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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Küchenkräuter – Böttners Gemüsebauanleitung

Das alte Wissen stammt aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) von Johannes Böttner. Die Artikel wurden zusammengeführt und für bessere Lesbarkeit leicht angepasst.

Allgemeiner Hinweis: Angenommene Beetbreite für ALLE Kulturen: 1,20m

Allgemeines

Küchen- und Würzkräuter werden in großer Zahl gebaut, aber es haben nur wenige von ihnen allgemeine Bedeutung, von anderen ist die Verwendungsart nicht bekannt, teilweise auch nicht beliebt. Der Anbau ist im Allgemeinen ein sehr einfacher. Man schafft an passender Stelle im Garten eine Rabatte, eigens für die Küchenkräuter. Hierhin pflanzt man die Kräuter, die man aus einer Gärtnerei kauft. Anzucht aus Samen lohnt nur für jene Arten, von denen man mehr als drei bis fünf Pflanzen braucht. Die meisten hier nicht benannten Arten sind ausdauernd und werden in der Regel durch Teilung vermehrt.
Das Kräuterbeet, auf welches nach Belieben auf jeden freien Platz (durchschnittlich mit 30 cm allseitigem Abstand) die Kräuter gepflanzt werden, erhält keinen frischen Stalldünger, sondern wenn je einmal nötig, alten Kompost. Vieles Düngen ist übrigens dem Kräuterbeet nicht dienlich, weil dadurch zwar die Üppigkeit des Laubes begünstigt wird, das Aroma aber Schaden leidet.
Die wichtigsten Küchenkräuter, die teilweise nicht ausdauernd, sondern einjährig sind, sind folgende:

Bohnenkraut

Synonym: Gurkenkraut, Boretsch, Pfefferkraut

Die Abbildung zeigt eine Boretsch-Pflanze (lat. Borago officinalis). Im weiterführenden Artikel ist der Anbau von Boretsch bzw. Gurkenkraut beschrieben.
Blütenrispe des Boretsch.

Aussaat 1. bis 5 April, wird genau so behandelt wie Majoran, ist aber nicht so empfindlich und anspruchsvoll bei der Aussaat. Der Samen kann auch gleich auf das Beet gesät werden, auf welchem sich später die Pflanzen entwickeln sollen. Man gibt sieben Reihen auf das Beet und gibt den sehr feinen Samenkörnern einzeln etwa 1 cm Abstand. Die kleinste käufliche Saatmenge reicht für mehrere Jahre. — Bohnenkraut wird grün verbraucht als Würze für Bohnen und Puffbohnen. Man kann es auch trocknen für den Winter, als Würze für die eingeschnittenen Salzbohnen.

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Majoran

Synonyme: Wurstkraut

Aussaat 1. bis 5. April. ¼ Gramm Samen liefert weit mehr Pflanzen als gebraucht werden, trotzdem viele Samen nicht keimen. Gesät wird in sehr feine Erde, da der Samen von Majoran sehr fein ist. — Am sichersten ist die Aussaat in das Mistbeet, im Freien geht der Samen nur bei gutem Wetter und guter Behandlung auf. Weil der Samen sehr fein ist, wird der Boden mit Komposterde vermischt und dadurch feinkörniger gemacht. Man verpflanzt Majoran einzeln oder zwei, auch drei Pflanzen zusammen, wenn die Pflanzen 7 cm hoch sind, 8 Reihen auf ein Beet (1,20 Meter) und 10 cm Abstand in der Reihe. Kurz vor der Blüte werden die Stiele 6 cm über dem Boden abgeschnitten, in Bündel gebunden und unter dem Dach auf luftigem Boden zum Trocknen aufgehängt. Der getrocknete Majoran dient als Wurstkraut, zu Saucen etc. Er gibt auch vorzüglichen Tee gegen Husten. Die geschnittenen Pflanzen treiben wieder aus, man kann bis zum Frost insgesamt dreimal schneiden.

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Dill

Wächst in vielen Gärten wild und sät sich leicht selbst aus. Wer einmal Dill im Garten hat und drei oder vier Pflanzen stehen lässt bis sie Samen tragen, braucht sich keine Mühe weiter zu geben. Junge Pflanzen kommen im folgenden Jahre wie Unkraut und es werden nur einige an passender Stelle beim Jäten verschont. Der Dill kann leicht überhand nehmen und sobald mehr wächst als notwendig, muss der überzählige als Unkraut behandelt und rechtzeitig ausgejätet werden, sonst wird er lästig. Aussaat da, wo er nicht wild wächst oder nur auf bestimmtem Beet geduldet werden soll, 1. bis 5. Oktober. Frühjahrsaussaat keimt unsicher und nur bei langanhaltender Feuchtigkeit. Der junge Dill ist die feinste Würze für Salat und Spinat. Mit letzterem ein Dutzend junge Stielchen mit Blättern zu kochen. Der ältere, blühende Dill ist Würze für Einmachegurken (saure Gurken).

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Petersilie

Die wilde Pflanze Petersilie ist nach zwei Richtungen hin vervollkommnet worden. Einmal hat man die im Urzustand dünne Wurzel zu einer fleischigen, dicken Rübe „Wurzelpetersilie“ umgewandelt und zum andernmal ist zwar die Wurzel dünn geblieben, aber das einfache, dünne Blatt ist zum zierlich und feingekrausten Gewächs ausgebildet „Schnittpetersilie“.
Aussaat 1. bis 5. März in Reihen auf zwei cm ein Samenkorn, also für 12 Meter Länge 1 Gramm Samen — in schlechtem Boden mehr. — Petersilie gedeiht überall, wo ein passender Platz zu einer Einfassung ist. Sollte der Boden gar zu schlecht sein, wird etwas gute Erde in die Rillen gethan. — Beim Versäumen der rechten Säzeit kann noch den ganzen Sommer hindurch gesät werden. Der Samen liegt aber mehrere Wochen, bevor er keimt.
Bei trockenem Wetter wird der Samen in den Rillen etwas angegossen.

In der Abbildung ist ein gezeichneter Petersilientopf zu sehen. Rechts daneben steht eine Anleitung zum Petersilienanbau aus einem alten Gartenbuch.
Petersilientopf

Die Blätter werden als Würze zu Suppen und Saucen und Gemüsen allen übrigen Würzkräutern vorgezogen. Es dürfen aber nie alle Blätter einer Pflanze abgeschnitten werden, sondern immer nur einzelne. Auch beginnt der Schnitt erst, wenn die Pflanzen kräftig sind und mindestens zehn Blätter haben.
Die Wurzeln dienen zum Kochen in Suppe oder zu Fisch. Die Blätter liefern zu den verschiedenen Suppen, Tunken und Gemüsen jene Würze, ohne welche selbst die einfachste und nüchternste Küche nicht auskommen kann. Früher wurden Wurzel- und Schnittpetersilie getrennt angebaut, jedoch ist es jetzt gelungen eine Sorte zu züchten, welche beide Eigenschaften, krauses Blatt und fleischige Wurzel, in sich vereinigt. Es handelt sich um die Sorte: Petersilie „Ruhm von Erfurt“. Die Wurzeln werden im November ausgegraben und in Erde eingeschlagen unter leichter Reisigdecke durchwintert. Verwendung der Wurzeln das ganze Jahr hindurch.

Sehr hübsch ist für die Anzucht des Winterbedarfs an Schnittpetersilie der Petersilientopf. Die Petersilienpflanzen werden im Herbst im Garten ausgegraben, die Blätter bis auf einige Herzblätter abgeputzt und die Wurzeln durch die Löcher in den Topf gezogen, nur die Blattköpfe bleiben frei. Das Innere des Topfes wird mit Erde gefüllt. Diese Petersilientöpfe sind in den meisten Töpfereien zu haben. Ein besonders praktischer Topf wird von der Tonwarenfabrik Etruria in Seegerhall bei Neuwedel angefertigt. Er hat oben einen Einsatz, in den Schnittlauch gepflanzt werden kann, den man im Winter ebenfalls gebraucht.

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Esdragon (Estragon)

Kann nicht durch Samen vermehrt werden. Allen aus Samen gezogenen Estragonpflanzen fehlt das wichtigste, das Aroma. Man muss also von einer guten aromatischen Estragonpflanze ein Stück mit Wurzel abtrennen und pflanzen. Dies kann zu jeder Jahreszeit geschehen, am besten jedoch im April und August. Estragon darf nicht an zu fett gedüngte Stellen gepflanzt werden. Die Triebspitzen von Estragon werden den ganzen Sommer hindurch, vorn Austreiben im Frühjahre ab, zu Saucen und Suppen benutzt. Außerdem liefert Estragon die edelste Würze für Essig und Mostrich (Estragonessig).

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Thymian

Aussaat 1. bis 5. April auf das Kräuterbeet oder als Einfassung oder an eine sonst geeignete Stelle an der der Thymian ungestört einige Jahre stehen kann. Man kann den Samen auch auf die Saatbeete zwischen andere Sachen streuen und die Pflanzen an passende Stelle weiter verpflanzen. Thymian lässt sich sehr leicht verpflanzen; er ist ausdauernd und kann einige Jahre an derselben Stelle bleiben, später kann man die Büsche ausheben, zerteilen und die einzelnen Teile wieder pflanzen, am besten im April. Thymian will trockenen Boden haben; in feuchtem Boden oder wo viel gegossen wird, geht er leicht ein. Verwendet werden die Triebe (Stengel) als Würze zu Suppen und Saucen.
Sowohl für Thymian als auch für Estragon sollte dem Boden Kalkschutt beigemischt werden.

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Kümmel

ist zweijährig; er wird nicht im Gemüsegarten, sondern gewöhnlich auf dem Feld angebaut. Er kann aber zur Ausnutzung schattiger Gartenstellen herangezogen werden.

Man streut die altbekannten Samenkörner (keine alten Körner verwenden!) im Frühjahr auf ein besonderes Beet, auf dem die Pflanzen zum späteren Auspflanzen groß genug werden. Im August pflanzt man sie an ihren zukünftigen Standort in Reihen mit 30 cm Abstand. Wenn die Samen reif werden, schneidet man die Stengel ab und drischt sie aus.

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Waldmeister

Die Abbildung zeigt links eine einzelne Waldmeisterpflanze (lat. Galium odoratum). Rechts ist ein Straus, der aus vielen Waldmeisterpflanzen besteht. Um das Bild herum ist ein Artikel aus einem alten Gartenbuch, dass den Anbau und die Nutzung von Waldmeister als Heil- und Küchenkräuter beschreibt.
Waldmeister.

Der Waldmeister gehört nicht in den Gemüsegarten, ist auch kein Gemüse, aber doch ein Würzkraut in gewissem Sinne. Über seinen Anbau hier nur wenige Worte: Im wildwachsenden Zustand kommt der Waldmeister in Buchenwäldern vor, und zwar an schattiger Stelle in verrotttetem Buchenlaub; hier ist er am schönsten und aromatischsten. Für seinen Anbau soll uns das maßgebend sein: Nicht auf einem mit Düngerresten durchsetzten Boden, nicht an freier, sonniger Stelle werden wir guten Waldmeister ziehen, sondern im leichten Halbschatten von Bäumen und Gebüsch, in einer Erde, die mit verwesendem Laub, am besten mit Buchenlaub, gedüngt worden ist.

Der Gartenwaldmeister kommt dem Waldwaldmeister im Aroma nicht gleich, aber er ist ein Ersatz; dieser Ersatz wird um so schätzbarer sein, je mehr wir bei der Kultur den natürlichen Verhältnissen uns anzupassen können. – Auch der Bezug von Pflanzen unmittelbar aus dem Walde wird auf die Verbesserung des Aromas wirken: Die im Gartenboden aus Samen gezogenen Pflanzen (gar solche, deren Samen schon im Garten gewonnen wurde und die den Anfang einer eigenen Gartenrasse bilden) sind ganz anders veranlagt, weichlicher, schwammiger und lange nicht so kernig und aromatisch wie Pflanzen, die von Urzeit an im Walde wuchsen. Man sollte also Waldmeister nicht aus Samen vermehren; wenn man aber dazu gezwungen ist, wenigstens nur Samen verwenden, der unmittelbar aus dem Walde stammt.

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Kerbel

ist der Petersilie ähnlich. Man sät den Samen sofort nach der Ernte im Sommer. Im nächsten Jahre schießen die Pflanzen in Samen und säen sich dann an unbenutzter Stelle alljährlich von selbst wieder aus. Dieser Suppenkerbel darf nicht mit Kerbelrübe verwechselt werden. Er gehört ebenso wie diese und wie die Petersilie zu den Schirmblütlern. Die Blätter werden zu der würzigen Kerbelsuppe gebraucht.

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