  Unsere Sorge muss bei der Anlage eines Erdbeerbeetes daher nicht allein darauf gerichtet sein, dem Land die nötigen Düngerstoffe zuzuführen: wir haben vor allem auch zu beachten, dass das Erdreich die oben angeführten Bodeneigenschaften besitzt oder erhält. Findet sich ein Stück Land, welches von Natur aus schon lehmig und reich an Humus ist, um so besser; es wird noch einmal gedüngt und frisch bepflanzt. Ist das für Erdbeeren in Aussicht genommene Feld nicht von der gewünschten Beschaffenheit, so werden wir es bald mit den nötigen Zusätzen versehen. Eine Komposterde, die aus lehmigem Rasensoden oder aus gutem Lehm und Pferdemist aufgeschichtet wurde, leistet vorzügliche Dienste; sie wird in reichen Mengen auf das Land gebracht und untergegraben. Hierauf wird nochmals eine gute Schicht dieses Kompostes oben aufgebreitet.

Erdbeerbeete bringen durchschnittlich 3, 4 bis 5 Jahre guten Ertrag, je nach Sorte und Boden länger oder kürzer. Ist ihre Kraft erschöpft, lassen sie nach, und es ist gut, an einer anderen Stelle ein neues Beet anzulegen und das alte Beet umzugraben. Erst nachdem mehrere Jahre verflossen sind, dürfen an die gleiche Stelle wieder Erdbeeren gepflanzt werden.

Erdbeeren pflanzen

Vom 1. bis 5. August werden die Erdbeeren gepflanzt. Es ist ganz richtig, man kann auch zu jeder anderen Zeit pflanzen, vom März, wenn der Boden frostfrei wird, bis November. Der Anfang August ist und bleibt aber die beste Zeit. Man hat in dieser Zeit die ersten und kräftigsten jungen Pflanzen. Sie haben nach dem Verpflanzen bis zum Winter noch sehr viel Zeit, gut anzuwurzeln, sich kräftig auszubilden. Die im September und Oktober verpflanzten Beerensträucher wachsen nicht mehr so gut an, bleiben schwächer und kommen auch oft schlecht durch den Winter. Im Frühjahre kann man auch noch pflanzen, hat aber den Nachteil, dass diese Pflanzen im selben Jahre wenig Beeren tragen, während die im August vorher gemachten Anlagen, bei der ersten kommenden Ernte im Juni, schon recht reichlich Früchte bringen.

Es wird nun das Land, welches wir mit Erdbeere bepflanzen wollen und welches im selben Jahre schon eine Vorfrucht getragen haben soll – am besten Erbsen – mit kurzem Stalldünger recht reichlich gedüngt und einundeinhalb Spaten tief umgegraben. Dieses einundeinhalb Spaten tiefe Graben ist nach meinen Erfahrungen für Erdbeeren das Beste, was es gibt. Höchstens darf man zwei Spaten tief gehen. — Geht man tiefer, rigolt man das Land, so kommt zu viel rohe Erde empor, weshalb dann die Pflanzen schlecht anwachsen wollen, gräbt man jedoch das Land nur wie üblich, so haben später die Wurzeln nicht Raum genug sich auszudehnen und der Ertrag wird lange nicht so gut als wie auf einundeinhalb bis zwei Spaten tiefem Lande.

Die Beete werden in der üblichen Breite von 1,20 Meter abgeteilt und dann die ganze Fläche der Beete mit kurzem Dünger gleichmäßig so hoch bedeckt, dass vom Boden nichts mehr zu sehen ist. Die vor der Pflanzung gebreitete Düngerdecke erhält den Beeten die wohlthuende und notwendige Frische. Nun steckt man mit der Schnur drei Reihen, in sehr kräftigem Boden auch nur zwei Reihen, ab und pflanzt.

Der geringste Abstand für Erdbeeren ist 35 cm in den Reihen. Je nach Boden und Sorte wird man aber noch 5 oder 10, selbst 15 cm zugeben können. Durchschnittlich wird angegeben, sowohl die Reihen, als auch wiederum die einzelnen Stöcke 40 bis 60 Zentimeter weit zu setzen. In schweren Boden bringe ich zwei Reihen auf das 1,20 Meter breite Beet, in leichtem drei Reihen.  Bei der Bemessung des Raumes für die Erdbeerstöcke ist einmal die Bodenbeschaffenheit in Rücksicht zu ziehen, dann auch die Wuchskraft der einzelnen Sorten. Auf Sandboden, überhaupt auf leichtem Boden werden die Erdbeerstöcke nicht stark und nicht alt, müssen deshalb dichter gepflanzt werden, damit sie bald den Boden mit ihrer Belaubung bedecken. Auf feuchtem, schwerem Boden erreichen die Pflanzen ein größeres Alter und einen bedeutenderen Umfang, außerdem ist hier die direkte Wirkung der Sonne auf den Boden ganz erwünscht; wir pflanzen deshalb viel weiter.

Sorten, die früh tragen und die deshalb nicht sehr üppig und andauern wachsen, kann man (insbesondere auf leichtem Sandboden) auch so pflanzen, dass immer drei Pflanzen einen gemeinsamen Busch bilden. Die Pflanzen beschatten und schützen sich so gegenseitig, ihre Wurzeln breiten sich nach allen seiten hin aus, und es bilden sich immer schneller starke Büsche. Es wird dann schon im ersten Jahre das Beet voll bestanden und bringt gleich einen guten Ertrag:

Das Bild zeigt ein Schema, wie Erdbeeren (lat. fragaria" gepflanzt werden können: in Dreier-bündeln mit 35 cm Abstand in der Reihe. Die Skizze stammt aus einem alten Gartenbuch.
Eine Methode, Erdbeeren zu pflanzen: Drei Erdbeerpflanzen, im Dreieck 6 cm weit voneinander entfernt.

Es braucht sich niemand zu ängstigen, wenn beim Pflanzen von dem aufgestreuten kurzen verrotteten Dünger etwas mit nach unten kommt und an die Wurzeln gelangt. Die neuen Wurzeln treiben freudig in diesen Dünger hinein und die Pflanzen wachsen besonders üppig und kräftig. Mit Vorliebe wird an trüben Tagen gepflanzt. Anfang August ist es oft noch recht heiß. Auf keinen Fall dürfen Erdbeeren mittags gepflanzt werden, nur spät abends oder morgens. Nach dem Pflanzen wird gut angegossen. Nie dürfen die Erdbeerpflanzen auch nur die geringste Spur des Welkens zeigen. Es ist sonst Gefahr, dass sie eingehen. Gerade Erdbeerpflanzen sind besonders gut zu gießen, denn sie lieben die Feuchtigkeit.

Der Umgang mit geschwächten Pflanzen

Wer die Erdbeerpflanzen nicht selbst gezogen, sie auch nicht im Ort erhalten kann, sondern von auswärts schicken lassen muss, erhält sie meistens von der Reise etwas erschöpft, in der Regel überhaupt zu schwach, denn leider werden zu unglaublich billigen Preisen unglaublich schlechte Pflanzen angeboten und geliefert. Für 1,50 Mark kann man hunderte gute Erdbeerpflanzen überhaupt nicht ziehen. Wenn also die von auswärts bezogenen Pflanze nicht extra gut sind und auch keinen Erdballen an den Wurzeln haben oder ganz und gar schlecht bewurzelt sind, so werfen wir sie in einen Kübel mit Wasser und lassen sie eine halbe Stunde darin, nicht länger — das wäre gefährlich. — Inzwischen machen wir an geeigneter Stelle des Gartens ein Beet zurecht, 1 Meter breit und 1 Meter lang. Wir graben es und umgeben es mit Brettern, welche so tief in die Erde versenkt werden, dass nur ein 4 cm breiter Rand daraus hervorsieht. Dieser Rand hindert, dass das Wasser vom Gießen in den Weg läuft. Aus dem so eingefriedigten Raum wird nun eine Karre Erde weggefahren. Die weggefahrene schlechte Erde wird durch Komposterde, Mistbeeterde oder ganz alten, kurzen verrotteten Mist ersetzt. Die herbeigeschaffte gute Erde und der kurze alte Mist werden verteilt und durch Einhacken mit der vorhandenen Erde vermischt. Jetzt haben wir einen Platz, in dem

Die Abbildung zeigt eine schwarz-weiß-Zeichnung. In dieser befindet sich eine Erdbeerpflanze mit Wurzelballen auf einer Schaufel. Vermutlich wird die Erdbeerpflanze gleich in ein Beet gepflanzt.
Kräftige, junge Erdbeerpflanze mit Ballen.

Erdbeerpflanzen für einige Tage zu ihrer Erholung vorzüglich untergebracht werden und Wurzeln fassen, Schwächlinge sich kräftigen können. Hier in die gut vorbereitete Erde pflanzen (verstopfen) wir unsere erholungsbedürftigen Erdbeerpflanzen mit 8 bis 10 cm Abstand, gießen sie gut an und spritzen in der ersten Zeit noch täglich drei- oder viermal. Damit sie vor starker Sonnenhitze Schutz haben, wird ein Gerüst aus Bohnenstangen darüber gebaut, etwa 30 cm hoch und werden schmale Bretter, Zweige, Papierfenster oder Schattendecken darüber gelegt, aber nur von 10 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags und nur bei sonnigem Wetter. Morgens, abends und bei trüber Zeit wird unser „Erholungsbeet“ dem freien Licht und der Luft voll ausgesetzt. Schon nach drei Wochen sind die Erdbeerpflanzen aus solchem Beete gut angewurzelt und können mit schönem Ballen auf das für sie bestimmte Beet verpflanzt werden.

Erdbeeren selbst vermehren

Die Abbildung enthält eine schwarz-weiß-Zeichnung. Diese zeigt eine Erdbeerpflanze, die Ranken getrieben hat. Mithilfe dieser Ranken lassen sich Gartenerdbeeren gut vermehren.
Erdbeeren mit Ranken.

Wer alte Erdbeerbeete hat, wird übrigens aus Gärtnereien gelegentlich nur einige bessere neue Sorten schicken lassen, seinen sonstigen Pflanzenbedarf aber selbst ziehen. Hierzu ist die alte Erdbeerpflanze nach Möglichkeit behilflich, indem sie Ranken treibt. Diese Ranken sind eine besondere Eigentümlichkeit der Erdbeeren. Während andere Pflanzen sich damit begnügen, Samen zu tragen, aus denen neue Pflanzen ihrer Art entstehen, bringen die Erdbeeren nicht nur an jeder der wohlschmeckenden Beeren unzählige feine Samenkörnchen, sondern sie machen außerdem auch noch freiwillig Ableger: Jede kräftige Pflanze treibt lange fadenartige Gebilde mit einzelnen kleinen Blätterbüscheln. Diese liegen auf dem Boden auf, schlagen Wurzeln, und wenn sie Wurzeln haben, kann man sie von ihrem Mutterstock abtrennen und als neue Pflanzen zu neuen Anlagen benutzen. Haben die Ranken auf den alten Beeten Platz genug, so entwickeln sie sich zu sehr schönen Pflanzen, besonders wenn man die Vorsicht gebraucht die Spitzen abzuschneiden, damit alle Kraft der einen jungen Pflanze zu gute kommt.

Sollte der Raum auf den alten Beeten etwas eng sein, so empfiehlt es sich, die Rankenpflanzen, sobald sie einige Wurzeln haben, abzutrennen und auf besondere Erholungsbeete zu pflanzen, woselbst sie sich bald gut bestocken. Wer musterhafte, gute Pflanzen wünscht, darf an einer Mutterpflanze nicht mehr als höchstens vier junge Pflanzen wachsen lassen. Das gibt die besten Pflanzen zum Anlegen junger Beete.

Zur Anlage eines Erdbeerbeetes können niemals die alten Stöcke eines alten Beetes genommen werden, weder ganz, noch zerteilt.  Die Teile von alten Stöcken bewurzeln sich schlecht und werden nicht sehr lebensfähig. Beete aus geteilten Pflanzen sind immer im höchsten Grade lückenhaft. Erdbeerpflanzen aus Samen zu ziehen, ist ebenso wenig praktisch. Die Sämlinge sind ungleichmäßig, wuchern stark, tragen schlecht und bleiben in der Qualität weit hinter unseren guten, durch junge Rankpflanzen echten vermehrten Sorten zurück. Die neuen Pflanzen haben genau die Eigenschaften des Mutterstockes, denn es sind ja nur Teile desselben. So ist es also möglich, eine Sorte ganz echt vermehren zu können.

Die Abbildung zeigt einen Erdbeeren-Ableger der durch richtige Behandlung kräftig und stark gewachsen ist.
Richtige Behandlung der Ausläufer, um starke Pflanzen zu ziehen.

In früheren Zeiten pflegte man, um ein Erdbeerbeet anzulegen, die Rankenpflanzen einfach vom alten Beete, wo sie Wurzeln gemacht hatten, abzutrennen und gleich zu pflanzen. Neuerdings hat man ein verbessertes Verfahren kennen gelernt, welches schnelleres und reichlicheres Anwachsen sichert: Man lässt an jeder Ranke nur eine einzige Blattrosette und schneidet über dieser den Faden weg. Wenn es ausreicht, lässt man auch jeder Mutterpflanze nur 2 bis 4 solcher Ranken; man erhält also nur 2 bis 4, dafür aber um so kräftigere Pflanzen, denn diesen wenigen st römt jetzt die ganze Nahrung zu. Als doppelter Vorteil ist es zu betrachten, dass bei diesem Verfahren die Mutterpflanzen besser geschont werden.

Man kann auch kleine Blumentöpfe mit guter Erde auf den Erdbeerbeeten eingraben und die Ranken an der Bewurzelungsstelle leicht in die Töpfe drücken, um später eine Topfpflanze mit Wurzeln wegzunehmen. – Topfpflanzen und gut ausgebildete Rankenpflanzen werden sofort ausgesetzt, weniger bewurzelte können erst noch einmal verstopft werden. Man hebt sie vorsichtig aus, schneidet die Ranken bis auf einen 2 bis 3 cm langen Stummel ab und pflanzt dann mit 8 bis 10 cm allseitigem Abstand auf ein gut vorbereitetes Beet. Hier können sie, bis sie angewachsen sind, gegen Sonnenbrand und trocknen Wind für einige Tage durch Schattendecken, Papierfenster oder mit Kalk bestrichene Glasfenster geschützt werden. Luft muss Zutritt haben. Schon nach etwa acht Tagen treiben sie neue Wurzeln in die gute, mit kurzem Dünger durchsetzte Erde. Wenn man nach weiteren 14 Tagen mit dem Pflanzspaten aushebt, haben sie großen, vollen Wurzelballen und auch schöne Belaubung.

Die verstopften Erdbeerpflanzen sind kräftiger, stämmiger, widerstandsfähiger als die nicht verstopften. Wer deshalb für die Anlage von Erdbeerbeeten sich Pflanzen guter Sorten schicken lässt, kann gern für verstopfte (pikierte) Pflanzen höhere Preise zahlen. 

Pflege der Erdbeerbeete

Die Abbildung zeigt zwei Erdbeerpflanzen. Rings um diese Pflanzen wurde Stallmist gestreut, damit diese genügend Dünger erhalten.
Rings um jede Pflanze wird Dünger gebreitet.

Das Decken des Bodens mit Dünger ist eine Besonderheit der Erdbeerkultur und manche hervorragende Züchter führen ihre ausgezeichneten Erfolge in der Erdbeerkultur nur auf die Düngerdecke zurück. Diese Düngerdecke hält den Boden auch bei trockenem Wetter frisch. Sie wird von Regen- und Tauwasser ausgelaugt und bietet so den Pflanzen Nahrung; sie hat schließlich den ungeheuren Vorzug, dass sie den Boden erhöht und den kahlen Stamm bedeckt, den die Erdbeerpflanzen im Weiterwachsen bilden. — Das wissen selbst viele Gärtner noch nicht — die es doch genau wissen sollten! —, dass die ältere Erdbeerstaude einen kahlen, oft verzweigten Stamm über dem Boden bildet. Dieser kahle Stamm, durch den die Nahrung von den Wurzeln zu den Blättern und umgekehrt wandern muss, ist die Klippe, an denen die Dauer der Erdbeerenkultur oftmals scheitert. Im Sommer leidet der Stamm Not durch Trockenheit, im Winter durch Frost. — Dadurch, dass wir ihn völlig in eine Düngerdecke einhüllen, schützen wir ihn vor beidem. Zum ersten Mal wird Dünger zur Decke ausgebracht, wenn der Boden schon etwas erwärmt ist, vom 25. bis 30. April, das ist also kurz vor der Blüte. Es darf alter oder auch frischer Dünger sein, auch etwas strohig, so lange er sich gut in den Reihen verteilen lässt. Das Herz der Pflanze muss unter allen Umständen frei bleiben oder frei gemacht werden von aufliegenden Düngermassen, ebenfalls ragen sämtliche Blätter frei über die Düngerdecke hinweg. Im übrigen darf die Düngerdecke reichlich dick sein.

Ist die letzte Beere gepflückt, so wird der Rest der Düngerdecke mit der Hacke untergebracht, dann wird eine neue Decke aufgedeckt. Im Herbst wird der Rest des vorhandenen Düngers mit einem flachen, kurzen Spaten untergegraben oder mit der Hacke untergehackt. Darauf kommt von neuem eine Düngerdecke für den Winter. Zum Schutz der Blätter gegen Frost kann schließlich gegen Ende November, nicht früher, noch strohiger Dünger leicht übergestreut werden. Bei warmer Herbstwitterung würden die Erdbeerpflanzen leicht faulen und verstocken unter einer solchen Decke. Dieselbe wird auch im Frühjahre zeitig wieder abgenommen, die eigentliche Düngerdecke wird in der üblichen Weise untergehackt. Noch besser als Stroh oder strohiger Dung ist Fichtenreisig zum leichten Überdecken. Fichtenreisig ist leider für den Gartenfreund meistens schwer und teuer zu beschaffen.

Gründe für die Unfruchtbarkeit bei Erdbeeren

Die Zeichnung zeigt eine alte Frau, die mit einem Locheisen Löcher in den Boden bohrt. Diese Dienen zur Bewässerung eines Erdbeerbeetes.
Vorbereitung für die Untergrundbewässerung mit Hilfe des Locheisens. Die Löcher dienen dazu, dass das von den Erdbeeren dringend benötigte Wasser beim Gießen besser in den Boden eindringen kann.

Zuweilen sind die Erdbeeren im Hausgarten sehr unfruchtbar. Das kommt in der Regel daher, dass das Kraut der Erdbeeren auf den Beeten so dicht steht, dass kein Sonnenstrahl zu den Wurzeln dringen kann; das Laub deckt den Boden und schließt dicht zusammen. Dieser Zustand, der bei Rhabarber, Kohl und ähnlichen Kulturen sehr erwünscht ist, taugt für Erdbeerkultur entschieden nicht. Hier muss Raum zwischen den einzelnen Stöcken oder wenigstens zwischen den einzelnen Reihen bleiben. Damit das geschehen kann, ist zweierlei zu beachten:

  1. Wir pflanzen Erdbeeren nicht in vollen Schatten, sondern so, dass Luft und Licht hinzukommen.
  2. Wir setzen die Pflanzen in die vorgeschriebene Entfernung — nicht zu dicht.
  3. Wir lassen kein Unkraut aufkommen.
  4. Wir lassen in gutem Boden und in eingeschlossenem Garten niemals Ranken wachsen, weil durch diese Ranken nachträglich die Beete doch noch zu dicht werden würden.

Das pünktliche Entranken ist bei der Erdbeerkultur eine große Hauptsache. Es gibt zwar auch Kulturverfahren, bei welchen die Ranken frei wachsen dürfen; aber diese Kulturverfahren sind nur unter wenigen ganz bestimmten Verhältnissen angebracht. Die Regel heißt: die Ranken müssen weggeschnitten werden und zwar am besten erst mal gleich nach der Blüte, noch vor der Fruchtreife, damit die Nahrung und die Luft den Früchten nicht entzogen wird und diese besser reif werden. Gleich nach Aberntung der Früchte schneidet man dann nicht nur sämtliche Ranken, sondern auch gleich den größten Teil der Blätter weg. – Dieses Wegschneiden der Blätter bis auf wenige Herzblätter hat den großen Vorteil, dass die Pflanze nicht mehr so wild Ranken treibt und sich hierdurch nicht entkräftet. Während der heißen Sommertage machen dann unsere Erdbeerpflanzen eine gewisse Ruhe und Schonzeit durch und kommen erst gegen den Herbst hin wieder gut in den Trieb; sie bilden dann schöne Blütenknospen vor für das folgende Jahr.

Ich sagte, dass Erdbeeren nicht in vollem Schatten stehen dürfen. Gelegentlich sieht man unter Bäumen recht gute und fruchtbare Erdbeerstöcke. Leichter Schutz durch einzeln stehende Bäume ist in freier, luftiger Lage sehr zuträglich. — Wie dicht der Schatten sein darf, richtet sich viel nach sonstigen Verhältnissen. Wenn im eingeschlossenen Garten die Baumpflanzungen etwas dicht stehen, so leiden die Erdbeeren doppelt: Mangel an Licht und Mangel an Luft; beides zugleich können sie nicht vertragen. Sie gehen nicht etwa zu Grunde, im Gegenteil, sie wachsen sehr freudig, sehen sehr gesund aus, sie treiben unbändig lange Blattstiele, ein Blatt am anderen. Diese üppig belaubten Erdbeerbeete, die immer nur Blätter treiben und sehr wenig Früchte tragen, finden sich häufig, und selbst Gärtner wissen nicht, was sie machen sollen. Nachdem wir aber erkannt haben, woher der geile Blattwuchs und die Unfruchtbarkeit rühren, wissen wir, worauf es bei der Erdbeerkultur ankommt: Die Anlagen müssen so eingerichtet werden, dass dauernd Luft zu den Wurzeln dringt. Je eingeschlossener und schattiger der Garten ist, desto weiter sind die Stöcke zu pflanzen.

Erdbeeren – Sortenwahl

Es gibt nun noch einen nicht seltenen Grund für die geringe Fruchtbarkeit der Erdbeerbeete und dies ist schlechte Eigenschaft der Sorte. Es gibt Sorten, die selbst in ungünstigen Verhältnissen und Jahren noch recht leidlich tragen.

Für das gute Gelingen einer Erdbeeranlage ist nötig, dass man nur gute Sorten pflanzt: Nicht zuviele Sorten, nur die besten, möglichst für jede Reifezeit einige: früher, mittelfrühe und späte. Von den 2- bis 300 Sorten, die in den Verzeichnissen und Sammlungen der Erdbeerzüchter geführt werden, bewähren sich immer nur sehr wenige: hier diese, dort jene. Klima, Bodenbeschaffenheit, auch Jahreswitterung lassen bald die eine, bald die andere Sorte mehr zur Geltung kommen. Will man für seine Verhältnisse die beste und passendste Sorte kennen, so wird man etwa 30, 40 und 50 gute empfohlene Sorten probeweise anbauen, nach mehrjährigem Versuche alles Mittelmäßige und Geringe ausschneiden und nur das Beste zur Weiterkultur beibehalten. – Einzelne Sorten erweisen sich so ziemlich überall gut.

Als dankbarste Erdbeersorte gilt gegenwärtig die Sorte „Noble“. Sie reift früh, Anfang Juni, bringt viele große, runde, schöne rote Früchte von angenehmen Geschmack. Gleichzeitig mit Noble reift die ähnliche aber noch wohlschmeckendere neue Sorte „Sieger“, bald darauf

Die schwarz-weiß-Abbildung zeigt Früchte der Erdbeersorte: "König Albert"
Erdbeersorte: „König Albert“
Die schwarz-weiß-Zeichnung zeigt eine Erdbeerpflanze der alten Erdbeersorte: "Noble". Man sieht, dass die Pflanze mit vielen großfrüchtigen Erdbeeren behangen ist.
Erdbeeren – Sorte: „Noble“.

„Alleinherrscher“. Eine gute mittelfrühe Erdbeere ist „Aprikose“. Als beste zum Einmachen gilt „La Constante“, länglich, rot. Die Perle der Erdbeeren ist die Sorte: „König Albert von Sachsen“, eine kräftige und widerstandsfähige Pflanze. Die Frucht ist sehr groß, sehr süß und von ausgezeichnetem Wohlgeschmack; auch eignet sie sich sehr gut zum Einmachen. Die letzte Sorte ist die säuerliche, fleischfarbige „Lucida perfecta“. Die Früchte reifen erst im August und sind angenehm säuerlich. Der Wuchs der ganzen Pflanzen ist ein kurzer, gedrungener; die dunkelgrünen Blätter sind besonders widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten. Man rechnet diese Sorte vielfach zu den „Chili-Erdbeeren“; wenn sie hierher gehört, so ist sie ebenfalls die würdigste Vertreterin dieser Gruppe. Unter den neueren Spätsorten ist „Korbfüller“, eine ausgezeichnete und ergiebige Sorte.

Schließlich bringt ein Beet mit Monatserdbeeren (Sorte Berger), wenn es denn fleißig gegossen wird, den ganzen Sommer hindurch Früchte.

Monatserdbeeren anbauen

Die schwarz-weiß-Abbildung zeigt Monatserdbeeren.
Monatserdbeere.

Die Monatserdbeeren, welche fast ununterbrochen bis zu den Spätfrösten im Oktober blühen und tragen, sind an den Boden noch anspruchsvoller als die Ananaserdbeeren. Zur stetigen Ernährung der vielen Früchte verlangen sie einen unerschöpflich fruchtbaren Boden. Besonders feucht muss der Boden sein, wenn er nicht durchlässig und täglich gegossen werden kann. Das Land, welches mit Monatserdbeeren bepflanzt werden soll, muss sehr humusreich sein. Eine reichliche Düngung mit gutem Kompost bringt Vorteile.

Zur Anpflanzung kann man ebenfalls junge Rankenpflanzen benutzen; aber auch aus Sanen gezogene junge Pflanzen sind gut und fruchtbar, besonders wenn es gelingt, eine Sorte zu ziehen, welche sich aus Samen echt fortpflanzt. Es werden von guten Monatserdbeeren die besten Früchte ausgesucht, halbiert und zum Trocknen auf Glasscheiben usw. ausgebreitet. Sind die kleinen Samenkörnchen trocken, so reinigt man sie von den anhaftenden angetrockneten Schleimteilen und kann sie dann entweder sofort oder im nächsten Frühjahr säen.

Aussaat der Monatserdbeeren

Die Aussaat geschieht wegen der Feinheit der Samen dünn in Töpfe. Unten in den Topf kommt zunächst eine Lage Scherben, hierauf etwas Moos oder Torfbrocken; obenauf gute, kräftige, alte Früh beeterde, die etwas festgedrückt wird. Man streut den Samen dünn auf, deckt noch etwas Erde darüber, drückt wieder fest, feuchtet die Saat an und legt eine Glasscheibe auf. An warmen Orten werden nach 2 bis 3 Wochen die ersten Keimblättchen der Erdbeeren sich zeigen.

Haben die Pflänzchen das dritte Blatt erreicht, werden sie ausgehoben und in einen Kasten mit guter Erde verstopft. Sobald sie dort kräftig genug geworden sind, werden sie auf Gartenbeete ausgepflanzt. Die noch zarten, sehr empfindlichen Pflänzchen müssen eine sehr sorgsam bereitete, mürbe, durchlassende Erde erhalten. Das ganze Beet wird bei heißem, trockenem, sehr sonnigem Wetter mittags mit einer Schattendecke überdeckt, abends und morgens freigemacht und fleißig bespritzt.

Die Anpflanzung der Monatserdbeeren geschieht mit Vorliebe im Frühjahr sehr zeitig auf die bereits im Herbst gut vorbereiteten Beete. Man setzt 3, auch 4 Reihen auf ein Beet und die Stöcke in den Reihen nur 30 cm weit. Auch an mäßig schattigem Ort kommt die Monatserdbeere gut fort. Sie liebt ein frisches, feuchtes Erdreich. Dort, wo das Land von der Sonne ausgedörrt wurde, gedeiht sie nicht. Eine gute Düngerdecke, die recht oft erneuert wird, ist von Nutzen. Bei Trockenheit muss öfter gegossen werden.

Eine Monatserdbeeranlage sollte nie länger als ein Jahr an der gleichen Stelle bleiben, weil sie schon im zweiten Jahre gewaltig im Ertrag nachlässt. Das alljährliche Umpflanzen macht keine allzugroße Mühe.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Fruchttragende Gemüse

Das nachfolgende „alte“ Wissen stammt aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) von Johannes Böttner. Die Artikel wurden zusammengeführt und für bessere Lesbarkeit leicht angepasst bzw. umsortiert. Entsprechende Zwischenüberschriften wurden ergänzt.

Allgemeiner Hinweis: Angenommene Beetbreite für ALLE Kulturen: 1,20m (Wichtig zu wissen, da im Folgenden nur die Abstände der Pflanzen in der Reihe angegeben werden)

Tomaten

Aussaat und Pikieren der Tomaten
Eine schwarzweiß Fotografie einer Tomate (lat. Solanum lycopersicum) der Sorte "Werdersche" (Synonym: Ficarazzi). Die Fotografie entstammt aus einem alten Gartenbuch von 1899.
Tomate, Sorte: „Werdersche“.

Aussaat im Februar oder März in Töpfe, die an das Zimmerfenster gestellt werden. Nach vier Wochen werden die Pflanzen verstopft, nach weiteren vier Wochen einzeln in Töpfe von der Größe einer Kaffeetasse gepflanzt. Haben sie diese Töpfe durchwurzelt, so kommen sie in größere Töpfe. Nach jedem Verstopfen/Pikieren liegen die Pflanzen wie welk da; nachdem sie aber kräftig überbraust sind, stehen sie am nächsten morgen schon ganz frisch und wachsen lustig weiter. Die Töpfe können in das Mistbeet gestellt werden. Für den Hausbedarf sind sechs Pflanzen genug. Man braucht deshalb nur die kleinste käufliche Saatmenge und hat daran für mehrere Jahre.

Der passende Standort
Eine schwarz-weiß-Fotografie von einem Tomatenfeld. Angebaut wurde hier die Tomatensorte: "Dänische Exporttomate". Man sieht, wie die Tomaten voll mit Früchten hängen und an einen Pfahl zur entsprechenden Stütze angeheftet wurden.
Ein Tomatenfeld, Freilandtomatenanbau. Sorte: Dänische Export-Tomate

Die Tomaten, die sehr frostempfindlich sind, werden erst nach den

„kalten Tagen“ am 20. Mai in den Garten gepflanzt. Je größer bis dahin die Pflanzen in den Töpfen herangewachsen sind, um so früher ist Ertrag zu erwarten. Zum Aussetzen ins Freie eignet sich ein Platz, welcher sehr sonnig und sehr geschützt ist; am besten ist ein Garten, der in Nord, Ost und West von Mauern oder Gebäuden eingeschlossen wird, nach Süd aber freiliegt. Hier kann man die Tomaten an einer südlichen Spalierwand ziehen, aber auch vor der Wand an einem niedrigen Lattengerüst, zur Not auch ohne jedes Hilfsmittel an freiem Spalier oder an einzelnen Stengeln. Hat das Gelände nach Süden hin etwas Fall, so ist das sehr angenehm, denn hierdurch erwärmen sich Boden und Luft besser, und das ist gerade für Tomaten sehr viel wert. Im Gegensatz zu Gurken brauchen Tomaten keine Luftfeuchtigkeit; sie brauchen aber sehr viel Wärme, mehr als alle anderen Pflanzen, denn die leuchtendroten Früchte (Paradiesäpfel) werden nur durch große Wärme zur Reife gebracht.

Tomaten auspflanzen
Das schwarz-weiß-Foto zeigt ein Tomatenspalier an einem geschützten Gartenzaun und entstammt aus einem alten Gartenbuch von 1899.
Anbau von Spaliertomaten

Die Pflanzen wollen einen kräftigen Boden haben; am besten ist vorherige Düngung mit gutem Kompost, welche gleichzeitig den Boden lockerer und wärmer macht. Im übrigen sind gerade Tomaten in Hinsicht auf den Dünger nicht wählerisch, nur viel verlangen sie, sehr viel. Man pflanzt Tomaten am liebsten einreihig; der Abstand beträgt mindestens 60 cm. Sollen bei größeren Kulturen mehrere Reihen nebeneinander gepflanzt werden, so ist den Reihen ein Abstand von 1,20 m dienlich.

Tomaten beschneiden
Das schwarzweiß Bild zeigt eine ausgegeizte Tomatenpflanze. Es wurden alle Seitentriebe entfernt und man sieht nur noch die Blüte und die Früchte.
Eine ausgegeizte Tomatenpflanze. Alle Seitentriebe wurden entfernt.

Da viele Tomatensorten im Wachsen eine überraschende Schnelligkeit an den Tag legen, muss dem Beschneiden der Pflanzen einige Aufmerksamkeit zugewendet werden. Würde man diese Pflanzen sich selbst überlassen, so würden sie so unbeständig wachsen und treiben, dass vor lauter üppigem Laub keine einzige Frucht reifen könnte. Durch das Ausschneiden (Ausgeizen) von Trieben  wird Luft geschaffen für eine bessere Ausbildung der Früchte.

Der Schnitt von Tomaten (das Ausgeizen) ist sehr einfach: Jede Pflanze erhält einen Pfahl; der Haupt- und Mitteltrieb wird an diesen Pfahl geheftet. Es bilden sich massenhaft Seitentriebe, diese Seitentriebe werden sämtlich ohne Ausnahme weggeschnitten. Es bleibt nur das Hauptblatt stehen. Alle acht Tage sieht man nach und nimmt immer wieder die Triebe weg, die neu entstanden sind. Die Verlängerung des Haupttriebes wird jedes mal an den Pfahl geheftet. Der unverzweigte Stamm wird sich hierauf in seiner ganzen Länge mit Früchten bekleiden. Anfang September hat nun der Stamm, d.h. der einzig ungestörte Haupttrieb, eine Höhe von etwa 1,70 Meter am Pfahl erreicht, jetzt wird seine Spitze gekappt, damit die Kraft in die vorhandenen Früchte treibt. Dies ist die richtigste und beste Kultur und auch die am leichtesten zu erlernende, weil ein Durcheinander von Trieben wie sich dies bei den Tomaten gern einstellt, hier nicht vorkommen kann.

Viele ziehen auch die Tomaten nicht mit einem einzigen, sondern mit zwei oder drei Armen. Die Behandlung wird dadurch nicht schwieriger. Jeder einzelne Arm wird genau und streng wie ein unverzweigter Hauptstamm behandelt. Solche zwei- und dreiarmigen Tomatenpflanzen werden am besten an niedrige Spaliere angeheftet.

Topfkultur der Tomaten

Wenn man in einer rauhen Gegend wohnt, in einer Gegend mit kaltem Boden, in dem selbst die gut vorgebildete Tomate es nur spät zu reifen Früchten bringt, geht man einen Schritt weiter und verschafft sich Blumentöpfe von 20 cm lichter Weite, auch größer. In diese Töpfe mit guter, nahrhafter Rasen- und Mistbeeterdenmischung werden dann nach richtiger Vorzucht die Tomaten gepflanzt; wenn das Anwachsen erfolgt ist, werden sie passend sonnig und frei aufgestellt. Sonne und Luft, die die Töpfe umspülen, können hier ganz anders die Wurzeln erwärmen als im geschlossenen, kalten Boden.

Die Topfwände hemmen den Wuchs; die gute Erde, unterstützt durch öftere Düngergüsse, fördert den Fruchtansatz, die gute Ausbildung der Früchte. Es findet hier etwas Ähnliches statt wie beim Topfobst: Späte Winteräpfel und Birnensorten, die im nördlichen Deutschland im freien Gelände die notwendige Reife nicht mehr erlangen, werden als Topfbäume noch prächtig und köstlich. Nur eins darf hier wie dort nicht fehlen: Tägliches Nachsehen und Gießen, selbst bei Regenwetter, und wöchentlich zwei-, auch dreimal ein Düngerguss.

Die Töpfe dürfen nicht mit Erde vollgefüllt werden. Es muss ein Rand bleiben (mind. 3 cm), um das Gießwasser aufzunehmen, sonst verkommen und vertrocknen die Pflanzen.

Im Herbst, wenn es kühl wird, können die Tomatenköpfe zum Nachreifen ins Gewächshaus gebracht werden.

Tomatensorten und Verwendung
Der Scan zeigt eine schwarz-weiß-Zeichnung der Tomatensorte: "Miß Alice Roosevelt" Nebenher ein preisgekröntes Tomatenrezept aus einem alten Gartenbuch von 1907 in altdeutsch geschrieben.
Tomate Sorte: „Miß Alice Roosevelt“.

Die Zahl der Tomatensorten ist eine schier endlose. Wer nicht in außergewöhnlich warmen Gegenden lebt, läuft Gefahr, dass die Tomaten zu spät reif werden. Es sind für Norddeutschland nur Sorten von frühester Reife zu verwenden. Sicherer reif wird „Wunder von Italien“, eine Sorte mit vollen Büscheln und kleinen, länglichen Früchten zum Ganzeinmachen. Die Sorte „Geisenheimer frühe“, auch unter dem Namen „Johannisfeuer“ im Handel, ist besonders schwachwüchsig und sehr frühtragend; aber die Früchte sind gerippt. Der Handel bevorzugt glattfrüchtige, runde Tomatensorten. Als solche nenne ich: „Dänische Export“, „Allerfrüheste Rote“ und „Alice Roosevelt“.

Erfreulicherweise bürgert sich die Tomate mehr und mehr in unseren Kulturen ein. – Die „Liebesäpfel“ liefern roh einen ausgezeichneten Salat, der ähnlich wie Gurkensalat mit Öl, Pfeffer und Zwiebeln, aber ohne Essig zubereitet wird. Ferner bereitet man eine sehr gute rote Suppe. Überhaupt dienen Tomaten dazu, jede Fleischbrühe kräftiger und schmackhafter zu machen und werden hierin nicht von einem anderen Suppengemüse erreicht. Gekochtes Rindfleisch wird durch Zugabe von Tomatensauce (Tunke) schmackhaft. Gemüsen, wie Bohnen, kann durch Beigabe von Tomatenextrakt ein eigenartiger, sehr pikanter Geschmack gegeben werden. Die Verwendung der Tomaten in der feinen Küche ist eine so vielseitige, dass man ein dickes Rezeptbuch damit füllen könnte.

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Eierfrucht

Synonyme: Aubergine

Als nahe Verwandte der Tomate hat die Eierfrucht (Aubergine) mit dieser in der Behandlung viel Übereinstimmendes; aber die Eierfrucht leidet noch mehr unter dem Einfluss unseres kühlen deutschen Klimas, kühl wenigstens im Vergleich zum sonnigen Italien.

Die Eierfrucht ist also noch mehr als die Tomate auf sehr frühzeitige Aussaat und Topfkultur angewiesen. Man sät im Januar, verstopft mehrmals in das Mistbeet oder in immer größere Töpfe und gibt schließlich Töpfe von 25 cm Durchmesser. Kann man die Eierfrucht recht lange unter Glas halten, dann ist’s um so besser: Entwicklung und Reife werden dadurch beschleunigt; allerdings ist auch die Behandlung etwas mühevoller. Tägliches Nachsehen und Gießen ist auch bei den Töpfen nötig, die im Freien stehen.

Die beste, schmackhafteste Sorte Eierfrucht/Aubergine (Solanum Melongena) ist die lilafarbige Art. Reif ist die Frucht, sobald sie sich richtig gefärbt hat. Zubereitet wird dieses Gemüse, indem es in Scheiben gesch nitten und in Butter geschmort wird. Man kann Hammelfleischwürfel und Tomaten zugeben. Ebenfalls können die Scheiben in Butter gebraten werden; oder die Frucht wird ausgehölt und mit Hackfleisch gefüllt.

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Pfeffer

Synonyme: Paprika, Chili

Die Abbildung zeigt reife Chili-Schoten vom Büschel-Pfeffer. Nebendran befindet sich ein Text auf altdeutscher Schrift, der etwas über den Anbau von Chili in Deutschland verrät.
Büschel-Pfeffer (Chili)

Die glänzend gefärbten Schoten des Gartenpfeffers (Chili) in ihren mannigfaltigen Formen bilden in Italien einen wichtigen Bestandteil der Gemüsemärkte. In Deutschland werden sie seltener angebaut; hier ist die Reife der Früchte wegen der kühlen Witterung schwieriger und die Behandlung müheseliger. 

Der Pfeffer liebt sehr viel Wärme; wird ihm diese in der richtigen Weise gewährt, so ist auch ein Erfolg bei uns nicht ausgeschlossen. Zunächst ist die Aussaatzeit eine sehr frühe. Noch im Februar sät man in das Mistbeet, oder wenn man es haben kann, schon im Januar in Saattöpfe, die warm und hell im Gewächshaus aufgestellt werden.

Die jungen Pflanzen werden dann in Töpfen hell und warm zu hübschen, kräftigen Exemplaren herangezogen. Die Töpfe stehen anfangs im Gewächshaus, später werden sie nebeneinander in das Mistbeet eingesenkt. Bis Juli müssen die Pflanzen Blüten zeigen, denn sonst können die Schoten bis zum ersten Herbstfrost nicht mehr reifen. Da der Pfeffer zur guten Ausbildung von Pflanze und Früchten einen reichen Boden mit viel Nahrung braucht, so ist den Töpfen eine kräftige Mistbeeterde zu geben; es helfen später auch Düngergüsse von aufgelöstem Kundünger.

Man sucht nun den wärmsten Boden und die wärmste Lage zum Auspflanzen der Pfefferpflanzen aus. Das Sicherste ist, sie werden in die Mistbeete gepflanzt. Auch in große Töpfe kann man sie pflanzen. – Eine Einrichtung, die es möglich macht, im Notfall, bei anhaltender, kalter, trüber Witterung Glasfenster aufzulegen, um hierdurch Schutz zu gewähren und die Reife zu beschleunigen, ist empfehlenswert.

Die wertvollsten und unserem deutschen Gaumen am besten zusagenden Sorten des Gartenpfeffers (Chili, Paprika) sind die großfrüchtigen milden Pfeffer. Sie sind wohlschmeckend und bekömmlich wie jedes andere Gemüse. Dagegen gibt es auch Sorten (und das sind vorzugsweise diese kleinfrüchtigen), die so scharf und beißend sind, dass sie für uns ganz unverwendbar bleiben.

Ein Deutscher, der viele Jahre in Italien lebte, gibt über die Verwendung der großen, milden Pfefferschoten die folgende Anleitung: Man isst die ganz süßen Sorten roh als Obst. Man legt sie, wenn sie sich eben zu färben beginnen und noch halb grün sind, in guten Weinessig. So halten sie sich ein Jahr lang und werden zum Verspeisen in Streifen geschnitten und mit Kapern, Sardinen als Vorspeise, um den Appetit zu heben, gegeben.

Die reifen Früchte werden geviertelt und auf einem Rost mit leichtem Kohlenfeuer einige Minuten lang geröstet. Danach wird noch warm die äußere Haut abgezogen und diese dann kalt mit Essig und feinem Olivenöl als Salat verzehrt. Ein sehr feines Gericht! Die Früchte, wie oben behandelt und mit Butter und Parmesankäse leicht angebraten, sind ebenfalls delikat.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Küchenkräuter – Böttners Gemüsebauanleitung

Das alte Wissen stammt aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) von Johannes Böttner. Die Artikel wurden zusammengeführt und für bessere Lesbarkeit leicht angepasst.

Allgemeiner Hinweis: Angenommene Beetbreite für ALLE Kulturen: 1,20m

Allgemeines

Küchen- und Würzkräuter werden in großer Zahl gebaut, aber es haben nur wenige von ihnen allgemeine Bedeutung, von anderen ist die Verwendungsart nicht bekannt, teilweise auch nicht beliebt. Der Anbau ist im Allgemeinen ein sehr einfacher. Man schafft an passender Stelle im Garten eine Rabatte, eigens für die Küchenkräuter. Hierhin pflanzt man die Kräuter, die man aus einer Gärtnerei kauft. Anzucht aus Samen lohnt nur für jene Arten, von denen man mehr als drei bis fünf Pflanzen braucht. Die meisten hier nicht benannten Arten sind ausdauernd und werden in der Regel durch Teilung vermehrt.
Das Kräuterbeet, auf welches nach Belieben auf jeden freien Platz (durchschnittlich mit 30 cm allseitigem Abstand) die Kräuter gepflanzt werden, erhält keinen frischen Stalldünger, sondern wenn je einmal nötig, alten Kompost. Vieles Düngen ist übrigens dem Kräuterbeet nicht dienlich, weil dadurch zwar die Üppigkeit des Laubes begünstigt wird, das Aroma aber Schaden leidet.
Die wichtigsten Küchenkräuter, die teilweise nicht ausdauernd, sondern einjährig sind, sind folgende:

Bohnenkraut

Synonym: Gurkenkraut, Boretsch, Pfefferkraut

Die Abbildung zeigt eine Boretsch-Pflanze (lat. Borago officinalis). Im weiterführenden Artikel ist der Anbau von Boretsch bzw. Gurkenkraut beschrieben.
Blütenrispe des Boretsch.

Aussaat 1. bis 5 April, wird genau so behandelt wie Majoran, ist aber nicht so empfindlich und anspruchsvoll bei der Aussaat. Der Samen kann auch gleich auf das Beet gesät werden, auf welchem sich später die Pflanzen entwickeln sollen. Man gibt sieben Reihen auf das Beet und gibt den sehr feinen Samenkörnern einzeln etwa 1 cm Abstand. Die kleinste käufliche Saatmenge reicht für mehrere Jahre. — Bohnenkraut wird grün verbraucht als Würze für Bohnen und Puffbohnen. Man kann es auch trocknen für den Winter, als Würze für die eingeschnittenen Salzbohnen.

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Majoran

Synonyme: Wurstkraut

Aussaat 1. bis 5. April. ¼ Gramm Samen liefert weit mehr Pflanzen als gebraucht werden, trotzdem viele Samen nicht keimen. Gesät wird in sehr feine Erde, da der Samen von Majoran sehr fein ist. — Am sichersten ist die Aussaat in das Mistbeet, im Freien geht der Samen nur bei gutem Wetter und guter Behandlung auf. Weil der Samen sehr fein ist, wird der Boden mit Komposterde vermischt und dadurch feinkörniger gemacht. Man verpflanzt Majoran einzeln oder zwei, auch drei Pflanzen zusammen, wenn die Pflanzen 7 cm hoch sind, 8 Reihen auf ein Beet (1,20 Meter) und 10 cm Abstand in der Reihe. Kurz vor der Blüte werden die Stiele 6 cm über dem Boden abgeschnitten, in Bündel gebunden und unter dem Dach auf luftigem Boden zum Trocknen aufgehängt. Der getrocknete Majoran dient als Wurstkraut, zu Saucen etc. Er gibt auch vorzüglichen Tee gegen Husten. Die geschnittenen Pflanzen treiben wieder aus, man kann bis zum Frost insgesamt dreimal schneiden.

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Dill

Wächst in vielen Gärten wild und sät sich leicht selbst aus. Wer einmal Dill im Garten hat und drei oder vier Pflanzen stehen lässt bis sie Samen tragen, braucht sich keine Mühe weiter zu geben. Junge Pflanzen kommen im folgenden Jahre wie Unkraut und es werden nur einige an passender Stelle beim Jäten verschont. Der Dill kann leicht überhand nehmen und sobald mehr wächst als notwendig, muss der überzählige als Unkraut behandelt und rechtzeitig ausgejätet werden, sonst wird er lästig. Aussaat da, wo er nicht wild wächst oder nur auf bestimmtem Beet geduldet werden soll, 1. bis 5. Oktober. Frühjahrsaussaat keimt unsicher und nur bei langanhaltender Feuchtigkeit. Der junge Dill ist die feinste Würze für Salat und Spinat. Mit letzterem ein Dutzend junge Stielchen mit Blättern zu kochen. Der ältere, blühende Dill ist Würze für Einmachegurken (saure Gurken).

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Petersilie

Die wilde Pflanze Petersilie ist nach zwei Richtungen hin vervollkommnet worden. Einmal hat man die im Urzustand dünne Wurzel zu einer fleischigen, dicken Rübe „Wurzelpetersilie“ umgewandelt und zum andernmal ist zwar die Wurzel dünn geblieben, aber das einfache, dünne Blatt ist zum zierlich und feingekrausten Gewächs ausgebildet „Schnittpetersilie“.
Aussaat 1. bis 5. März in Reihen auf zwei cm ein Samenkorn, also für 12 Meter Länge 1 Gramm Samen — in schlechtem Boden mehr. — Petersilie gedeiht überall, wo ein passender Platz zu einer Einfassung ist. Sollte der Boden gar zu schlecht sein, wird etwas gute Erde in die Rillen gethan. — Beim Versäumen der rechten Säzeit kann noch den ganzen Sommer hindurch gesät werden. Der Samen liegt aber mehrere Wochen, bevor er keimt.
Bei trockenem Wetter wird der Samen in den Rillen etwas angegossen.

In der Abbildung ist ein gezeichneter Petersilientopf zu sehen. Rechts daneben steht eine Anleitung zum Petersilienanbau aus einem alten Gartenbuch.
Petersilientopf

Die Blätter werden als Würze zu Suppen und Saucen und Gemüsen allen übrigen Würzkräutern vorgezogen. Es dürfen aber nie alle Blätter einer Pflanze abgeschnitten werden, sondern immer nur einzelne. Auch beginnt der Schnitt erst, wenn die Pflanzen kräftig sind und mindestens zehn Blätter haben.
Die Wurzeln dienen zum Kochen in Suppe oder zu Fisch. Die Blätter liefern zu den verschiedenen Suppen, Tunken und Gemüsen jene Würze, ohne welche selbst die einfachste und nüchternste Küche nicht auskommen kann. Früher wurden Wurzel- und Schnittpetersilie getrennt angebaut, jedoch ist es jetzt gelungen eine Sorte zu züchten, welche beide Eigenschaften, krauses Blatt und fleischige Wurzel, in sich vereinigt. Es handelt sich um die Sorte: Petersilie „Ruhm von Erfurt“. Die Wurzeln werden im November ausgegraben und in Erde eingeschlagen unter leichter Reisigdecke durchwintert. Verwendung der Wurzeln das ganze Jahr hindurch.

Sehr hübsch ist für die Anzucht des Winterbedarfs an Schnittpetersilie der Petersilientopf. Die Petersilienpflanzen werden im Herbst im Garten ausgegraben, die Blätter bis auf einige Herzblätter abgeputzt und die Wurzeln durch die Löcher in den Topf gezogen, nur die Blattköpfe bleiben frei. Das Innere des Topfes wird mit Erde gefüllt. Diese Petersilientöpfe sind in den meisten Töpfereien zu haben. Ein besonders praktischer Topf wird von der Tonwarenfabrik Etruria in Seegerhall bei Neuwedel angefertigt. Er hat oben einen Einsatz, in den Schnittlauch gepflanzt werden kann, den man im Winter ebenfalls gebraucht.

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Esdragon (Estragon)

Kann nicht durch Samen vermehrt werden. Allen aus Samen gezogenen Estragonpflanzen fehlt das wichtigste, das Aroma. Man muss also von einer guten aromatischen Estragonpflanze ein Stück mit Wurzel abtrennen und pflanzen. Dies kann zu jeder Jahreszeit geschehen, am besten jedoch im April und August. Estragon darf nicht an zu fett gedüngte Stellen gepflanzt werden. Die Triebspitzen von Estragon werden den ganzen Sommer hindurch, vorn Austreiben im Frühjahre ab, zu Saucen und Suppen benutzt. Außerdem liefert Estragon die edelste Würze für Essig und Mostrich (Estragonessig).

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Thymian

Aussaat 1. bis 5. April auf das Kräuterbeet oder als Einfassung oder an eine sonst geeignete Stelle an der der Thymian ungestört einige Jahre stehen kann. Man kann den Samen auch auf die Saatbeete zwischen andere Sachen streuen und die Pflanzen an passende Stelle weiter verpflanzen. Thymian lässt sich sehr leicht verpflanzen; er ist ausdauernd und kann einige Jahre an derselben Stelle bleiben, später kann man die Büsche ausheben, zerteilen und die einzelnen Teile wieder pflanzen, am besten im April. Thymian will trockenen Boden haben; in feuchtem Boden oder wo viel gegossen wird, geht er leicht ein. Verwendet werden die Triebe (Stengel) als Würze zu Suppen und Saucen.
Sowohl für Thymian als auch für Estragon sollte dem Boden Kalkschutt beigemischt werden.

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Kümmel

ist zweijährig; er wird nicht im Gemüsegarten, sondern gewöhnlich auf dem Feld angebaut. Er kann aber zur Ausnutzung schattiger Gartenstellen herangezogen werden.

Man streut die altbekannten Samenkörner (keine alten Körner verwenden!) im Frühjahr auf ein besonderes Beet, auf dem die Pflanzen zum späteren Auspflanzen groß genug werden. Im August pflanzt man sie an ihren zukünftigen Standort in Reihen mit 30 cm Abstand. Wenn die Samen reif werden, schneidet man die Stengel ab und drischt sie aus.

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Waldmeister

Die Abbildung zeigt links eine einzelne Waldmeisterpflanze (lat. Galium odoratum). Rechts ist ein Straus, der aus vielen Waldmeisterpflanzen besteht. Um das Bild herum ist ein Artikel aus einem alten Gartenbuch, dass den Anbau und die Nutzung von Waldmeister als Heil- und Küchenkräuter beschreibt.
Waldmeister.

Der Waldmeister gehört nicht in den Gemüsegarten, ist auch kein Gemüse, aber doch ein Würzkraut in gewissem Sinne. Über seinen Anbau hier nur wenige Worte: Im wildwachsenden Zustand kommt der Waldmeister in Buchenwäldern vor, und zwar an schattiger Stelle in verrotttetem Buchenlaub; hier ist er am schönsten und aromatischsten. Für seinen Anbau soll uns das maßgebend sein: Nicht auf einem mit Düngerresten durchsetzten Boden, nicht an freier, sonniger Stelle werden wir guten Waldmeister ziehen, sondern im leichten Halbschatten von Bäumen und Gebüsch, in einer Erde, die mit verwesendem Laub, am besten mit Buchenlaub, gedüngt worden ist.

Der Gartenwaldmeister kommt dem Waldwaldmeister im Aroma nicht gleich, aber er ist ein Ersatz; dieser Ersatz wird um so schätzbarer sein, je mehr wir bei der Kultur den natürlichen Verhältnissen uns anzupassen können. – Auch der Bezug von Pflanzen unmittelbar aus dem Walde wird auf die Verbesserung des Aromas wirken: Die im Gartenboden aus Samen gezogenen Pflanzen (gar solche, deren Samen schon im Garten gewonnen wurde und die den Anfang einer eigenen Gartenrasse bilden) sind ganz anders veranlagt, weichlicher, schwammiger und lange nicht so kernig und aromatisch wie Pflanzen, die von Urzeit an im Walde wuchsen. Man sollte also Waldmeister nicht aus Samen vermehren; wenn man aber dazu gezwungen ist, wenigstens nur Samen verwenden, der unmittelbar aus dem Walde stammt.

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Kerbel

ist der Petersilie ähnlich. Man sät den Samen sofort nach der Ernte im Sommer. Im nächsten Jahre schießen die Pflanzen in Samen und säen sich dann an unbenutzter Stelle alljährlich von selbst wieder aus. Dieser Suppenkerbel darf nicht mit Kerbelrübe verwechselt werden. Er gehört ebenso wie diese und wie die Petersilie zu den Schirmblütlern. Die Blätter werden zu der würzigen Kerbelsuppe gebraucht.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Blattstielgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Von den Gemüsen, deren Blattstiele genossen werden sollen, verlangen wir, dass sie sehr große, fleischige, zarte Stiele bilden. — Der beste Weg hierzu ist Boden erster Güte, reichlichste Düngung und Bewässerung. — Unter mittelmäßigen Verhältnissen werden auch die allerbesten Sorten nur dürftige Stiele bilden. Es lohnt sich also gar nicht mit der Kultur dieser anspruchsvollen Gemüse anzufangen, wenn ihnen nicht die allerbesten Verhältnisse zugewiesen werden können.

Bleichsellerie

Die Abbildung zeigt einen Scan aus einem alten Gartenbuch. Auf diesem Scan ist ein zusammengebundenes Bündel Bleichsellerie abgebildet. Neben dran steht Text auf altdeutsch verfasst, der den Anbau und die Behandlung von Bleichsellerie beschreibt.
Bündel von Bleichsellerie

Um dieses Gemüse anzubauen, muss das Land ganz eigenartig vorbereitet werden; auf gewöhnlichem Gartenland wird nicht viel daraus. Einem mir bekannten Engländer habe ich folgendes Verfahren abgesehen: Es wird im Herbst an sonnier Stelle des Gartens ein Graben ausgeworfen, 40 cm breit und ebenso tief. Auf die Sohle des Grabens kommt eine gute Lage Dünger und hierauf Komposterde; das Ganze wird mit Jauche übergossen und bleibt bis zum Frühjahr liegen. Sollte eine größere Kultur angelegt werden, so dass ein Graben (Reihe) nicht genügt, so darf die nächste Reihe nur in Abstand von 1 Meter von der ersten angelegt werden. Es muss somit zwischen den beiden Gräben 60 cm festes Erdreich liegen.

Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet. Anzucht der Pflanzen wie bei Knollensellerie: Verstopfen in reine Misterde 15. bis 20. April. Aussetzen ins Freie 10. – 15. Mai. (Anm. d. Redaktion: Im Buch „Praktische Gemüsegärtnerei, 1907“ schreibt Böttner, dass die Pflanzen erst Anfang Juni in die vorbereitete Grube gesetzt werden). Diese Grube ist inzwischen durch die eingefüllte Erde und durch eingeschwemmte Erde von den Zwischenhügeln nur noch 20 cm tief. Es kommt jede einzelne Pflanze 35 bis 40 cm von der nächsten entfernt. Sind dann die Pflanzen festgewurzelt, so wird in die Grube recht oft reichlich Wasser gegossen, damit die Sellerie schnell wachsen. Wenn die Blätter über die Grube hervorragen, wird etwas Erde in die Grube geworfen. Später häufelt man immer mehr an, bis an die ersten Nebenblätter. Durch das Anhäufeln mit Erde werden die Stiele gebleicht. Wer die Kultur ganz musterhaft handhaben will, umwickelt die Stiele vor dem Anhäufeln mit sauberem Packpapier.

Im September, Oktober werden die Stiele geerntet und roh wie Rettich und Radies oder mit Essig und Öl als Salat genossen oder gekocht und mit Spargelsauce angerichtet. – Auf feuchtem Boden pflanzt man den Sellerie flach und bleicht ihn nach dem Ausheben im Keller. Die beste Bleichselleriesorte (besonders zum Rohessen), ist der „Weiße amerikanische“ (Hendersons White Plume). Die Stiele anderer Sorten sind häufig hart, nur zum Kochen zu gebrauchen. Knollensellerie ist für unsere Zwecke völlig ungeeignet. 

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Cardy

Bei dem Bild handelt es sich um einen Scan aus einem alten Gartenbuch. Zu sehen ist eine gebundene Cardy-Pflanze (lat. Cynara cardunculus). Der nebenstehende Text befasst sich mit dem Anbau und der Verwendung von Cardy.
Cardy, gebunden

Die Cardy, Cardonen oder spanischen Artioschocken brauchen zuu ihrem Gedeihen einen tiefgründigen und gutgedüngten, womöglich rigolten Boden und freie, nicht zugige Lage. Aussaat 1. bis 5. Mai an Ort und Stelle. Bei früher Aussaat in das Mistbeet und nachherigem Verpflanzen schießen die Cardy leicht. Jede Pflanze gebraucht über 1 Quadratmeter Raum — also eine Reihe auf das Beet, und in der Reihe die Pflanzen 1 Meter Abstand (Anm. d. Redaktion: In „Praktische Gemüsegärtnerei, 1907“ spricht Bötter davon, 1,20 m Raum nach allen Seiten zu lassen). An jede Stelle für eine Pflanze kommen drei Korn Samen. Nur die beste der drei Pflanzen bleibt stehen, wenn sie alle drei aufgehen sollten. Stehen die Cardypflanzen zu eng, dann werden sie nicht kräftig genug und machen zu dünne Stiele. Der Boden muss sehr tiefgründig, am besten rigolt sein. Wer Platzt genug hat, pflanzt die Cardy ganz einzeln, z.B. auf ein gut vorbereitetes Rundbeet im Rasen, wo sie die wirkungsvollsten Zier- und Einzelpflanzen abgibt. 

1. bis 5. September sind die Pflanzen so kräftig, dass die Stengel gebleicht werden können: Man umwickelt sie dicht mit Stroh und häufelt Erde an. Gebraucht werden die Stengel wie Spargel oder Blumenkohl von Oktober ab. Für den Winter lässt man die Stauden ungebleicht, hebt sie Anfang Oktober mit den Wurzeln aus und gräbt sie im Keller in Sand ein, wo die Stengel noch besser bleichen als im Freien. Beste Cardysorte: „Kardy von Tours“.

Die Zubereitung der Cardystiele geschieht wie bei Spargel; sie werden von Feinschmeckern selbst dem Spargel vorgezogen.

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Mangold

Die Abbildung aus einem alten Gartenbuch von 1907 von Johannes Böttner zeigt eine Mangoldpflanze (lat.beta vulgaris). Daneben ist ein Text in altdeutscher Schrift, der erklärt, wie Mangold angebaut wird.
Mangold.

Der Mangold ist mit der Runkel verwandt, macht aber viel dünnere, nicht so fleischige Wurzeln, dagegen dickere Blattstiele. Dieses Gemüse liebt einen sehr kräftigen, gut gedüngten Boden; überhaupt ist für eine Pflanze, von der die Stiele genossen werden sollen, eine ganz bestimmte Vorbereitung des Bodens erforderlich, denn nur in dem allerbesten Boden kann die Pflanze üppig wachsen und Stiele hervorbringen, die stark und gleichzeitig doch zart sind. Ich sah den Mangold nirgends wo so schön wie im Rhöngebirge. Der fruchtbare Verwitterungsboden ist es, welcher die Entwicklung so sehr begünstigt.

Aussaat am 15. bis 20. April, drei oder vier Reihen auf das Beet, die Samenknäule in den Reihen 5 cm weit; die Pflanzen müssen später „verzogen“ (d. i. ausgedünnt) werden. Die ausgezogenen Pflanzen kann man auf neue Beete pflanzen oder auch wie Spinat in der Küche verwerten. Als Spinatpflanze kann der Mangold dicht stehen; vier Reihen, in den Reihen 15 cm Abstand. Um schöne, starke Stiele zu haben, gibt man nur drei Reihen auf das Beet, in den Reihen 50 cm Abstand im Verband. Der Boden für Mangold soll zwei Spaten tief bearbeitet, gut gedüngt sein.

Als wertvollster Mangold ist die Sorte „Schweizer Silbermangold“ zu empfehlen. Benutzt werden vom Mangold nicht nur die Blattstiele, sondern auch die Blätter, welche man ebenso wie Spinat zubereitet, und welche auch ebenso schmackhaft sind wie Gartenspinat. Man kann sie den Sommer hindurch genießen, wenn es anderen Spinat nicht gibt. Das Hauptgemüse bilden allerdings die Blattstiele. Diese werden dicht am Boden abgeschnitten. Damit die Pflanzen nicht aufhören zu  wachsen, sondern neue, kräftige Stiele nachtreiben, nimmt man einer Pflanze nie zu viele Blattstiele gleichzeitig, höchstens den vierten, besser nur den fünften Teil der Stielzahl. Hierauf muss die Pflanze Zeit haben, sich zu erholen und neue Stiele zu treiben, ehe man wieder erntet. Die Stiele werden von der Blattfläche befreit und abgezogen; hierauf kocht man sie in Salzwasser, lässt das Salzwasser ablaufen und übergießt die ganzen Stiele genau so wie Spargel oder Blumenkohl mit einer holländischen Sauce.

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Rübstiel

Rübstiel oder Stengeln sind für die Bewohner des Niederrheins ein beliebtes Gemüse. Anderwärts kennt man sie fast nicht; man bekommt nicht einmal den Samen dieses Gemüses in den großen Samenhandlungen.

Die Rübstiele sind eine Abart unserer Weißen Rüben. Während bei den Weißen Rüben die Wurzeln sich besonders ausbilden, die dünnstieligen Blätter aber ziemlich flach auf dem Boden liegen, bleiben bei dem Rübstiel die Wurzeln klein und unbedeutend; die Blattstiele aber treiben aufrecht bis 1/2 Meter hoch und sind dickfleischig und zart.

Wer nicht die richtige Sorte hat, die meist nur am Niederrhein und in Holland zu  finden ist, kann dieses Gemüse nicht anbauen. Das Klima lässt wohl überall die gute Entwicklung zu, es muss nur sehr zeitig gesät werden, damit die Luft noch feucht genug ist; zur Not wird öfter mit Spritzen nachgeholfen. Die Aussaat erfolgt also möglichst noch im März, breitwürfig, auf den Quadratmeter Beetfläche 2 Gramm Samen, gut verteilt. Der Boden sei frisch und fett, denn nur ein Boden, der üppigen Blattwuchs fördert, taugt für ein derartiges Gemüse. – Die Erntezeit für die Stiele ist im Monat Mai.

Über die Zubereitung gibt ein Rezept vom Niederrhein die folgende Anweisung: Die Stengel werden fein von den Blättern gesäubert, in halbzentimeterlange Stücke geschnitten, tüchtig gewaschen, in schwach gesalzenes, scharfsiedendes Wasser getan, schnell gargekocht, auf einen Durchschlag geschüttet und mit kaltem Wasser abgekühlt. Nachdem sie abgetropft sind, werden sie mit Milch und Butter angerichtet oder in fetter Rindfleischbrühe geschwenkt. Von anderer Seite erfuhr ich noch eine andere Bedeutung der gewöhnlichen Weißen Rüben als Gemüse: Es werden die ausgewaschenen Rüben im November ausgegraben, abgeblattet und im Keller in Sand eingeschlagen. Dort, am warmen, finsteren Ort, sprossen gelbe Stiele und Blätter aus; diese werden wie Salat zubereitet.

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Spargelsalat

Die Abbilduing aus einem alten Gartenbuch aus dem Jahr 1907 zeigt eine Pflanze vom Spargelsalat (lat. Lactuca sativa var. angustana).
Spargelsalat

Dieses seltene Gemüse ist nahe verwandt mit dem gewöhnlichen Salat, wildwachsend in Südeuropa heimisch, mit schlane, dünnen Blättern und dickem, fleischigem, milchsaftreichem Stengel. Der Stengel ist der genießbare Teil; die Blätter lassen sich nicht verwenden.

Die Eigenart dieser Pflanze macht es nötig, Anbauversuche mit ihr nur unter den besten Verhältnissen anzustellen, denn es ist naheliegend, dass in geringerem Boden der Stengel zu langsam wächst, zu schnell hart wird. Es wird also beste Düngung und sehr reichliche Bewässerung gegeben; auch werden auuf das Beet nur drei Reihen mit 40 cm Abstand gepflanzt.

Die Küchenreife tritt ein, kurz bevor die Blütenknospen sich zeigen; mit Ausbildung dder Blüten wird der Stengel schnell hat. Die Zubereitung ist wie bei Spargel, Blumenkohl und dergleichen. Die Stengel werden geschält und gekocht. Von Feinschmeckern wird Spargelsalat gekocht, mit Essig und Öl zubereitet, gelobt. Das Gemüse ist aber für allgemeinen Gebrauch wenig ergiebig.

Wenn gewöhnlicher Kopfsalat in Samen schießt, so bilden sich wohl ähnliche, nur etwas kleinere, Stiele wie beim Spargelsalat, Sie werden hin und wieder in gleicher Weise verwendet.

 

 

 

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Schotengemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Die schotentragenden Gemüse, also Erbsen, Buschbohnen, Stangenbohnen, Puffbohnen, haben die Gewohnheit, dass sie in eingeschlossener Lage und in einem sehr fetten Boden riesig üppig wachsen. Erbsen, die gewöhnlich nur 1 Meter hoch werden, entwickelten sich z. B. in einem geschlossenen Garten auf einem Beete, welches mit Abtritt gedüngt wurde, bis zu 3 Meter Höhe. Ähnlich ist es mit den Bohnen. Der Ertrag aber war trotz oder richtiger infolge solches übermäßigen Wuchses sehr unbefriedigend. Der Dünger bringt im Verein mit der eingeschlossenen Lage riesiges Laubwerk, aber wenig Blüten und Früchte hervor. Schotengemüse dürfen nicht gedüngt werden, sie sind auf altgedüngten Beeten zu bauen. Das ist eine der ersten und notwendigsten Regeln, die der Anfänger lernen muss. Der Dünger, der an den Schotengemüsen gespart wird, kann den Kohl- und Gurkenbeeten zu gute kommen.
Immerhin ist mit dieser Regel die Schotendüngerfrage noch nicht erschöpft. Es ist nicht der Dünger an sich, sondern es ist der Stickstoffgehalt des Düngers, der den riesigen Wuchs und die Unfruchtbarkeit verursacht. Die Schotengemüse (Schmetterlingsblütler) haben die Fähigkeit, den Stickstoff aus der Luft aufzunehmen. Als Stickstoffsammler für Gründüngung werden sie ja auch in der Landwirtschaft ausgenutzt. Wenn nun diese Pflanzen, die ihren Stickstoffbedarf der Luft entnehmen können, auch noch reichliche Bodendüngung von Stickstoff erhalten, dann wird es häufig zu viel! Abtrittdünger, der viel Stickstoff enthält, Chilisalpeter und ähnliche sind deshalb erklärlicher Weise von der nachteiligsten Wirkung. Andere Dünger aber, die Kalk, Phosphorsäure und Kali aber keinen Stickstoff enthalten, sind für Schoten sehr nützlich, so z.B. Holzasche, Thomasmehl, Superphosphat, Knochenmehl. Auch ein nicht zu fetter Kompost kann den Schotenfrüchten sehr wohlthuend sein; in armen, hungrigen Böden ist sogar eine Stallmistdüngung — verrotteter Mist — im Herbst verabreicht von ausgezeichnetster Wirkung. Es ist eine ganz falsche Annahme, als ob für Erbsen und Bohnen der Boden nicht schlecht genug sein könnte. Der Boden darf sehr gut sein; der Boden darf nahrhaft und kräftig sein, nur zu fett darf er nicht sein. Mit dem „zu fett“ ist jene Eigenschaft gemeint, die den schlotterigen, geilen Wuchs hervorbringt.

In allen solchen fetten Bodenarten erweist sich Kalk besonders nützlich. Kalk ist der wichtigste Dünger für Schotengemüse.

Erbsen

Während Kraut-, Salat- und Gurkengemüse einen fetten Boden bevorzugen, auch frisch gedüngten Boden vertragen, wollen die Erbsen einen zwar lockeren, warmen und kräftigen Boden haben, gedeihen aber bei frischer Düngung durchaus nicht und schießen mächtig ins Kraut, ohne Schoten anzusetzen. Ist der Boden hungrig, so gibt’s verrotteten Dung im Herbst oder gute Komposterde. Man wählt für Erbsen ein Stück Land, welches im Jahre vorher starke Düngung erhalten hat und frei und sonnig liegt. Das Land wird vor der Bepflanzung mit Holzasche, auch mit Thomasmehl oder Superphosphat bestreut und hierauf nicht zu tief umgegraben

Wir unterscheiden 4 Kulturmöglichkeiten:
  1. Frühkultur für den Garten
  2. frühe Feldkultur
  3. Hauptkultur für den Garten
  4. Die frühesten Erbsen
1. Frühkultur für den Garten

Aussaat 5. bis 10. März, auch schon Februar. Die übliche Breite der Beete ist für Früherbsen zu breit. Wenn die Beete in dieser Breite schon abgeteilt sind, so werden für die Erbsen aus zwei Beeten immer drei gemacht: Zwei Beete je 1,20 Meter, mit Weg je 1,50 Meter, sind zusammen 3 Meter breit, also jetzt die drei Erbsenbeete je 1 Meter mit Weg, das Beet ohne Weg 70 cm. Auf jedes solches Beet kommen zwei Erbsenreihen, jede Reihe 15 cm vom Rande, dadurch beträgt der Abstand in der Mitte 40 cm.

Das Bild zeigt ein Beet, auf dem Erbsen (Pisum sativum) ausgesät sind.
Es kommen nur zwei Erbsenreihen auf das Beet.

Beetbreite: für frühe niedrigen Sorten 50 bis 80 cm, für höhere Sorten 1 Meter, für sehr hohe Sorten mit kräftigem Boden: 1,20m.

Auf dem Bild ist eine Frau zu sehen, welche mit Himbeerreißig Stützen für die jungen Erbsenpflanzen ins Beet setzt.
Das Stengeln (Stützen) der Erbsen mit Himberreißíg

Es ist immer fehlerhaft, auf ein Erbsenbeet mehr als zwei Reihen zu säen. Die Reihen in der Mitte würden doch niemals zur richtigen Geltung kommen und müssten verkümmern; nur die Außenreihen tragen voll. In den Reihen wird der Samen sehr dicht gesät. Man rechnet auf jeden cm eine Saaterbse, also auf den Meter 100; das sind 20 Gramm. Mit 200 Gramm Samen kann man also ein 70 cm — mit Weg 1 Meter — breites Erbsenbeet zweireihig auf 5 Meter Länge besäen. Die Erbsen werden gleich so gesät, dass sie stehen bleiben. Sobald sie aufgehen, werden sie gehackt und nach 14 Tagen gehäufelt, dann besorgt man Reisig, das sind unbelaubte Zweige von Gebüschen, etwa 1 Meter lang geschnitten; dies wird außerhalb der Reihen gesteckt, von beiden Seiten nach der Mitte zusammen, damit die Erbsen daran emporranken können und Halt finden. In die Reihen darf das Reisig nicht gesteckt werden, sonst werden die Wurzeln verletzt,- nach der Mitte vom Beet auch nicht, sonst haben die rankenden Erbsen keinen Halt und fallen in den Weg.

Die Abbildung zeigt etwas größere Erbsenpflanzen (lat. Pisum sativum), die richtig gestengelt bzw. gestützt wurden und nun das Reißig bzw. die Reißer völlig umwachsen haben. So sollte eine gute Erbsenkultur aussehen.
Richtig gestengelte (gestützte) Erbsen, die am Reißig hochgewachsen sind.

Wenn die Erbsen anfangen Ranken zu werfen, wird man öfter durch die Beete gehen und die Spitzen zwischen die dünnen Zweige stecken, damit sie mit dem Reisig fest verwachsen und nicht vom Winde losgerissen werden. Der Boden für Früherbsen soll leicht, warm, im Jahre zuvor gedüngt sein. In die Rillen kann etwas Komposterde kommen, die die Entwicklung in der kalten Jahreszeit unterstützt. Die ersten Schoten werden vom 10. bis 15. Juni geerntet. Die Erbsensorte „Dippes Mai“ ist die früheste und ergiebigste Erbse, ebensogut ist die Sorte: „Heinemanns Vorbote“. Beide werden 60 cm hoch.

2. Frühe Feldkultur

Im Garten ist die Entwicklung der Erbsen immer üppiger als auf dem freien Felde. Das hat zur Folge, dass die Blüten in warmen Feldlagen sich früher zeigen und dass von diesen freiwachsenden Erbsen früher gebrauchsfähige Schoten gepflückt werden können. Das Kraut stirbt auch viel früher ab. — Die Feldkultur von Frühsorten ist in günstigen Lagen, warmem, leichtem, etwas trockenem Boden für den Marktverkauf besonders lohnend. — Man Pflanzt immer fünf Körner zusammen und gibt 18 cm Abstand nach allen Seiten. Beete werden nicht abgeteilt. Gestengelt wird nicht, nur bald gehackt und gehäufelt. Das Kraut legt sich später nieder und sitzt reich voll Schoten. Sorten wie oben, auch Markerbsensorte: „William Hurst“.

Das Bild zeigt eine Schote der alten Markerbsensorte "illiam Hurst".
Markerbse der Sorte: „WIlliam Hurst“.
3. Hauptkultur für den Garten
Die Abbildung zeigt eine gezeichnete Pflanze der alten Erbsensorte "William Hurst" an der schon erntereife Schoten sind.
Markerbse Sorte „William Hurst“

Aussaat 25. bis 31. März, auch noch im April und Mai. Es werden für den Garten beetweise verschiedene Sorten gesät, die sich in der Reife ablösen. Die sogenannten Markerbsen — Sorten mit gerunzelten Körnern — sind für Gartenkultur den Läufelerbsen — Sorten mit runden Körnern — vorzuziehen. Sie verlangen besseren Boden, gedeihen aber auch besser als die meisten Läufelerbsen im guten Boden. Außerdem sind die Markerbsen viel großkörniger, wohlschmeckender. Die Beste frühe Markerbsensorte ist: „William Hurst“. Sie bleibt niedrig, wird nur 40 cm hoch, hat schöne, große Schoten und schließt sich in der Reife den frühesten Läufelerbsen an. Hieraus folgt die Sorte: „Stolz des Marktes“, diese wird bis zu 70 cm hoch und ist mittelfrüh. Schließlich die Sorte: „Dr. Mac Lean“, 80 cm hoch, spät; als letzte die Sorte „Telephon“, 1,20 Centimeter hoch. Die mittelhohen, mittelfrühen Sorten erhalten Beete von 90 cm Breite und kommen wieder zwei Reihen auf das Beet, jede 15 cm vom Rand.
Die hohen späten Sorten erhalten Beete von der vollen Breite (also 1,20 Meter) und ebenfalls nur zwei Reihen. In den Reihen wird man auf die einzelne Erbse 1½ cm Abstand rechnen. Danach ist die nötige Menge Saatgut für bestimmte Flächen leicht zu berechnen.

Bei Aussaat, Ende März und Anfang Mai, hat man mit der hier gegebenen Auswahl ununterbrochen grüne Schoten bis August. Man könnte zwar auch noch später, im Juni, mittelfrühe Sorten säen, die sich schnell entwickeln. Aber diese späten Aussaaten missraten meistens, leiden sehr unter Mehltau etc. Es gibt aber ein Mittel, auch bei sommerlicher Hitze die Erbsenbeete vor dem lästigen Mehltau zu bewahren. Man verschafft sich Anfang Juli frischgeernteten Samen von Frühsorten, z. B. William Hurst, der um diese Zeit gerade reif wird, und sät ihn sofort wieder aus. Der frische Samen besitzt so viel urwüchsige Kraft, dass die Blätter der daraus gewonnenen Pflanzen gesund und pilzfrei bleiben. Die Erbsen blühen schon Ende August und bieten im September küchenreife Schoten.

4. Die frühesten Erbsen

Bisher war davon die Rede, dass man die Erbsen gleich dahin sät, wo

Auf der Fotografie ist ein Mann dargestellt, der vorgezogene Erbsen ins freie Land pflanzt.
Auspflanzen der im Mistbeete gezogenen Erbsen im März.

sie später wachsen sollen. Man kann sie aber auch sehr gut verpflanzen. Das hat nun für gewöhnlich keine Bedeutung. Wenn die Pflanzen aber an wärmeren Orten zum Auspflanzen herangezogen werden in einer

Das Bild zeigt ein Büschel mit vorgezogenen Erbsen, die im März ins Freie ausgepflanzt werden können.
Erbsenpflanzenbüschel zum Aussetzen.

Zeit, in der sie im Garten noch nicht aufgegangen sind, so ist durch das Vorziehen ein großer Vorsprung zu gewinnen. Aussaat 1. bis 5. Februar in kleine Kästchen, 8 cm tief, 20 cm breit und beliebig lang oder in ähnlichem Maß. Solche Kästchen kann man leicht kaufen oder selbst zusammennageln. In diese Kästchen wird Komposterde gefüllt, dann werden die Erbsen so dicht gesät, dass die Zwischenräume zwischen den einzelnen Erbsen nicht größer sind als die Erbsen selbst. Gedeckt wird mit Komposterde, die fest angedrückt wird. Diese Kästchen werden in ein Kalthaus gestellt oder in ein mäßig warmes Mistbeet (zum Anziehen der Salatpflanzen) oder schließlich an das Fenster eines mäßig geheizten Raumes (Küche, Kammer etc.).

Wenn die Erbsenpflanzen aufgehen, heranwachsen, werden sie an die Luft gewöhnt, damit sie stämmig werden und an einem schönen Tage im März werden sie ausgepflanzt. Man hebt sie gut aus und pflanzt ein Büschel von sechs bis acht Pflanzen in ein Loch; sonstige Behandlung wie bei Frühkultur. Frost vertragen sie ohne Schaden, auch andauernd rauhes Wetter, sobald sie erst angewachsen sind, also nur beim Auspflanzen muss gutes Wetter sein. Diese Kultur bringt zwei bis drei Wochen früher Schoten als die Aussaat ins Freie. Einzig geeignet für diese früheste Kultur sind die frühesten Sorten, bei späteren nützt ja der Vorsprung nichts.

Feinde der Erbsen
Auf der Zeichnung ist zu sehen, wie über Erbsenbeete diverse Fäden gespannt wurden. Diese sollen zum Schutz gegen Vögel nach der Aussaat dienen. Es sind Vögel dargestellt, die durch die Schnüre davon abgehalten werden, auf die Beete zu gelangen - als Vogelschutz.
Über die Beete werden Fäden gespannt zum Schutz gegen die Vögel.

Die ärgsten Feinde der Erbsenkultur sind die Spatzen. Sie scharren die keimenden Erbsen aus dem Boden und vergreifen sich gelegentlich auch an den zarten grünen Spitzen der heranwachsenden Erbsenpflanzen. Das letztere Laster wird ihnen abgewöhnt, wenn die Erbsen mit Asche bestreut werden, dann vergeht ihnen der Appetit; so lange aber nur die jungen Keime gefährdet sind, können wir die frechen Vögel abhalten dadurch, dass wir dünne schwarze, weiße oder blaue Fäden über die Reihen oder über die ganzen Beete spannen und zwar derart, dass sie beim übermütigen Herumhüpfen gestört werden. Der Vogel ist trotz aller Unverschämtheit ängstlich und scheu und sobald er sich an den dünnen Fäden stößt, fliegt er davon. Ich habe dieses Mittel von all den vielen Sperlingsverscheuchungsmitteln bei der Probe als das sicherste herausgefunden. — Tauben lassen sich vom Scharren abhalten, wenn Stangen über die Reihen gelegt werden, aber immer so, dass Luft hinzu kann.

Auf dem Bild sind selbstgebaute Schutzstangen zu sehen. Diese sollen die Vögel davon abhalten, aif die Beete zu gelangen.
Schutzstangen, um Tauben von den Erbsenreihen abzuhalten.

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Bohnen allgemein

Auf dem Foto ist die Stangenbohne der Sorte "Avant garde" dargestellt.
Stangenbohne „Avant garde“. Gastbeitrag aus: Rebholz, F. (1918): Der Hausgarten.
Anforderungen an den Boden

Bohnen lieben einen nahrhaften, lockeren, warmen Gartenboden. Ist das Land noch wenig gedüngt, trocken oder von Natur arm, so lohnt es sich, im Herbst mit Mist oder Kompost zu düngen. Ist das Land fett oder feucht, so dünge man mit Holzasche und Thomasmehl. Bohnen brauchen mehr Nahrung als Erbsen, aber übermäßige Düngung können sie auch nicht vertragen; dadurch werden sie geil, dicht belaubt, tragen aber schlecht. Bei mangelnder Nahrung wachsen sie dürftig, tragen auch wenig und bringen nur faserige, nicht aber, wie man es doch wünscht, zarte, fleischige Früchte, frei von Fäden.

Stangenbohne oder Buschbohne?

Die Bohne ist ursprünglich eine Schlingpflanze und wurde deshalb auch zunächst an Stangen angebaut. Später gewann man wohl durch Zufall niedrigbleibende Sorten ohne Ranken (Buschbohnen), welche durch die Kultur immer vollkommener geworden sind, so dass sie die Stangenbohnen teilweise verdrängen. Es kommt zuweilen vor, dass die Buschbohne Ranken treibt; das ist als dann ein Rückschlag in die rankende Stammform. Oft ist es eine Folge davon, dass im Jahre zuvor Stangenbohnen in der Nähe von Buschbohnen gestanden haben, und dass infolgedessen eine Übertragung des Blütenstaubes und Vermischung/Verkreuzung der beiden Formen stattgefunden hat; oder wenn der Samen nicht selbst gezogen, sondern aus einer Gärtnerei gekauft worden ist, entstammt er einer schlechten Zucht. Man wird die Ranken abkneipen oder Stangen dazu stecken. Eine missliche Sache ist es immer.

Die Frage: Was ist vorteilhafter anzubauen: Stangenbohnen oder Buschbohnen? lässt sich nicht allgemein entscheiden. Als Vorteil der Stangenbohnen wird angeführt, dass sie anhaltender im Fruchtertrag sind als die Buschbohnen, dass sie von einer bestimmten Fläche einen höheren Fruchtertrag bringen, dass die Schoten länger und zarter sind. Aber die Stangenbohnen verlangen zu ihrem Gedeihen ganz bestimmte Verhältnisse: frischen, guten Boden, eine freie Lage, eine frische, feuchte Luft. In Gegenden mit trockenem Boden und trockener Luft gedeihen die Stangenbohnen nicht. Ein Umstand noch fällt zuungunsten der Stangenbohnen ins Gewicht: die hohen Stangen, welche dicht mit Bohnenranken bewachsen sind, beschatten einen großen Teil des benachbarten Landes. Sie lassen sich unter Bäumen, wo Buschbohnen noch gut gedeihen, nicht anbringen. Die Buschbohnen sind viel leichter noch auf geringem Lande anzubauen; sie bringen noch in Sandgegenden, wo Stangenbohnen nicht mehr fortkommen oder nicht gesund bleiben, gute Erträge. Man kann sie noch im Sommer legen bis Ende Juli, selbst Anfang August, und so das Land durch eine gute Nachfrucht ausnutzen. Außerdem erspart man die recht kostspieligen Stangen. Ein besonderer Vorzug der Buschbohnen ist es, dass sie 2 bis 3 Wochen früher als Stangenbohnen grüne Schoten bringen. In Rücksicht auf diese hervorragende Eigenschaft wird man auch in bevorzugten Stangenbohnenlagen außer Stangenbohnen für die erste und letzte Ernte Buschbohnen anbauen.

Bohnen sind frostempfindlich

Da die Bohnen gegen kalte, rauhe Witterung sehr empfindlich sind und erfrieren, sobald das Thermometer unter Null sinkt, so fällt ihre Entwicklungszeit in die wenigen Monate des Jahres, in denen es nicht friert, d.h. ein Teil vom Mai, dann Juni, Juli, August und ein Teil vom September. Aber in warmen Gegenden mit mildem, warmem Boden kommt noch Mitte April und vor Mitte Oktober nur ausnahmsweise ein Nachtfrost. Somit können in solchen günstigen Verhältnissen schon Mitte April Bohnen gelegt werden. Jede Bohnensorte stellt eine bestimmte Wärmeforderung, die eine Sorte mehr, die andere weniger. Das tritt sehr deutlich in Erscheinung in nördlichen und Gebirgsgegenden. Sorten, welche dort die zu ihrer Entwicklung erforderliche Wärmemenge nicht bekommen, bringen spärliche und verkrüppelte Schoten. Die gleiche Erscheinung zeigt sich, wenn es den Bohnen an Nahrung oder an Feuchtigkeit fehlt. 

Die früheste Legezeit, die ja, wenn sie gelingt, eine frühe wertvolle Ernte bringt, ist freilich nicht ohne Gerfahr. Mag auch kein Nachtfrost eintreffen, so ist doch eine länger anhaltende Kälte schon gefährlich: die Bohnen gehen entweder gar nicht auf oder sie treiben kümmerlich; die wertvollsten großen Keimblätter entfalten sich nicht, die Stengel erhalten schlechte Stellen, – es wird aus solchen Bohnen nichts. Oft heißt es dann, die Würmer haben die Bohnen im Boden gefressen. Diese Drahtwürmer und Tausendfüßer sind aber nicht Ursache des schlechten Keimens, sondern nur folge desselben. An einer gesunden, kräftig keimenden Bohne vergreift sich kein Erdungeziefer und kann ihr auch so leicht nichts anhaben; jene Bohnen aber, die wegen Kälte im Boden stecken bleiben und zu verwesen beginnen, ziehen das Gewürm im Boden mächtig an.

Gegen die Angriffe von Erdungeziefer wird empfohlen, die Bohnen vor der Saat in Petroleum zu eichen; das wird ja nicht schaden. Ein sicheres Vorbeugungsmittel aber ist: wenn man gute, reife Saattbohnen nicht zu tief, nicht zu früh, nicht in nassen, kalten Boden sät, damit die Keimung flott verläuft; dann erscheinen auch die großen vollen Keimblätter, die ein gutes Gedeihen der Bohnen sichern.

Das Bild zeigt eine Bohnenschneidemaschine und deren Funktionsweise.
Bohnenschneidemaschine
Zubereitung der Bohnen

Die Zubereitung der Bohnen in grünem Zustande ist bekannt. Weniger bekannt dürfte das Einmachen der Bohnen sein, welches in sehr einfacher und billiger Weise von jeder Hausfrau vorgenommen werden kann. Die grünen, noch nicht harten oder faserigen Bohnen werden frisch gepflückt, mit der Bohnenschneidemaschine fein geschnitten, mit Salz durchmengt und eine, höchstens zwei Stunden zum Durchziehen hingestellt; dann stampft man sie mit einer reinen Holzkeule in einen großen Steintopf tüchtig ein und legt zwischen jede 2 bis 3 Finger hohe Schicht ganz dünn etwas Salz. Ist der Topf voll, so kommt obenüber noch einmal Salz; im ganzen ist auf 15 Pfund Bohnen 1/4 bis 1/2 Pfund Salz notwendig.

Über die Bohnen wird ein neues leinenes Tuch gelegt, das vorher in Wasser angefeuchtet wurde; auf dieses kommt eine Untertasse oder ein Teller, welcher mit einem reingewaschenen Stein beschwert wird, damit die eingestampften Bohnen unter Druck stehen und Salzwasser, das aus den Bohnen auszieht, obenüber steht. Der Topf wird an einem kühlen Orte aufbewahrt. Zum Gebrauch werden die eingemachten Bohnen abgewaschen; das zu salzige Wasser wird abgegossen.

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Stangenbohnen

In der Schwarz-Weiß-Fotografie sind Bohnenstangen in Pyramidenform zu sehen, an denen Stangenbohnen (lat. Phaseolus vulgaris) emporwachsen.
Bohnenstange in Pyramidenform gebaut.

Aussaat 5. bis 10. Mai. — Auf ein Beet (1,20 Meter) werden Stangen in zwei Reihen und mit 70 cm Abstand senkrecht eingesteckt, jede Reihe oben durch Querstangen befestigt und durch Streben mit der anderen Reihe verbunden. — Wenn man will, kann man auch immer drei oder vier Stangen so zusammenstecken, dass sie eine Pyramide bilden. Diese Stangenpyramiden haben noch festeren Halt als die kreuzweise verbundenen Stangen, aber sie haben den Nachteil, dass später die Ranken, wenn sie mehr nach oben treiben, nicht mehr Platz genug zum Anschlingen haben, dass demzufolge nicht alles richtig ausgenutzt werden kann.  — Die Höhe des Stangengerüstes richtet sich nach den Sorten, deren Wuchs sehr verschieden ist. Niedrig bleibende Sorten lassen sich gut an einzeln stehenden Stangen ziehen. Rings um jede Stange scharrt man nun eine Furche, und in diese kommen acht bis zehn Bohnen der betreffenden Stangenbohnensorte.

Der Boden muss feucht, kräftig und nahrhaft sein. Wer geringen

Das Bild zeigt Bohnenstangen, die senkrecht in den Boden gesetzt wurden. An Ihnen wachsen Bohnen (lat. Phaseolus vulgaris) empor.
Bohnenstangen senkrecht gesetzt.

Boden oder eine zu trockene Lage hat, kann keine Stangenbohnen bauen und muss sich mit Buschbohnen begnügen. Wenn die Bohnen aufgegangen sind und Ranken treiben, werden die Ranken um die Stange gewunden, wenn nötig im Anfang leicht angeheftet. Die Schoten der Stangenbohnen entwickeln sich drei bis vier Wochen später als die der Buschbohnen. Sie sind größer, meistens auch ergiebiger.

Die Verwertung ist bei beiden gleich. Auf dem Markte werden Stangenbohnenschoten etwas besser bezahlt, man muss aber auch die Kosten der Stangen berechnen.
Beste Stangenbohnensorten: „Schlachtschwert“, „Rheinische Zuckerbrech“, „Carolines Liebling“, letztere 3 Meter hochwachsend und von langanhaltender Tragbarkeit. Für niedrige Stangen Juli-Stangenbohne, und dort, wo gelbe Schoten beliebt sind, die Sorte: „Mont d’or“.

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Buschbohnen

Die Abbildung zeigt eine Pflanze von einer Buschbohne (lat. Phaseolus vulgaris), an der Schoten zur Ernte hängen.
Buschbohne.

Die Buschbohnen sind bequemer zu behandeln als die Stangenbohnen. Es werden ebenfalls in kleine Vertiefungen mehrere zusammen gesät. In jede Grube kommen vielleicht vier, höchstens fünf Bohnensamen.

Die Säzeiten von Buschbohnen sind variabel:

  • Hauptaussäzeit und früheste Säzeit: Anfang Mai (bei frühen Sorten und leichtem warmem Boden auch 20. – 25. April)
  • Spätere Aussaat: Ende Mai
  • Dritte Aussaat: Mitte Juni
  • Vierte Aussaat: Juli
  • Fünfte Aussaat: Ende Juli (in guten Jahren und Lagen)

Die Buschbohnen werden nicht verpflanzt, sondern gleich in tellerartige Vertiefungen (Löcher oder Stufen) gelegt, fünf Stück zusammen in ein Loch, nicht mehr. Es kommen drei Reihen auf ein Beet, die einzelnen Löcher für Frühsorten 25 cm, für späte Sorten 40 cm von einander im Verband — Die Löcher werden mit Hacke oder Spaten gemacht. Mit dem Spaten wirft man die Erde aus dem ersten Loch bei Seite, die fünf Bohnen werden ins Loch geworfen, dann wird mit dem Spaten das zweite Loch gestochen und gleich die Erde benutzt, um die Bohnen im ersten Loch zu decken. Mit der Erde des dritten Loches deckt man die Bohnen im zweiten und so weiter. Das spart viel Arbeit. Es darf aber nicht zu viel Erde übergedeckt werden. Ich sagte tellerartige Vertiefung, also flach: Alle Samen, auch die Bohnen, dürfen nur um das Doppelte ihrer eigenen Stärke mit Erde gedeckt werden, sonst gehen sie schlecht auf. — Die Bohnen müssen die Glocken läuten hören, heißt die alte Gärtnerregel. —

Die Abbildung zeigt zwei Grafiken. In der ersten Grafik wird erklärt, wie man Buschbohnen ins Loch sät/legt, in der zweiten Grafik wird erklärt, wie man Stangenbohnen sät/legt.
1. Bild: Das Legen der Buschbohnen, 5 Samen in eine Grube
2. Bild: Das Legen der Stangenbohnen. a = Stange oder Pfahl

Auch ist für Bohnen das Land eigens frisch umzugraben. Frisch gegrabenes Land ist frisch und feucht und das ist gut, wenn die Bohnen schnell keimen sollen. Viel gegossen wird nicht, lieber wird die Erde etwas festgedrückt, dann können die Bohnen Feuchtigkeit aufnehmen. Nur wenn Land und Wetter bei späten Aussaaten im Juni, Juli usw. außergewöhnlich trocken sind, werden die Bohnen angegossen, damit sie schneller keimen. Buschbohnen gedeihen so ziemlich in jedem anbauwürdigen Boden. In gutem, altem Boden natürlich am besten.

Gepflückt werden die Schoten, wenn sie nahezu ausgewachsen, aber noch nicht hart sind. — Buschbohnenschoten sind nicht nur zu Bohnengemüse und Bohnensalat vorzüglich, auch zum Einmachen sind sie — entgegen einem alten Vorurteil — gut zu gebrauchen. Außerdem sind die weissamigen trockenen Bohnen aus dem Garten sehr fein zum Kochen als weiße Bohnen. Sie übertreffen an Zartheit weit alle Feldbohnen, die gewöhnlich im Handel sind. — Die ersten Schoten gibt’s Ende Juni.

Beste Bohnensorten:
1. „Allerfrüheste, zartschotige Brechbohne“, die früheste und ebenso die geeignetste zu späten Aussaaten, bei denen andere Sorten nicht mehr reif werden oder von Kälte leiden. — Schoten sind als früheste und als späteste zart und ziemlich lang — in der Hauptzeit ist diese Sorte nicht zu gebrauchen.
2. „Kaiser Wilhelm“, eine schöne, breitschotige Bohne, sehr ergiebig und früh. Als weiße Bohne zum Trockenkochen, die feinste die es gibt. Als grüne Schote ersten Ranges. Es gibt viel schlechte, ausgeartete Saat, man muss echte, reingezüchtete Kaiser Wilhelm haben.
3. „Hinrichs Riesenbohne“, spät, weißgrundig, langschotig, starkwachsend. — Bohnen dieser Sorte müssen in gutem Boden auf 50×50 Centimeter gelegt werden. Schoten nicht so breit, aber sehr fleischig, schöner als von vielen Stangenbohnen.
4. „Flageolet Wachsbohne“, die beliebteste gelbschotige Sorte.
Buschbohnen anbauen.

Frühkultur der Buschbohnen

Lohnend ist die Frühkultur der Buschbohnen. Die Pflanzen werden in Töpfen oder im Mistbeet herangezogen, dann ausgetopft und mit dem festen Topfballen ausgepflanzt. Man füllt Blumentöpfe von 8 bis 10 cm Durchmesser mit guter, bindiger Komposterde oder Rasenerde, legt Anfang April, gut verteilt, 4 bis 5 Bohnen hinein und stellt die Töpfe ins Mistbeet. Nach einigen Tagen erscheinen die jungen Pflänzchen, welche bald an die Luft gewöhnt werden. Mitte Mai, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist, werden die Bohnen ausgepflanzt. Mit Hacke oder Spaten Fwerden die Pflanzlöcher ausgehoben, etwas dichter als für Freisaaten, und tief genug, um die Pflanzen, nachdem sie aus dem Topfe genommen worden sind, unversehrt einzusetzen. Rings um die Wurzeln kommt gute, lockere Komposterde, welche fest angedrückt wird; hierauf schlämmt man die Pflanzen nach. Man hacke und behäufele die Bohnen, und sie werden schon nach kurzer Zeit blühen und Früchte tragen. Zur Frühkultur können Bohnen Anfang April in Töpfe gesät werden, die man ins Mistbeet stellt, um Mitte Mai die Bohnen mit Topfballen auszupflanzen, erste Schoten Mitte bis Ende Juni. Diese Kultur nur in allerbestem, warmem Boden.

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Feuerbohnen

Eine Zeichnung von einer Feuerbohne - eine Schote mit Samen, Blüten und Blättern
Feuerbohne

Schließlich muss die feuerrotblühende arabische oder türkische Bohne (Feuerbohne) genannt werden. Sie ist die widerstandsfähigste von allen, sehr sicher im Ertrag auch unter ungünstigen Verhältnissen; wenn sie auch recht grob ist, so lieben manche gerade den derben, ausgeprägten Bohnengeschmack. Diese und ihre weiße Abart, die „Russische Riesenbohne“, sind die geschätztesten zum Anbau in Gebirgsgegenden.

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Puffbohnen

Die Puffbohne wird mit Recht in verschiedenen Gegenden als angenehmes Frühgemüse geschätzt. Man baut sie an auf dem Felde zur Einfassung der Frühkartoffeln; in Gärten nur in guter, freier Lage und als Frühgemüse. In eingeschlossener Lage und bei später Aussaat wird sie von der schwarzen Blattlaus befallen und bringt dann keinen Ertrag mehr. Das Land für Puffbohnen soll in alter Tracht stehen, nicht frisch gedüngt.

Das Bild zeigt einen selbstgenähten Topf zur Vorzucht von Puffbohnen (lat. Vicia faba).
Puffbohnenpflanze zum Aussetzen.

Aussaat 1. bis 5. März in das Freie gleich an Ort und Stelle. Die großen Bohnen werden einfach in die Erde gedrückt. Man kann die Puffbohnen auch schon früher, ebenso wie Erbsen in Kästchen oder in kleine Töpfe aus grober Sackleinewand legen und im März gleichzeitig mit den Erbsen auspflanzen. Die Säckchen werden mit eingepflanzt und verfaulen dann. Das ist gerade der Vorzug dieser Methode, dass die Pflanzen nicht so sehr gestört werden. Sie vertragen Frost. Je früher die Puffbohnen sich entwickeln, um so weniger werden sie von Ungeziefer befallen.

Es werden drei Samen zusammengelegt oder drei Pflanzen in ein Loch gepflanzt. Am besten ist’s, man bringt Puffbohnen nicht auf dichte Beete, sondern macht nur eine Reihe, die Büsche mit 20 cm Abstand. Bei geschlossenem Stande setzen die Puffbohnen recht schlecht Schoten an. Man kann sie als Einfassung für Frühkartoffeln pflanzen oder sonst an passende, möglichst nicht eingeengte, sondern luftige Stelle im Garten. Die Puffbohnen werden gehäufelt und bei trockenem Wetter, zweimal gründlich gegossen. Wenn die ersten Schoten sich zeigen, kneipt man die Spitzen aus, damit sich die schwarzen Läuse nicht ansiedeln.

Verwendet werden die in vielen Gegenden noch wenig bekannten Puffbohnen auf dreierlei Art:
1. Die halb ausgewachsenen zarten, jungen Schoten ohne Kern werden wie grüne Schnittbohnen zubereitet, drei bis vier Wochen bevor es grüne Schoten gibt.
2. Von den ausgewachsenen, aber noch grünen, innen wolligen Schoten, werden die Kerne aus-geläufelt (ausgepahlt) und mit Speck gekocht. Dies ist das beliebte Erfurter Puffbohnen-gericht.
3. Die reifen, trockenen Schoten werden gekocht und durchgerührt, ähnlich wie Erbsenpüree, dies ist wohl die am wenigsten schmackhafte Zubereitungsart. Beste Puffbohnensorte ist: „Große
weiße Windsor“, auch „Große Erfurter“ ist gut.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

gurkenartige Gemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Die Gurkengemüse sind Angehörige wärmerer Erdstriche. Ihr erstes Erfordernis ist Wärme des Bodens und Wärme der Luft. Schon eine mehrere Tage hindurch andauernde niedrige Temperatur von 4 bis 6 °R (5 – 6,25 °C) stört gewaltig ihre Entwicklung, und es ist noch nicht einmal Frost nötig, um sie zu vernichten. Einen hervorragenden Platz finden die gurkenartigen Gewächse in den Mistbeeten, überhaupt sind sie es in erster Linie, die im Garten darauf Anspruch machen, dass ein der Mistbeeterde ähnliches Erdreich geschaffen werde. Kann man das nicht schnell genug, liegen Gründe dafür vor, auch in rohem Boden Gurken zu bauen, was im Allgemeinen nicht lohnend sein kann, so wird man wenigstens Furchen oder Gruben bilden und diese mit bester Erde füllen. Die Gurkengewächse finden in der kleinen Vertiefung mit guter Erde ihre Nahrung und breiten sich mit ihren rankenartigen Zweigen über den schlechten Boden aus.

Gurken

Das Foto zeigt ein Bild von einer Gurke (lat. Cucumis sativus) der Sorte: Mittellange Gurke.
Mittellange Gurke.

Die Gurke ist anspruchsvoll auf Lage und Boden und bringt befriedigenden Ertrag nur dort, wo alle Verhältnisse ihr gut zusagen. Zunächst verträgt die Gurke durchaus keine Zugluft! wo es windig und zugig ist, gelingt die Gurkenzucht schlecht. Schatten behagt der Gurke schon besser; sie ist sogar dankbar dafür, wenn die scharfen, sengenden und ausdörrenden Sonnenstrahlen von ihren Blättern etwas abgehalten werden. Vereinzelte Schutz und Schatten spendende Bäume sind der Gurke ganz dienlich, überhaupt eine geschlossene, geschützte Lage. Aber der Schatten darf nicht dicht sein, er darf die Durchwärmung des Bodens nicht verhindern, denn

Wärme verlangt die Gurke.
Düngung mit frischem Stallmist behagt der Gurke nur in sehr bindigem Erdreich, in anderem ist Kompostdünger besser, vorzüglich wirkt ein Kompost, dem viel Abtritt zugesetzt wurde. Reiner Abtrittsmist, im Herbst aufs Land gebracht, wirkt in leichterem Boden außerordentlich auf das Gedeihen der Gurken.

1. Gewöhnliche Landkultur
Das Bild zeigt eine Gurkenpflanzung im freien Land, nur eine Reihe Gurken wurde auf dem Beet gepflanzt.
Behäufelte Gurken, nur eine Reihe auf dem Beet.

Aussaat in das freie Land an die bleibende Stelle vom 10. bis 15. Mai. Auf das üblich breite Beet kommt in die Mitte nur eine Reihe. Die einzelnen Kerne in dieser Reihe erhalten 5—6 cm Abstand, später werden die Pflanzen noch so weit ausgedünnt, dass sie mindestens 15 cm, besser 20—30 cm weit stehen. Um ein 10 Meter langes Gurkenbeet in einer Reihe zu besäen, sind nur 5 Gramm Samen notwendig. In gutem Gurkenboden wird die Reihe in der Mitte des Beetes nur zwei Finger tief gemacht, die Kerne eingesät, dann leicht gedeckt, so dass noch etwas Vertiefung offen bleibt. In leichtem Sandboden macht man im März, April die Rille einen halben Fuß tief (15 cm), gießt Abtrittdünger hinein — dieser ist überhaupt ausgezeichnet für Gurken —, füllt die Rille wieder zu und sät dann wie angegeben. In magerem Lehm- oder Moorboden wird in die 15 cm Tiefe Furche Hühner- oder anderer Geflügelmist gestreut, dann die Furche mit Komposterde gefüllt. In tiefen Lagen und schwerem, nassem, kaltem Boden ist noch energischer vorzugehen. Die Furche mitten durch das Beet wird 30 cm tief und ebenso breit ausgeworfen, dann mit Pferdedünger gefüllt, der gut verteilt und festgetreten wird. Obenauf kommt gute Erde und in diese wird gesät. Der Dünger wärmt zunächst den Boden, später wachsen die Wurzeln hinein und entnehmen Nahrung daraus.

In feuchten, nassen Gärten werden Bündel Reisig auf die Gurkenbeete gelegt, damit die Ranken freier und wärmer liegen. Die Ränder der Beete dürfen bepflanzt werden mit Salat, der abgeerntet wird, bevor die Ranken der Gurken so weit sind. Es ist auch kein Fehler, an den Rändern der Gurkenbeete in Zwischenräumen von mindestens 1 1/2 Meter Kohl als Mischkultur zu Pflanzen. In freien, windigen Lagen haben die Gurken dadurch einigen Schutz. Eine dichtere Pflanzung würde allerdings Schaden bringen. Je mehr die Lage eingeschlossen ist, umso weiter müssen die einzelnen Kohlpflanzen gesetzt werden.

Im Bild zu sehen eine Gurkenpflanze (lat.Cucumis sativus)nachdem die Spitzen ausgebrochen wurden.
Ausbrechen der Spitzen bei Gurken.

Im Bild ist eine Gurkenranke dargestellt, die an Punkt a (rot eingekreist) entspitzt wurde. Zu sehen ist, wie sich eine neue Ranke mit Fruchtansatz gebildet hat.
Gurkenkranke, in a (rot) entspitzt, hat eine neue Ranke mit Fruchtansatz gebildet.

Wenn die Gurkenpflanzen 4—5 Blätter haben und kräftig im Trieb find, werden die Spitzen ausgebrochen, dann machen sie bald neue Triebe, welche leichter Früchte ansetzen. Wachsen sie aber schwach und kümmerlich, so soll man das Entspitzen unterlassen. Außerdem wird die Gurkenreihe gegen den 10. Juni behäufelt indem man beim Hacken des Beetes von beiden Seiten Erde an die Pflanzen zieht. Bei Trockenheit ist viel zu gießen. Das ist für Gurken eine Hauptsache. Beste Gurkensorte für gewöhnlichen Landanbau: „Erfurter mittellange“.

2. Frühkultur
Das Bild zeigt eine junge Gurkenpflanze, die vor Kälte und Frost mit einer Glasglocke geschützt wurde.
Glasglocke für Gurken

Lohnend ist bei Gurken eine Frühkultur im freien Lande mit Schutz der jungen Pflanzen durch Glasglocken, Glaskästen. — Zu diesem Zwecke werden die Gurkenkerne vom 5. bis 10. April in Töpfe mit guter Komposterde gesät, je 2 Kerne in einen Topf von der Größe eines Tassenkopfs. Diese Töpfe werden in einen Mistbeetkasten gesetzt, der richtig beschattet und gelüftet wird, damit die Gurkenpflanzen nicht etwa dünn und spillerig werden. In der Zeit vom 15. bis 20. Mai werden die Pflanzen mit den Topfballen ausgepflanzt. Hauptsache ist, dass man beim Auspflanzen einige günstige, warme Tage trifft, gerade während des Anwurzelns sind die Pflanzen doppelt empfindlich gegen kaltes, rauhes Wetter. Beim Pflanzen bleibt der Ballen guter Erde an den Wurzeln unversehrt. Zum Schutze werden Glasglocken oder Glasdächer übergedeckt. Wenn die Sonne scharf scheint, wird ein Stein oder Brettchen untergeschoben, damit die Gurken nicht verbrennen, im übrigen wird das Glas fest geschlossen gehalten. Bei kaltem Wetter und Frost werden auch noch Decken darüber gelegt. Später, dann bei wärmerem Wetter, wird dauernd Luft gegeben. Nach acht bis vierzehn Tagen wird an die Gurkenpflanzen etwas Erde angehäufelt. Erst wenn die Gurken nicht mehr Raum haben unter dem Glasdach wird dieses dauernd weggenommen, nachdem zuvor die Pflanzen abgehärtet und an die Luft gewöhnt worden sind.
Diese Frühkultur ist nur für warme, geschützte Lage und sehr guten Boden. Man erntet dabei wohl drei Wochen früher als bei gewöhnlicher Landkultur. Beste Sorte für diese Kultur: „Grüne Schlangengurke“.

3. Mistbeetkultur
Das Bild zeigt ein Gerüst zum höher legen des Fensters beim Gurkenanbau.
Gerüst zum Höherlegen der Fenster.

Gegen Ende April, Anfang Mai können die nach Verfahren 2 (Frühkultur) in Töpfen angezogenen Pflanzen in die Mistbeete gepflanzt werden, die in dieser Zeit teilweise schon freigeworden sind. Es wird zu diesem Zweck die verbrauchte Erde fortgeschafft und für den Raum eines Fensters ein Karren voll gute Mistbeeterde, oder wenn diese fehlt, beste Gartenerde nachgefüllt. Unter jedes Fenster werden zwei Pflanzen auf einen kleinen Hügel gesetzt. — Gurken wollen im Mistbeete sehr gut gepflegt werden: gespritzt, vorsichtig gelüftet, beschattet. — Mitte Juni wird über das Mistbeet aus Pfählen und Stangen ein Gerüst gebaut, auf welches die Fenster 20 cm über dem Kastenrand aufgelegt werden können, so dass unten die Luft durchstreicht, die Ranken der Gurken können dann über den Kastenrand hinauswachsen.
Beste Gurkensorte für diese Kultur, wie überhaupt für Mistbeetkultur, ist: „Noas Treibgurke“. — Auch „Prescot Wonder“ ist vorzüglich. Die eigentliche Gurkentreiberei kann schon im Februar—März beginnen. Es ist aber wegen der mühevollen Handhabung und wegen des unsicheren Erfolges bei mangelnder Übung dem Anfänger nicht anzuraten, sich mit der Treiberei zu befassen.
Bei Gurken, die im Mistbeet zu dicht wachsen, müssen die Ranken teilweise ausgeschnitten werden.

Handbestäubung bei Gurken
Das Bild zeigt eine weibliche (links) und eine männliche (rechts) Blüte der Gurke (Cucumis sativus)
Weibliche (links) und männliche (rechts – taube) Gurkenblüte.

Die Gurken haben zweierlei Blüten, taube und fruchtbare. In den tauben (männlichen) Blüten befindet sich der Blütenstaub, in den anderen (weiblichen) Blüten der Stempel und daran der Ansatz der jungen Gurken mit den Samenfächern. — Wenn eine Gurke viel taube Blüten bringt, so ist in der Regel schlechter Samen daran schuld. Guter Samen bringt immer Pflanzen, die große Neigung zur Fruchtbarkeit zeigen. Im übrigen sind die ersten Blüten meistens taub. In gutem, fruchtbarem Boden zeigen sich bei schlechtem Wetter spätestens acht Tage nach den tauben Blüten auch fruchtbare.
Überflüssig sind die tauben Blüten nicht, sondern sie sind im Gegenteil von großer Bedeutung, weil sie den Blütenstaub enthalten, der nötig ist zum Samenansatz. Ohne Bestäubung mit diesem Blütenstaub findet ein Wachsen der kleinen Fruchtansätze zur Gurke nicht statt. Dieses Übertragen des Blütenstaubes von einer Blüte zur anderen kann künstlich mit der Hilfe eines Pinsels geschehen und bei Mistbeetgurken nimmt man häufig zu diesem Aushilfsmittel seine Zuflucht, wenn trübe Frühjahrs-Witterung ein Befruchten auf natürlichem Wege verhindert. Im freien Lande und im Hochsommer übernehmen die emsigen Blüteninsekten das Übertragen des Blütenstaubes.

Verwendung der Gurken
Viele Gurken hängen in einem Gewächshaus zur Ernte bereit. Es handelt sich um die alte Sorte "Treibgurke Juwel von Koppitz"
Treibgurke Juwel von Koppiz. Aus: Kuhnert, F.; Hampel C., (1902): Hampel’s Gartenbuch für Jedermann.

Die beste Gurkensorte zum Einmachen als saure Gurke ist die „Erfurter oder Liegnitzer mittellange“. Gute Salatgurken liefern sämtliche Schlangengurken, z.B. die Sorte „Berliner Aalgurke“, sehr geschätzt für leichten Boden; die lange grüne, volltragende und die „Walzengurke von Athen“ für schweren Boden. Die meisten und besten Pfeffergürkchen liefert die kleine frühe russische „Murawsche Traubengurke“.

Salzgurken – Rezept

Zu Salzgurken oder sauren Gurken sind die mittellangen, noch grünen Früchte die besten. Sie werden frisch gepflückt und 24 Stunden in Brunnenwasser gelegt. Hierauf werden sie mit einer weichen Bürste sauber gewaschen und in das Gefäß gepackt, in welches man sie einlegen will. Am besten ist ein reines Wein- oder Essigfässchen oder ein solches, in welchem schon Gurken eingemacht wurden; es muss aber sehr sauber ausgeschwefelt und ausgebrüht werden. Die Gurken werden schichtweise eingepackt, mit einigen Weinreben, unreifen Weinbeeren und Dill durchschichtet. Wenn das Gefäß bis an den Rand gefüllt ist, so nimmt man auf 4 Liter Wasser 100 Gramm Salz, lässt Wasser und Salz kochen, tut, wenn die Flüssigkeit abgekühlt ist, noch auf obige Menge je einen Teelöffel voll gestoßenen Salpeter und gießt mit dieser Flüssigkeit das Faß voll. Nun wird das Faß in den Keller gestellt und der Inhalt mit einem Deckel und Stein beschwert. Die Salzlake muss immer überstehen, fehlt sie, muss sie durch Nachgießen ergänzt werden.

Eine historische schwarz-weiß Fotografie aus Zerbst, zu sehen, Siebenwochenkartoffeln, dazwischen wurden zwei Reihen Gurken gepflanzt.
Aus Zerbst: Siebenwochenkartoffeln, dazwischen zwei Reihen Gurken.

Wenn eingemachte Gurken weich und hohl werden, so liegt das in der Regel nicht am Einmachen, sondern an der Kultur. Gurken, die mit Chilisalpeter oder sehr reichlich mit Abtrittsdünger gedüngt wurden, wachsen infolge des hohen Stickstoffgehaltes vortrefflich. Es sind ausgezeichnete, zarte Salatgurken, aber es fehlt ihnen die Festigkeit des Fleisches, die für die gute Haltbarkeit nötig ist. Große Gurkeneinmacherein verbieten daher den Gurkenbauern das Düngen mit Salpeter und dergleichen.

Senfgurken, Essiggurken – Rezept

Zu Senfgurken oder Essiggurken nimmt man die größten ausgewachsenen und reifen, nicht überreifen Exemplare, von denen Samen geerntet wird. Man reinigt die Gurken mit einem Tuche, schält sie, schneidet sie in zwei Teile und nimmt mit einem silbernen Löffel die Kerne heraus. Nun schneidet man die Gurken nach Belieben in Stücke, salzt sie aber nur wenig und lässt sie so 24 Stunden stehen; am nächsten Tage trocknet man mit einem reinen Tuche die Gurkenstücke ab, kocht Essig auf und gießt ihn kochend über die Gurken. Am folgenden Tag bereitet man weiße und schwarze Senfkörner, Meerrettich (klein und in Würfel geschnitten), Rokambolen oder Perlzwiebeln, gewöhnliche Zwiebel (in Scheiben geschnitten) und Esdragon. Man nimmt die Gurken aus dem Essig und packt sie schichtweise mit obigen Zutaten in einen Steintopf. Dann nimmt man auf jeden Liter guten Weinessig ein halbes Pfund Zucker, kocht die Mischung auf und gießt sie kochend über die Gurken. Nach einigen Tagen wird der Essig abgegossen, aufgekocht und kochend wieder übergegossen; das wird noch einmal wiederholt. Diese Gurken halten sich vorzüglich.

Pfeffergurken – Rezept

Pfeffergurken sind die kleinen, unausgebildeten, noch nicht fingerlangen Gurken, welche zuweilen von gewöhnlichen Gurkenbeeten im Herbst noch abgeerntet werden, ehe Frost eintritt. Besser ist es, man baut eigens als Pfeffergurken die Traubengurken. Diese Gürkchen werden auch gereinigt, in Gläser oder Töpfe gepackt und dann mit scharfem, kochendem Weinessig übergossen, welchem vorher Gewürzkörner, ganzer Pfeffer, Meerettich, Majoran und Esdragon zugesetzt wurde.

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Kürbis

Ein schwarzweiß Foto von einem gelben Riesen-Melonen-Speisekürbis.
Gelber Riesen-Melonen-Speisekürbis

Einige Speisekürbisse auf den Komposthaufen zu pflanzen, wäre bestimmt sehr zu empfehlen, wenn dadurch die Komposterde nicht zu stark ausgesogen würde. So halte ich es für besser, am Fuße des Komposthaufens das Erdreich gut zu lockern und die Kürbiskerne hier hineinzulegen, wo sie von versickernden Nährstoffen hinreichend erhalten und mit ihren langen Ranken den Haufen beziehen und beschatten. Oder man sucht sich eine passende, sonnige Ecke des Gartens oder ein Beet, welches recht frei und nicht schattig liegt, für den Kürbis aus.

Aussaat der Kürbisse am 1. bis 5. Mai, nicht beetweise, da zwei Pflanzen in sonniger Ecke, wo sie Platz haben ihre Ranken auszubreiten, reichlich den Hausbedarf decken. Es wird an der geeigneten Stelle zeitig im Herbst eine 40 cm breite und tiefe Grube ausgeworfen, mit Holzasche gefüllt, die mit Jauche übergossen wird. Hier hinein werden später die Kerne gelegt. In trockeneren Lagen und da, wo die Asche nicht rechtzeitig im Herbst vorbereitet werden kann, wird die Grube nicht mit Asche, sondern mit Komposterde gefüllt.
Auf dem Komposthaufen gedeihen Speisekürbisse ausgezeichnet. Nur in gewöhnlichem Gartenboden gedeihen die Kürbisse schlecht. Deshalb wird unter allen Umständen ein Haufen oder eine Grube mit

Auf dem Bild ist zu sehen, wie eine Pflanzstelle für einen Kürbis vorbereitet wird.
Vorbereitung einer Pflanzstelle für Kürbis. Unten: Dünger, darüber: Erde, darüber: Erdhügel über der Grube in welchen die Kerne gelegt werden.. Oberfläche ab gestrichelter Linie

kompostähnlichen Stoffen hergerichtet, ein Haufen am besten in tiefen feuchten, eine Grube in hohen trockenen Lagen. Eine sehr fruchtbare Masse zum Füllen der Gruben für Kürbisse wird gewonnen, wenn man gewöhnliche Kompostabfälle mit Hühner- oder Taubendünger vermischt. Der Dünger wird festgetreten, dann kommt Erde drauf. Schließlich wird die Erde so hoch gehäuft, dass sie über die Umgebung hervorragt. In die Mitte dieses Hügels kommt wieder eine Vertiefung, die randartig ringsum mit Erde umgeben ist.
Zuweilen genügt es schon, um schöne Kürbisse zu erzielen, wenn an der betreffenden Stelle der Boden recht weit und tief gelockert wird. Ich habe immer und überall beobachtet, dass Kürbis für weite Lockerung äußerst dankbar ist; wenn der so gelockerte Boden einige Nahrung enthält, so verstehen auch die Kürbiswurzeln dieselbe aufzufinden und einzuholen.

Beschneiden, Einstutzen der Ranken ist nur dann notwendig, wenn die Ranken einen bestimmten zugewiesenen Raum nicht überschreiten sollen. Kürbis braucht viel Wärme, aber auch viel Feuchtigkeit, es wird täglich gegossen.

Geerntet werden die Kürbisse, wenn sie reif sind; das sieht man am Stiel, auf dem sich scharfe Rippen einprägen. Anfang Oktober wird man alle Früchte abnehmen und frostfrei unterbringen, denn sie sind gegen Frost außerordentlich empfindlich. Sie halten sich aber an einem passenden Ort, z.B. auf einem Flur oder Küchenschrank bis in den Februar.

Die Fotografie zeigt eine Kürbisecke in einem Haus- bzw. Bauerngarten.
Kürbisecke in einem Bauerngarten.

Für die Küche und zum Einmachen sind nur die besten Speisekürbisse zu gebrauchen, nicht aber die gewöhnlichen Futterkürbisse. Als bester Speisekürbis gilt der gelbe „Riesenmelonen-Zentnerkürbis“. Er ist nicht nur hochfein, sondern auch sehr ertragreich.
Die Zahl der Kürbisrezepte ist reich und füllt viele Seiten des Kochbuches. Die Verwendung zu Mehl- und Eierspeisen, zu Kartoffelpuffer, Suppen usw. ist örtlich beschränkt und findet durchaus keinen allgemeinen Anklang. Allgemein aber wird die Kürbisfrucht als Kompott und Einmachefrucht geschätzt. Bei einem Wettbewerb, der im Jahre 1904 vom „praktischen Ratgeber“ veranstaltet wurde, kamen 80 Rezepte zur Einsendung.

Preisgekrönt wurde das folgende Kürbisrezept:

Zu 5 Kilo Kürbis nahm ich etwa 1 1/2 Kilo saure Äpfel und 1 Kilo Zucker. Den von Schalen, Kernen und Mark befreiten und in Stücke geschnittenen Kürbis ließ ich einige Minuten in kochendem Wasser, dem ich eine Prise Salz beifügte, überwellen und dann auf einem Durchschlag recht trocken ablaufen. Hier wurde der Kürbis durch das Sieb gerührt, wobei kaum ein Rückstand zurückblieb. Die mit Gewürz (Zitronenschale, Zimt, auch etwas Ingwer) gekochten Äpfel wurden gleichfalls zu Mus gerührt, mit dem Kürbis gemischt und das Ganze mit dem Zucker unter fleißigem Umrühren zu Marmelade eingedickt. Nach Geschmack kann man auch etwas Vanille, und wenn die Äpfel wenig sauer sind, auch einiger Tropfen Essig hinzugeben. Die etwas steif eingekochte Probe kann, wenn sie als Kompott dienen soll, mit wenig Apfelwein verdünnt werden, der auch als Zusatz bei Suppen Verwendung findet. Kinder lieben sie auch als Aufstrich auf Brot oder Semmel. Jedenfalls ist die Marmelade gesund und die Herstellung billig und nicht sehr zeitraubend.

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Melone

Die Abbildung zeigt eine Zeichnung von einer Wassermelone, die in Deutschland angebaut werden kann.
Wassermelone. Aus: Kuhnert, F.; Hampel C., (1902): Hampel’s Gartenbuch für Jedermann.

Melone gedeiht in deutschem Klima nur ausnahmsweise und gelegentlich einmal im freien Lande. In Süddeutschland, am Bodensee, in Baden, am Rhein und Main gelingt es in warmer Lage und bei nicht zu ungünstiger Sommerwitterung, Melonen im Freien Ende August bis Mitte September zur Reife zu bringen. In den übrigen Gegenden und in ungünstigen kühlen, feuchten Jahren, ist dann aber selbst der Anbau im Mistbeet schwierig, besonders die Frühtreiberei der Melonen im Mistbeet, die für den Gartenfreund nicht zu empfehlen ist.

Die gewöhnliche Melonenkultur im Mistbeet beginnt 15. bis 20. März. Um diese Zeit wird ein Mistbeet in der allgemein beschriebenen Weise, aber mit einer besonderen Sorgfalt, angelegt. — Nachdem die übliche Packung Pferdemist vier bis fünf Tage sich erwärmt hat und der scharfe Dampf, der den Melonen sehr schädlich sein würde, abziehen konnte, kommt auf den Pferdemist eine 3 Finger (6 cm) hohe Lage strohfreier Kuhmist. Dieser hat den doppelten Zweck, die Hitze und Schärfe des Pferdemistes von der unmittelbaren Nähe der Wurzeln abzuhalten und den Pflanzen eine besonders gute Nahrung zu geben. Wenn die Melonenwurzeln in den Kuhmist wachsen, so befinden sie sich viel wohler darin, als wenn sie in die oberen Schichten des Pferdemistes eindringen würden. Auf diesen Kuhmist kommt nun erst die Erde, in welche die Melonen gepflanzt werden. — Diese Erde muss eine besonders gute sein, selbst die gewöhnliche Mistbeeterde genügt für die Melonen nicht.
Erfahrene Melonenzüchter setzen ihre Erde wie folgt zusammen:
– 2 Teile Rindermisterde, das ist alter zu Erde verrotteter Rindermist,
– 2 Teile Rasenerde aus guten, lehmigen Rasensoden bereitet
– 1 Teil grobkörniger Sand.
Alter Gebäudelehm wird als besonders vorteilhafter Zusatz zu Melonenerde betrachtet. Man hat ihn nur nicht immer.

Gegen 1. bis 5. April werden die in einem anderen gut geschlossen gehaltenen Mistbeetkasten oder noch besser im Gewächshaus herangezogenen Melonenpflanzen in den vorbereiteten Melonenkasten gepflanzt. Je zwei Pflanzen unter ein Fenster. Der übrige Raum kann durch Salat ausgenutzt werden. Zu beiden Seiten der Melonenpflanzen muss aber der Raum freibleiben.
Die Fenster müssen sehr gut und dicht aufliegen. Es ist für Melonen ein besonders genau gearbeiteter Kasten erforderlich, außerdem ein guter Mistumschlag. Beim Pflanzen — nur bei wärmstem Wetter — darf keine Zugluft und keine Kälte an die Pflanzen herankommen. Jede Erkältung führt zu Siechtum der Pflanzen und Misserfolg. Deshalb muss nun auch im weiteren Verlauf der Kultur auf das Allersorgfältigste die Wärme des Kastens geregelt, außerdem geschattet, gespritzt und zur geeigneten Zeit etwas gelüftet werden. — Von der Geschicklichkeit und Sorgfalt, mit der diese Arbeiten ausgeführt werden, ist der Erfolg der Melonenkultur abhängig. Misserfolge z.B. schlechtes Ansetzen, Abfallen oder Faulen der Früchte sind entweder auf schlechte Erde oder auf schlechte Behandlung zurückzuführen.

Damit die Melonenpflanzen bald Früchte tragen, werden sie regelrecht beschnitten. Blieben sie unbeschnitten, so würde der Fruchtansatz viel zu spät eintreten, außerdem würden die Ranken zu dicht wachsen und zu viel Raum beanspruchen. Das Schneiden kann nach folgendem sehr einfachem Schema geschehen: Sobald die Melonen vier vollkommene Blätter haben, werden sie auf zwei Blätter zurückgeschnitten. Aus jedem der beiden Blattwinkel treibt nun eine Ranke. Das werden die beiden Hauptranken, und wenn diese beiden Hauptranken fünf vollkommene Blätter erreicht haben, wird zum zweitenmal beschnitten, diesmal jede Ranke auf vier Blätter. Jetzt treiben an jeder Ranke vier neue Ranken, zusammen acht Ranken.

Auf dem Bild ist eine Melonenpflanze (Cucumis ssp.) dargestellt. Das Beschneiden der Ranken von den Melonen wird erklärt.
Melone – erstes beschneiden und Melone zweites Beschneiden

Dies sind die eigentlichen Fruchtranken, an denen sich die fruchtbaren Blüten zeigen. Sollten diese ausbleiben und die Ranken zu üppig wachsen, so werden sie über dem dritten Blatt noch einmal geschnitten, jetzt darf aber an jeder Ranke nur eine neue Ranke austreiben, die übrigen, überhaupt alle Ranken, welche die Ordnung stören, werden einfach glatt weggeschnitten, die regelrechten Ranken hübsch vorschriftsmäßig ausgebreitet.

Das Bild zeigt eine Melonenpflanze und die Schnittpunkte für das dritte Schneiden.
Drittes Beschneiden der Melone.

Die Blüten müssen künstlich befruchtet werden, indem ein kleines Haarpinselchen in die sogenannten tauben Blüten getupft wird, sodass der gelbe Blütenstaub daran hängen bleibt. Dieser Blütenstaub wird dann auf die Blüten mit Fruchtansatz übertragen und dort am Stempel abgestrichen. Dadurch entwickelt sich die an dieser Blüte sitzende Frucht. Haben nun die jungen Früchte die Größe eines Hühnereis erreicht, so lässt man an jeder Pflanze nur zwei, höchstens vier davon. Die fruchttragenden Ranken werden hierauf besonders gepflegt, alle übrigen unfruchtbaren Ranken nach und nach weggeschnitten. Zwei Blätter über der Frucht wird die fruchttragende Ranke gestutzt und die beiden neuen Ranken, die hervorkommen, bleiben als Saftleiter stehen. Die Reife der Melonen tritt im August und September ein und ist am

Das Bild zeigt eine Melonenpflanze und an welcher Stelle die fruchttragenden Ranken gestutzt werden
Melonenanbau – Stutzen der fruchttragenden Ranken

Geruch zu erkennen. Die Melonen sind roh mit Zucker genossen und eingemacht köstlich. Die Sorten teilt man in geriefte Melonen (Cantaloupen), genetzte Melonen (Netzmelonen), glatte Melonen, Klettermelonen und Wassermelonen (Arbusen).
Die beiden letzteren gedeihen am leichtesten, sind aber auch im Geschmack am wenigsten geschätzt. Es gibt eine unzählige Menge von Sorten. Am geschätztesten und leicht zu kultivieren sind die Melonensorten: „Cantaloupe“, „Konsul Schiller“ und „Pariser Netzmelone“.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Zwiebelgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Gewöhnliche Hauszwiebel (Speisezwiebel)

Zwei Zwiebeln der alten Zwiebelsorte: "Portugiesische Delikateßzwiebeln". Der nebenstehende Text und das Bild entstammen aus zwei alten Gartenbüchern von 1899 bzw. 1907.
Zwiebelsorte „Portugiesische Delikateßzwiebeln“

Die Zwiebel will einen Boden haben, der humusreich und warm, dabei bindig, hinreichend feucht und nicht zu fett ist. Im Tale gedeiht sie durchweg besser als auf Höhen, an geschützter Stelle besser als an kalter. Da, wo der Boden sehr sandig und trocken oder tonig oder kalkhaltig ist, wird der Zwiebelertrag gering sein, und es wäre vergebliche Mühe, dort hohe und sichere Ernten erzwingen zu wollen. Leichter Sandboden ist von Natur ein sehr schlechter Zwiebelboden, aber er wird brauchbar, wenn man ihn im Herbst stark mit Jauche begiest, die macht ihn bindiger und kräftiger. Tief bearbeitetes, z. B. rigoltes oder selbst nur zwei Spaten tief gegrabenes Land, ist völlig ungeeignet für den Anbau der Zwiebeln. Sie wachsen auf diesem Lande in das Unendliche, machen fast armdicke Strünke, aber keine festen Zwiebeln; am besten ist’s für Zwiebeln, das Land wird im Herbst gegraben und im Frühjahre vor der Saat nur durchhackt. Stehen Zwiebeln auf ungeeignetem Boden, so wird nichts daraus. Sie schießen im Samen, faulen, bekommen Maden oder sie machen dicke, grüne Stengel und keine schönen, festen Zwiebeln. Wenn Zwiebeln im Winter auf Lager faulen, so war der Boden, auf dem sie gewachsen sind, zu fett, zu stickstoffreich oder mit Abtrittdünger überdüngt. Chilisalpeter (Stickstoffdünger) veranlasst häufig Faulen der Zwiebeln.

Zwiebeln können auf 2 verschiedene Arten angebaut werden:

  1. Anbau über Samen (einjährige Kultur)
  2. Anbau über Steckzwiebeln (zweijährige Kultur)

Dementsprechend unterscheidet Gartenmeister Böttner auch hinsichtlich des idealen Aussaatzeitpunktes und Aussaatverfahrens und empfiehlt 3 verschiedene Kultivierungsverfahren:

1. Einjährige Zwiebelkultur

Aussaat 1. bis 5. März gleich an Ort und Stelle auf Gartenbeete, breitwürfg oder in Reihen. 15 Gramm Samen auf ein Beet von 10 Meter Länge, das genügt, um 25 Kilo Zwiebeln zu ernten. Der Boden muss aber guter Zwiebelboden fein; ein guter Zwiebelboden ist ein altgedüngter, kräftiger Boden. Frische Düngerteile dürfen unter keinen Umständen darin sein. Fehlt’s an Kraft, so muss mit Komposterde nachgeholfen werden oder, was noch besser ist, das Land wird im Herbst mit Dünger bestreut, welchen der Winter auslaugt. Der Rest wird im Frühjahre abgeharkt. Ebenso ist Geflügeldünger ein guter Zwiebeldünger, aber auch nur für leichten oder armen Boden und im Herbst gegeben.
Ist der Boden gut, der Samen gut, geschieht die Aussaat zur rechten Zeit, so gibt es ohne Mühe die prächtigste Zwiebelernte. Wird dicht gesät, gibts kleinere, wird weit gesät, so dass die einzelnen Pflanzen mehr Raum haben, größere Zwiebeln. Gehackt oder gejätet wird, vier- auch fünfmal, sehr pünktlich alle zwei bis drei Wochen. Unkraut beeinträchtigt nicht nur die Reife, sondern auch die Menge und Güte der Ernte sehr. Deshalb kann man in einem nicht ganz unkrautfreien Lande nur in Rillen säen, sechs oder sieben auf ein Beet. Geerntet werden die Zwiebeln, wenn das Kraut gelb wird, im August; sie werden gut getrocknet und trocken auf dem Hausboden aufbewahrt. Das Kraut und die Wurzeln entfernt man, wenn alles gut abgetrocknet ist. Hierbei sortiert man die Zwiebeln, schüttet die kleinen wieder auf Haufen und bindet die großen mit Stroh zu Bündeln zusammen, welche an trockenem Orte, an dem es nicht friert, zum Trocknen aufgehängt werden. Erfrieren ist nicht zu befürchten. Sie dürfen nur in gefrorenem Zustande nicht berührt werden. Beste Zwiebelsorte: „Zittauer Riesen“.

2. Einjährige Zwiebelkultur (Wenn Klima schlechter):

Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet. 5 Gramm Samen. Verpflanzen 20. bis 25. April auf Gartenbeete, sechs Reihen auf ein Beet, 12 cm Abstand. Boden gut, wie oben, Ernte ein bis zwei Wochen später. Gute Zwiebelsorten für diese Kultur: „Madeira-Riesenzwiebel“ und „Portugiesische Delikatesszwiebel“. Wenn die Zwiebeln sehr ins Kraut schießen und nicht ansetzen wollen, wird im August mehrmals das Kraut mit den Füßen niedergetreten. Diese Kultur empfiehlt sich in gutem, feuchterem Boden, der sich im Frühjahre spät erwärmt, deshalb sich zur Aussaat an Ort und Stelle nicht so gut eignet. Es sollen durch diese Behandlung nur große Zwiebeln geerntet werden.

3. Zweijährige Zwiebelkultur (Anbau mit Steckzwiebeln):
Die Abbildung zeigt eine Steckzwiebel die links zu tief gepflanzt und rechts richtig gepflanzt wurde und stammt aus einem alten Gartenbuch.
Steckzwiebeln anbauen.
links: zu tief gepflanzt. rechts: richtig gepflanzt

Aussaat wie bei 1 aber dichter, 10 Gramm Samen auf 2 Quadratmeter. Die Zwiebeln bleiben klein, sterben bald ab und werden dann sofort geerntet. Das sind Steckzwiebeln. Diese Steckzwiebeln werden im nächsten Frühjahre, im März spätestens 1. bis 5. April, aus Boden wie unter 1 angegeben, gepflanzt. Sieben Reihen auf ein Beet, 10 cm Abstand. Sie werden nur leicht eingedrückt. Pflanzt man sie tief, so wachsen sie nicht so schön, bleiben unvollkommener, schießen auch leicht. Diese Steckzwiebeln geben die ersten Zwiebeln für den Grünverbrauch. Im Übrigen und um den Gesamtzwiebelbedarf zu ziehen, ist diese Methode nur da vorteilhaft, wo wegen schlechter Boden- und Klimaverhältnisse die beiden ersten Kulturarten keinen befriedigenden Erfolg gewähren. Die Steckzwiebeln werden dann in der Regel aus besseren Gegenden bezogen. Den schnellsten Erfolg geben Steckzwiebeln von der Größe einer Haselnuss. Brauchbar sind auch noch die kleinsten bis zu Erbsengröße herunter. Beste Sorte: „Stuttgarter Riesen“.

Das Bild zeigt mehrere Zwiebeln (lat. Allium cepa) aneinandergebunden und zum Trocknen auf eine Zwiebelrispe aufgehängt.
Zwiebelrispe.

Ein Übelstand tritt jedoch bei der Zucht der Zwiebeln aus Steckzwiebeln häufig ein: sie schießen in Samen und setzen schlechte Zwiebeln an. – Damit die Steckzwiebeln im nächsten Jahre nicht schießen, muss man dafür sorgen, dass sie im ersten Sommer rechtzeitig geerntet werden; rechtzeitig, d.h. sobald sie absterben. Wird dieser Zeitpunkt versäumt, so treiben sie leicht noch einmal neue Wurzeln aus, machen dadurch eine zweite Entwicklungszeit durch und schießen im folgenden Jahr. Man wähle auch nicht zu große Steckzwiebel, trockne sie gründlich und lege nicht zu tief, sondern flach; die zu tief gelegten Zwiebeln schießen leichter. Es kommt auch viel auf die Sorte an: Die Zittauer Zwiebel, die für einjährige Kultur vorzüglich ist, lässt sich als Steckzwiebel nicht gebrauchen; dagegen ist die ähnliche Stuttgarter Riesenzwiebel vorzüglich und schießt selten. Ausgezeichnet ist auch die Birnzwiebel, am besten die Silberzwiebel, die bei einjähriger Kultur immer nur feine, kleine Einmachezwiebeln von der Größe der Steckzwiebeln gibt. Diese kleinen Silberzwiebeln werden als Einmachezwiebeln verwendet, ähnlich wie Perlzwiebeln. Pflanzt man sie als Steckzwiebeln, so gibts im nächsten Jahre große, feste Speisezwiebeln.

Der Genuss von Zwiebeln ist sehr heilbringend, besonders für Hals- und Brustleidende. – Die Zubereitung der verschiedenen Speisen mit Zwiebeln ist zu empfehlen, nicht nur um sie wohlschmeckender, sondern auch um sie kräftiger und verdaulicher zu machen. Man kann außerdem aus Zwiebeln allein, unter Zutat von Kümmel und Schmalz, ein vorzügliches Gemüse kochen, welches in jeder einfacheren Küche eingeführt werden sollte, da es sehr gesund und billig ist.

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Lauch (Porree)

Das Bild zeigt oben, wie Lauch (Porree, lat. Allium porrum var. porrum) falsch gepflanzt und unten richtig gepflanzt werden muss. Es stammt aus einem alten Gartenbuch.
Lauch falsch gepflanzt (oben) und Lauch richtig gepflanzt (unten)

Der Lauch oder Porree macht Ansprüche an einen fetten, kräftigen, mehr schweren, bindigen als trockenen und leichten Boden. Falls es dem Lande an genügender Kraft fehlen sollte, um dicke Lauchstauden hervorzubringen, muss reichlich gedüngt werden. Hierzu eignet sich Kompost, verrotteter Stallmist, im Notfall auch Abtrittsmist, Geflügelmist.

Lauch kann sowohl im Herbst als auch im zeitigen Frühjahr angebaut werden. Die Frühjahrsaussaat erfolgt 1. bis 5. März in das Mistbeet. Pflanzzeit: 1. Bis 5. Mai. Es kommen vier Reihen auf ein Beet, die einzelnen Pflanzen jeder Reihe werden 10 bis 15 cm weit gesetzt. 

Eine Herbstaussaat eignet sich für gute Gegenden und kann auch schon 1. bis 5. September in das Freie Land erfolgen, weil der Lauch im Winter selten erfriert. Fünf Gramm Samen. Gesäter Lauch darf noch dichter stehen als gepflanzter; es ist dabei ganz selbstverständlich, dass die Pflanzen dann nicht so groß werden können.

Das besondere Kulturverfahren bei Lauch besteht darin, dass man die Pflanzen nicht zu ebener Erde setzt, sondern für jede Reihe eine 12 bis 15 cm tiefe, handbreite Furche macht (siehe Abbildung) und sie da hineinpflanzt. Die Furche bleibt vorläufig offen und wird erst nach und nach mit der ausgeworfenen Erde, die noch mit etwas Kompost vermischt werden kann, wieder zugefüllt. – Manche Gemüsezüchter pflanzen auch auf die gewöhnlichen ebenen Beete und stecken nur die Pflanzen recht tief in den Boden, aber ich finde das ist nicht so gut als das Pflanzen in Furchen. Anfangs beim Pflanzen sind die Wurzeln empfindlich gegen das tiefe Zuschütten mit Erde; später, wenn sie angewurzelt sind, vertragen sie viel mehr. In jedem Falle gewinnt man dadurch, dass man ein Stück des Lauchstengels in die Erde bringt, lange, zarte, weiß gebleichte Lauchstengel, wie solche für die Küche besonders gesucht und geschätzt sind. Es wird gut gegossen, zuweilen auch mit Düngerwasser, welches aus Geflügelexkrementen durch Wasseraufguß bereitet wird.

Für den Winterbedarf wird der Lauch im November eingeerntet. Man bringt ihn in Gruben und schlägt die einzelnen Stengel nebeneinander in die Erde ein; sie halten sich bis zum Frühjahre. Aber in milden Gegenden hält sich Lauch auch im Freien. Es wird nur ein wenig loses Stroh übergestreut, um die schlimmste Kälte abzuhalten.

Gebraucht wird der Lauch als Suppengemüse und als Zutat zu Tunken. Am delikatesten schmeckt er als Salat zubereitet. Die Wurzeln und grünen Teile werden abgeschnitten, die weichen Stengel in Salzwasser weich gekocht und dann, mit Essig und Öl zubereitet, kalt genossen.

Eine bewährte Lauchsorte ist der „Erfurter Winter“. Etwas größeres und ergiebiger, aber auch empfindlicher gegen Winterkälte, ist die Lauchsorte: „Riese von Carentan“, der längste Lauch ist der „Bulgarische Riese“.

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Perlzwiebeln

In der Abbildung sind keimende Mutterperlzwiebeln (lat. Allium ampeloprasum var. sectivum) zu sehen. Es handelt sich um altes Wissen und eine detailgetreue Zeichnung aus einem alten Gartenbuch.
Perlzwiebeln.

Die Perlzwiebel ist eine Abart vom Lauch (Porree). Eine Aussaat findet nicht statt. Dieses eigenartige Gewächs trägt überhaupt keine Samen, bildet vielmehr massenhaft Brutzwiebeln. 

Es gibt zwei verschiedene Kulturverfahren, und beiden haben ihre Berechtigung abhängig von den Verhältnissen:

1. Dauerkultivierung:

Es werden im August kleine Setzzwiebeln von Perlzwiebeln auf ein abgelegenes Gartenbeet, welches zu anderen Kulturen nicht gut benutzt werden kann, ausgepflanzt. Die Perlzwiebeln bleiben hier viele Jahre hindurch sich selbst überlassen. Jahr für Jahr im Juli wird der Bedarf an Perlzwiebeln herausgenommen. Es bleiben beim Ausmachen so viele kleine Zwiebelchen im Boden, dass auf einer Stelle, welche einmal mit Perlzwiebeln bepflanzt worden ist, immer wieder das schmale Laub der Perlzwiebel erscheint und viele Jahre hindurch regelmäig im Juli eine Menge Perlzwiebeln ausgemacht werden können, ohne dass man nötig gehabt hätte, wieder neu nachzupflanzen. Die ganze Pflege besteht darin, dass man auch während der Ruhezeit der Perlzwiebeln die aufkommenden Unkräuter fleißig ausjätet und zuweilen einige Schaufeln voll Kompostdünger auf das Land streut.

2. Jährliches Nachpflanzen

Man pflanzt im August die Perlzwiebeln regelmäßig wie jedes andere Gemüse in Reihen und feste Abstände, sechs Reihen auf ein Beet und 18 cm Abstand in den Reihen. Noch im September erscheinen die Blätter der Perlzwiebeln. Sie überdauern den Winter und zeigen im nächsten Frühjahr freudige Entfaltung. Wenn es trockener wird, im Juli, stirbt das Kraut der Perlzwiebeln ab. Jetzt werden mit einem kleinen Handspaten die Zwiebeln, welche büschel- oder nesterweise sitzen, ausgehoben. Das soll sehr sorgfältig und geschickt geschehen, so dass keine Zwiebel im Boden bleibt. Die Zwiebelnester trocknet man und schüttelt sie durch Siebe, so dass die größten Zwiebeln von ihnen zur Aussaat zurückbleiben. Die mittleren liefern den Küchenbedarf und die kleinsten Perlzwiebeln kann man wegwerfen, da die Mühe zu groß ist, sie zu putzen, und auch eine Verwendung kleiner Zwiebeln zur Aussaat nicht erwünscht ist, denn von kleinen Zwiebelchen gibt es nur eine schwache Ernte wiederrum sehr kleiner Zwiebeln.

Die Perlzwiebeln werden in Essig eingemacht zu „mixed Pickles“ oder für sich. Sie geben eine feine Zutat zu Tunken und Ragouts. Auch zum Einmachen von Senf- und Peffergurken sind sie delikat; überhaupt als feinste, kleine Zwiebelchen ungeteilt zu verwenden und hochgeschätzt.

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Schnittlauch

Das Bild enthält eine Abbildung von Schnittlauch (lat. Allium schoenoprasum) und entstammt aus einem alten Gartenmagazin von 1900.
Schnittlauchpflanzen zum Treiben müssen im Juli ausgehoben werden. Aus: H. Schlegel – Der praktische Ratgeber im Obst und Gartenbau, 1900

Der Schnittlauch gewährt im Frühjahr, wenn die ersten grünen Spitzen aus dem Erdboden hervortreiben, als Einfassungspflanze einen äußerst reizvollen Blick. Will man im Gemüsegarten eine hübsche Einfassung anlegen, soll man Schnittlauch hierfür wählen. Zum Gebrauch für den Haushalt genügen schon einige Stauden; hat man mehr, so kann man die Einfassung entsprechend schonen.

Schnittlauch liebt sehr frischen, feuchten und gut gedüngten Boden und freien Standort. An schattigen Stellen oder in dürftiger, trockener Erde verkümmert er und geht dort, wenn er nicht mit Kompost gedüngt und gut gepflegt wird, regelrecht zugrunde.

Eine Aussaat von Schnittlauch findet nicht statt. Die Pflanzen bestocken sich stark; die Büsche werden auseinandergerissen und die einzelnen Teile am besten am 15. bis 20. April oder 15. bis 20. August gepflanzt. Feuchtes Wetter ist optimal, so dass die Pflanzen im Herbst noch wurzeln können. Die Pflanzung geschieht mit einem Pflanzholz nach der Schnur. Oder es wird die Schnur da, wo die Reihe hinkommen soll, straff ausgespannt; dann wird mit dem Spaten die Erde der Schnur entlang senkrecht abgestochen. Die Pflanzen werden in den entstandenen Graben an die Wand gelegt, die Wurzeln mit etwas Erde festgedrückt und hierauf die Erde wieder angefüllt.

Mehr als zwei Jahre sollte eine Staude nicht an der gleichen Stelle stehen. Sie bildet sonst zu umfangreiche Büsche und verdirbt im Innern; auch schießt sie sehr in Samen, wodurch sie dann ihre Kraft verliert. Eine alte Staude lässt sich in eine beliebige Anzahl bewurzelter Teile zerreißen – hiervon kann man jeden Teil einzeln pflanzen. Die blauen Blütenköpfe, die im Sommer erscheinen, sollte man abzupfen, um den Schnittlauch zu schonen. Wenn die Schnittlauchstauden durch zu häufiges Abschneiden erschöpft sind, schneidet man eine Zeit lang nichts ab, bis sie sich erholt haben.

Schnittlauch im Winter treiben (Gastartikel von H. Schlegel aus: Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau, 1900)

Schöner Schnittlauich im Winter ist eine herrliche Sache, und einfach ist es, wie ich ihn ziehe. Schon Ende Juli nehme ich die Ballen aus den Beeten im Gemüsegarten heraus, halte dieselben trocken und erzwinge ein frühzeitiges Ende des Wuchses. Die Ballen haben Ruhe. Im November kommen die ersten Ballen in Töpfe, sie können um Weihnachten geschnitten werden. Sie brauchen keine hohe Wärme, auch volles Licht ist nicht unbedingt notwendig. Es werden alle 14 Tage einige Ballen eingepflanzt, bis zum Januar, denn im März sprosst Schnittlauch schon im Garten – Das Treiben von Schnittlauch kann für Gemüsegärtner sehr lohnend werden.

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Schalotten

Die Abbildung beinhaltet eine Zeichnung von einer deutschen Schalotte (lat. Allium ascalonicum).
Deutsche Schalotte

Die Schalotte ist eine besonders feine, sehr geschätzte und ausdauernde Zwiebelart, welche Brutzwiebeln ansetzt, die teils zum Gebrauch in der Küche, teils zur Vermehrung dienen.

Eine Aussaat findet nicht statt. Die Schalotte vermehrt sich durch Teilung von selbst; die einzelnen Teile werden auf sehr guten Boden gepflanzt. Acht Reihen auf das Beet, 15 cm Abstand; Pflanzzeit 1. bis 5. April. Es kann auch schon 10. bis 15. Oktober gepflanzt werden, da die Schalotten nicht erfrieren; nur in sehr nassen Lagen leiden sie durch Fäulnis. Man pflanzt die Setzzwiebelchen ziemlich tief, sonst würden sie von der Winterkälte leiden. Ernte im Juli. Die Zwiebeln, welche klumpenweise sitzen, werden auseinandergeteilt und in einem luftig-trockenen Raume aufbewahrt. In trockenen Boden dürfen sie zwei Jahre stehen bleiben, ehe man sie aushebt und teilt.

Es gibt zwei Sorten Schalotten, deutsche und dänische. Die deutschen sind kleiner, spitzer geformt, blaßgrau gefärbt, in der Kultur anspruchsvoller. Sie gedeihen nur in bestem Boden; in leichterem Boden gehen sie ein. Die dänischen Schalotten hingegen sind dicker, runder, zwiebel-ähnlicher, gleichen auch in der Farbe den Zwiebeln. Die anspruchsvolleren deutschen Schalotten sind noch viel feiner als die leichter zubauenden dänischen.

In jedem Falle wollen die Schalotten einen guten, alten Gartenboden haben. Viel gebaut werden sie in Schleswig-Holstein und im nördlichen Hannover. Die Verhältnisse, der kräftige Boden dort sagen ihnen wohl besonders zu. Da sie zweifellos im Geschmack die Zwiebeln weit übertreffen, verdienen sie, als besserer Ersatz derselben, in jedem Hausgarten, wenigstens versuchsweise, angepflanzt zu werden. Man lasse sich bei der nächsten Samenbestellung 1/2 Kilo Schalotten mitsenden und pflanze sie. Die Ernte darf dann nicht ganz aufgebraucht werden. Ein Teil der geernteten Zwiebeln wird zum Setzen aufgehoben.

Da in meinem leichten Boden Schnittlauch nicht gedeihen wollte, habe ich übrigens das Kraut der Schalotte als Schnittlauch benutzt. – Es gibt noch einige Zwiebeln, die in ihrer Behandlung der Schalotte gleichen, aber nicht so fein sind: Winterzwiebel, Kartoffelzwiebel, Johannislauch (mehr dem Schnittlauch ähnlich)

Verwendet werden die Schalotten wie Zwiebeln, sind aber immer viel feiner im Geschmack, besonders da, wo sie roh zur Anwendung kommen, z.B. zu Salaten.

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Knoblauch

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von Knoblauchzwiebeln (lat. Allium sativum).
Knoblauchzwiebeln. Aus: „Der Küchen- oder Gemüsegarten“ ca. 1915, von F.C. Heinemann, Samenzucht und Handelsgärtnerei in Erfurt

Der Knoblauch verlangt wie alle übrigen Zwiebelarten einen kräftigen, humusreichen, aber nicht frisch gedüngten Boden. Nur in Gärten mit magerem Erdreich darf man für Knoblauch und andere Zwiebeln im Herbst noch etwas verrotteten Dünger unterbringen.

Vermehrt wird der Knoblauch durch Teilung der „Zehen“. Man wählt immer die größten und stärksten „Zehen“ zum Setzen, denn diese geben den höchsten Ertrag; von kleinen, schwachen Setzzehen erntet man nicht viel. Die Zehen werden im Herbst oder Frühjahr ebenso wie Schalotten auf Gartenbeete in sieben Reihen mit 15 cm Abstand gepflanzt. Der gewöhnliche, käufliche Knoblauch ist hierfür verwendbar. Man braucht in der Haushaltung nur einige zehn bis fünfzehn Pflanzen davon, die man zwischen Schalotten oder anderen Zwiebeln sich leicht ziehen kann.

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Schlangenknoblauch (Roggenbolle)

Die Abbildung enthält eine Zeichnung von Schlangenknoblauch bzw. Rokambole (lat. Allium sativum var. ophioscorodon) mit gebildeten Luftzwiebeln.
Luftzwiebeln des Schlangenknoblauchs.

Der Schlangenknoblauch oder die Rokambole treibt im Sommer einen zuerst aufrecht stehenden, dann schlangenförmig gekrümmten Samenstengel, der an Stelle von Samen eine Hülle mit einer Unmenge kleiner Zwiebelchen trägt. Die Stengel werden abgeschnitten, bevor die Hülle aufplatzt; dann sind die kleinen Rokambol-Luftzwiebeln am wertvollsten und zartesten. Sie sind geschätzt zum Einmachen von Senfgurken oder zu Saucen, werden also ebenso wie Perlzwiebeln behandelt.

Der Anbau kann auf doppelte Weise geschehen: 1. kann man die Brutzwiebeln, welche die alte Zwiebel im Boden bildet, auspflanzen; das gibt dann im nächsten Jahr wieder Rokambolen. 2. Lassen sich aber auch die kleinen Rokambol-Luftzwiebelchen, soweit sie nicht in der Küche Verwendung finden, aussetzen. Aus diesen erzieht man dann zunächst große Zwiebeln, die noch einmal im folgenden Jahre ausgesetzt werden, um dann erst eine eigentliche Ernte zu bringen. Ähnlich wird die Australische Zwiebel vermehrt.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Spinatgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Spinatgemüße

Zu den Spinatgemüsen gehören alle Gewächse, deren Blätter, zarte Sprosse und junge Stengel gekocht und dann mit einem Fett breiartig geschmort angerichtet werden. Die Zahl dieser Gewächse ist eine sehr große. Bekanntlich wird auch aus den jungen Sprossen der Brennesseln, den Blättern der Melden usw. Spinat bereitet. Eine besondere Kultur verlangen alle diese Pflanzen nicht, da sie überall als Unkraut wachsen. — Der Mangold, dessen Blätter den ganzen Sommer hindurch guten Spinat geben, ist unter den Stielgemüsen aufgeführt, weil die Stiele dieses runkelähnlichen Gewächses besondere Verwendung finden.

Gartenspinat

Auf dem Bild ist eine Zeichnung von einem Gartenspinat (lat. Spinacia oleracea) zu sehen
Großer Rundblättriger Spinat. Aus: F. Rebholz (1918): Der Hausgarten.

Spinat ist ein Gemüse, welches von der Küche zu jeder Jahreszeit verlangt wird und welches ohne Mühe zu jeder Jahreszeit gezogen werden kann. Jeder Gartenboden eignet sich zum Anbau des gewöhnlichen Gartenspinats.

Die Aussaat geschieht zu verschiedenen Zeiten. In der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juli wird kein Spinat gesät, weil er bei der Hitze des Sommers foort in Samen schießen würde, ohne überhaupt verwendbare Blätter zu bilden.

Aussaat viermal im Jahre:
– 1. Für Herbst und Vorwinter 1. bis 5. August,
– 2. für Spätwinter und erstes Frühjahr 15. bis 20. September,
– 3. für Verbrauch im Mai 15. bis 20. März,
– 4. für späteren Verbrauch 15. bis 20. April, auch noch Anfang Mai.

Samenverbrauch 1/2 Kilo á 40 Pfennige, wovon jedesmal etwa 125 Gramm gesät werden. So viel genügt für ein Beet von 15 Meter Länge. Für schweren Boden Reihensaat, für leichten breitwürfig. Geerntet werden meistens die ganzen Pflanzen, die dicht unter der Wurzel ausgestochen werden. In gutem Boden, in dem Spinat nicht so schnell schießt, schneidet man auch nur die Blätter ab und wachsen andere Blätter nach.

Für Düngung jeder Art zeigt sich der Spinat insofern dankbar, als er äußerst üppig danach wächst. Aber es wird auch durch zu vielen Dünger verweichlicht, so dass er durch Sonnenbrand und Frost mehr leidet; weiterhin aber verliert der Spinat seine Bekömmlichkeit, wenn er durch frische Dungstoffe zu besonders geilem, unnatürlichem Wuchs veranlasst worden ist. – Ich habe früher Spinatland immer gut gedüngt. Seit ich aber beobachtet habe, wie er auf ungedüngtem Lande so viel kerniger und besser schmeckt, baue ich ihn an in alter Tracht; und nur ausnahmsweise, in armem, leichtem Sandboden, wo ohne Düngung überhaupt nichts wächst, aber selbst nach guter Düngung manches nur kümmerlich fortkommt, gebe ich auch dem Spinat eine reichliche Gabe frischen Düngers.

Ernte in der Regel sechs Wochen nach der Aussaat.  Sobald die Pflänzchen das sechste oder siebente Blatt gebildet haben, werden immer die stärksten davon ausgestochen, die übrigen wachsen dann besser nach. Das ist die Kultur in leichtem Boden. In anderen Gegenden ist es üblich in Reihen zu säen und mehreremale die Blätter abzuschneiden.

Das gute Überwintern des im August gesäten Spinates ist eine wichtige Sache. Nach schlechtem Winter wird grüner Spinat oft sehr gesucht und hoch bezahlt. Das gute Überwintern kann erleichert werden dadurch, dass man im Herbst bei schneelosem Frost ganz dünn etwas Langstroh auf die Spinatbeete breitet.

Beste Spinatsorte ist der „große rundblättrige Riesen-Viroflay“ mit runden Samen. Die Sorten mit stacheligem Samen sind nicht so gut, werden aber für widerstandsfähiger im Winter gehalten. 

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Neuseeländer Spinat

Das Bild zeigt eine detailgetreue Zeichnung von einem Neuseeländer Spinat (lat. Tetragonia tetragonioides)
Neuseeländer Spinat.

Der Neuseeländer Spinat ersetzt den gewöhnlichen Spinat in den Sommermonaten. Er ist eine einjährige Pflanze, deren vorzügliche Brauchbarkeit der Spinatbereitung noch nicht genug geschätzt wird. Aussaat Oktober und November in das freie Land oder 1. bis 5. März in das Mistbeet. Im Frühjahre in das Freie Land gesäter Samen geht unsicher auf, der einmal angesiedelte Spinat sät sich aber leicht selbst wieder aus und braucht dann nur ausgedünnt und verpflanzt zu werden. Die harten Samenschalen werden im Winter über mürbe. Die Pflanzen des Neuseeländer Spinats bilden sehr umfangreiche Büsche, müssen also viel Raum haben: ich pflanze zwei, höchstens drei Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand in den Reihen. So oft man auch schneidet: in kurzer Zeit wird das Beet wieder durch das Gewirr von jungen  Zweigen gefüllt sein, und diese jungen Zweige sind gerade gut und zart; alte, unbeschnittene Pflanzen werden durch die vielen Blütenknospen minderwertig.

Neuseeländer Spinat will guten und feuchten Boden haben und muss viel beschnitten werden, damit immer zarte, junge Triebe nachwachsen. Wird wenig davon geschnitten, so werden die Triebe hart.

Benutzt werden die dicken, fleischigen Blätter und Triebspitzen. Deren Zubereitung ist dieselbe wie beim Spinat. Der Geschmack gilt als feiner. Vorzug: man kann ihn den ganzen Sommer hindurch benutzen, wenn es keinen anderen Spinat gibt.

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Eiskraut

Das Foto zeigt eine Zeichnung von einer Eiskrautpflanze (lat. Mesembryanthemum crystallinum)
Eiskraut.

Das Eiskraut, ein eigenartiges Gewächs mit dickfleischigen Stengeln und Blättern, die aussehen, als ob sie über und über mit kleinen Perlen oder Eiskristallen besetzt wären, gedeiht wie der Neuseeländer Spinat in jedem warmen, durchlässigen, nicht frisch gedüngten Boden; es will nur eine sonnige Lage haben.

Aussaat 1. bis 5. April in das Mistbeet oder Anzuchtbeet, muss trocken gehalten werden, da die Pflänzchen leicht faulen. Die kleinste käufliche Saatmenge genügt hundertfach. Man braucht nur 30 bis 40 der winzigen Körnchen zu säen. Verpflanzen 15. bis 20. Mai; drei Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand.

Die zarten jungen Triebspitzen werden häufig zum Gebrauch abgeschnitten, sie wachsen immer wieder nach. Unbeschnittenes Eiskraut wird hart und unbrauchbar. Das Eiskraut muss in etwas gutem Boden, aber warm und nicht zu nass, stehen. Gießen und flüssig Düngen ist entbehrlich.

Verwendung: Die Sprossen, Triebspitzen werden mit geriebener Semmel und reichlich Butter zu einem spinatähnlichen Gemüse bereitet, welches eigenartig und Vielen köstlich schmeckt. Da das Eiskraut beim Kochen sehr zusammenfäll, wird ziemlich viel auf einmal gebraucht. Es wird abgekocht, dann in einen Durchschlag gegossen, damit das Wasser abläuft. Man lässt es nun mit Butter zergehen und röstet geriebene Semmel, bis sie gut braun sind; hierauf tut man das Eiskraut und lässt es vielleicht 10 Minuten gut durchschmoren.  Die Zubereitung ist etwas teuer für einfache Haushaltungen — immerhin ist Eiskraut als Gemüsepflanze sehr beachtenswert.

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Sauerampfer

Der Sauerampfer ist ein ausdauernder Spinat, der gewöhnlich durch Aussaat, aber auch durch Verteilung der alten Stöcke vermehrt wird. Er bildet brauchbare Einfassungen für Beete, wächst auch an schattigen Stellen.

Aussaat 20. bis 25 März in Reihen. Zur Aussaat auf Gartenbeete werden fünf Reihen gezogen, die einzelnen Körner in den Reihen mit 1/2 cm Abstand gelegt – Fünf Gramm Samen genügen; Verpflanzen ist zulässig, aber nicht notwendig. Die Pflanzen sind ausdauernd und können in späteren Jahren nach Bedarf verteilt und umgepflanzt werden.

Besonders günstigen Boden verlangt dieses Gemüse nicht. Vorzug des Sauerampfers: Er gedeiht auch unter ungünstigen Verhältnissen und bildet noch im Schatten schöne Einfassungen. Es ist gut, ihn feucht zu halten und mit Kompost zu düngen, weil er dann vollkommener wird. Die Blätter, die im Frühjahre mehrmals abgeschnitten werden können, dienen zur Bereitung vorzüglicher Suppen.

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Gartenmelde

Ein Bild von einer Blutmelde (Atriplex hortensis L.)
Blutmelde

*Gastartikel aus: „Schmidtlins Gartenbuch: Praktische Anleitung zur Anlage und Bestellung der Haus- und Wirtschaftsgärten“, Vierte Auflage, neu bearbeitet von Theodor Nietner (Königl. Hofgärtner in Potsdam) und Theodor Rümpler (Generalsekretär des Gartenbauvereins in Erfurt).

Von dieser einjährigen Pflanze hat man mehrere Varietäten, die gelbe, die hellrothe, die dunkelrothe (Blutmelde), von denen die letztere auch als Zierpflanzen geschätzt sind, doch auch für die Küche benutzt werden können, da sich die Blätter ziemlich grün kochen. Die Blätter liefern im Frühjahr ein angenehmes Gericht, werden aber weniger für sich, als in Mischung mit Spinat oder anderen spinatartigen Gewächsen benutzt.

Obgleich die Melde in Gartenboden jeder Art vorkommt, so wird sie doch ergiebiger und schöner in frisch gedüngtem Lande.

Man sät sie im zeitigen Frühjahr breitwürfig oder in Reihen ganz dünn aus und verzieht die zu dicht aufgegangenen Pflanzen auf einen Abstand von 25 – 30 cm. Gewöhnlich blattet man die Pflanzen von unten auf, so dass die oberen jüngeren, Zeit erhalten, sich auszubilden.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Salatgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Salatgemüse

Sämtliche Salatgemüse wollen einen guten, kräftigen und etwas feuchten Boden haben, lieben viel Düngung, auch Abortdünger, feuchten und verrotteten Stalldünger oder Kompost. In gut gedüngtem, frischem Boden, wird jeder Salat vollkommen und zart. Geringer Boden kann zarte, saftige Salatblätter nicht hervorbringen, dort werden die Blätter, weil sie zu langsam wachsen, hart, zähe. Das Streben des Salatzüchters muss also dahin gehen, den Boden derart zu verbessern, dass der Salat sehr schnell wachsen kann für geringen, mageren Boden gibt es da nichts dienlicheres als reichliche Anwendung von Dünger, ganz besonders flüssigem Dünger.

Allzustark gedüngter Boden kann bei trockener Luft und Prellsonne allerdings auch Brandflecke oder bei anhaltend trübem Wetter Faulstellen an den Blättern hervorbringen, doch das ist immerhin selten genug und wo es eintritt, muss sofort mit weiterem Düngen Einhalt geschehen; meistens sind es unvergorene, scharfe Stoffe, die bei gerade empfindlichen Sorten des Kopfsalats in wenig durchlüftetem Boden solche Schäden verursachen. Im Allgemeinen ertragen die Salatarten sehr viel Dünger, verhältnismäßig auch frischen Dünger, wenn es nicht an Bodenfeuchtigkeit fehlt. Sehr gut gedeihen Salate in eingeschlossenen geschützten Lagen.

Kopfsalat

Die Grafik zeigt einen Eiskopf-Salat (lat. actuca sativa var. capitata nidus tenerimma)
Voller Eiskopf-Salat, der langsame Jugendentwicklung hatte.
Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei

Es lässt sich keine andere Gemüsepflanze zu so verschiedenen Jahreszeiten säen wie der Salat. Insofern Bedarf für Salat vorhanden ist, hört das Aussäen von Salat überhaupt das ganze Jahr nicht auf. Bei uns in Süddeutschland ist der Salatverbrauch noch ein reichlicherer als in Norddeutschland. In Norddeutschland begnügt man sich leider damit, dass man frischen Salat einige Zeit hindurch (von Ende Mai bis Mitte Juni) hat, und auch in diesen drei Wochen wird nur dann viel Salat verbraucht, wenn gerade heißes, trockenes Wetter herrscht. Für gewöhnlichen Bedarf genügen einige Hauptaussaaten:

  1. Früheste Kultur, Aussaat 15. bis 20. Januar in ein Mistbeet,

    welches lauwarm gepackt ist, zur Hälfte mit Schweinedung oder dergleichen. Die gut abgehärteten Pflanzen werden 15. bis 20. März oder wenn sie dann noch nicht kräftig genug sind, die Gegend zu rauh ist, später, immer aber so bald als möglich, ausgepflanzt; acht Reihen auf ein Beet, 15 cm Abstand, geschützte warme Lage, sehr guter Boden. Es wird bald gehackt, später gegossen. Ernte 20. bis 25. Mai. Beste Sorte für diese Kultur „Erstling“, wo braune Sorten nicht beliebt sind „Zadler“ oder „Steinkopf“. Diese Kultur ist hauptsächlich für den Marktverkauf lohnend.

  2. Gewöhnliche Frühkultur (für die Liebhaber). Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet, Verpflanzt 5. bis 10. April Sechs Reihen auf das Beet, viel gegossen, Ernte Anfang Juni. Man wählt mehrere Sorten. „Steinkopf“, „brauner Trotzkopf“, „Rudolfs Liebling“ sind die drei verbreitetsten und besten Sorten.
  3. Eine dritte Aussaat kann noch im März gemacht werden (und zwar wesentlich einfacher und billiger als die vorigen) auf Saatbeete in das freie Land. Salat verträgt viel Kälte; an einer etwas geschützten Stelle gehen häufig schon im März die kleinen Pflänzchen auf und liefern 8 bis 14 Tage später als Mistbeetpflanzen Köpfe.
  4. Eine vierte Aussaat wird Anfang Mai ausgeführt, wiederum ins Freie. – Hiermit würde für gewöhnlichen Bedarf gesorgt sein.
  5. Juniaussaaten müssen wir schon wieder in die Mistbeete säen und schattig halten, und trotzdem schießen sie bei der nun folgenden warmen Witterung leicht und bilden lose Köpfe. Aber von Julisaat können wir bis gegen Weihnachten schöne Herbstköpfe ernten.
  6. Ende August bis Mitte September wird der Wintersalat gesät. Bei der Kultur des Wintersalates hat sich folgendes Verfahren am besten bewährt: Etwa am 20. August wird das Land, welches zum Saatbeet bestimmt wurde, tief umgegraben. Es wird in Reihen oder breitwürfig gesät. Etwa am 10. September macht man eine zweite Aussaat; das ist notwendig, weil man nie weiß, wie die Witterung ist. Ist das Wetter kühl und trübe, so werden die Pflanzen von der ersten Saat bis Mitte Oktober (das ist die richtige Pflanzzeit)  gerade gut genug; die Pflanzen der zweiten Saat bleiben dann zu schwach. Hingegen bei gutem Wetter kommt es vor, dass die Pflanzen der ersten Saat zu stark werden, und dass die Pflanzen der zweiten Saat gerade dann die richtige Größe haben.
    Für die Pflanzung wird ein Platz gewählt, der durch lichte Baumpflanzungen (Obstbäume) geschützt ist. Der Schatten der Bäume hält die schädliche Wintersonne ab und schützt vor schroffem Witterungswechsel. Die Bäume dürfen allerdings nicht so dicht stehen, dass sie in belaubten Zustand später die letzte Entwicklung des Salates und das Schließen hindern können. Im Frühjahre werden die Salatbeete zeitig gehackt. – Die Lücken, die im Winter entstanden sind, sich teilweise auch gerade erst in den ersten Frühjahrestagen bemerkbar machen, können gefüllt werden mit Pflanzen aus dem Mistbeete.

Versetzt wird jedes Mal, wenn die stärksten Pflanzen sechs Blätter haben, das ist etwa vier Wochen nach der Aussaat. Man macht sechs Reihen auf das Beet und gibt 25 Zentimeter Abstand, je nach der Größe der Sorte mehr oder weniger. So habe ich z.B. von kleinköpfigen Frühsorten schon acht Reihen gepflanzt, von großköpfigen Spätsorten aber nur vier. In den Reihen habe ich mich schon mit 15 Zentimeter Abstand begnügt, ausnahmsweise aber selbst 30 Zentimeter gegeben. Beim Angießen ist sehr zu beachten, dass die Pflanzen nicht verschlammt werden.

Eine besondere Art der Salatkultur besteht darin, dass man gleich im Frühjahre, im März, feine Salatbeete fertig einrichtet und den Salat an Ort und Stelle sät. Dieses Verfahren ist gut für Privatleute, die einen ausgezeichneten Boden haben und ohne große Mühen gern mehrere Wochen hindurch vom gleichen Beete ihren Salatbedarf holen wollen. Für Marktgärtnereien möchte ich das weniger empfehlen. Durch das Verpflanzen wird der Salat in der Entwicklung gestört. Das Verpflanzen ist nun in mancher Hinsicht praktisch; es gibt aber auch ein Kulturverfahren, bei dem das Verpflanzen umgangen werden kann. Man säet den Salatsamen unmittelbar auf die Gartenbeete, von denen der Salat geerntet werden soll. Das geht aber nur in den nahrreichsten, kräftigsten und feuchtesten Böden, denn dasselbe Beet bringt bei dieser Kultur eine viel größere Anzahl von Köpfen, als bei der gewöhnlichen Kultur des Verpflanzens, und den höheren Anforderungen des Salates an den Boden muss entsprochen werden, sonst misslingt die Kultur. Der größere und länger anhaltende Ertrag wird dadurch erreicht, dass Samen von frühen, mittelfrühen und späten Sorten gemischt und gleichzeitig ausgesät wird. Der frühe macht zuerst Köpfe, wird dann weggestochen und macht dem mittelfrühen Platz, der seinerseits weggestochen wird, wenn der späte Salat das ganze Beet in Anspruch nimmt. Mit 6 Gramm Salatsamen, 2 Gramm von jeder der drei Sorten, können 10 Meter Beetlänge besäet werden, aber gut gleichmäßig verteilt. Aussaat 1. bis 5. März oder sobald der Boden frostfrei ist.

Im heißen Sommer schießt Salat leicht ohne Köpfe zu bilden. An sich ist das Durchschießen der Blütenstengel ja eine ganz naturgemäße Erscheinung. Wenn der Salat einen bestimmten Abschnitt seiner Entwicklung durchgemacht hat, zeigt er das Bestreben, seine Art fortzupflanzen und Samen zu bringen. Da der Salat ja eine einjährige Pflanze ist, so treibt und blüht er immer im ersten Jahre. Die Ausbildung festgeschlossener, runder Köpfe ist eine durch die Kultur gewonnene Abnormalität, bei dem Salat den Charakter als einjährige Pflanze nicht angenommen hat. – An sich also ist es ein Unding, dem Salat das Schießen abgewöhnen zu wollen. Unerwünscht ist nur das schnelle Schießen. oder gar ein Hochschießen, ehe sich überhaupt der Kopf bildete.
Oftmals verursacht die Witterung, heißes, trockenes Wetter das schnelle Schießen des Salates. Auch die Bodenbeschaffenheit hat großen Einfluss: Ein brandiger Boden mit hohem Stickstoffgehalt kann die Salatpflanze zur früheren Samenbildung drängen und die Entwicklung derart beeinflussen, dass die Neigung zum vorherigen Zusammenschließen der Kopfblätter verloren geht. – Viel liegt auch an der Sorte. Frühe Salatsorten, z.B. „Steinkopf“, „Erstling“, also Sorten, die auf schnelle Entwicklung gezüchtet sind und bei denen alles auf baldigen Abschluß hindrängt, die auch in ihrer Natur der kühlen Jahreszeit angepasst sind, schießen im Hochsommer regelmäßig und machen bei Hitze niemals Köpfe. Andere Sorten, z.B. „Trotzkopf“ und „Rudolfs Liebling“, bleiben auch bei großer Hitze verhältnismäßig lange stehen. Ein Hauptwert ist darauf zu legen, dass Sorte und Samen gut sind. Salat, der auffallend früh schießt, stammt häufig aus schlecht gezüchtetem Samen, das heißt von Samenträgern, die selbst schon diese üblen Eigenschaften besessen haben.

Die besten Salatsorten sind:

  • Für Frühkulturen: „Maikönig“ (gelbgrün), „Berliner Königskopf“ (gelb) und Erstling (braun); alle drei sind größer und früher als der so beliebte „Steinkopf“
  • Für mittelfrühe Sorten: „Rudolfs Liebling“, liefert feste Köpfe von angenehmer, zarter gelber Farbe, ausgezeichnet haltbar, fast noch besser ist „Brauner Trotzkopf“.
  • Für späte Sorten: „Asiatischer“, „Montré“ und „Laibacher Eissalat“. Die späten Sorten sind für guten, schweren Boden; in leichtem Boden sind nur frühe und mittelfrühe Sorten zu gebrauchen.
  • Als Wintersalat sind: „Dippe’s festköpfiger“ und „Eiskopf“ zu empfehlen. – Wo Lokalsorten eingeführt sind, kommen diese ganz besonders mit in Betracht.

Der Pflücksalat, der ähnlich wie Kopssalat behandelt wird, aber nicht feste Köpfe schließt, sondern krause Blätter treibt, die abgerupft werden, wird wenig gebaut, weil er doch nie so zart ist, wie Kopfsalat. Hingegen kann zum frühesten Gebrauch etwas Stechsalat (eichenblätteriger) gesät werden. Er wird verbraucht, ehe es Köpfe gibt, die Herzen sind zart und gut.

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Pflücksalat

Der Pflücksalat ist eine Abart des Kopfsalates. Der Kopf schließt sich nicht, sondern treibt eine Menge kraußer Blätter, welche weich und zart sind und nach Bedarf abgepflückt werden.

Die Urteile über die Zartheit des Pflücksalates im Vergleich zum Kopfsalat sind widersprechend. Das mag auf örtliche Verschiedenheiten zurückzuführen sein. In dem vorwiegend leichten Boden und der trockenen Luft in der Norddeutschen Ebene wird der Pflücksalat schneller hart als der Kopfsalat. In feuchter Gebirgsluft muss das aber anders sein, denn bei Bergwanderungen wird man in den kleinen, oft schmalen und abschüssigen Gärtchen der Gebirgsdörfer fast nur Pflücksalat angebaut finden.

Es werden in der Regel fünf Reihen auf ein Beet gesät. Zuerst sticht man die dichten Pflanzen aus, bis die bleibenden einen Abstand von 25 Zentimeter haben. Von diesen Standpflanzen pflückt man später die einzelnen Blätter.

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Stechsalat

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von einem Stechsalat, hier Sorte: "Prinzeßsalat" und stammt aus einem alten Gartenbuch.
Prinzeßsalat – eine Stechsalatsorte.

Stechsalat ist ein ganz früher Salat für die Zeit, in der es noch keine Köpfe gibt. In der Schweinfurter und Bamberger Gegend wird Salat morgenweis dünn ausgesät und wenn die Salatpflänzchen 5 bis 6 Blätter haben, werden sie bereits ausgezogen oder ausgestochen und zu dem so beliebten zarten Salat verbraucht. Brauchbar bleibt dieser Stechsalat nur, so lange er jung und zart ist. Das Land wird für andere Kultur bald geräumt.

Man kann jede frühe Kopfsalatsorte als Stechsalat benutzen. – In den Verzeichnissen werden auch besondere Stechsalatsorten geführt. Den Vorzug hat der „Prinzeßsalat“. Er braucht nicht als ganz junge Pflanze verbraucht zu werden, bildet vielmehr, wenn er etwas länger stehen bleibt, krause Blätter und gewissermaßen ein zartes Herz, aber keine Köpfe. – In Norddeutschland, wo weniger Salat verbraucht wird, habe ich den Stechsalat noch nicht angebaut gefunden. Man findet hier Ernte und Zubereitung zu umständlich.

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Römischer Salat

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von einem Römischen Salat (lat. Lactuca sativa Cos-Gruppe, Lactuca sativa var. longifolia).
Römischer Salat. Aus: J. Böttner. Praktische Gemüsegärtnerei, 1907.

Aussaat 1. bis 5. Mai und später auf Gartenbeete im Freien. Es genügt für 5 Pfg. Samen; verpflanzen 5. bis 10. Juni auf das Beet, fünf Reihen, 30 cm Abstand. Boden muss kräftig, nicht zu leicht, vor allem feucht sein. Ein Zusammenbinden der Blätter ist bei den selbstschließenden Sorten nicht erforderlich. Benutzung wie Kopfsalat. Er ist vorzuziehen in den Sommermonaten, in denen Kopfsalat leicht schießt. Beste Sorte: „Gelber, selbstschließender Sachsenhäuser“. In Süddeutschland, Elsaß, ist dieser römische Salat (Lattich) sehr beliebt. Man bevorzugt dort überhaupt Sorten mit dickfleischigen Rippen, während man in Norddeutschland die Rippen wegwirft und zarte, weiche Blätter verlangt.

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Endivie

Das Bild zeigt eine Zeichnung von zusammen gebundenen Endivien (lat. Cichorium endivia).
Endivien zusammengebunden, damit das Herz bleicht und zart gelb wird.

Die Enddivie ersetzt den gewöhnlichen Kopfsalat in der Zeit von September bis März. Sie schmeckt feiner und pikanter als der Kopfsalat und hat fast noch mehr als dieser die günstigste Wirkung auf die Gesundheit.

Aussaat 25. bis 30. Juni, auch noch Anfang Juli. Der Anbau von Endivien ist etwas umständlicher als die des Kopfsalates. Die Aussaat geschieht nicht vor Ende Juni, nicht nach Mitte Juli. Von früheren Aussaaten schießen die Pflanzen in Samen. Wenn später gesät wird, entwickeln sie sich nicht mehr ausreichend bis zum Eintritt des Winters und geben keine brauchbaren Köpfe. 5 Gramm Samen sind reichlich. Man säet auf ein Saatbeet. Wenn die Pflanzen bis Mitte August fünf bis sechs Blätter haben, werden sie ausgepflanzt. Man setzt vier Reihen auf das Beet und gibt reichlich 30 cm Abstand in den Reihen.  Boden: guter, altgedüngter, der schon eine Vorfrucht im selben Jahre getragen hat, aber nicht Salat, am besten Erbsen. Endivien auf frisch gedüngtem Boden faulen. Wenn die Blätter den Boden bedecken, werden sie bei trockenem Wetter mit den Spitzen lose zusammengebunden, damit das Herz bleicht und zart gelb wird.

Ein Bild einer Endivienpflanze, die nicht zusammengebunden wurde.
Endivien, ungebunden.

Ernte September, Oktober; Verbrauch wie Salat, Geschmack aber viel pikanter und Genuss der Gesundheit noch mehr zuträglich. Für den Winterverbrauch sind Endivien bis Februar und März aufzuheben, für diesen späteren Gebrauch bleiben sie im Freien ungebleicht und werden erst im Überwinterungsraum gebleicht.

Für den Gebrauch in der Küche müssen endivien gebleicht werden. Sie sollen für diesen Zweck völlig ausgewachsen sein. Man bleicht nicht alles auf einmal, sondern immer die bestentwickelten Pflanzen zuerst. Für den frühen Gebrauch bleicht man die Pflanzen im Freien. Das Wetter muss zu diesem Zweck trocken sein, sonst faulen die Blätter im Innern. Man fasst die Blätter von unten an, schlägt sie zusammen und bindet an der Spitze Bast oder Stroh darum; das Innere muss lose bleiben, nicht zusammengepresst werden. Nach Verlauf von acht Tagen wird nachgesehen, ob das Herz schon gebleicht ist und ob das Band noch in Ordnung ist. Wenn es absprang oder von den nachwachsenden Blättern zur Seite gedrückt wurde, ist es zu erneuern. Spätestens nach 2 bis 3 Wochen sind die Herzblätter gebleicht und in diesem gebleichten Zustande, zart und weißlichgelb, für Salatbereitung geeignet.

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung. Auf dieser ist zu sehen, wie eine Frau Tontöpfe über die Endivien stülpt damit kein Sonnenlicht herankommt. Dies ist eine Methode, um die Endivien zu bleichen und somit schmackhafter zu machen.
Bleichen der Endivien mit Hilfe von Tontöpfen.

Man kann bei eintretendem Frost die gebleichten Stauden ausheben, im Keller mit den Wurzeln in Sand einschlagen und so einige Wochen halten. Will man sie länger aufbewahren, bis Januar, so darf man sie im Freien nicht bleichen, sondern muss sie bis Oktober frei wachsen lassen; dann hebt man sie aus und bringt sie in den Keller, wo sie bei dem Mangel an Licht ohne unser Zutun von selbst eine zarte Beschaffenheit und blasse Farbe annehmen. Im Keller bindet man sie nicht zusammen, sondern legt sie nur so mit den Wurzeln in feuchten Sand, dass die oberen Teile der Blätter der einzelnen Stauden sich zusammenschließen, nicht flachliegen. Zwischen den einzelnen Stauden muss Zwischenraum bleiben denn selbst bei der besten Lüftung bilden sich im Keller schlechte, faulende Blätter, welche zu beseitigen sind, wenn die Endivien gesund bleiben sollen. Ohne Lüftung (trockene Luft!) und Beaufsichtigung fault alles weg.

Zubereitung wie Kopfsalat mit Essig, Öl und auf andere Weise. Man unterscheidet gekrauste Endivien und breitblättrige (Eskariol) Die besten Sorten sind: „Feinstgekrauste von Meaux“ und „Königin des Winters“. Von den widerstandsfähigeren Eskariol-Endivien ist die große Eskariol die beste Endiviensorte.

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Löwenzahnsalat

Die Grafik zeigt eine Zeichnung der Löwenzahnpflanze (lat. Taraxacum officinale) die zu Salat verwendet werden kann.
Löwenzahn zu Salat. Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei

Synonyme: Kuhblume, Kettenblume, Milchbuschsalat, Ringelblume

Löwenzahn ist ein bekanntes Unkraut, wird in einigen Gegenden als wildwachsende Pflanze auf Wiesen gesammelt und auf gleiche Weise wie Endivien und anderer Salat zubereitet. Der Löwenzahnsalat ist von heilsamer Wirkung, besonders für Leberkranke, und verdient wegen seiner einfachen Kultur und seines angenehmen bitteren Geschmackes in jedem Garten angebaut zu werden. Man baut nicht die gewöhnlich wilde Sorte, sondern den durch die Kultur verbesserten vollherzigen Löwenzahn. Aussaat 15. bis 20. April  fünf Gramm Samen, Pflanzzeit 10.—15. Juni. Es kann auch noch später gesät und gepflanzt werden. (Im Buch „Praktische Gemüsegärtnerei, 1907“ spricht Bötter davon, den Löwenzahn Ende Mai auszusäen und im Juli zu pflanzen), Vier Reihen auf das Beet, 30 cm Abstand. Die Pflanze gedeiht überall, je feuchter und nahrhafter der Boden, desto besser.

Im Frühjahre, in den Monaten Februar und März, wenn der neue Trieb sich regt, werden die Blätter durch Überstülpen eines Topfes, Auflegen eines Ziegelsteines oder einer Rasenscholle gebleicht. Wurde der Löwenzahn Beetweise gepflanzt, so geht das Bleichen noch leichter, indem man im Frühjahre, sobald das Wetter die Bodenbearbeitung erlaubt, aus den Wegen oder von anderer Stelle Erde ausgräbt und 6 bis 8 cm hoch auf die Beete breitet; leichten, durchlässigen Boden etwas höher, schweren Boden kaum so hoch. Die Blätter versuchen nun durch diese Erdschicht hindurchzutreiben und bilden hierbei jene zarten, dicken Rippen und feinen Blättchen, die für die Salatbereitung so sehr geschätzt sind. Man kann die Stöcke auch mit den Wurzeln ausheben und im Keller bleichen. Der Salat ist dann brauchbar, sobald er gelblichweiß und zart ist. Man kann ihn benutzen, bis im Frühjahr die Blütenknospen im Herzen sich zeigen.

Beste Sorte: „Vollherziger verbesserter Milchbuschsalat“. Dieser Salat mit Essig und Öl, wie Endivien- und Kopfsalat bereitet, ist nicht nur äußerst wohlschmeckend, sondern auch sehr gesundheits-zuträglich.

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Zichoriensalat

Das Bild zeigt eine Zeichnung einer Zichorienblüte (lat. Cichorium intybus); die Pflanze wird als Chicoree-Salat gegessen.
Zichorienblüte. Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei.

Synonyme: Chicorée, Zuckerhut

In der Magdeburger Gegend werden feldweise Zichorien angebaut, aus deren fleischigen Wurzeln Kaffeesurrogate bereitet werden. Als Gemüse werden die Zichorienwurzeln nicht verwendet, wohl aber die Blätter. Die gewöhnlichen derben, harten Blätter, die wir im Sommer an den bekannten Zichorienpflanzen finden, erweisen sich schon beim ersten Versuch als unverwertbar. Diese selbe Pflanze ist aber imstande, im Winter an dunklem Ort aus ih ren Wurzeln heraus die zartesten Blätter zu treiben, welche z.B. in Frankreich oder Belgien als Salatgemüse das höchste Ansehen genießen. 

Aussaat 15. bis 20. April in Reihen. Drei Gramm Samen für ein fünfreihiges Beet von 6 Meter Länge. Die dichten Pflanzen werden ausgezogen, so dass auf 10 cm Abstand nur eine Pflanze bleibt. Es wird nicht verpflanzt. Der Boden soll gut und tiefgründig sein. Die Wurzeln werden vom 15. bis 20. Oktober ausgegraben und im warmen Keller derart eingeschlagen, dass sich neue Sprossen entwickeln können. Anm. d. Redaktion: In seinem Buch „Praktische Gemüsegärtnerei, 1907“ empfiehlt Böttner vier Reihen, in den Reihen alle 6 bis 8 cm ein Korn und später Ausdünnung auf durchschnittlich 18 – 22 cm.

Die Rüben werden nach der Ernte im Keller in Sand eingeschlagen, so dass nur zwei oder drei junge Herzblätter daran bleiben. – Je dicker und voller die Wurzeln sind, um so lohnender ist das Einbringen in den Keller. Aus den Wurzeln treiben nämlich neue Blätter aus, welche gelb und zart sind und zur Bereitung von Salat abgeschnitten werden.

Ist wenig Raum im Keller, so kann man die Wurzeln mit den Kopfenden nach außen zu einem Haufen aufsetzen oder schichtet sie schräg übereinander in Sand. Auch kann ein Faß hergerichtet werden, dessen Wände durchbohrt werden und die Wurzeln durch die Öffnungen gesteckt werden, so dass nur der Kopf heraussieht. Das Innere des Fasses wird hierauf mit Sand oder Erde gefüllt. Es ist nur nötig, dem Keller von Zeit zu Zeit frische Luft zuzuführen und den Sand feucht zu halten.

Die gebleichten Zichorienblätter werden ebenso zubereitet wie andere Salate. Die beste Sorte ist: „Brüsseler“ oder „Witloof“. Sie treibt große, breite Blätter mit breiten zarten Stielen.

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Rapünzchen (Feldsalat)

Das Bild enthält eine Zeichnung von einer Rapünzchen-Pflanze (lat. Valerianella locusta) sowie einem Blatt in eigenem Anbau.
Rapünzchen (Feldsalat) anbauen.

Die Rapünzchen wachsen in jedem Boden und machen keine Ansprüche an die Pflege. Am zartesten werden sie natürlich in recht nahrhaftem, fettem Boden.

Aussaat 1. bis 10. September, auch früher und später. Zwanzig Gramm Samen für 10 Pfennige, breitwürfig und sehr weitläufig auf ein beliebiges abgeerntetes Beet, welches bis Mai nächsten Jahres nicht gebraucht wird. Irgendwelche besondere Behandlung ist nicht erforderlich. Der Samen geht bald auf und dann können die Pflanzen nach Belieben mit dem Messer ausgestochen werden.  Die Pflanzen wachsen unterm Schnee. Ernte schon im Herbst und dann weiter März und April, überhaupt immer, wenn das Wetter offen ist. Wer über Winter ernten will, muss die Beete mit Laub, Stroh oder Ähnlichem zudecken. Diese Decke kann man zu jeder Zeit abnehmen und die Pflanzen darunter ausstechen. – Im Frühjahre werden die Rapünzchen gebraucht, bis sie in Blüte schießen. Eine gute Sorte: „Breitblättriges holländisches“.

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Gartenkresse

Die Kresse ist ein Frühjahrsgemüse. Sobald es wärmer wird (schon im Mai), schießt sie in Blüte; man muss noch im März säen, spätere Aussaaten missraten. Aussaat 15. bis 20. März in Reihen, als Einfassung, oder acht Rillen auf ein Beet, in guten Gartenboden, jeder Boden eignet sich zur Aussaat. Für den laufenden Meter zwei Gramm Samen, der sehr billig ist (100 Gramm zehn Pfennige). Nach vier bis fünf Tagen geht der Samen auf und die Kresse kann Ende April zum Gebrauch geschnitten werden.

Im Winter ist die Kresse am Küchenfenster oder im Zimmer auszusäen. Da der Samen sehr schnell keimt und selbst auf feuchtem Löschpapier aufgeht und grün wird, benützt man die Kresse zu allerlei Spielereien. Um sie jedoch im Winter so weit zu entwickeln, dass sie zu Salat brauchbar wird, muss sie in flache Schalen oder Kästchen gesät werden, welche mit guter, lockerer Erde gefüllt worden sind und an recht hellem Platz Aufstellung finden.

Die grüne Kresse dient zum Garnieren von Kartoffelsalatschüsseln und dergleichen. Man kann sie auch im Frühbeet ziehen, wo die Entwicklung noch schneller ist. — Beste Kressesorte: „Krausblättrige gefüllte“. Durch Erdflöhe, welche die Kresse über alles lieben und sich massenhaft nach den Kressenbeeten ziehen, wird der Anbau dieses Gemüses sehr erschwert und deshalb ist nur früheste Aussaat und Frühbeetkultur lohnend, dann kommt die Kresse zu einer Zeit, in der das kleine Insekt noch nicht sein Unwesen treibt.

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Brunnenkresse

Die Brunnenkresse wächst in flachen Quellbächen mit reinem, klarem Wasser, welches im Winter nicht zufriert. Ihre Kultur wird lohnend, wenn man das Wasser geeigneter kalter Quellen hierfür ausnutzen und Gräben anlegen kann. Das schönste Beispiel vorzüglicher Kultur bieten die Erfurter Dreibrunnen-Gärtnereien. Drei Quellen sind hier ausgenutzt worden, um viele künstlich angelegte Gräben mit Wasser zu speisen. Zwischen je zwei Gräben liegt ein Erdrücken, welcher mit Blumenkohl und anderem besseren Gemüse gepflanzt wird. Die Tiefe des Grabens wird durch die Lage der Quellen bestimmt; das Wasser muss langsam, kaum merklich hindurchfließen. Die Wände sind wallartig schräg; 50 cm oberhalb der Sohle führt zu beiden Seiten des Grabens ein Fußsteig, welcher den eigentlichen 2 Meter breiten Wassergraben einschließt. Durch Schleusen kann dann das Wasser beliebig höher und niedriger gestellt werden. Im August eines jeden Jahres wird der Graben abgestellt und gereinigt.

Das Bild zeigt eine Zeichnung von einem Brunnenkressegraben. In diesem Graben wurde früher Brunnenkresse (lat. Nasturtium officinale) angebaut. Es sind die verschiedenen Ebenen (1. Wasser, 2. Kresse, 3. Fußsteig, 4. Erdwall) beschrieben.
Durchschnitt eines Brunnenkressegrabens: 1. Wasser, 2. Kresse, 3. Fußssteig, 4. Erdwall. Aus: J. Böttner (1909): Praktische Gemüsegärtnerei

Der Boden wird mit Kuhdünger belegt zur Düngung, dann pflanzt man bewurzelte Kressesetzlinge, die man aus älteren Anlagen reichlich erhält, hinein und drückt sie fest. Nun wird Wasser eingelassen, zuerst ganz wenig, bis die Pflanzen angewachsen sind; dann lässt man mehr Wasser ein, so dass sie im Wasser immer weiter wachsen bis zu 50 cm Höhe. Die Kresse soll immer unter Wasser stehen. Man schlägt sie mit einem durchlöcherten Patschbrett nieder, wenn sie darüber hinauswächst. Um die Brunnenkresse zu ernten, legt man ein starkes Brett über den Graben, kniet darauf und schneidet die Kresse, welche hierauf in Bündchen gebunden wird und so auf den Markt kommt.

Der Ertrag, den die Brunnenkressekultur in Erfurt bringt, ist erheblich. Wer geeignete Quellen besitzt, sollte nicht versäumen, die Erfurter Dreibrunnen-Gärtnereien zu besuchen, um nach deren Muster Brunnenkressekulturen einzurichten.

Auch ohne Quellwasser lässt sich für den Hausgebrauch im Frühjahr Brunnenkresse ziehen. Die Aussaat erfolgt Aussaat März und April in das Mistbeet, welches geschlossen, schattig und sehr nass gehalten wird, auf das Fenster 1 Gramm Samen. Die Fenster werden also nicht gelüftet, hingegen werden Bretter zum Schattengeben aufgelegt und wird viel gegossen. Schnitt beginnt nach fünf Wochen und kann mehrmals wiederholt werden derart, dass man sechs bis acht Wochen hindurch Brunnenkresse im eigenen Mistbeet hat. Diese Kultur ist für Liebhaber des gesunden Salatgemüses sehr lohnend. — Die hier beschriebene Mistbeetkultur lässt sich überall einrichten. Nur bei verkehrter Behandlung, bei zu trockenem, sonnigem Stand wird die junge Brunnenkresse im Mistbeete hartblättrig. Es muss ein eigenes, abgeteiltes Mistbeet nur für diese Kultur hergestellt werden, denn da die Luft darin nicht zu warm, aber beständig mit Feuchtigkeit geschwängert sein muss, können andere Gewächse in solchem Beete nicht gedeihen.

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Winterkresse

Die amerikanische Winterkresse (Upland Kress) ist eine aus Amerika neu eingeführte Kressenart. – Der Samen dieser Kresse wird im August ins Freie an eine schattige Stelle gesät. Man macht sechs Reihen auf ein Beet und verdünnt die aufgehenden Pflänzchen auf mindestens 10 Zentimeter Abstand. Die Pflanzen müssen tüchtig Frost und Schnee erhalten, damit die Blätter weich und schmackhaft werden. Wenn es nicht arg friert, bleiben die Blätter hart.

Gebraucht wird die Kresse als Ersatz der Brunnenkresse vom Januar bis April. Die Zubereitung ist die gleiche wie beim Salat. – Da wir in der Brunnenkresse ein viel zarteres, wohlschmeckenderes Wintergemüse besitzen, hat sich diese neue amerikanische Einführung bis jetzt keiner beliebtheit zu erfreuen.

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Schädlinge im Salatanbau

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung, auf der wichtiger Salatschädlinge (Drahtwurm und Saatschnellkäfer) zu sehen sind.
Drahtwurm und Saatschnellkäfer

Der Salat hat eine besondere Anziehungskraft für allerlei Ungeziefer, so ist er eine Lieblingsspeise der Engerlinge, die wir unter den Erdbeerschädlingen noch besonders kennen lernen werden, weiter wird er vom „Drahtwurm“ heimgesucht. Das ist die harte, steife, gelbe Larve des Saatschnellkäfers. Der Käfer ist als „Hüpfer“ bekannt; wenn man ihn auf den Rücken legt, schnellt er sich mit einem Ruck empor. An sich ist er ziemlich harmlos, aber seine Larve, der Drahtwurm, ist sehr gefräßig. Und gerade in den Salatbeeten ist er am schlimmsten. Der Salat bildet geradezu einen Köder für diesen Drahtwurm. Deshalb streut man überallhin einige Körnchen Salatsamen, oder man setzt einige Pflanzen aus, dort, wo man ihn fangen will. Auf den Salatbeeten selbst pflanzt man, wenn der Wurm vorhanden ist, den Salat etwas dichter als sonst.

Alle zwei oder drei Tage werden die Beete abgesucht. Sobald eine Salat – Pflanze etwas welkt oder ein fahles Aussehen annimmt, hebt man sie mit einem Hölzchen vorsichtig heraus und findet dann den Drahtwurm noch an seiner Herzwurzel. So kann man viele Hundert Drahtwürmer fangen, die mit der Zeit taufende von Pflanzen an ihren Wurzeln zerstört haben würden, wenn man sie hätte gewähren lassen, denn sie gehen von einer Pflanze zur anderen.

Noch für einen anderen Fresser ist Salat ein bevorzugter Leckerbissen: für die kleinen, nackten Schnecken. Nachts sitzen sie an den Salatpflanzen und fressen. Ich habe es schon erlebt, dass neu angepflanzte Salatbeete nach Verlauf von drei Tagen vollständig zerstört waren und man wusste nicht, woran es lag, als aber der Salat von neuem gepflanzt worden war und man abends nach zehn Uhr mit der Laterne nachsah und die Schnecken entdeckte und absammelte, dann gelang es, den Salat zu erhalten.

Wer die Schnecken nicht anfassen kann, mag alte Handschuhe anziehen. — Schnecken werden beim Absuchen der Beete in einen Topf getan und später totgebrüht. Es muss übrigens an mehreren nacheinander folgenden Abenden mit der Laterne nachgesehen werden, namentlich nach feuchtem Wetter. Werden schwere, alte Brettstückchen auf den Beeten ausgelegt und feucht gehalten, so sammeln sich viel Schnecken auch unter diesen und können zu beliebiger Zeit beseitigt werden. Ein gutes Verfahren besteht auch darin, dass man Tonröhren schräg in die Erde eingräbt, das eine Ende offen lässt und dann altes Laub oder dergleichen hineintut. Solche Schlupfwinkel werden von den Schnecken mit Vorliebe aufgesucht und man braucht sie nur von Zeit zu Zeit einmal davon zu reinigen. — Sehr emsig sind die nützlichen Kröten in der Jagd auf Schnecken.

Das Bild zeigt eine alte Zeichnung aus einem alten Gartenbuch, die sich mit Salatschädlingen wie der Nacktschnecke befasst.
Nacktschnecke und Häuschenschnecke am Kopfsalat

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Wurzelgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Wurzelgemüse

Sämtliche Wurzelgemüse missraten leicht in frisch gedüngtem Lande. Erstens treiben sie bei starker, frischer Düngung zu üppig ins Laub und machen dann nicht so schöne Wurzeln; zweitens werden die Wurzeln nicht so schön glatt, sondern machen eine Menge Faserwurzeln; drittens werden die Wurzeln selbst durch den Dünger grobfleischiger, leicht hohl, strunkig usw. Durch tiefe Bodenbearbeitung wird die Beschaffenheit der gebauten Wurzelgemüse verschlechtert. Die Wurzeln werden größer aber grober. Trockene, strohige Düngerteile üben besonders nachteilige Wirkung auf die Entwickelung, kompostartig verrottete, feuchte Düngerreste im Boden find nicht bedenklich. Eine mäßige Düngung mit Ruß, Holzasche oder Kainit scheint den meisten Wurzelgemüsen vorteilhaft zu sein. Gute, wiederholte und nicht zu tiefe Durcharbeitung des Bodens bringt ganz besonders die Wurzeln zur schönsten Ausbildung. In schlecht bearbeitetem, ungleichmäßigem Boden mag das Kraut der Wurzelgemüse wohl ebenso gut wachsen, aber die Ausbildung der Wurzeln ist eine auffallend geringere. Auch leiden die Wurzeln durch fleckig-, madig- oder rostig werden.

Gegen diese Übel hilft also in erster Linie gute, wiederholte Bearbeitung des Bodens, dann Wechselbau und schließlich Begießen mit Seifenwasser.

Kohlrüben

Synonyme: Steckrüben, Wrucken

Die Abbildung zeigt eine Zeichnung einer Kohlrübe (lat. Brassica napus Napobrassica Group), die Sorte ist: "Hoffmanns gelbe Schmalz".
Kohlrübe, Sorte: „Hoffmann’s gelbe Schmalz“

Aussaat 15. bis 20. Mai, auf ungedüngte Gartenbeete, für fünf Pfennig Samen. Verpflanzung frühestens 20. bis 25. Juni, lieber etwas später, denn frühere Aussaaten missraten, weil die Pflanzen sich in der frühen Jahreszeit nicht flott genug entwickeln. Vier Reihen auf das Beet, mind. 30, eher 40 cm Abstand, nur auf Land, welches im Jahre vorher, spätestens im Herbst vorher, gedüngt worden ist. Es darf schon Erbsen im Frühjahre gebracht haben; freie Lage. Auch auf Feldland gedeihen Kohlrüben.

Kohlrüben werden nicht als feines Gemüse geschätzt, aber sie sind nahrhaft und liefern eine billige Hausmannskost. In jedem Garten- und Ackerboden kann man sie pflanzen. Nur in frischem Dünger geraten sie nicht, sondern werden wurzelig und strunkig, schießen auch wohl und bekommen maden. Dick, rund und glatt dagegen werden sie, wenn sie einen von Natur etwas frischen, bindigen Boden erhalten, der von der Vorkultur her in guter Dungkraft steht.

Es ist nur einmal Gießen und einmal Hacken nötig, später werden die Wurzeln etwas mit Erde behäufelt. Die Ernte erfolgt im Oktober, November.

Es wird hin und wieder behauptet, dass irgendeine Kohlrübensorte besondere Eigenschaften und Vorzüge hat, die darin bestehen, dass sie große, wurzelfreie, glatte, runde Knollen bilde, keinen derben Strunk usw., und dann wird an diese Behauptung die besondere Empfehlung der Sorte geknüpft. – Wie wir schon gesehen haben, liegt zunächst viel an der richtigen Kultur und Bodenart. Dann aber liegt’s auch an den Samenzüchtern, wenn aus Kohlrüben nichts wird. Der Kohlrübensamen wird unglaublich billig angeboten; es ist gar nicht möglich, zu diesen Preisen einen guten Samen zu ziehen. „Hoffmann’s gelbe Schmalzkohlrüben“ ist die beste Kohlrübensorte. Gelbfleischige Sorten sind zu Speisezwecken besser und beliebter, als weiße.

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Speiserüben

Synonyme: Mairübe, Herbstrübe, Stoppelrübe, Weiße Rübe, Wasserrübe, Teltower Rübe

Aussaat selten im Frühjahre (Mairübe), in der Regel wird 20. bis 25. Juli Samen auf ein nicht gedüngtes Gartenbeet, nur in freier Lage, breitwürfig gestreut. 20 Gramm für zehn Pfennig genügen für ein Beet von 20 Meter Länge. Verpflanzen findet nicht statt, nur ein Auslichten der zu dichten Stellen, falls es nicht gelungen ist, dünn, gleichmäßig zu säen. Am besten werden sie auf guten Roggen- und Weizenfeldern, wenn man sie spätestens bis 8. August auf die Stoppeln sät und ganz flach unterpflügt. Im Garten sät man sie zur gleichen Jahreszeit auf die abgeernteten Erbsenbeete. Die Rübchen sollen höchstens 8 cm weit stehen; haben sie mehr Platz, so werden sie zu groß und verlieren an Geschmack.

In einigen Gegenden ist es üblich, auch zu anderen Zeiten des Jahres Rübchen anzubauen, z.B. wird im zeitigen Frühjahre gesät, um Ende Mai ernten zu können; Ende Mai ist aber auf dem Markte wenig Bedarf für Rübchen. Auch bietet der frühe Anbau größere Schwierigkeiten dadurch, dass die Rübchen im Mai sehr leicht madig werden.

Die Ernte der Rüben erfolgt von Mitte Oktober bis Mitte November. Hacken und dergleichen ist überflüssig, weil die Pflanzen den Boden selbst decken, in stark verunkrautetem Boden würde auch Hacken nichts nützen und sollte man dort keine Herbstrüben bauen. Die meisten Spielarten dieser Rübe dienen zur Feldkultur (Turnips!).

Es gibt runde und lange Sorten. Gut ist die Rübensorte: „Petrowskische feinste Delikatessrübe“. Am feinsten aber ist die Rübensorte „Teltower Rübe“. Diese Abart, die etwa nur die Größe der ersten frühen Mohrrübchen erreicht, ist auf dem Sandboden der Teltower Gegend entstanden und gedeiht in voller Güte nur auf märkischem Sande, hauptsächlich in Teltow. An allen anderen Orten artet sie leicht aus. – Ich säe vom 1. bis 5. August; in der Teltower Gegend werden die Rüben vom 8. bis 18. August breitwürfig in die flach umgepflügten Roggenstoppeln gesät und nicht weiter behandelt. Vom Oktober ab werden die Teltower Rübchen ausgegraben und dann auf weite Entfernung verschickt. Sie halten sich bis zum März.

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Mohrrübe

Das Bild zeigt eine Zeichnung einer Frühkarotte/Möhre (lat. Daucus carota). Diese Zeichnung entstammt einem Text aus einem alten Gartenbuch von 1899.Frühe, kurze Sorten der Gartenmohrrübe werden meistens Karotten genannt. Aussaat der Frühkarotten Januar, Februar, März, sobald der Boden offen ist, breitwürfig oder 7 Reihen auf das Beet. Für ein Beet von 20 Meter Länge sind 20 Gramm Samen nötig für 10 Pfg. Verpflanzt wird nicht! Je besser, der Mistbeeterde ähnlicher der Boden, um so früher werden die Karotten verbrauchsfähig. Früheste Sorten werden nur auf bestem, mittel-feuchtem Boden, in guter, warmer Lage, gebaut. Samen liegt sechs bis acht Wochen, ehe er aufgeht. Deshalb kommt leicht Unkraut hoch und muss zweimal gut gejätet, bei Reihensaat gehackt werden. Zu dicht stehende Pflanzen werden soweit ausgedünnt, dass immer auf 4 bis 5 cm nur eine Pflanze stehen bleibt.

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung die Möhren zeigt, welche zu eng ausgesät wurden. Diese Zeichnung stammt aus einem alten Gartenbuch und der nebenstehende Text handelt vom Möhrenanbau.

Nicht jeder Gartenboden hat die richtige Beschaffenheit für Möhren; er ist oft nicht frisch genug, zu lose und trocken oder gar etwas brandig. Da hilft es, wenn im Herbst das Land vorbereitet und mit vergorener Jauche oder Spülicht übergossen wird. So habe ich, den Boden bindiger gemacht, von leichtem Sand die prachtvollsten Mohrrüben geerntet. Da, wo der Boden außergewöhnlich fest und bindig ist, ist natürlich auch den Mohrrüben eine Lockerung dienlich, und zwar um so tiefer, je länger die Sorte ist. Kurze Sorten sind mit 1/2 Fuß tiefem, guten Boden zufrieden, lange Sorten verlangen das Doppelte, und ganz große dicke Futterrüben werden zu wahren Mast- und Prachtfrüchten, wenn man sie im Frühjahre zeitig auf rigoltes Land sät. – Für sehr rohen Boden würde ich ganz besonders auch für die Mohrrüben eine Verbesserung durch Unterhacken von Kompost vorschlagen. Frischen Dünger hingegen vertragen sie nicht.

Die ersten Frühkarotten sind Mitte Juni verbrauchsfähig. Sie werden mit den ersten jungen Erbsen oder auch für sich allein gekocht, oder als Suppengemüse. Beste Frühkarottensorte ist: „Frankfurter Kurzkrautige“.

Spätere Karotten (Mohrrüben), Aussaat April, auch noch vom 1. bis 10. Mai, breitwürfig oder 5 Reihen auf das Beet. Für ein Beet von 20 Meter Länge sind nur 15 Gramm Samen nötig. Sie gedeihen auch noch auf geringerem Boden, gehen nach 3 bis 4 Wochen auf, werden nur einmal gejätet. Ernte vom August ab. Sorte: „Mittellange von Nantes“.

Für kleinen Haushalt ist es vorteilhaft, frühe und späte Sorten gemischt zu säen. Erst werden die frühen Karotten ausgezogen, inzwischen wachsen die späten nach, so wird den ganzen Sommer hindurch vom selben Beet geerntet. Es muss aber guter, kräftiger Boden sein. Bei feuchtem Wetter oder wenn die Beete gegossen werden, gelingen auch spätere Aussaaten im Juni und Juli. — Hierzu nimmt man die Sorte „Frankfurter Kurzkrautige“, die sich schnell entwickelt und bis Herbst noch schön vollkommen und sehr zart wird. Wer gern im Winter oder sehr zeitig im Frühjahre junge Karotten haben will, macht 15. bis 20. Juli noch eine Aussaat. Bis zum Herbst gibt’s kleine Karotten, die unter einer Decke von Erde, Waldstreu, Dünger oder dergl. im Freien bleiben können, zum ersten Frühjahrsgebrauch. Schließlich kann man auch in warmem Boden statt im Februar schon im Oktober, November säen. Der Samen geht im Herbst oder im Winter unter Schnee auf und wenn es im Frühjahr warm wird, fangen die jungen Mohrrüben an zu wachsen.

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Rote Rübe (Rote Beete)

Das Bild enthält eine Zeichnung von einer sehr langen Rote-Beete-Sorte. Im beistehenden Text ist der Anbau von Rote Beete (lat. Beta vulgaris subsp. vulgaris) bzw. Roten Rüben beschrieben. Es handelt sich um Inhalte aus einem alten Gartenbuch.
Schwarzrote lange Salatrübe (Längsdurchschnitt)

Aussaat 15. bis 20. April. 4 Reihen auf ein Beet, in je 10 cm Abstand 1 Korn. Für 5 Pfennig Samen genügt. Verpflanzen ist zulässig aber nicht notwendig. Will man verpflanzen, kann man den Samen mit dem Kohlsamen dicht säen und später die Pflanzen in 4 Reihen und 15 cm Abstand versetzen.  Besondere Behandlung nicht notwendig. Ernte vom Oktober ab.

Die Rote Beete will, wie alle anderen Wurzelgewächse, einen freien, sonnigen Standort haben. Das Land wird beim Graben nicht frisch gedüngt. In solchem ungedüngten Land werden die Wurzeln der echten Sorte lang, dünn, glatt, dunkelrot. In gedüngtem oder nur flach gegrabenem Land machen sie viel Seitenwurzeln, werden dicker, grobfleischiger und nicht so schön rot und schmackhaft. Man baut Rote Beete nur auf dem Felde oder in ganz freien Gärten. Unter Bäumen an etwas schattiger Stelle werden sie nicht schön, leicht grau in der Farbe; die Sonne färbt tief dunkelrot.

Der Roterübensalat kann den ganzen Winter hindurch bereitet

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von grünlaubiger roter Beete.
Grünlaubige runde rote Beete.

werden. Beim Einmachen werden die Roten Rüben gewaschen, mit Wasser aufgesetzt und gar gekocht. Dann werden sie zum Erkalten hingestellt und, nachdem die obere Haut abgezogen ist, in feine Scheiben geschnitten, die Scheiben mit etwas Meerrettich und Kümmel schichtweise in einen Topf gelegt; hierauf wird die Brühe mit Essig abgekocht. Von den gekochten Roten Beeten werden 2 gerieben und in den Essig getan, damit der Saft schön rot wird. Die Brühe wird kochend darüber gegossen. Die beste Sorte hierfür ist „Eclipse“, rund. 

Hinweis der Redaktion von Uropas Bauerngarten zur Ernte: Im „Gartenbuch für Anfänger“ ist die Ernte vom Oktober ab beschrieben. Im Buch „Praktische Gemüsegärtnerei“ spricht Böttner hingegen davon, dass das Einernten erst im November geschieht, nachdem die Roten Rüben einen ersten Frost erhalten haben.

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Sellerie

Das Bild zeigt zwei Zeichnungen von zwei gekochten Sellerie (lat. Apium graveolen). Bei dem ersten Bild ist der Sellerie nach dem Kochen noch weiß, beim zweiten Bild schwarz.
Bild 1: Gekochter Sellerie, beim Durchschneiden weiß.
Bild 2: Gekochter Sellerie, beim Durchschneiden schwarz.

Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet, für 5 Pfg. Samen genügt für 1/6  Fenster. Der Samen keimt nach 3 Wochen. Die Pflanzen werden am 15 bis 20. April in reine, fette Mistbeeterde verstopft. Verpflanzzeit 5. bis 10. Mai. Vier Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand.Werden Pflanzen dichter gepflanzt, so treiben sie sehr ins Kraut, machen aber nur winzige Knollen.

Sehr erwünscht ist eine gute freie Lage und ein altgedüngter guter Boden. Fehlt es dem Boden an Dünger, so darf nur alt verrotteter, guter Mist gegeben werden und dieser wird so tief untergebracht, dass er für die Wurzeln gerade gut erreichbar ist. Denn kommt der Dünger zu tief, so bildet der Sellerie viel grobe Wurzeln und keine glatten Knollen. Kräftige, richtig gezogene Pflanzen sind notwendig, um gute, große, zart- und weißfleischige, glatte Sellerie zu ziehen. Abschneiden der Wurzel ist fehlerhaft. Öfteres Gießen ist notwendig. Düngerguss nur im mageren Boden, andernfalls werden durch Düngerguss die Knollen leicht innen hohl oder schwarz, was stets eine Folge von Überdüngung oder ungeeigneter Bodenbeschaffenheit ist. Als Suppengemüse ist Sellerie den ganzen Sommer hindurch zu verwenden. Zu Salat vom September ab. Haupternte für Winter- und Frühjahrsverbrauch 5. bis 10. November. Beste Selleriesorte: „Hamburger Markt“. „Prager Riesen“ sind ergiebig, aber grobfleischig und nicht fein. Wenn Sellerie stark in das Kraut schießt und keine Knollen ansetzt, so ist er zu dicht gepflanzt oder mit frischem Dünger überdüngt.

Obergärtner Martinsen, der bei obenerwähntem Sellerierennen unter mehr als 100 Bewerbern zweimal den Preis gewann, schreibt über seine Kultur: „Ich habe den Samen gesät am 15. Februar, die Pflanzen verstopft am 10. April, verpflanzt am 13. Juni. Der Boden ist leicht und trocken, war mit verrottetem Pferdemist gedüngt und tief gegraben. Die Pflanzen standen 45 Zentimeter Abstand nach jeder Seite, sind von Unkraut freigehalten und jede Woche einmal mit verdünnter Abortsjauche gegossen. Weiteres Begießen hat nicht stattgefunden. Seitenwurzeln wurden nicht geschnitten, auch die Knollen nicht abgerieben.“

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Rettich

Sommerrettich, Aussaat nicht vor 15. bis 20. April. Winterrettich, Aussaat nicht vor 15. bis 20. Juni. Die zu frühzeitigen Aussaaten missraten häufig. Man braucht 10 Gramm Samen von jeder Sorte.

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung, die die stufenweise Saat von Rettich (lat. Raphanus sativus) beschreibt.
Rettich – stufenweise Saat

Von Juni bis Juli bei Hitze ist der größte Bedarf für den Genuss der Rettiche. Man beginnt mit der Aussaat nicht vor Ende April, weil Rettiche frührere Aussaaten, die immer noch einige Fröste durchmachen, leicht schießen.

Die Samenkörner werden auf 25 Centimeter Abstand in kleine Vertiefungen gelegt. An jeder Stelle drei Löcher, so: in jedes Loch zwei Kerne 2 cm tief, später werden die Pflanzen soweit ausgedünnt, dass höchstens drei Pflanzen vom Sommerrettich oder nur eine Pflanze vom Winterrettich an jeder Stelle stehen bleiben. Nach dem Auslichten wird Winterrettich etwas angehäufelt.

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von ausgesätem Rettich aus einem alten Gartenbuch von 1899.
Rettich zu Dreien gesäet.

Man kann Sommerrettich sehr gut als Zwischenkultur bauen auf Kohlbeeten usw. Winterrettich gedeiht besser auf besonderen Beeten. In frisch gedüngtem Boden missrät der Rettich fast immer und wird madig, weil der Mist den Boden zu brandig und trocken macht. Der Boden muss aber sehr mild, locker und mürbe und feucht sein. Viel Gießen ist vorteilhaft, in trockenerem Boden geht’s ohne vieles Gießen überhaupt nicht. Rechtzeitiges Jäten und Auslichten fördern das Gedeihen des Rettichs.

Das Bild zeigt den Garten eines Rettichspezialisten aus Bayern.
Garten eines Rettichspezialisten.

In Bayern habe ich eine Rettichspezialisten kennen gelernt, der in einem kleinen Garten mit mildem Boden und geschützter Lage, wie sie dem frühen Rettich so außerordentlich zusagen, immer schon Anfang Mai fertige Rettiche und reiche Einnahmen daraus hatte. Die Aussaat erfolgte im Februar, sehr früh schon. Die Beete waren durch Stangen eingefasst, und wurde bei kaltem Wetter Stroh darüber gelegt, so dass der Frost nicht schaden konnte.

Der Genuss des Rettichs ist wohltuend und heilsam für Hals und Magen. Der Saft vom Rettich, vermischt mit Zuckerkand, ist ein bewährtes Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit. Genuss in feine Scheiben geschnitten wie Radieschen mit Salz zu Brot und Bier — in München besonders beliebt, aber für jeden, der sich daran gewöhnt, sehr gesund und angenehm. — Die beste Sorte für Sommer-, Herbst- und Winterverbrauch ist: „Münchener Bierrettich“; eine prachtvolle neuere Sorte ist „Salvator“. Die früheste Rettichsorte ist der „ovale goldgelbe Mairettich“; ein vorzüglicher Winterrettich ist der „Pariser kohlschwarze“ mit blendend weißem Fleische.

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Radieschen

  • Erste Aussaat: 15. bis 20. März
  • Zweite Aussaat: 15. bis 20. April
  • Dritte Aussaat: 15. bis 20. Mai, später nach Bedarf
Das Bild beinhaltet zwei Zeichnung von Radieschen (lat. Raphanus sativus var. sativus) aus einem alten Gartenbuch aus dem Jahre 1907. Links ist ein strunkiges Radieschen dargestellt. Rechts ist ein gut gewachsenes Radieschen dargestellt.
strunkiges Radies (links)
gutes, frühes Radies (rechts)

Es wird breitwürfig jedesmal 10 Gramm Samen gesät. Jedes einzelne Radies braucht 5 cm Abstand nach allen Seiten, etwa danach ist die Entfernung beim Säen zu bemessen. Stehen Radies zu dicht, so schießen sie jedesmal üppig ins Kraut und machen keine Knollen. Der Samen der Radies wird etwa 1 bis 2 cm mit Erde bedeckt. Wer nur ein kleines Beetchen hat, tut wohl, wenn er 10 oder 12 flache Rillen zieht und den einzelnen Samenkörnern gleich einen Raum von 5 bis 6 Zentimetern abmisst. Die so einzeln gelegten Radies geraten, ohne ausgedünnt zu werden, besonders gut. Im großen würde das zuviel Arbeit machen und bei dem billigen Preis der Radies nicht der Arbeit entsprechen.

Radies geraten nur in gutem, altgedüngtem Gartenlande. Bedingung ist, dass sich der Boden in guter Kultur befindet und seit mindestens 5 Jahren als Gartenland genutzt wurde. In rohem, frischgedüngtem, überhaupt in jedem ungenügend vorbereiteten Lande missraten sie, werden strunkig, madig, schnell pelzig oder dergleichen. Hat man keinen guten, mürben, altgedüngten Boden bereit, wird der vorhandene schlechte Boden mit einer 5 cm hohen Schicht Mistbeeterde oder guter, nicht zu trockener Komposterde im Herbst überdeckt, die Komposterde untergehackt und hierauf Radies gesät.

Radiesbeete werden bei trockenem Wetter täglich begossen. Die lohnendsten Radieskulturen fand ich überall in den Gärten, die in feuchten, warmen Flußniederungen gelegen sind. Im Gegensatz hierzu ist auf Bergeshöhen, in hohen, trockenen Gartenanlagen, das Gedeihen häufig mangelhaft.  Radieschenbeete müssen geschützt und tief, aber nicht schattig liegen. In hohen, freien Lagen werden Bretter ringsum gesetzt, damit das Beet nicht so schnell austrocknet und das Gießwasser nicht abläuft. Wer die Bretter sparen will, soll kleine Erddämme rings um das Radieschenbeet machen.Das Bild zeigt ein hohles Radieschen und im Text werden die Gründe für das hohl werden erläutert. Beides stammd aus einem alten Gartenbuch aus dem Jahr 1907.

Über die Ursachen des Hohlwerdens ist ja vom Sellerie her bekannt, dass durch Stickstoffreichtum das Wachstum mächtig angeregt wird, und dass beim Mangel anderer Nährstoffe der Inhalt der Wurzel selbst zum Weiterbau benutzt wird. Bei Radies tritt das sehr früh ein, oft schon wenige Tage, nachdem das Radies die übliche Durchschnittsgröße und Verbrauchsfähigkeit erreicht hat. Es findet in der Entwicklung kein Stillstand statt. Schnellwüchsige, runde Frühsorten, die sehr bald für den Genuss brauchbar werden, bleiben immer nur einige Tage in brauchbarem Zustande. – Größere Spätsorten, besonders lange Radies, bleiben länger fleischig und werden erst hohl, wenn der Samenstengel durchschießt.

Beste frühe Sorte ist: „Expreß“ und „scharlachrotes, kurzlaubiges“; beste späte Sorte „Woods langes“. Sehr groß ist „Würzburger Treib“ – Dem violetten Radies wird nachgerühmt, dass sie widerstandsfähiger im schlechten Boden sind. Sehr beliebt sind die Sorten mit weißem Wurzelende.

Gegessen werden die Radies leicht in Salz getaucht zum Butterbrot. Sie sind sehr gesund und angenehm, besonders im Frühjahre.

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Schwarzwurzel

Synonyme: Skonzoner

Das Bild zeigt eine Zeichnung von einer Schwarzwurzel (lat. Scorzonera hispanica L) und stammt aus einem Artikel, der den Anbau von Schwarzwurzeln beschreibt. Entnommen wurde das alte Wissen aus einem alten Gartenbuch von 1899.
Anbau von Schwarzwurzel (auch Skorzoner genannt)

Aussaat 1. bis 10. März, falls der Boden dann noch gefroren, sofort nachdem er offen ist. Die Aussaat sollte so früh wie möglich erfolgen; Frost schadet den sehr harten Schwarzwurzeln nicht. Später gesäte Schwarzwurzeln bleiben im ersten Jahre zu dünn und müssen zwei Jahre stehen. Drei Reihen auf das Beet. In den Reihen das Korn auf 3 cm Abstand. Für 20 Pfennig Samen genügt für ein Beet von 10 Meter Länge. Verpflanzt wird nicht. Wenn der ziemlich große Samen nach Vorschrift und nicht zu dicht gestreut ist, brauchen die Pflanzen auch nicht verzogen zu werden.

Boden sollte zwei Spaten tief gegraben, aber nicht gedüngt worden sein, in solchem tiefgegrabenem ungedüngten Boden machen die Schwarzwurzeln schlanke, lange, schöne Wurzeln, wohingegen sie sich verzweigen und dadurch minderwertig werden, wenn der Boden flach ist und Düngerreste enthält. Außer dreimaligem oder viermaligem Hacken ist keine Behandlung nötig. Die Blüten werden nicht ausgeschnitten. Wurzeln der blühenden bleiben brauchbar.

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung, wie Schwarzwurzeln richtig aus der Erde ausgegraben werden sollten. Es muss ein tiefer Graben ausgeworfen werden, um die Wurzel bei der Ernte nicht zu zerstören.
Schwarzwurzel richtig ausgraben – Beim Ausgraben der Schwarzwurzeln muss ein tiefer Graben ausgeworfen werden.

Vom November ab bis zum April finden die Schwarzwurzeln für die Küche Verwendung. Sie bleiben im Freien auf ihrem Standorte stehen; vom Froste leiden sie nicht. Wenn der Boden nicht gefroren ist, können zu jeder Jahreszeit Wurzeln ausgegraben werden. – Um auch bei Frostwetter nicht auf dieses feine Gemüse verzichten zu müssen, bringt man auf die Schwarzwurzeln eine Decke von Laub oder Dünger, oder man gräbt einige Wurzeln aus und schichtet sie im Keller im Sand ein. Im freien Lande bleiben jedoch die Wurzeln frischer und wohlschmeckender.

Die Zubereitung der Schwarzwurzeln ist die des Spargels oder Blumenkohls mit holländischer Soße. Man kann sie aber auch wie Möhren kochen; sie geben dann ein billiges, gesundes, sehr schmackhaftes Hausgericht. Sehr beliebt ist die Zubereitung mit zwischengekochten Fleischklößchen.

Beste Schwarzwurzelsorte: „russische Riesen“. Ganz ebenso werden Haferwurzeln, Weißwurzeln (Salsifis), behandelt. Sie unterscheiden sich von den Schwarzwurzeln nur durch die helle Farbe. Schwarzwurzeln können auch schon im August gesät werden; sie blühen aber dann im nächsten Jahre reichlicher als die im Frühjahre gesäten, die nur vereinzelt blühen und im Durchschnitt zarter bleiben.

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Wurzelpetersilie

Die Wurzeln der Petersilie sind ebenso wie die oberirdischen Teile, die Blätter, als Würze für Suppen geschätzt. Außerdem hat man Petersilienwurzeln in ziemlich reichlicher Menge nötig für das Kochen der Frische usw. – Die besten Blätter bringen die sogenannten gefüllten krausblättrigen Arten, welche wenig Wurzeln haben. Man baut daneben noch Wurzelpetersilie, welche zwar auch brauchbare, leider nur dünne, einfache Blätter hat, vor allen Dingen aber starke, gute Wurzeln bringt.

Neuerdings gibt es eine vorzügliche Petersiliensorte, welche gleichzeitig als Wurzelgemüse und als Schnittpetersilie dienen kann, denn sie hat feine, krause Blätter und große, dicke Wurzeln. Das ist die Petersilie der Sorte: „Ruhm von Erfurt“. Für den Hausgarten genügt diese Sorte; sie erfüllt beide Zwecke.

Gesät wird als zierende Einfassung an den Rand eines Beetes eine Reihe. Jeder Boden ist gut; mürber, fruchtbarer Sandboden scheint für wurzelbildende Petersilie besser zu sein. Die Samen liegen drei bis vier Wochen, bevor sie keimen; bis zu diesem Zeitpunkte müssen die Rillen gut feucht gehalten werden.
In der ersten Zeit würde den schwachen, zarten Pflänzchen das Abschneiden von Blättern recht nachteilig sein. Man kann sich aber behelfen, wenn man nach und nach alle zu dicht aufgegangenen Pflänzchen für den Küchengebrauch auszieht; später darf man hin und wieder einige Blätter schneiden, ohne befürchten zu müssen, dass die Wurzeln hierdurch beeinträchtigt werden.

Die Wurzeln können im Winter im Freien stehen bleiben. Für den fortwährenden Küchengebrauch werden aber einige ausgehoben und dann im Keller eingeschlagen.

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Rapontika

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung einer Rapontika-Pflanze (lat. Oenothera biennis), deren Anbau in Böttners altem Gartenbuch von 1907 beschrieben ist.
Rapontika

Die Rapontika ist mehr für den Tisch der Feinschmecker, nicht für allgemeinen Anbau geeignet. Sie ist als Gemüse bis jetzt noch wenig bekannt, auch mit der Kultur ist man nicht sonderlich vertraut.

Der Samen wird schon im Herbst ins freie Land oder im Frühjahr ins Mistbeet gesät; er braucht sehr viel Zeit zur Keimnung. Sind dann die Pflänzchen kräftig genug, so setzt man sie im Juli, drei Reihen auf das Beet, mit 30 Zentimeter Abstand. Die Pflanzen können im November ausgegraben und im Keller aufbewahrt werden.

Die Zubereitung zu Salat ist die gleiche wie beim Sellerie. Man kocht die Wurzeln in Salzwasser, schneidet sie in Scheiben und macht sie mit Essig und Öl zu Salat an. Rapontikasalat ist ein sehr wohlschmeckender, nahrhafter Salat.

 

Kerbelrübe

Das Bild zeigt eine alte Zeichnung von Kerbelrüben (lat. Chaerophyllum bulbosum) aus einem alten Gartenbuch im Jahr 1899. Im Artikel wird der Anbau von Kerbelrüben beschrieben.
Anbau von Kerbelrübchen

Aussaat 1. bis 10 August. Samen muss frisch geerntet sein, sonst geht er nicht auf; 20 Gramm Samen für ein Beet voll 5 Meter Länge, sechs Reihen. Es wird nicht verpflanzt. Das Kraut stirbt im nächsten Juni sehr bald ab. Rübchen werden aber trotzdem nicht vor Oktober geerntet, dann frostfrei in frischem Sand aufbewahrt. Verwendung der Rübchen als Delikatesse, wie essbare Kastanien (Maronen); beste Sorte: „große sibirische“. Kultur dieses seltenen Gemüses ist nur unter günstigen Verhältnissen angebracht. Boden muss sehr gut und fruchtbar sein; Samen darf nicht zu dicht gesät werden. Diese Kultur ist im Allgemeinen nicht als einträglich zu empfehlen, lohnt nur für Liebhaber der sehr wohschmeckenden Rübchen.

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