Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen = 40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.
Inhaltsverzeichnis
Kohlgemüse
Sämtliche Kohlarten sind Tiefwurzler. Auf einer Stelle, die zwei Spaten tief gegraben ist, wächst Kohl besser als in gewöhnlichem Gartenlande. Auch verträgt er sehr viel Dünger. Selbst noch in rohem und grobdaliegendem Lande kann prächtiger Kohl wachsen, wenn es nur tiefgründig, kräftig und feucht ist. Ist das Land nahrhaft, rigolt oder zwei Spaten tief gegraben, mächtig gedüngt, z.B. mit Abtrittsdünger, fettem Stallmist, so werden die Köpfe riesig üppig, aber nicht so kernig und im Gebrauch nicht so bekömmlich als in gewöhnlichem, altgedüngtem Gartenboden; z.B. besitzt der Kohl von den Berliner Rieselfeldern ein sehr loses Fleisch. Bei feuchtem, kühlem Wetter gerät der Kohl besser als bei heißem und trockenem Wetter. Deshalb ist die beste Wachstumszeit im Frühjahre und im Herbst.
Sämtliche Kohlpflanzen werden auf besonderen Saatbeeten herangezogen und erst verpflanzt, wenn sie fünf bis sechs Blätter haben. Nachdem die Pflanzen angewachsen sind, werden sie leicht behäufelt. — Mit Ausnahme des Blumenkohls, der sehr viel Dünger und Wasser und des Kohlrabi, der warmen, lockeren Boden gebraucht, können sämtliche Kohlarten auch auf gutem, etwas feuchtem Feldlande angebaut werden.
Weißkohl
Synonyme: Weißkraut, Kopfkohl, Kapppus
Aussaat vom 1.—10. April dünn auf geschützt liegende, gut vorbereitete Gartensaatbeete. Für fünf oder zehn Pfennig Samen genügt für den gewöhnlichen Hausbedarf. Verpflanzzeit 20. bis 25. Mai. Drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand. Sollte das Wetter zur Zeit der Pflanzung warm und trocken sein, so vergesse man ja nicht, die Wurzeln in einen Brei einzutauchen, der aus Kuhmist und Lehm besteht. Der umhüllende Brei schützt die Wurzeln und bewahrt sie vor dem Austrocknen und erhält die Pflanze, auch wenn mit dem Gießen nicht rechtzeitig und reichlich nachgeholfen werden kann.
Man kann auch Samen für frühen Verbrauch, Anfang März, in das Mistbeet säen und die gut abgehärteten Pflanzen schon vom 20.—25. April auspflanzen; Ernte dann früher. In günstigen Gegenden kann auch Anfang August gesät werden. Die Pflanzen werden überwintert: Anfang September verstopft (pikiert) und im November durch zwischengestreute Tannennadeln und übergedecktes Tannenreisig vor Frost geschützt; Anfang April ausgepflanzt, geben sie die frühesten Köpfe schon im Juli, August. Beste Kohlsorte hierfür: „Winnigstädter Spitzer“.
Es ist eine allgemeine Regel, das Land tief durchzuarbeiten und reichlich mit frischem Dünger oder verrottetem Stallmist zu düngen. Kraut verträgt viel Düngung; es zeigt sich dankbar dafür durch schnelle Entwicklung und durch Erzeugung üppiger Blätter und großer, geschlossener Köpfe.Ich habe früher der unbeschränkten Düngung des Krautes eifrig das Wort geredet und empfehle auch heute noch als wichtigste Vorbedingung des Anbaues von Kraut: gute Bodenbearbeitung und Düngen und nochmals Düngen. In magerem und mittelmäßigem Lande bleiben ohne Düngung die Köpfe klein und lose. Ich habe in schlechtestem, dürftigstem Flugsand, wo kaum noch Unkraut wachsen wollte, die prächtigsten Köpfe geerntet, nachdem ich dieses Land zwei Spaten tief rigolt und mit Dünger reichlich durchsetzt hatte. Ich muss noch darauf aufmerksam machen, dass auf rigoltem, stark und frisch gedüngtem Boden sich jede Pflanze mastiger, grobstrunkiger entwickelt; die Zellen der Blätter sind sehr locker und lose. Das Gemüse ist bei Genuß mehr blähend und nicht so bekömmlich. – Auf altgedüngtem Boden mit Stallmist oder Kompost zeigt sich das Innere des Kopfes feinstrunkiger, zarter; die Zellen der Blätter sind fester und dichter.
Ernte September und Oktober. Wird als Gemüse auf verschiedene Weise gekocht und eingemacht zu Sauerkraut. Die Kohlsorte: „Braunschweiger“ ist vorzüglich.
Rotkohl
Synonyme: Rotkraut, Blaukraut
Kultur genau wie bei Weißkohl. Entfernung aber nur auf 50 cm, da Rotkrautköpfe niemals solche bedeutende Größe erlangen wie die des Weißkrautes. Verwendung auch zu Kohlsalat und zum Einmachen. Beste Sorte: „Erfurter blutroter“. Der Rotkohl liebt mehr noch als Weißkohl einen kräftigen und schweren Boden. Zum Anbau für den Verkauf ist er in gutem Boden viel lohnender als Weißkohl, denn er steht höher im Preis; er wird auch in denm Kleinverkauf häufiger verlangt.
Wirsing
Synonyme: Savoyerkohl, Welschkraut
Aussaat vom 20.—25. April auf gut vorbereitetes Land. Für fünf Pfennig Samen genügt, um in zwei Jahren jedesmal die Hälfte auszusäen. Verpflanzzeit 15.—20. Juni, Entfernung drei Reihen auf das Beet mit 35 cm Abstand. Boden, wenn möglich, nicht so reichlich gedüngt wie für Weißkohl, besser altgedüngt, auch nicht so tief nötig. Ernte: September, Oktober, für den Winterbedarf Ende Oktober. Wird als Gemüse auf verschiedene Weise gekocht, grobblättrig und fein gewiegt auf süddeutsche Art. Beste Wirsingsorten: „großer, gelber Winterwirsing“ und „Kitzinger“.
Für den Frühverbrauch werden Wirsingpflanzen im Mistbeet angezogen. Aussaat Ende Februar, Verpflanzzeit 20.—25. April. Vier Reihen und 30 cm Abstand. Sorte „Johannistagwirsing“ oder „Niedriger Wiewer“. Ernte Juli und August.
Aussaat ist auch noch bis 10. Juni möglich, Verpflanzzeit dann bis Anfang Juli. Frühsorten, welche sich schnell entwickeln, können sogar noch Ende Juli gepflanzt werden, das geschieht öfter, wenn später frei werdendes Land durch Wirsing ausgenutzt werden soll.
Im Vergleich zu Weiß- und Rotkohl ist Wirsing schnellwüchsig und anspruchslos. Er gedeiht noch auf geringerem Boden, begnügt sich selbst mit Sandboden und entwickelt sich auch in kühler Jahreszeit ziemlich flott, so dass selbst von später Aussaat und Pflanzung, bei der die beiden anderen Kopfkohlarten vollständig fehlschlagen werden, noch eine gute Mittelernte zu erwarten ist.
Zum Überwintern sind große Köpfe erwünscht, weil sie sich besser halten und ausgiebiger sind.
Rosenkohl
Synonyme: Sprossenkohl
Aussaat vom 1.—10. April auf gut vorbereitete Saatbeete, für zehn Pfennige Samen mindestens notwendig, weil guter Samen teuer ist. Verpflanzung 20.—25. Mai, nur zwei Reihen auf das Beet und 80 cm Abstand in den Reihen. In warmen Gegenden soll man später säen und pflanzen, sonst entwickeln sich die Seitensprosse (Rosen) zu früh und werden schlotterig. Vollen Blätterschmuck aber haben immer nur Pflanzen, die frei und einzeln stehen, nie Pflanzen in vollen, dichten Beständen. Das wird also noch eine Hauptbedingung der Rosenkohlkultur sein: Die Pflanzen müssen einzeln gesetzt werden. Rosenkohl muss weit stehen. Boden gut und tiefgründig, freie Lage, nicht zu feucht. Auskneipen der Spitze ist nur nötig, wenn Mitte September sich noch kein Ansatz von Rosen zeigt.
Die Blätter dürfen nicht verletzt werden, weil sie die Rosen ernähren sollen und groß und fest machen müssen. Auch sind sie vor Raupenfraß oder Abbrechen zu schützen. Wo kein Blatt steht, erscheint in der Regel auch nur eine dürftige Rose. Rosenkohlstauden, die von oben bis unten mit Rosen besetzt sind, können wir nur dort erwarten, wo wir vorher Stauden im vollen Blätterschmuck sahen. Die Rosen bilden sich von Mitte September ab, den ganzen Oktober, November, bei gutem Wetter selbst im Dezember durch und können geerntet werden. Kaum bemerkte Ansätze bilden sich in dieser Zeit noch zu vollen Rosen aus. Schutz vor Frost nur in kalten Lagen. Die Blätter schützen die Röschen, auch der Schnee.
Die Röschen werden ungeteilt in Salzwasser abgekocht. Mit Fleischbrühe oder Fett weichgeschmort, geben sie das feinste Kohlgemüse, ähnlich, aber viel feiner als Wirsing. Die losen Rosen können wie Blätterkohl bereitet werden, sind auch viel feiner. Beste Rosenkohlsorte: „Pariser halbhoher“.
Kohlrabi
Man zieht Kohlrabi für drei Gebrauchsarten:
- Für das Frühjahr (für den Monat Juni)
- Für den Sommer (Juli – September)
- Für Herbst & Winter (Oktober – Februar)
Für den Frühjahreskohlrabi Aussaat 1.—5. März in das Mistbeet. Für fünf Pfennige Samen genügt für den dritten Teil eines Fensters. Verpflanzzeit 10—15. April; sechs Reihen auf das Beet, 15 cm Abstand. Leichter, lockerer, gut gedüngter Boden. Es wird viermal gehackt und oft gegossen; die ersten Köpfe in der Größe eines Hühnereis oder kleinen Apfels sind Anfang Juni gebrauchsfähig. Dann werden immer die besten nach Bedarf ausgeschnitten. Die zarten jungen Kohlrabi in Scheiben geschnitten und mit wenigen Herzblättchen gekocht, sind ein sehr feines Gemüse. Sorte: „Niedriger, früher Kurzlaubiger“.
Der Bedarf an Sommerkohlrabi ist an vielen Orten gering. Es gibt in den Sommermonaten viel anderes und teilweise besseres Gemüse. Man sät den Samen im April ins freie Land. Da man jetzt die Knollen größer werden lässt, wird man den Pflanzuen auch größere Abstände geben: höchstens 4 Reihen in das Beet und mindestens 30 Zentimeter Abstand. Für die Sommerkulturen eignen sich die mittelfrühen und späten Sorten, die in kräftigem Lehm besser gedeihen als im Sand, auch keine Bewässerung gebrauchen.
In der Herbstkultur werden äußerst zarte und schöne Kohlrabi von den schnell wachsenden Frühsorten gewonnen. Aussaat vom 15. bis 20. Juli, Pflanzung vom 20. bis 25. August. Ernte Oktober, November, auch für den Winterbedarf. Die Aussaat gelingt nicht immer. Man muss den richtigen Zeitpunkt treffen und darf nicht zu früh säen, da sonst die Kohlrabi zu groß werden; auch nicht zu spät: die wenigen guten Tage genügen sonst nicht mehr, die Kohlrabi gut auszubilden. Samen müssen bei der meistens sehr trockenen Witterung feucht und auch etwas schattig gehalten werden, damit sie bald aufgehen. Man deckt gleich nach dem Säen bis zum Aufgehen Sackleinenwand auf das Beet. Ende September setzen sie Knollen an, die in den frischen, kühlen Oktobertagen sich immer mehr ausbilden und bei einigermaßen günstiger Witterung bis November ihre größte Vollkommenheit erreichen. Man wählt auch für die Herbstkultur ausschließlich Frühsorten, deren Eigenschaften als schnell wachsendes Frühgemüse sie befähigen, die kurze Zeit günstiger Witterung auszunutzen.
Dieser Herbstanbau des Kohlrabi würde zweifellos, da man damit das im August frei werdende Gartenland noch so vorteilhaft ausnutzen kann, viel allgemeiner und häufiger erfolgen, wenn nicht ein schlimmer Übelstand damit verbunden wäre: die Raupen: Ich kenne keine Kultur, die so regelmäßig und unbarmherzig Jahr für Jahr den Raupen verfallen wäre, als die Herbstkohlrabikultur. Nur wer die Raupenplage energisch bekämpft, hat mit Spätkohlrabi Erfolge.
Es gibt weiße und blaue Kohlrabisorten. Die weißen werden häufiger angebaut als die blauen; man nimmt an, dass sie zuverlässiger im Ertrage und zarter sind. – Von den Sorten unterscheidet man: Erstens frühe, fein- und kurzlaubige, kleinköpfige, zweitens mitttelfrühe Sorten und drittens späte Riesen mit sehr üppiger, derber Belaubung.
Blumenkohl
Nicht zu Unrecht gilt der Blumenkohl als die anspruchsvollste unter den Kohlarten oder gar als das anspruchsvollste Gemüse überhaupt. Wenn ein Gärtner von einem Gartenboden sagt: „Hier lässt sich Blumenkohl bauen“, so ist das für den Gartenbau etwa dasselbe als wenn ein Landwirt von einem Acker erklärt, es sei „guter Weizenboden“.
Damit die Blumenkohlpflanzen schon kräftig herangewachsen sind, wenn trockene Sommerwärme eintritt, ist es praktisch, im Herbst zu säen, die Pflanzen gut zu überwintern und im Frühjahre recht zeitig auszupflanzen. Die im Frühjahre zeitig im Mistbeet herangezogenen Pflanzen gedeihen zwar auch ganz gut, aber sie bleiben im Ertrag (Größe und Schönheit der Blumen) hinter den überwinterten zurück, meistens auch in der Frühzeitigkeit um mehrere Tage.
Aussaat 20.—25. August, verstopft (pikiert) 20.—25. September auf 5 cm Abstand in einen ungewärmten Mistbeetkasten in sandige durchlassende Erde. Über Winter werden Glasfenster aufgelegt, bei Frost noch eine Düngerschicht von einem Fuß Dicke; bei gutem Wetter wird gelüftet. Frische Luft hält die Pflanzen gesund, Fäulnis wird im Winter verderblich. Die Pflanzen wurzeln an ihrem neuen Standort noch fest und können dann, wenn sie festgewurzelt sind, auch einige Grad Frost vertragen. Pflanzung ins Beet: 1.—5. April nur in allerbesten Boden. Bei dem außerordentlichen Nahrungsbedürfnis darf Blumenkohl nicht zu dicht gesetzt werden. Es kommen nur zwei Reihen auf jedes Beet, die Pflanzen einer jeden Reihe erhalten 50, 60 bis 100 Zentimeter Abstand, je nach Sorte. Dabei wird im Verband gepflanzt. Die Zwischenräume können mit Salat, Radies oder anderern schnell abräumenden Gemüsen ausgenutzt werden. Blumenkohl kann in reine Düngererde gepflanzt werden.
Fehlt guter Boden, werden 20 cm tiefe Gruben gemacht, auf den Boden der Grube Düngererde getan, der Kohl hineingepflanzt und später die Vertiefung mit strohfreien Dünger gefüllt. Es wird täglich zwei- bis dreimal leicht gegossen oder gespritzt, da Blumenkohl nur in feuchter Luft gedeiht. Man kann nicht zu viel spritzen. Ohne Gießen ist selbst ein mittelmäßiger Erfolg nur bei warmfeuchtem Wetter möglich. In hohen, freien, trockenen Lagen ist kein rechter Platz für diesen Kohl. Er ist darin noch anspruchsvoller als alle übrigen Kohlarten, die ja auch in feuchten, fruchtbaren Niederungen am besten gedeihen.
Überwinterte Pflanzen bringen Ende Juni und Juli schöne Blumen für die Küche. Zubereitung mit holländischer Sauce.—Sorte für diese Kultur nur „Erfurter Zwerg la. Kopenhagener“, niedrige Sorte mit großem Kopf.
Anbau von Sommer- und Herbstblumenkohl: Es gibt Blumenkohlsorten, die höher wachsen, viel mehr Blätter bilden; deshalb eine kurze Störung in der Entwicklung nicht so schwer empfinden. Blumen setzen sich erst an, nachdem ein voller, reicher Blätterschopf vorhanden ist. Die Blume wächst dann schnell, in wenigen Tagen. Für späteren Gebrauch im August-September und Oktober-November wird vom 1. bis 10. April ins Freie gesät und vom 20. bis 25. Mai, auch noch Anfang Juni, ausgepflanzt. Die Pflanzen erhalten durchschnittlich 1 Meter allseitig Abstand; wenn man sie aber als Zwischenpflanzung auf Gurkenbeete setzt, noch viel mehr: mindestens 1,50 Meter. Bei diesem Stand entwickeln sich große, üppige Pflanzen, die in milden, warmen Oktober- und Novembertagen tadellose Blumen bilden. Der wichtigste Vertreter der späteren Blumenkohlsorte ist die Sorte: „Frankfurter Riesenblumenkohl“.
Wenn Blumenkohl gelbe oder bläuliche oder graue Blumen bringt, so fehlt es an Nahrung oder an Feuchtigkeit, es kann aber auch ein Samen von minderer Qualität schuld sein. „Erfurter Zwerg“, die anspruchsvollste, aber auch sehr lohnende Sorte zeigt den Übelstand bei heißem Wetter am leichtesten. Viel Spritzen, Jauchen und Hacken hilft. Alte Blumenkohlzüchter haben die Gewohnheit, sobald sich die Blume zeigt, die umgebenden Blätter nach der Mitte zu leicht einzuknicken. Durch diese Vorsichtsmaßregel soll die Blume geschützt werden und ihre reine, blendend weiße Farbe besser behalten.
Hervorragend schön wird später Blumenkohl, wenn man die Pflanzen einzeln, auf einen Meter und mehr Abstand auf die Gurkenbeete setzt. Zunächst werden die Gurken in der Entwicklung nicht gestört, erst später im September, wenn die Gurkenernte vorbei ist, beginnt dieser Blumenkohl sich auszubreiten, bildet dann aber im Oktober bei dem Einzelstand mächtige blendend weiße Blumen. — Einzelne Stauden, welche ihre Entwicklung nicht vollenden, werden an geschützter Stelle in einem ausgeräumten Mistbeet oder im Keller eingeschlagen und bilden dann bis tief in den Winter hinein noch tadellose Blumen aus. Für diese Kultur ist die frühe, wenig belaubte Erfurter Sorte nicht zu gebrauchen, sondern nur der frühe und mittelfrühe Frankfurter.
Der Brokoli, eine Stammform unseres Blumenkohls, liefert im Winter und im Frühjahre blumenkohlähnliche Sprossen. Seit jedoch im Winter viel Blumenkohl aus dem Süden eingeführt und zu verhältnismäßig billigen Preisen verhauft wird, hat der Anbau von Brokoli, der ja nie rechte Bedeutung besaß, keinen Zweck mehr.
Grünkohl
Synonyme: Blätterkohl, Krauskohl, Winterkohl
Der Grünkohl ist von den Kohlarten die anspruchsloseste. Seine Wachstumszeit fällt in die Herbstmonate. Für die Küche ist er brauchbar, sobald es stark friert; vorher taugt er nichts. Grünkohl wächst in jedem Boden, auch auf dem Felde; man kann ihn auch noch im Schatten unter Bäumen ziehen. Besonders zart wird er in gutem Gartenboden bei richtiger Pflege.
Aussaat Anfang Mai, Pflanzung 16. bis 20. Juni. Auch spätere Pflanzung ist noch lohnend, wenn später freiwerdendes Land ausgenutzt werden soll. Abstand 40 cm, drei Reihen auf das Beet. Für fünf Pfennige Samen genügt. Ernte nach dem Frost, Oktober bis April. Auch die jungen Sprossen, die im Frühjahr treiben, liefern gutes Grünkohlgemüse. Beste Sorte: „Niedriger Feingekrauster“. Die hohen Grünkohlsorten leiden im Winter mehr durch Frost.
Dünger halte ich nicht für nötig, auch nicht für ratsam. Die Blätter wachsen dadurch geiler und sind dann nicht so widerstandsfähig im Winter; auch verlieren sie die schöne grüne Farbe. Sehr bezeichnend heißt dieser Kohl Winter- oder Grünkohl: Er soll im Winter „grün“ sein, auch unterm Schnee. Jede Behandlung, die das Grünbleiben im Winter beeinträchtigt, ist deshalb fehlerhaft. Außerdem hat der Grünkohl von gedüngten Beeten nach der Zubereitung einen scharfen, beißenden, bitteren Geschmack, und nach dem Genuss stellen sich leicht Beschwerden ein.
Schädlinge des Kohlanbaues
Unsere sämtlichen Kohlgewächse werden von mancherlei schädlichem Geziefer heimgesucht.
Rapserdfloh
Zunächst tritt im Mai ein kleines Käferchen in großen Massen auf, es hüpft und fliegt auf den Kohlbeeten herum und nährt sich vom Grün der Blätter, welche es durchlöchert und unter Umständen ganz zu Grunde richten kann. Es ist der Erdfloh. Er befällt nicht selten schon die keimenden Kohlsaaten und hat dann an den winzigen Blättchen leichte Arbeit. Der arglose Gartenfreund wundert sich, dass nichts auf den Beeten hochkommt. Bei anhaltender Trockenheit erscheint der Erdfloh auch später noch und verwüstet zuweilen die schon ausgesetzten Kohlpflanzen, auch Levkoyen, selbst Kartoffeln. Dieser Erdfloh liebt dürres, sonniges, windiges Wetter. Da sitzt er zu Tausenden an den Kohlpflanzen und nagt alles Blattgrün weg. Wirds aber neblig kalt und feucht, so verkriecht er sich. Seine Furcht vor Feuchtigkeit gibt uns ein wertvolles Mittel in die Hand, ihn zu bekämpfen. Wir halten die Beete feucht, wir spritzen häufig. Außerdem ist noch ein anderes ausgezeichnetes Mittel bekannt, es besteht im Tabaksstaub, wie er in den Cigarrenfabriken abfällt. Nachdem man die Beete gegossen hat oder wenn sie noch feucht vom Morgentau sind, wird der Tabaksstaub ganz fein darübergestäubt. Sobald nun dieser Staubüberzug durch Gießen oder Regen abgewaschen ist, muss wieder von neuem gestreut werden.
Kohlhernie
Nachdem die Kohlpflanzen ausgepflanzt wurden und gut angewachsen sind, dann kommt es oft vor, dass einzelne der Pflanzen welk werden und abzusterben beginnen. — Der ganze bedauernswerte Zustand dieser Pflanzen deutet auf kranke Wurzeln hin. Das anfangs unbeachtete Abwelken einzelner Pflanzen nimmt bald einen immer größeren Umfang an. Und wenn wir eine solche kranke Pflanze ausgraben, finden wir die Ursache des Übels in Gestalt großer, knolliger Auswüchse, sogen. Klumpfüße, an den Wurzeln. — Das ist die Kohlhernie. Diese Krankheit ist gewissermaßen eine Folge von Überkultur und entsteht, wenn auf einem reich mit Kuhmist oder Abtritt gedüngten Lande einzeln stehende Kohlpflanzen stark von der Sonne beschienen werden. Die Wurzeln bilden dann unter dem Einfluss eines Pilzes die knolligen Wucherungen, welche, ohne etwas dafür zu leisten, alle Nährstoffe an sich ziehen und schließlich wird das Übel so schlimm, dass die regelmäßige Wachstumsthätigkeit aufhört und die Pflanze eingeht. Leicht befallene Kohlpflanzen können bei trübem Wetter sich erholen. Bei schwülem, sonnigem Wetter hingegen nimmt die Hernie schnell großen Umfang an. Dort, wo diese Krankheit noch nie beobachtet worden ist, braucht man sich vorerst keine Sorgen zu machen, denn sie zeigt sich durchaus nicht überall. Zunächst wird sie auch immer nur vereinzelt bemerkt und dann beugt man vor. Man meidet Kuh- und Abtrittdünger, gibt hingegen 40 Zentner Kalk auf den Morgen, welcher ganz vorzüglich ist. Man bringt auch an jede einzelne Kohlpflanze Kalk und pflanzt auch Salat oder sonst dergleichen zwischen den Kohl, damit der Boden ausgenutzt und gleichzeitig beschattet wird. Man behäufelt die Kohlpflanzen frühzeitig mit Erde, damit die Wurzeln von der Sonne nicht so scharf erwärmt werden. Im Übrigen soll man nicht viel hacken aber reichlich gießen. Wenn in einem „Kohlgarten“, — das ist ein Stück Land, welches wegen seiner passenden Lage und Bodenverhältnisse seit langen Jahren zum Kohlanbau benutzt wurde — die gefährliche Hernie sich zeigt, so wird man dies Land zwei oder drei Jahre zu anderen Kulturen ausnutzen, bis die Gefahr vorüber ist. Wir bauen inzwischen den Kohl an anderer Stelle. — Wechselbau!
Kohlfliege
Eine ganz ähnliche Erscheinung, d.h. auch ein plötzliches Welk werden und Absterben einzelner Pflanzen kann durch ein Insekt hervorgerufen werden. Wenn wir die Pflanzen ausheben, so finden wir hier nicht klumpige Wurzelknollen, sondern faulende Wurzeln und Maden daran. Die Kohlfliege hat ihre Eier an die Wurzelstengel der Kohlpflanze gelegt. Daraus entstehen die Maden, welche die Wurzeln zerstören. Es ist nun eine alte Erfahrung, dass das madig werden der Gemüsewurzeln bei guter Kultur sehr selten auftritt. In der Regel werden die Gemüse madig, wenn ein rohes Stück Land einseitig mit Abtritt, Geflügelmist oder frischem Stallmist überdüngt wurde, also überall, wo Dünger in übermäßigen Mengen vorhanden und nicht genügend verrottet und mit dem Boden durchmischt ist. Wenn diese Kohlmade stark auftritt, so baue man das betreffende Gemüse in Zukunft nur auf altgedüngten Beeten, dann haben die Maden keine Gewalt mehr. Weiterhin ist die Madenplage zuweilen eine Folge von Trockenheit. Dagegen hilft Wasser. Schließlich hilft in vielen Fällen auch hier eine Kalkdüngung.
Im Übrigen wird man die kranken Pflanzen vorsichtig ausheben und mit den daransitzenden Maden den Hühnern, die man ja fast bei jedem Garten hat, vorwerfen. Wer ein Stück Land besitzt, in dem viel derartiges Ungeziefer vorhanden ist, wird überhaupt im Herbst und Winter die Hühner in den Garten lassen, sie werden unter anderem die kleinen Tonnenpüppchen der schädlichen Kohlfliege fleißig ausscharren und so eine große Zahl der nächstjährigen Schädlinge vernichten.
Kohlweißling
Nachdem nun unsere Kohlpflanzen glücklich bis zum Herbst durchgekommen sind und reiche Ernte versprechen, erscheinen die Raupen, die mit Vorliebe die eben sich schließenden Kohlköpfe heimsuchen. Es sind das Raupen des bekannten und gemeinen weißen Schmetterlings, der Anfang August in den Kohlbeeten herumfliegt. Auf der Unterseite der Kohlblätter legt er die Häufchen kleiner Eier ab, die erst die Form kleiner, blassgelber Pünktchen haben und später orangegelb aussehen. Aus diesen schlüpfen die winzigen, grüngrauen Raupen aus, die überraschend schnell heranwachsen und dann in solcher Menge sich ausbreiten, dass von den armen Kohlköpfen nur die Gerippe übrig bleiben. Im Spätherbst suchen die Raupen trockene Schlupfwinkel auf, am liebsten an Schuppen, Stallungen etc., auch an Baumstämmen. Hier verpuppen sie sich und aus den Puppen kriechen wieder die weißen Schmetterlinge hervor, die wiederum eine Unzahl von Eiern ablegen und deren Raupen das Zerstörungswerk im nächsten Jahre von neuem beginnen. Die Bekämpfung ist eine vielfache. Zunächst können die Schmetterlinge weggefangen werden. Kinder besorgen das mit Netzen ganz vorzüglich, nur müssen sie daran gewöhnt werden, nichts zu zertreten. Auch hat dieses Wegfangen nur dann einen Wert, wenn es beharrlich täglich durchgeführt wird. Haben trotzdem Schmetterlinge Eier abgelegt, so ist es notwendig, täglich die Blätter auf der Unterseite abzusuchen und die leicht erkennbaren Eierklümpchen mit den Fingern zu zerdrücken. Ein Arbeiter kann an einem Arbeitstage hier sehr viel leisten. Aber selbst wenn das Zerdrücken der kleinen Eierhäufchen auch versäumt worden ist, lohnt sich noch das Ablesen der Raupen, denn es steht ja in der Regel die ganze Ernte auf dem Spiele.
Zwischen den Raupen finden sich auch solche, die betäubt scheinen. Tötet sie nicht, denn sie haben die nützlichen Schlupfwespenlarven im Leibe! Zuweilen sind auch schon Raupen verendet und unter der trockenen Hülle sind die kleinen gelben Püppchen sichtbar, aus welchen die kleinen Schlupfwespen entschlüpfen. Diese werden also geschont, denn wenn die Schlupfwespen unter unseren Kohlraupen sich ausbreiten, dann ist unser Kohl gerettet.
Eulraupe
Noch eine andere Raupe macht sich am Kohl zuweilen bemerkbar, eine dicke, fette, speckig glänzende graue oder schwarzgraue Raupe, die mit Vorliebe Schlupfwinkel zwischen den Blättern aufsucht. Sie gehört zu der verbreiterten, gefährlichsten und schädlichsten Raupenart des Gemüse- und Blumengartens, nämlich zu den Eulraupen. Das sind die Raupen von Nachtschmetterlingen, die wegen ihrer nächtlichen Lebensweise unter den Schmetterlingen auch den Namen Eulen führen. Diese Eulraupen sind Allesfresser. Am Kohl, an den Wurzelgemüsen und auf den Blumenbeeten, überall finden sie sich ein und befressen vorwiegend bei Nacht Blätter, Stengel, Knospen, Knollen etc. Es gibt die verschiedensten Arten, große und kleine, vereinzelt und gesellig lebende. Eine häufige und bekannte Art ist die Erdraupe. Beim Graben und Hacken kann man sie flach in der Erde finden. Sie ist grau und rollt sich zusammen im Zustand der Ruhe; nachts kommt sie aus ihrem Erdversteck hervor und geht auf Raub. Wer unter diesen Raupen zu leiden hat, wird die schwerfälligen Nachtfalter sammeln, die bekannten braunen Puppen sammeln, die Raupen sammeln. Wer irgendwo den Fraß bemerkt auf einem Beete, scharre mit einem Löffel leicht nach an den Stellen, wo die Raupe sich eingewühlt hat. Man kann auch nachts die Beete absuchen, um die Raupen zu erwischen.
Die Nachtschmetterlinge an sich lassen sich nicht leicht fangen. Man hat aber gefunden, dass sie süßen Flüssigkeiten sehr nachgehen, deshalb werden Gläser mit Zuckerwasser nachts im Garten aufgehängt und fangen sich die schädlichen Schmetterlinge in Massen darin. Dem Auftreten sehr vieler schädlicher Raupen wird dadurch vorgebeugt.