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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Fruchtfolge. Wechselbau. Zwischenkulturen. Mehrere Früchte in einem Jahr anbauen.

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner beschreibt im nachfolgenden Artikel, warum man nicht zwei mal hintereinander das gleiche Gemüse anbauen sollte, gibt einen Überblick über stark- und schwachzehrende Gemüse und beschreibt, wie man das Beet möglichst effektiv ausnutzen kann, um mehrere Ernten durch Nachfrucht und Mischkultur zu erhalten.

Wechselbau. Zwischenkulturen. Vor- und Nachfrucht. Fruchtfolge

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Warum nicht zweimal hintereinander das Gleiche angebaut werden sollte.

Auf einem Gartenbeet wird schöner Sellerie geerntet. Wir sind zufrieden! Dieses Beet muss sich wohl besonders gut für Sellerie eignen. Im nächsten Jahre wird wieder Sellerie auf das gleiche Beet gepflanzt. Sonderbar, er will gar nicht recht wachsen. Im dritten Jahre noch einmal derselbe Versuch; vollständiger Misserfolg! Wie geht das zu? Die Behandlung war ganz dieselbe. Sollte das Wetter daran schuld gewesen sein? Nein, das Wetter war es nicht. Es ist aber ein Hauptfehler in der Kultur gemacht worden. Ja, trotzdem im ersten, zweiten und dritten Jahre die Kultur scheinbar die gleiche war, sind doch gewichtige Unterschiede vorhanden. Im ersten Jahre war das Land neu und frisch, im zweiten und dritten Jahre war es durch die vorhergegangene Selleriekultur schon verschlechtert, es war selleriemüde.
Man ist noch nicht recht klar darüber, ob die Wurzeln einer Pflanze Stoffe ausscheiden, welche das Land für die Wiederholung der Kultur ungeeignet machen oder ob die Wurzeln spezifische Stoffe gebrauchen, welche später fehlen oder ob beide Ursachen mitsprechen. Sehr klar ist man aber darüber, dass es nicht vorteilhaft ist, zweimal nacheinander auf demselben Gartenbeet die gleiche oder ähnliche Pflanzenart zu bauen. Man darf nicht Blätterkohl nach Kohlrabi, nicht Rettig nach Radieschen bauen. Es wird immer erst eine fremde Gemüseart‘ — wenn es geht mehrere — gebaut, bevor das gleiche Gemüse wieder daran kommt. Man muss wechseln.

Das Bild zeigt das Wachstum einer Kartoffelpflanze, die einmal ohne Lupine und einmal nach Lupine angepflanzt wurde. Es zeigt die Vorfruchtwirkung von Lupinen auf das Wachstum von Kartoffeln und beschreibt, warum die Fruchtfolge so wichtig ist.
Fruchtfolgewirkung auf den Kartoffelanbau. Ohne und mit Lupinenvorfrucht. Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei.

Der Wechsel im Anbau ist eine der wichtigsten Aufgaben rationeller Gemüsezucht. Nirgends haben die Gemüsezüchter es vermocht, die Notwendigkeit des Wechselns zu umgehen. Selbst bei der besten Düngung und Bodenerneuerung ist Wechsel nötig. Natürlich sind die Gemüse sehr verschieden geartet. Einzelne, z.B. Sellerie, Kohl missraten fast regelmäßig, wenn man sie zweimal nacheinander pflanzt. Andere, z.B. Kartoffeln, Bohnen können bei guter Düngung ohne merkbaren Nachteil einige Jahre hindurch auf der gleichen Stelle gebaut werden.
Ähnlich wie in der Landwirtschaft eine regelrechte „Fruchtfolge“ eingeführt ist, kann das auch in der Gemüsegärtnerei geschehen. Durch die größere Vielseitigkeit der Gemüsekulturen ist es aber nicht gerade leicht, einen übersichtlichen Plan für die Reihenfolge der Gemüse im Anbau festzustellen.

Einteilung der Beete – Starkzehrer und Schwachzehrer

Einfacher und für den Anfänger übersichtlicher ist folgendes Verfahren: Man teilt die Gemüse in zwei Klassen: erstens solche, die reich gedüngten Boden wünschen und frischen Dünger vertragen; zweitens solche, die keine so großen Anforderungen an die Düngungskraft des Bodens stellen und frischen Dünger nicht vertragen.
Zu den ersten, den stark zehrenden, gehören die Kohlgemüse, die Salatgemüse, die Spinatgemüse, die Gurkengemüse.
Zu den anderen, den für frisch gedüngtes Land ungeeigneten, gehören die Wurzelgemüse, die Zwiebelgemüse, die Schotengemüse (Bohnen und Erbsen).
Natürlich ist das nur eine allgemeine Einteilung. Gewisse Unterschiede im Nahrungsanspruch sind vorhanden und Verschiebungen aus einer Klasse in die andere bei einzelnen Gemüsen zulässig.
Man teilt also den Gemüsegarten in zwei Hälften. Die eine Hälfte düngt man im Herbst tüchtig mit Stallmist; die andere Hälfte düngt man nicht, oder, wenn es sehr an Nahrung fehlt, nur mit altem, abgelagertem Kompost, der nicht als frische Düngung angesehen werden kann. Auf der einen Hälfte baut man nun die dünger-bedürftigen Gemüse, auf der anderen Hälfte die düngermeidenden. Im nächsten Jahre wird die zweite Hälfte frisch gedüngt; die erste Hälfte ist dann altgedüngt und dementsprechend kommen auch die Gemüse auf die entgegengesetzte Hälfte. Bei der Einteilung der Beete wird es dann noch besonders so eingerichtet, dass nichts Gleichartiges oder Ähnliches aufeinander folgt.

Verschiedene Gemüse gleichzeitig anbauen

Dürfen verschiedenartige Gemüse durcheinander und auf das gleiche Beet gepflanzt werden, z.B. Radieschen zwischen Karotten, Kohl zwischen Gurken, Salat zwischen Kopfkohl, Sellerie zwischen Blumenkohl usw.? Derartiges geschieht zuweilen und die weniger wichtige Gemüseart wird als „Zwischenkultur“ bezeichnet. Sind solche Zwischenkulturen vorteilhaft? — Gelegentlich können sie es sein; oft aber bringen sie Nachteile und zwar dann, wenn die Entwickelung der verschiedenartigen Gemüse nicht richtig überwacht und nicht rechtzeitig eingeschritten wird. Wenn z.B. auf einer kostspieligen neuen Spargelanlage im ersten Jahre Zwischenkultur von Runkeln betrieben wird — ich sah das schon —, so ist das ein schlimmer Unfug, denn der Wert der Runkeln kann nicht einmal annähernd den Schaden decken, der den so viel wichtigeren Spargelanlage zugefügt wird. Ähnlich ist’s zuweilen mit anderen Zwischenkulturen. Pflanzen, die sich zu gleicher Zeit entwickeln und gegenseitig hindern können, eignen sich überhaupt nicht zu einer gemeinsamen Kultur. Man kommt immer weiter, wenn man getrennt jedem die Hälfte des Raumes anweist, den sie gemeinschaftlich einnehmen sollten. Wenn aber ein vorläufig freibleibender Raum durch ein Gemüse, welches sich schnell entwickelt und bald abernten lässt, ausgenutzt wird, z.B. Karottenbeete durch frühe Radieschen, Gurkenbeete durch Salat, oder wenn Sellerie zwischen den später wegzunehmenden frühen Blumenkohl gepflanzt wird hier heranwächst und dann nach Aberntung des Blumenkohls das ganze Beet einnimmt, oder wenn man Rosenkohl einzeln zwischen reifende Frühkartoffeln pflanzt, so kann bei dieser Art der Zwischenkultur jedes der beiden Gemüse ausgezeichnet gedeihen und leicht eine doppelte Nutzung gewonnen werden. Immerhin wird der Anfänger es sich zur Regel machen, möglichst jedem Gemüse einen besonderen Platz anzuweisen und nichts durcheinander zu pflanzen, bevor er
nicht besondere Gründe für den Nutzen solcher Zwischenkulturen erkannt hat. Viele Anfänger verderben sich ihre Kulturen dadurch, dass sie planlos das Verschiedenste durcheinander pflanzen.

Mehrfache Ernten im Jahr

In Gegenden mit warmem, gutem Boden und in günstigen Lagen ist es möglich, teilweise schon im Mai, noch mehr im Juni, einen Teil der Gemüsebeete abzuernten. Solche abgeernteten Beete dürfen dann nicht den ganzen Sommer hindurch liegen bleiben; sie würden verunkrauten, verwildern. Ein richtiger Gemüsegärtner ist darauf bedacht, alles frei werdende Gartenland möglichst bald wieder zu bestellen und es ist gar nichts Seltenes, dass ein Gemüsebeet im Laufe des Jahres drei verschiedene Früchte trägt. Geht denn das? Zweifellos, es geht, aber wie gesagt, nur in guten Verhältnissen und auch hier nur dann, wenn entsprechend reichlich durch Düngung nachgeholfen und Alles das ersetzt wird, was die vielen Gemüse dem Boden so reichlich entziehen. Mittelmäßiges und geringes, schlecht behandeltes Land kann nicht im selben Jahre zwei und drei gute Ernten bringen.
Es wird nun wünschenswert sein, einige Gemüse kennen zu lernen, die sehr früh abgeerntet werden, so dass das Beet dann bald für neue Bestellung frei wird. Es sind: Radieschen, Spinat, Salat, Erbsen, Frühkarotten, Frühkohlrabi, Frühkartoffeln, Kohl von überwinterten Pflanzen.

Gemüse, welche noch verhältnismäßig spät im Jahre auf die im Juni, Juli abgeernteten Beete gesäet oder gepflanzt werden können, sind: Rosenkohl, Spätkohlrabi, Wirsing, Blätterkohl, Kohlrüben, Spinat, spätgelegte Buschbohnen (Frühsorten), Erbsen (aber nur von frischer Saat), Rapünzchen (Feldsalat), Winterendivien, Salat, Karotten, Teltower Rüben.

Ich habe schon nach Aberntung der grünen Bohnen (Frühsorte) auf dasselbe Land versuchsweise — musterhaft ist ja das nicht! — nochmals Bohnen gelegt und voll abgeerntet. Überall kann man es allerdings nicht machen. In kalten, rauhen Gegenden werden kaum die ersten Bohnen reif.
Es ist selbstverständlich, dass das Land, welches in einem Jahre zum zweiten- oder drittenmal bestellt werden soll, jedesmal vorher gut gegraben werden muss. Sehr wirkungsvoll ist außerdem für die zweite Frucht flüssige oder Kompostdüngung.


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Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Anzuchtbeete selbst herstellen

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner gibt eine einfache und prägnante Anleitung, wie man sich Anzuchtbeete aus ein paar Holzbrettern, Latten und Papier selbst herstellen kann.

Anzuchtbeete für den Gartenfreund

Auf eine äußerst einfache Weise lassen sich die Mistbeete ersetzen und lassen sich auch ohne Pferdemist und ohne Glasfenster, Gemüse- und Blumenpflanzen zu einer Jahreszeit heranziehen, in der sie noch nicht im freien Lande gedeihen:


Es werden drei Bretter von 25 cm Breite und 3 Meter Länge nötig. Das eine Brett wird in der Mitte durchgeschnitten. Aus den jetzt vorhandenen vier Brettern wird ein regelrechter Kasten ohne Boden zusammengenagelt. An einer Seite, die nach oben kommt, schließen sämtliche Bretter glatt. Diesen Kasten stellen wir an einen günstigen, geschützten und warmen, sonnigen Platz im Garten auf und versenken ihn etwa zur Hälfte in die Erde, doch so, dass er nach der Südseite etwas Fall hat.

Aus gleich starken Latten von 3×4 cm, die man billig in jeder Holzhandlung kauft, werden Rahmen von 1 Meter Breite und eineinhalb Meter Länge zusammengenagelt mit zwei Mittelsprossen. In der Papierhandlung kauft man billigstes weißes Rollenpapier (Zeichenpapier) und dieses klebt man auf die Rahmen, nachdem man es zuvor passend geschnitten und angefeuchtet hat, damit es straff sitzt. Nach einigen Tagen, wenn das Papier festgetrocknet ist, wird es mit Leinölfirnis gestrichen, dadurch wird es haltbar und durchsichtig. Diese Papierfenster sind sehr viel billiger als Glasfenster, sie haben aber noch andere Vorteile: Es kann nichts darunter verbrennen, es braucht nicht gelüftet zu werden, man ist nicht gezwungen auf jeden Sonnenstrahl zu achten. Deshalb kann auch der Gartenfreund, der den ganzen Tag über außerhalb des Gartens beschäftigt ist, sich solche Papierfenster anschaffen und Pflanzen darunter ziehen.

Nun ist es ja ganz klar, dass derartige Anzuchtbeete nicht so warm sind als gut angelegte Mistbeete. Die Bodenwärme und die Wärme der Sonne fehlt. Wir können unmöglich schon im Februar derartige Anlagen machen, wohl aber Anfang April und das genügt noch für die Heranzucht vieler Blumen- und Gemüsepflanzen. Die Sonne wärmt dann schon stark genug, die Beete können offen stehen, es ist nur an regnerischen, kalten, windigen Tagen und nachts bei Frost Schutz nötig und solchen bietet das Papier ausreichend.
Wer viel Dünger hat, kann diese Anzuchtbeete auch von außen mit Dünger umpacken. Es schadet auch nicht, wenn eine 20 Zentimeter starke Schicht Dünger, in festgetretenem Zustande gemessen, halb Pferde-, halb Schweinemist, unten hineingebracht wird. Diese Schicht wärmt etwas, aber nicht zu sehr. Bei hoher Bodenwärme würden die Pflanzen unter den Papierfenstern dünn und spillerig werden. Es entstände ein Missverhältnis, weil ja das Licht fehlt.

Der Boden darf gute Mistbeeterde sein. Hat man solche nicht genügend, so wird die Gartenerde gut durcharbeitet und mit Mistbeeterde durchmischt. Obenauf kommt eine Schicht sandiger Mistbeeterde.
Die Aussaat in das Mistbeet sowohl, als in das Anzuchtbeet geschieht ähnlich wie die Aussaat ins Freie. Sämereien, von denen sehr wenig Pflanzen gebraucht werden, säet man am einfachsten in Blumentöpfe und senkt diese Blumentöpfe bis zum Rande in die Erde des Mistbeetes ein. Für die übrigen Aussaaten teilt man die vorhandene Fläche in Rechtecke, die durch dünne Stäbchen getrennt werden. In jedes Feld wird ein Hölzchen gesteckt, auf welches die Nummer oder der Namen der Saat geschrieben wird. Die Erde harkt man zuvor eben, drückt sie fest, streut dann den Samen hübsch gleichmäßig, streut dann dünn Erde darüber und drückt die aufgestreute Erde wieder fest. Gegossen wird nur, wenn die Erde trocken ist.


Wenn schon bei den Aussaaten im Freien das dichte Säen nachteilig ist, so ist es doppelt nachteilig bei Aussaaten in das Mistbeet oder in das Anzuchtbeet. Es muss genau ausgerechnet werden, wieviel Pflanzen auf dem zugemessenen Teil des Mistbeetes Platz haben und dann darf nicht das zwanzigfache des Samens ausgestreut werden, wie es leider noch geschieht. Die zu dicht stehenden Pflanzen sind ebenso schlimm daran wie Pflanzen, die eng zwischen Unkraut stehen, und es ist eine sehr schlechte Ersparnis, den teuren Raum des Mistbeetes oder des Anzuchtbeetes durch dichte Saat ausnutzen zu wollen. Man erhält überhaupt keine brauchbaren Pflanzen, sondern nur spilleriges Zeug. Die dichten Pflanzen müssen also rechtzeitig ausgelichtet werden.
Sehr gut und gleichmäßig wird die Saat verteilt, wenn man auch im Mistbeet in Rillen säet, die Rillen in 6—8 cm Abstand. Von Mitte April ab werden alle Pflanzen an die Luft und das freie Licht gewöhnt.
Aus dem Mistbeete mit Glasfenster kann Verschiedenes schon gegen den 10. April ausgepflanzt werden, aus dem Anzuchtbeet mit ‚Papierfenster erst drei bis vier Wochen später. Aus dem Freien noch zwei bis drei Wochen später und dann ist’s für viele Kulturen überhaupt schon vorbei. Z. B. von Sellerie, Porree kann man mit Hülfe von Papierfenstern noch brauchbare Pflanzen ziehen, im Freien nicht.


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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Mistbeete pflegen – eine Anleitung

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Wie sollte man ein Mistbeet richtig pflegen? Wann soll man ein Mistbeet gießen, wie beschattet man ein Mistbeet und was kann man gegen Schädlinge im Mistbeet unternehmen? Ein sehr interessanter Artikel aus dem Jahre 1899 gibt hier Hinweise und Tipps.

Temperatur im Mistbeet richtig regeln und Mistbeet lüften

Die Erdoberfläche eines richtig angelegten Mistbeetes befindet sich zur Zeit der Aussaat nur vier bis fünf Finger breit unter dem Glas. Bis die Pflanzen richtig aufgegangen sind, hat sich die Erde noch etwas gesetzt. Sagen wir, zwischen Erdfläche und Glas sind jetzt 15 Zentimeter Raum; das ist ein sehr geringer Luftraum. Wenn die Sonne scheint, so dringen die Strahlen durch das Glas, werden vom Boden zurückgeworfen und die entstehende Wärme bleibt im Mistbeet. Im Februar und Anfang März ist das immer sehr angenehm. Mit zunehmendem Steigen der Sonne aber kann das bedenklich werden und es kommt ja leider zu häufig vor, dass die Pflanzen Schaden leiden oder gar verbrennen, weil sich eine solche Unmenge von Wärme in dem engen Raume ansammelt.
Es muss also bei Sonnenschein mittags Schatten gegeben oder verbrauchte Luft abgelassen und frische Luft zugelassen werden.

Das Bild zeigt ein Luftholz, das zum Belüften eines Mistbeetes bzw. Frühbeetes dient.


Dadurch, dass wir Schattendecken oder Bretter auflegen zum Schutz gegen die prallen Sonnenstrahlen und Luft geben, haben wir es in der Hand, die Wärme im Mistbeete ganz nach Wunsch zu regeln. Das Luftgeben hat noch einen anderen Zweck: Frische Luft ist nötig zum Gedeihen, zum Leben aller Pflanzen. Frische Luft müssen die jungen zum Auspflanzen in den Garten bestimmten Sämlinge haben, damit sie stämmig und abgehärtet werden. Wir haben ein Thermometer im Mistbeet und suchen die Wärme, wenn es geht, auf 15° R (Angabe hier in Reamur – umgerechnet ~ 19 °C) zu halten.
Wer verhindert ist, pünktlich zu lüften und überhaupt ein jeder, der im Lüften noch keine rechte Übung hat, tut wohl daran, er legt das Innere der Mistbeete etwas tiefer, nicht 15 sondern 25-30 Zentimeter unter Glas. Der jetzt viel größere Luftraum überhitzt sich nicht so schnell.
Das Luftholz hier wird unter das an einer Seite gehobene Fenster geschoben. Dann kann die verdorbene, zu heiße Luft heraus, die reine frische Luft hinein. Sobald das Thermometer 13 °R zeigt, wird das Luftholz schon untergelegt. Im zeitigen Frühjahre ist nur ganz wenig frische Luft nötig, nur in den Mittagsstunden bei Sonnenschein und bei frostfreiem, windstillem Wetter. Je höher die Sonne steigt und je wärmer es wird, um so höher wird das Luftholz gestellt, um so länger bleibt es stehen. Schließlich im April werden die Fenster an warmen Tagen kurze Zeit ganz abgenommen, um die jungen Pflanzen an die Luft zu gewöhnen.
Die frische Luft ist jedenfalls der beste Ausgleicher der Mistbeetwärme. Es ist nur nötig, dass zu jeder Tageszeit nachgesehen und jedesmal darüber nachgedacht wird, das zu geschehen hat, um eine gute Luft und richtige Wärme im Mistbeete zu schaffen. Wer früh weggeht und die Luftverhältnisse des Mistbeetes gleich den ganzen Tag regeln will, gibt im späteren Frühjahre immer etwas Luft, denn sehr häufig folgt auf einen trüben Morgen ein heißer, sonniger Tag und die Pflanzen würden verbrennen, wenn nicht wenigstens die im Mistbeet erzeugte heiße Luft abströmen könnte. Es gibt zuweilen recht schlimme Tage; draußen ist eine rauhe, hässliche Luft, aber die Sonne brennt heiß. Das Mistbeet wird überwärmt, aber wir können nicht lüften, weils zu rauh ist. In diesem Falle werden Bretter aufgelegt, etwa ¼ – ½ Fuß breite Bretter, immer mit drei Finger breitem Zwischenraum, damit die Sonne noch durch kann. Dieses „Schattengeben“ schützt vor Überhitzung. Den etwas verweichlichten Mistbeetpflanzen ist zuweilen nicht nur die übermäßige Wärme, sondern auch das grelle Licht der Sonnenstrahlen nachteilig. Auch hiergegen schützt das Schattenlegen. Keinesfalls wird man im Frühjahr Schatten geben vor 10 Uhr vormittags und nach 3 Uhr nachmittags.
Es ist lediglich Sache der Erfahrung und praktischen Übung, festzustellen, wann und wie gelüftet und „schattiert“ werden muss. Das Wetter, die Beschaffenheit der Mistbeete, die Art der Kultur, sind maßgebend. Der Mistbeetgärtner muss sich in die Bedürfnisse seiner Pflanzen hineindenken können.
Beim Lüften merkt man übrigens, wie notwendig es ist, dass das Mistbeet nicht nur eine sonnige, sondern auch eine geschützte Lage hat. Ist die Lage nicht geschützt, so strömt die kalte Luft unmittelbar in das Beet und die Pflanzen erkälten sich.

Strohdecke zum Abdecken der MIstbeete

Wenn nicht hinter dem Mistbeete, also auf der Nordseite desselben, Gewächshäuser, Gebäude oder Mauern liegen, wird dicht hinter der Rückwand eine etwa mannshohe Schutzwand errichtet, welche die kalten Winde abhält, auch die Wärme fängt. Völlig freiliegende Mistbeete sind schlecht zu gebrauchen.
Soweit die Mistbeete über der Erde liegen, werden sie regelmäßig bis zum Kastenrand mit Dünger umpackt. In der ersten Zeit und mindestens den ganzen März hindurch muss auch noch abends das Mistbeet gut mit Strohdecken zugedeckt werden, damit die Wärme nachts darin bleibt. — Es wird gedeckt in dem Augenblick, in dem die Sonne von dem Mistbeetkasten weggeht. Morgens wird aufgedeckt sobald es hell und nicht gar zu kalt ist. Bei kurzer, heftiger Frostperiode ist es ganz gut, wenn die Mistbeete einige Tage geschlossen bleiben. Es darf auch noch eine Lage Dünger auf die Decken kommen. Warme Beete können das nicht lange vertragen, weil die Pflanzen vergeilen. Weniger warm angelegte Beete befinden sich unter Strohdecken, womöglich auch noch Dünger oder Schnee darauf, einige Zeit sehr wohl.

Zum Zudecken der Mistbeete sind Strohdecken zu beschaffen, damit keine schlecht gedeckte Stelle bleibt. Im Notfall kann man auch einfach Langstroh über die Beete breiten. Es geht nur sehr viel dabei verloren und die Handhabung ist umständlich und unordentlich. Strohdecken kann man leicht selbst flechten. Ich hatte schon Strohdecken mit fünf, vier, drei, zwei Schnüren und auch mit einer Schnur im Gebrauch. Die mit zwei Schnüren sind sehr praktisch. Die Ähren liegen alle nach einer Seite. – Auch mit Brettern kann das Mistbeete nachts gedeckt werden; mit denselben Brettern, die zum Schattenlegen dienen, nur müssten es einige mehr sein, weil sie als Schutzbretter dicht liegen müssen.

Das Bild zeigt, wie Strohdecken zum Abdecken vom Mistbeet selber hergestellt werden können.


Mistbeete gießen

Zur guten Pflege der Mistbeete gehört schließlich das Gießen oder vielmehr das Spritzen. Es wird nur mit einer kleinen Gießkanne mit feiner Brause gegossen, anfangs wenig; es ist alle vier bis fünf Tage nachzusehen, später mehr; bei starkem Lüften trocknet das Mistbeet aus und muss schließlich jeden Tag nachgesehen werden. Eine kleine Kanne von fünf Liter reicht gut für ein Fenster. Aber auf eins muss ich aufmerksam machen: der obere Rand wird drei, selbst viermal so stark gegossen, als das übrige Beet, sonst verkommen die Pflanzen an diesem oberen Rande, weil er auffallend am stärksten austrocknet.

Die Abbildung zeigt eine Mundsche Gießkanne, die sich speziell zum Gießen eines Mistbeetes eignet.


Um zu gießen, braucht nicht das Fenster abgehoben werden. Es wird nur an der einen Seite mit einer Hand hochgehoben; mit der anderen Hand wird gegossen. Das geschieht morgens gegen acht Uhr, am besten mit erwärmtem Wasser; darauf wird das Fenster fest aufgelegt. Eine halbe Stunde später darf gelüftet werden.
Vor zu vielem Gießen und vor dem Gießen bei feuchten Wetter hat man sich sehr zu hüten. Das übermäßige Gießen bei mangelhaftem Lüften kann selbst in guter, altverrotteter Mistbeeterde Wurzelfäulnis der jungen Pflänzchen herbeiführen — um so schlimmer in einer Erde, die noch nicht richtig fertig ist. – Im März braucht das Mistbeet oft vierzehn Tage lang und länger keinen Tropfen Wasser; wenn die Erde obenauf leicht abgetrocknet ist, so beweist das noch nicht, dass gegossen werden muss.


Rechtzeitig Unkraut entfernen

Mistbeeterde enthält leicht viel Unkrautsamen, die Mistbeete sind schnell grün, nicht von den ausgesäeten Pflanzen, wohl aber vom Unkraut. Ist schon im Freien zum Gelingen jeder Kultur rechtzeitige Vertilgung des Unkrautes erforderlich, wie vielmehr im kostspieligen Mistbeete. Die teure Anlage wird vergeudet, wenn wir Unkraut darin ziehen wollen. An warmen Tagen wird nur mittags, damit sich das Beet nicht zu sehr abkühlt, das Fenster abgenommen und jedes einzelne Unkrautpflänzchen ausgejätet und bei Seite geworfen. Es ist das eine peinliche Arbeit; die kleinen Pflänzchen, die nur zwei Blätter haben, sollen schon heraus. Der Anfänger, der die Unkräuter von den guten Pflanzen noch nicht genau unterscheiden kann, muss sehr aufpassen. Er tut am besten, er sucht die Unkräuter, die überall Vorkommen, kennen zu lernen und zieht zunächst die gemeinsten Unkräuter, Melde, Brennessel, Vogelmiere aus, damit Luft wird.

Spinnenmilben / Schädlinge im Mistbeet

Auch ein winziges Tierchen wird Mistbeeten, welche sehr von der Sonne beschienen und wenig gelüftet werden, oft verderblich; die Spinnmilbe oder rote Spinne. Die einzelnen Spinnen sind so klein, dass man sie nur bei großer Anstrengung mit dem bloßen Auge erkennen kann. Sie befallen aber zu Hunderten die Blätter aller möglichen Pflanzen, die dann eine sonderbare weißlichgraue Färbung annehmen und nicht weiterwachsen wollen. Manche haben die Erscheinung wohl schon bemerkt, aber nicht gewusst, wie sie dieselbe erklären sollen. Unter anderem auch an den Linden an den Straßen fällt die fahle, kränkliche Farbe des Laubes und das frühzeitige Abfallen desselben auf. Später, wenn alle Blätter gefallen sind, erscheinen Stamm und stärkere Äste von einer sonderbaren Masse umsponnen. Das ist unsere rote Spinne. Sie tritt übrigens in eingeschlossenen, sonnigen, trockenen Gärten auch an Bohnen, Gurken, Erdbeeren, an den Blättern der Obstbäume auf. Die eingeschlossene, trockene Luft ist es, welche ihre massenhafte Ausbreitung begünstigt. Das natürliche Gegenmittel bietet wiederum feuchte Luft, häufiges, scharfes Abspritzen der Pflanzen mit reinem Wasser, auch fleißiges Gießen. Wo die rote Spinne sich in den Kulturen eingenistet hat, geht sie von einer Pflanze zur anderen über und lässt sich nur durch ganz energisch fortgesetzte Anwendung der Wasserkur zurückhalten, dies besonders in den Gewächshäusern und Mistbeeten. Da ist Spritzen und Lüften das sicherste Mittel gegen das schlimme Übel. Neuerdings sind erfolgreiche Versuche mit Petroleumseifenbrühe angestellt worden. Diese Petroleumseifenbrühe, die gegen viele andere Schädlinge sich als wirksam erwiesen hat, ist eine innige Vermischung von Petroleum und Seifen, die man am besten fertig kauft. Die Selbstanfertigung ist schwierig.

Im praktischen Ratgeber stand hierfür folgendes Rezept:
Weiße Kernseite, wie sie die Waschfrauen verwenden, auf dem Reibeisen gerieben, 25 Gramm, mit 20 Gramm Wasser in einem kleinen Gefäß zum Sieden gebracht (Vorsicht! Kocht leicht über!). Nach Entfernung vom Feuer unter Umrühren 100 Gramm Petroleum langsam zugießen. Hierauf die Brühe so lange mit einer kleinen Handspritze (Blumenspritze von Messing, vorn fein gelöchert, 50 Pfennig) durcheinanderspritzen (Rühren genügt nicht!), bis eine weiße, schlagsahneartige Masse entsteht. Diese wird mit zehnfacher Menge warmen Wassers verdünnt. – Die Brühe ist fertig.
Man spritzt sie möglichst noch etwas lauwarm auf (nicht heiß).

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Das Gartenland umgraben

Gartenland graben.

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Das Bild zeigt einen guten und einen schlechten (abgenutzten) Spaten zum Umgraben von Beeten und des Gartens.

Wenn Professor Jäger von den Wohltaten schwerer körperlicher Gartenarbeit redet, so hat er gewiss in erster Linie an das Graben gedacht. Das Graben ist eine sehr gesunde Bewegung und es macht Vergnügen, wenn man einen guten Spaten hat. Der beste Spaten ist der Pionierspaten, wie er hier abgebildet ist, und wie man ihn auch aus mehreren größeren Gärtnereien und Handlungen gärtnerischer Geräte beziehen kann. Auf diesem Bild steht links ein neuer Spaten, rechts ein Spaten, der schon einige Jahre im Gebrauch war. Wie man sieht, ist das Grabeisen schon stark abgenutzt, Stiel und Befestigung aber sind noch unversehrt und das ist ein Hauptvorzug dieses Spatens: Stiel und Eisen lockern sich nicht und brechen auch nicht! Es ist ein entsetzliches Arbeiten, wenn der Spaten im Stiel wackelt oder wenn das Grabeisen in der Mitte umgebogen ist, wie es bei allen übrigen Spaten gelegentlich vorkommt. – Seit ich den Pionierspaten kenne, kann ich mich nicht entschließen mit einem anderen zu arbeiten, denn der Pionierspaten ist handlicher und arbeitet leichter und schneller als alle übrigen Spaten.

Wie kann nun der Anfänger das Umgraben ohne persönliche Anleitung erlernen? Der beste Rat ist der, flotten Grabern einmal ein paar Stunden zuzusehen und aufzupassen, wie sie es machen. Ist noch eine besondere Anleitung nötig? Man fasst mit der linken Hand den Stiel zum Heben und mit der rechten den Handgriff zum Lenken des Spatens. Wer es bequemer findet, mag auch umgekehrt fassen. Die meisten fassen links, einige auch rechts. Mit einem Ruck wird der Spaten in den Boden gestoßen – im schweren Boden wird durch einen Tritt mit dem Fuß auf das Eisen nachgeholfen. Hierauf hebt man den Spaten mit der abgestochenen Erde in die Höhe und dreht den Spaten geschickt so um, dass die Erde umgekehrt wieder niederfällt, also das unterste nach oben. Dieses Umkehren der Erde, das Wenden von unten nach oben, ist die Hauptsache beim Graben. Es muss so lange geübt werden, bis es gut geht.

Im Herbst soll die gegrabene Erde in groben Schollen liegen bleiben, im Frühjahre soll sie gleich beim Graben fein zerkleinert werden. Es ist nun Sache der praktischen Übung, dies, je nachdem es notwendig ist, besorgen zu können. Ebenso ist das saubere und gleichmäßige Hinlegen beim Graben nur durch Übung und etwas Geschick zu erreichen. Ungeschickte und ungeübte Arbeiter wühlen, machen Erhöhungen und Vertiefungen. Dem gegrabenen Lande sieht man sofort an, ob der Graber seine Sache verstand. Anfänger werden guit daran tun, recht langsam zu arbeiten und kleine Stücke Erde abzustechen, nicht gleich große Schollen.

Wegen der bequemeren Einteilung ist es wünschenswert, auf einmal gleich eine größere Fläche in Angriff zu nehmen, wenn es geht den ganzen Garten, nicht einzelne Stückchen. Die Arbeit selbst kann auf viele Tage verteilt werden: Man fängt an dem einen Ende des Gartens an und wirft zunächst eine lange Furche aus. Während der ganzen Dauer des Grabens bleibt zwischen dem gegrabenen und nicht gegrabenen Lande eine tiefe, offene Furche, welche das Arbeiten sehr erleichtert: gut umzustürzen kann man nur, wenn eine breite Furche vorhanden ist. Zum Schluss wird die am Anfang ausgeworfene Erde in den Karren geladen und in die zuletzt offen gebliebene Furche geschafft.

Unkrautwurzeln, Steine usw. Werden in einem zur Seite stehenden Korbe gesammelt. Beim Umgraben wird nun auch der Mist mit untergebracht, der entweder vorher gebreitet worden oder auch hinter dem Grabenden noch in Haufen liegt. Man rechnet als regelmäßige Garten-Düngung auf den Quadratmeter 5 Kilo Stallmist. – Wie jede andere Gartenarbeit, kann auich das Unterbringen des Mistes, das so einfach erscheint, gut und schlecht geschehen. Es kommt darauf an, den Dünger gut zu verteilen. Vor allem sollen die Düngerlagen nicht wagerecht, sondern schräg und senkrecht liegen. Richtig ist es also nicht, den Dünger klumpenweise auf den Boden der Furchen zu scharren. Richtig ist es vielmehr, ihn schräg auf das neugegrabene Land zu streuen.

Das folgende Bild veranschaulicht die gegrabene und nicht gegrabene Erde in gedachter Durchschnittsansicht. Um das Umwenden des Bodens beim Graben  zu veranschaulichen, ist der obere Boden dunkler, der untere heller gezeichnet, wie das auch bei tiefem Graben vorkommt. So wie der Dünger hier verteilt ist, ist er richtig verteilt:

Auf dem BIld ist zu sehen, wie der Garten und Beete richtig umgegraben werden und wie Mist und Dünger beim Umgraben richtig eingearbeitet wird.

 

Wie tief soll gegraben werden? Das Grabeisen des Pionierspatens ist knapp 30 Zentimeter hoch und reichlich 20 Zentimeter breit. Das Eisen wird durchschnittlich auf seine volle Höhe in den Boden kommen; da es aber immer etwas schräg gerichtet ist und auch schräg aushebt, so kann man im Durchschnitt nur auf eine 25 Zentimeter tiefe Lockerung rechnen. – Mit schlechtem Spaten wird nur 20 Zentimeter tief gegraben; 30 und 35 Zentimeter Tiefe ist aber mehr wert. Wenn dieses Tiefgraben auch länger dauert, besser ist’s sicher!

Wann soll umgegraben werden? Eine beliebte Zeit ist der Herbst. Das Land bleibt in groben Schollen über den Winter liegen und ist der wohltuenden Winterfeuchtigkeit ausgesetzt. Das nicht gegrabene Land lässt viel fruchtbares Tauwasser abfließen und wird weniger durchfeuchtet, trocknet auch viel schneller ab. Gerade aus diesem Grunde nun aber, d.h. weil es so langsam abtrocknet, darf manches Land im Herbst überhaupt nicht gegraben werden und zwar das Land, welches an sich sehr feucht ist und ferner das Land, welches sehr zeitig im Frühjahre bestellt werden soll. Schließlich macht jeder Boden seine besonderen Ansprüche, und wer die Eigenheiten seines Bodens kennt, kann es mit dem Graben halten, wie er es im Laufe der Zeit als vorteilhaft für sich herausgefunden hat. Allgemeine Gültigkeit haben derartige Beobachtungen und Erfahrungen nicht. Sie passen nur für bestimmte Verhältnisse. – Ich empfehle im allgemeinen, vom Auigust bis Oktober alles abgeerntete Land sofort nach dem Abernten mit Dünger zu befahren und den Dünger tief unterzugraben. – Außerdem das Land stets frisch umzugraben, wenn es besäet oder bepflanzt werden soll.

Dieses ist das wichtigste: Es müssen die Samen, die Pflanzen usw. in ganz frischen Boden kommen. Boden, der nach dem Graben wochenlang gelegen hat, ist vielleicht noch locker, aber er ist nicht mehr frisch, muss deshalb von neuem gegraben werden, damit frisches Land nach oben kommt. Das Wiederaufhacken von alt gegrabenem Boden ist zwar ein Mittel, um ihn aufzufrischen, aber es ist nur ein Notbehelf; frisch gegrabenes Land ist viel besser, als gehacktes.

Nun der Nutzen des Grabens: Einen Nutzen haben wir soeben kennen gelernt: Die Pflanzen kommen in frischen Boden. Die Wurzeln verlangen frischen Boden, schon aus diesem Grund wird gegraben, ehe man pflanzt und sät. Ein anderer Nutzen: die Nährstoffe des Bodens, die aufgelösten natürlichen und die im Dünger hinzugegebenen werden beim Graben gut durchmischt und verteilt. Es kommt immer wieder anderer Boden an die Oberfläche und wird von der Luft aufgeschlossen. Die Feuchtigkeit, die Wärme, dringen besser zu den Wurzeln und wirken anregend. Der Boden wird tief durchlockert, derart, dass die Wurzeln tief eindringen können.

In den tieferen und besseren Durchlockerungen liegt ein großer Vorteil des Grabens gegenüber dem Pflügen. Beim Graben werden tiefere Schichten aufgeschlossen, außerdem die Bodenschollen besser zerteilt und besser umgestürzt als beim Pflügen. Die günstigere Entwicklung der meisten Pflanzen (und ganz besonders der Gartenpflanzen) auf gegrabenem Lande im Vergleich zum gepflügten Lande wird allgemein anerkannt und kann gar nicht bestritten werden.

Der Anfänger, der die gute Wirkung des Grabens noch nicht kennt, kann leicht in Versuchung geraten, eine Pflanze auf unvorbereiteten, festen Boden zu setzen. Er wird sich wundern, wie jämmerlich eine solche Pflanze wächst.

 

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Grundlagen für Anfänger

Etwas über das Pflanzenleben

Pflanzenleben

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

In welcher Weise wirkt der Dünger? Wir müssen lernen, die Pflanze als ein lebendes Wesen zu betrachten, dann werden wir auch imstande sein, sie richtig zu behandeln. Wer aber die Lebensvorgänge im Pflanzenkörper, vor allem die wichtigen Wechselbeziehungen zwischen Wurzeln und Blättern nicht kennt, macht leicht die schlimmsten Fehler in der Pflege.
Blatt und Wurzel, das sind die notwendigen Teile zur Erhaltung des Lebens. Eine Wurzel kann nicht leben ohne ein Blatt und das Blatt verdorrt sofort, wenn die Wurzel die Arbeitstätigkeit einstellt.
Die Wurzel saugt die Nahrungsbestandteile in Wasser gelöst aus dem Boden und unter Druck wird der rohe Saft nach oben geleitet zu den Blättern. Hier findet unter Einfluss des Sonnenlichtes eine Umbildung mit dem rohen Bodensaft statt: er wird zur brauchbaren Pflanzennahrung verwandelt und strömt dann als solche in die Früchte, um diese zu ernähren, oder er wird von der Pflanze verwendet, um neue Triebe und neue Wurzeln zu bilden. Je mehr Nährstoffe wir den Wurzeln im Boden zur Verfügung stellen, um so mehr können sie aufnehmen und den Blättern zuführen. Die neuen Triebe und Blätter werden sich üppiger entwickeln und die Früchte schöner, größer und süßer werden. Doch alles hat seine Grenzen. Es kann der Fall eintreten, dass wir den Pflanzen mehr Nährstoffe verabreichen, als sie verarbeiten können. Zu diesem Verarbeiten sind Wärme, Luft, Licht nötig, und wenn Wärme, Luft und Licht spärlich sind, nützt auch die üppigste Nahrung nichts.
Wärme ist nötig, weil erstens nur bei günstiger Wärme die Blätter Feuchtigkeit (Wasser) verdunsten. Diese Verdunstung durch die Blätter bietet aber für die Wurzeln die Anregung, neues Waser und mit ihm Nährstoffe aufzunehmen.

Die Wärme ist aber zweitens nötig, weil nur bei Wärme und Licht die Umwandlung der Stoffe in den grünen Blättern stattfinden kann. Viel Luft braucht die Pflanze ebenfalls zum Umbilden der Stoffe, denn es findet bei diesem Stoffwechsel ein Austausch mit der umgebenden atmosphärischen Luft statt. Eine Pflanze, die eingeschlossen oder unter Druck steht und nur spärlich den Zutritt der frischen Luft erhält, kann auch nur langsam und spärlich die Umwandlung der Stoffe vornehmen.
Wärme und Luft bedürfen aber nicht allein die oberirdischen Teile, die Stengel und Blätter zu ihrer Lebenstätigkeit, sondern ebenso sehr die Wurzeln. Deshalb spricht man so lobend von den Vorzügen eines warmen, durchlässigen Bodens als Gartenboden. Je günstiger diese drei, die Wärme, die Luft und das Licht zusammenwirken, um so besser kommt auch die Nahrung zur Geltung, um so besser arbeitet, um so besser gedeiht unsere Pflanze.


Man hat die Blätter oft schon als Lungen der Pflanzen bezeichnet und das ist ein ganz passender Vergleich. Die Blätter sind den Pflanzen zum Atmen und zum Leben ebenso nötig wie die Lungen für die warmblütigen Tiere, allerdings gilt das nur für die Wachstumszeit. Jedes einzelne Blatt ist in dieser Zeit von Wert, und wenn wir aus diesem oder jenem Grunde Blätter beseitigen, so greifen wir störend in die Lebenstätigkeit der Pflanze ein und hemmen wenigstens für einige Zeit das Wachstum, und wenn Raupen die Blätter zusammenwickeln oder abfressen, oder wenn eine dicke Staubschicht oder anderes die Blätter bedeckt, so bringt dies alles der Pflanze für lange Zeit hinaus großen Schaden.
Anders ist es in der Zeit der winterlichen Ruhe. Der Baum, der Strauch, die niedrige ausdauernde Pflanze pflegt im Herbst mit Hilfe der Blätter im festen Pflanzenkörper Nahrungsstoffe, sogenannte Reservestoffe, anzuspeichern. Hat dann das Blatt seine Pflicht erfüllt, so bildet sich zwischen ihm und den bleibenden Teilen eine dünne Korkschicht. Das Blatt fällt ab. Die aufgespeicherten Stoffe aber schützen die Pflanze vor der Kälte des Winters. Das Leben hört in der Pflanze auch jetzt nicht völlig auf, aber es äußert sich nur schwach. Die schlafende Pflanze braucht keine Wärme, kein Licht, nur etwas Luft, dann hält sie aus bis zum Frühjahre und im neuen Frühjahr dienen dann die aufgespeicherten Stoffe für die ersten Lebensbedürfnisse und reichen aus, bis die Pflanze wieder imstande ist neue Nahrung zu bilden.

 

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Feinde und Freunde – Nützlinge im Garten

Feinde und Freunde unseres Gartens.

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Unser Garten würde uns zum Paradies werden, wenn alles darin nach unseren Wünschen gedeihen und keinerlei feindliche Störungen eintreten wollte. Leider sind die Pflanzen des Gemüse-, Obst- und Blumengartens so mancherlei Schädigungen unterworfen, dass wir unsere ganze Kraft einsetzen müssen, den Garten in tadellosem  Zustande zu erhalten.

Hunterterlei verschiedener Ungeziefer frisst und knabbert an allen Ecken und bringt uns oft in schlimme Verlegenheit.

Was sollen wir tun, um dieses unheimliche Gesindel, das wir häufig gar nicht einmal kennen, von dem wir nur die Verwüstung sehen, zu vertreiben?

Ein hervorragender Gartenfreund und Kenner gärtnerischer Kultur schrieb mir vor einiger Zeit: „Es wird immer noch nicht genug beachtet, dass der beste Schutz der Pflanzen gegen alle Angriffe darin besteht, dass man sie gut und richtig kultiviert.“ Ich muss ihm Recht geben in dieser Auffassung. Die gut kultivierte Pflanze vermag den auf sie eindringenden Angriffen großen Widerstand entgegenzusetzen, weil sie kräftig ist. Ja, ich habe oft an Pflanzen in ungeeigneten Verhältnissen beobachten können, dass die Schmarotzer sofort verschwanden, als die Pflanzen in bessere Verhältnisse gebraucht oder die vorhandenen Übelstände beseitigt wurden, z.B. ein junger verlauster Baum machte sofort gesunde Triebe, als er eine kräftige Düngung erhielt, an anderer Stelle verschwand das Ungeziefer durch ein wiederholtes Abspritzen der Pflanzen mit reinem, klarem Wasser ohne irgend sonstige Maßnahmen.
Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist, durch rechtzeitiges Eingreifen vorzubeugen und die Plage sich nicht ausbreiten zu lassen, sondern schon im Entstehen zu unterdrücken. Eine Massenplage kommt nie plötzlich, stets hat sich, wenn auch häufig unbemerkt, das
Ungeziefer, welches in Massen auftritt, zuvor vereinzelt gezeigt. Die Vermehrungskraft manches Schädlings ist allerdings eine gewaltige.
Mit einem Druck des Fingers könnten wir im Frühjahre oft die Stammeltern einer bis zum Herbst in das tausendfache wachsende Schaar vernichten. Es gilt also aufmerksam sein, die Pflanzen häufig absuchen und das Ungeziefer rastlos bekämpfen, so lange es noch vereinzelt vorkommt. So kann unvorbereitet eine große Plage nur den treffen, der unaufmerksam gewesen ist.
So mancher hätte nun gern ein Pülverchen oder eine Flüssigkeit, durch die all die Hallunken von unseren Lieblingen vertrieben werden. Kluge Fabrikaten haben sich das zu Nutze gemacht und Mittel fabriziert und zu teuren Preisen in den Handel gebracht. Wer aber die große Verschiedenheit der Insektenleiber kennt, wer es weiß, wie gut zum großen Teile diese Tiere bepanzert sind, wer andererseits die Verschiedenartigkeit ihrer Lebensweisen beachtet, der wird zugeben, dass ein Mittel für alle Zwecke von vornherein ein Unding ist.

Mittel zur Bekämpfung von Ungeziefer

Einige Mittel haben sich für verschiedene Zwecke gut bewährt, z.B. ist Tabaksaft sehr gut, auch Petroleum-Seifenbrühe kommt neuerdings sehr in Aufnahme. Die Bordelaiser Brühe, das ist eine Mischung von Kupfervitriol, Kalk und Wasser, wird gegen allerlei Pilzerkrankungen als sicherstes Schutzmittel bezeichnet. Diese Mittel finden sich an geeigneter Stelle angeführt. Das ist aber in keinem Fall die Hauptsache, dass man den Geldbeutel öffnet und irgendein gutes Mittel kauft, mit Wasser verdünnt und auf die Pflanzen spritzt. Auf die Sorgfalt kommt es an, mit der das Mittel angewendet wird. Ein einmaliges Verfahren wirkt nicht durchschlagend. Jedes Ungezieferbekämpfungsmittel muss wiederholt werden und zwar in kurzen Zeiträumen häufig und gründlich wiederholt.
Als Ungezieferbekämpfungsmittel obenan stelle ich das unmittelbare Absuchen des Ungeziefers. Es kostet nichts als Arbeit und ist dadurch in den meisten Fällen das billigste, außerdem ist es das sicherste, denn die Raupe, der Käfer, die Schnecke, die ich von der Pflanze oder vom Gartenbeet ablesen und dann vernichtet habe, kann sicher keinen Schaden mehr anrichten. Nun habe ich oft die Klage gehört: was nützt mir das Absammeln, am nächsten Tage sind neue Schaaren da. Sehr wohl, das ist richtig. Wir müssen am nächsten Tage wieder absammeln, am folgenden noch einmal, denn wir erwischen immer nur einen Teil der Missetäter. Nach dem wir aber einige Tage geduldig und unermüdlich gearbeitet haben, sehen wir schließlich erfreulichen Erfolg. Das Übel lässt nach – Wenn wir das Absuchen durch bezahlte Arbeitskräfte haben ausführen lassen, so ist es uns nicht so teuer geworden als die Anschaffung käuflicher Insektenmittel geworden wäre.

Der Nutzen von Kalk bei der Schädlingsbekämpfung


Ein erfahrener Gartenfreund, ein Lehrer, der auf dem Lande lebt, hat herausgefunden, dass der Kalk in seinen verschiedenen Formen, besonders der Staubkalk, zwar nicht in allen, aber doch in vielen Fällen Hilfe bringt. Zweifellos ist das Bestäuben der befallenen Pflanzen mit Staubkalk ein gutes Mittel, wenn man keine andere Hilfe weiß.
Das sind nur einige Andeutungen. Wer in allen Fällen das richtige treffen will, wird ohne Kenntnis der betreffenden Insekten meist wenig ausrichten können. Es ist von Freiherr von Schillig eine vorzügliche Schrift über die Schädlinge des Obst- und Weinbaues herausgegeben worden, die sollte jeder Gartenfreund besitzen. Wir wollen die schlimmsten
Schädlinge immer bei den Pflanzen nennen, denen sie am lästigsten werden und dann angeben, welche Wege zu ihrer Vernichtung einzuschlagen sind.

Hilfe durch Schlupfwespen

In einzelnen Fällen kann eine Plage so schlimm werden, dass unsere Kräfte nicht ausreichen zur durchgreifenden Bekämpfung. In solchen traurigen, aber glücklicherweise seltenen Fällen bleibt uns nichts weiter übrig, als die Hoffnung auf Besserung in der Zukunft. Solche Plagen verschwinden oft schneller als sie gekommen sind. Die vielen Feinde unserer Pflanzen haben auch wieder ihre Feinde, Raub- und Mordinsekten, die Schlupfwespen. Das sind kleine Wespen, die ihre Eier an oder in die Körper von Raupen legen. Aus den Eiern entschlüpfen Maden, die ihren Wirt, die Raupe, zu Grunde richten. Diese Schlupfwespen, deren jede Art in einer anderen Raupenart vorkommt, treten zuweilen so massenhaft auf, dass fast jede einzelne Raupe Maden beherbergt. Nur so ist es erklärlich, wie eine ungeheure Raupenplage ganz plötzlich von selbst wieder verschwinden kann. Ähnlich den Schlupfwespen (Ichneumoniden) wirken die Mordfliegen (Tachineen). Noch in den winzigsten Insekten und in den Insekteneiern kommen Schmarotzer vor, die Larven kleinster Wespchen, Brakoniden und Zehrwespchen. Alle diese noch so wenig bekannten Tierchen sind uns Gartenbautreibenden in hohem Grade nützlich. Sie alle sind geschaffen, um das Gleichgewicht in der Natur wieder herzustellen, um eine Massenplage auch eine ebenso massenhafte Gegenwirkung entgegenzusetzen.

 

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Mistbeete anlegen – eine Anleitung

Mistbeete anlegen
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Soll der Anfänger Mistbeete anlegen? – Mag jeder selbst entscheiden.

Nutzen (Vorteile) eines Mistbeetes:
  1. Es können in den Mistbeeten die Gemüse- und Blumenpflanzen, die für einen größeren Hausgarten durchaus notwendig sind, die sich auch häufig recht schwer in der gewünschten Weise beschaffen lassen, billig und gut herangezogen werden.
  2. Es lassen sich Gemüse verschiedener Art darin treiben und werden vier bis sechs Wochen früher brauchbar, außerdem viel schöner und zarter als im Garten.
  3. Durch Mistbeetanlagen wird nebenbei viel gute Erde gewonnen.
Bedenken (Nachteile) gegen ein Mistbeet:
  1. Die Mistbeete verlangen eine sorgsame Überwachung und Pflege täglich an bestimmten Tagesstunden, sind also nur da angebracht, wo reichlich Zeit und Neigung des Besitzers oder zuverlässige Hilfskräfte vorhanden sind. – Wer nur zwei bis drei Morgenstunden seinem Garten sich widmen kann und keinen zuverlässigen Vertreter besitzt, wird Schwierigkeiten haben.
  2. Die richtige Pflege der Mistbeete ist nicht leicht zu erlernen. Ein kleines Versehen kann große Nachteile bringen. Für den Anfang wird man fast regelmäßig die Pflanzen und Gemüse billiger und besser kaufen können als man sie selbst zieht.
  3. Die Behandlung eines Mistbeetes zieht den Anfänger von mancher anderen Gartenbeschäftigung ab. Es muss aber immer Streben jedes Anfängers sein, nicht zu vielerlei vorzunehmen und seine Kräfte und Neigungen nicht zu zersplittern.

Ich persönlich möchte dazu raten, im ersten Jahre nicht gleich Mistbeete anzulegen, sondern sich zunächst einzuschränken und die nötigen Pflanzen anderweit zu beschaffen. Im zweiten oder dritten Jahre haben dann Mistbeetkulturen schon bessere Aussicht auf Erfolg.

Der richtige Mist für Mistbeete

Zur Mistbeetkultur gehört zunächst eine besonders gute Erde: reine, unverfälschte Mistbeeterde, aus verrottetem Pferdemist entstanden, aber völlig zu Erde geworden und nur zur Lockerung mit etwa 1/5 der Menge grobkörnigem Flußsand vermischt. – Jede andere Erde ist mehr oder weniger ungeeignet zur Mistbeetkultur. Eine neue Ursache, nicht gleich im ersten Jahre Mistbeete anzulegen, erst Erde schaffen dazu! Wer gezwungen ist, teilweise die Mistbeeterde zu ersetzen, der wähle leichte, gute, sandige Gartenerde, milde, lockere Rasenerde, gute Komposterde, ja keine schwere Erde, keine unverwesten Stoffe. Künstliche Dünger sind für Mistbeetkulturen erfahrungsgemäß völlig ungeeignet. Mit Abtritt gedüngte Erde ist ebenfalls unbrauchbar.

Gute, verrottete Mistbeeterde ist mindestens zwei Jahre alt. Unverweste, klumpige Bestandteile, die etwa in der Erde enthalten sind, kommen im geschlossenen, warmen Mistbeet noch zur Verwesung und stecken dann die Pflanzen mit an. Die Pflanzen bekommen durch schlechte Erde die bedenklichen schwarzen Füße, fallen um und sterben ab.

Die zu fette Erde ist also fast ebenso schlimm und schädlich wie künstlicher Dünger im Mistbeet. Um zu fette frische Erde brauchbarer zu machen, wird man sie über Winter bei Frost öfter durcharbeiten und mit viel Sand, sandiger Erde oder leichter und lockerer Rasenerde durchmischen.

Das Mistbeet muss erwärmt werden und hierzu ist kein Stoff so brauchbar wie der Pferdedünger. Man gräbt an geschützter sonniger Stelle eine Grube 1,50 Meter breit, 3 Meter lang und 60 cm tief regelrecht aus. In diese Grube packt man Pferdedünger. Der Pferdedünger kann frisch sein, besser ist es aber, er hat schon ein bis zwei Wochen auf dem Haufen gelegen, dann erwärmt er sich im Mistbeetkasten langsamer aber nachhaltiger.

Das Bild zeigt zwei verschiedene Gemüsepflanzen. Eine ist in schlechter und zu frischer, unverwester Erde gewachsen, die andere in guter selbst hergestellter Mistbeeterde.
Gemüsepflanzen aus dem selbst angelegten Mistbeetkasten – ein Vergleich (Gemüsepflanzen aus dem Mistbeet, a: aus frischer, unverwester Erde; b: aus gesunder Erde)

Schnee und Regen dürfen den Pferdedünger nicht durchnässen, sonst erwärmt er sich überhaupt nicht. Wenn die Grube halbvoll ist, kommt ein Bretterrahmen darauf: der Mistbeetkasten. Dieser Mistbeetkasten wird dann im Innern ganz voll Pferdedünger gepackt, so dass die Düngerschicht etwa 40 cm hoch ist. Je höher sie ist, desto stärker erwärmt sie sich.

Das Einpacken des Mistes ist eine Kunst, die erlernt sein will. Der Mist darf nicht korbweise in die Grube oder in den Kasten geworfen werden. Er muss Gabel für Gabel dicht festgepackt oder geschüttelt werden. Der Mist setzt sich nämlich, wenn er sich erwärmt; er wird sich ganz gleichmäßig setzen, wenn er gleichmäßig gepackt und festgetreten ist. Er darf an keiner Stelle klumpig liegen, sonst gibt es später die scheußlichsten Unebenheiten.

Mistbeet richtig anlegen

Zum Mistbeet gehören Fenster, Glasfenster mit Holzrahmen, 1 Meter breit und 1,50 Meter lang. Das Stück kaufen wir für ungefähr fünf Mark. Mistbeete mit drei Fenstern sind die bequemsten. – Der Mistbeetkasten, von dem wir sprachen, wird so eingerichtet, dass die Mistbeetfenster genau darauf passen, also 3 Meter breit und 1,50 Meter lang. Er darf aber nicht eben stehen; er muss etwas Fall haben und zwar nach Süden gerichtet, damit der Regen abläuft und die Sonne besser wirken kann. Die Rückwand wird also etwas höher, die Seitenwände schräg. Dort, wo die Fenster aufliegen sollen, werden an den Wänden Leisten angebracht. Im übrigen lässt sich so ein Kasten auf die verschiedenartigste Weise herrichten.

Das Bild zeigt ein Fenster für ein Selbstversorger-Mistbeet.
Ein Fenster ist essentiell für ein gutes Mistbeet.

Ist nun der Kasten voll Mist gepackt, der Mist schichtweise gut festgetreten, so werden die Fenster vorläufig aufgelegt, damit der Mist sich erwärmt. Nach vier bis fünf Tagen wird das in der Regel soweit geschehen sein, dass die oben beschriebene gute Mistbeeterde auf den Mist gebracht werden kann, etwa 20 cm hoch. Zwei oder drei Tage später ist diese Mistbeeterde auch durchwärmt und jetzt erst kann in das Mistbeet der Samen gesäet werden, der bei der Wärme von unten (Bodenwärme) und unter dem hellen und schützenden Glasdach bald aufgeht.

Materialien zum Packen von Mistbeeten

Zum Packen von Mistbeeten gibt es nichts Besseres als Pferdemist und es ist ein besonderer Vorzug des Pferdemistes, dass er, wenn er seine Wärme abgegeben hat, schnell verrottet und zu einer guten Erde wird.

Teilweise, um Ersparnisse zu machen, teilweise, um nicht so warme, dafür aber länger anhaltende Mistbeete zu erhalten, werden nun Ersatzstoffe benutzt, die allerdings nie so vortreffliche Mistbeeterde liefern.

Laub, zwischen den Pferdemist schichtweise gepackt, hält die Wärme länger an.

Schweinemist, Ziegenmist, selbst Rindermist mit dem Pferdemist vermischt, erwärmen sich langsamer. Mit solcher Mischung kann ohne Gefahr die Düngerschicht aus frischem Mist höher gepackt werden. Die Wärme ist dann anhaltender.

Torfstreudünger ist brauchbar zum Vermischen mit Laub und Pferdedünger.

Unkräuter, dürres Bohnen- und Erbsenstroh und dergleichen dienen in kaltem Boden als Unterlage. Man packt eine dicke Schicht davon unten in die Grube, damit der wertvolle und teure im Frühjahre oft gar nicht mal reichlich genug zu beschaffende Mist sich nicht zu sehr nach unten abkühlt. Ebenso kann Tannenreisig verwendet werden.

Sägespäne sind auch sehr gut zu gebrauchen, ebenso Lohe. Wollabfälle und Baumwollabfälle haben eine sehr große Heizkraft, noch größer als Pferdemist. Sie müssen aber beim Einpacken völlig durchnässt werden, sonst verursachen sie eine pflanzenfeindliche, trockene Luft. Die verrotteten Wollabfälle geben keine Mistbeeterde.

Unterschiedliche Nutzungsarten von Mistbeetkästen

Beim eigentlichen Betrieb der Mistbeetkulturen ist zweierlei zu unterscheiden:

  1. Gemüsetreiberei. Dieselbe beginnt im Januar. Zu dieser Jahreszeit sind hohe Mistpackungen erforderlich, außerdem muss unbedingt der ganze Kasten ringsum einen fußbreiten Umschlag von Dünger erhalten, der ihn ebenfalls erwärmt. Diese breite und tiefe Düngerumpackung wird nach einigen Wochen erneuert, um wieder neue Wärme zu schaffen.
  2. Anzucht von Gemüse- und Blumenpflanzen. Die Anlage dieser Mistbeete beginnt größtenteils erst Ende Februar, die Aussaat Anfang März. Man kann dann Ende März noch einmal Mistbeete anlegen mit geringer Mistpackung für solche Pflanzen, die weniger Wärme und kürzere Zeit zur Entwicklung brauchen. Es hat keinen Zweck, Mistbeete im Sommer anzulegen, weil erstens im Sommer wenig Pflanzen ausgesät werden und zweitens die natürliche Bodenwärme für die Pflanzen unseres Hausgartens völlig ausreicht. – Im Spätherbst werden auch keine Mistbeete angelegt, denn die Strahlen der Sonne werden immer spärlicher und die Pflanzen erhalten keine Kraft, um den Winter durchzuhalten. Bodenwärme allein macht es nicht, es muss auch Licht genug vorhanden sein zum Leben und Wachsen. Auf jeden Fall muss das Mistbeet so viel Sonnenschein als nur möglich bekommen. Ohne Sonne geht nichts.

 

Lesen Sie den nachfolgenden Artikel (Mistbeete pflegen – richtig lüften, gießen und co.)

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Grundlagen für Anfänger

Das Bespritzen mit feuchter Luft

 

Das Bespritzen mit feuchter Luft
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Gießen und Spritzen dürfen nicht verwechselt werden, wie es leider noch so oft geschieht. Es sind zwei grundverschiedene Dinge. Durch Gießen soll der Boden feucht gemacht werden, durch Spritzen nur die Luft. Gießen soll man nicht oft, aber gründlich. Spritzen im allgemeinen häufig, aber nur leicht. Zum Gießen gehört viel Wasser, zum Spritzen wenig. Das Gießen kommt den Wurzeln zu gute, das Bespritzen den Blättern.

Es gibt nun Gewächse, die durchaus in feuchter Luft leben wollen und andere, die sich gar nichts daraus machen. Um zu erkennen, ob eine Pflanze feuchte Luft liebt, braucht man sich nur die Blätter anzusehen. Pflanzen, die große Blätter haben, wollen auch feuchte Luft haben, Pflanzen, die kleine Blätter haben, vertragen trockene Luft. Ist die Luft sehr feucht, so wird der Wuchs der Blätter sehr befördert: die Pflanzen werden sehr üppig im Blattwuchs. Durch trockene Luft kann der Blattwuchs nie befördert werden, wohl aber die Blütenbildung, die Fruchtbarkeit.

Das sind so einige Punkte, die gelegentlich berücksichtigt werden können. Es lässt sich übrigens nicht streng durchführen, dass für die eine Pflanze gespritzt wird und für die andere nicht. Es muss auf einen passenden Ausgleich Bedacht genommen werden.

Wer nun ein kleines Gärtchen hat, welches eingeschlossen liegt, aber in voller Prellsonne, dabei in trockener Lage, der hat durchweg eine viel zu trockene Luft, und wenn manches bei ihm nicht fortkommen will trotz Gießens, so ist nur die trockene Luft daran schuld.

Werdersche Handspritze

Hier kann fleißiges Spritzen wahre Wunder hervorbringen. – Blattpflanzen, die bisher mickerten und quierten, entfalten sich zu nie geahnter Üppigkeit. Spalierbäume entfalten große, üppige und gesunde Blätter, und der Rasen wird schön grün.

Die wichtigste Zeit zum Spritzen ist der Hochsommer. Im Frühjahre ist die Luft noch kühl und feucht genug, im Herbst wird sie auch wieder kühler und feuchter. Ende Mai, im Juni, Juli und August aber ist es in der Regel zu heiß und zu trocken. Durch das Spritzen wird dann vielfach ein Ausgleich geschaffen zwischen dem feuchten und kühlen Boden und der trockenen Luft. Es kommt im Hochsommer in trockenen Lagen vor, dass längere Zeit indurch der die Pflanzen erfrischende, ihnen so wohltuende Tau gänzlich ausbleibt. In dieser Zeit wird das Spritzen eine wahre Wohltat für alle Pflanzen und in kleinen, engen Stadtgärtchen, wo von Natur die Taubildung eine sehr geringe ist, unter Bäumen, an Stellen, wo wegen mangelnden Taues nichts recht hochkommen will, da können wir durch geschicktes Spritzen bei sonst günstigen Kulturbedingungen alles erreichen.

Hildebrandtsche Spritze

Gelegentlich kann das Spritzen trotz der guten Wirkung recht nachteilig werden, so z.B. habe ich bei Busch-Bohnen und Erbsen regelmäßig beobachtet, wenn sie gespritzt wurden, dass dies das Wachsen ungemein anregte. Sie trieben an einem Tage fingerlange Triebe, aber die Fruchtbarkeit gewann nicht dadurch. Im Gegenteil, je mehr sie sich üppig belaubten, um so schlechter setzten sie Schoten an. Solche Gemüse wird man deshalb, wenn ein Gießen nötig wird, nur mit dem Rohre gießen, da ein Gießen mit der Brause gleichzeitig als Spritzen wirkt. – Für den Gemüsegarten, in dem man die regenspendende Brause hat, braucht man also kein besonderes Gerät zum Spritzen. Man hält die Brause etwas hoch und bewegt sie eifrig und schnell über das Beet, dann spritzt man; wenn man mehr gießend wirken will, wird man sie niedrig halten und ruhig und langsam fortbewegen.

Eine billige, kleine Handspritze, auch für Spalierobst äußerst wertvoll, ist die Werdersche Spritze. Man erzielt damit einen kräftigen Strahl von 5 Metern Weite. Das Gerät kostet etwa drei Mark.

Die größere Hildebrandsche Spritze nach Obstzüchter Kottes Angaben hergestellt, hat den Vorzug, dass der nötige Wasserkübel gleich mit der Spritze verbunden ist. Strahlweite 8 Meter – auch feine Brause ist möglich. Dieses praktische Gerät kann bequem von einer Person in Tätigkeit gesetzt werden.

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Das Häufeln

 Das Häufeln
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Oft sind es nur Kleinigkeiten, auf die es ankommt im Gartenbau, die aber ausreichend sind, um zu beurteilen, ob eine Gartenarbeit gut oder schlecht ausgeführt worden ist. Der Anfänger arbeitet mit der kleinen, spitzen Schwanenhalshacke auf seinem Gartenbeet. Er glaubt es recht gut zu machen. Halt! Rufen wir, die wir ihm zusehen, siehst Du denn nicht, dass Du den Pflanzen Schaden zufügst, indem Du die Erde von den Wurzeln weghackst! – Er sieht es wahrscheinlich nicht und glaubt es auch nicht, denn in Wirklichkeit liegen ja die Wurzeln noch nicht blos, wohl aber besteht die Gefahr, dass sie blos liegen werden nach dem ersten Regen. Nicht von den Pflanzen weg, sondern nach den Pflanzen hin ist die Erde zu bewegen bei der Auflockerung der Bodenkruste. – Es ist noch wenig bekannt, welch ein ausgezeichnetes Schutzmittel für die Pflanzen wir in der Erde besitzen.

Behutsam und vorsichtig ziehen wir mit dem Gartenhäckchen indem wir es leicht und flach durch den Boden bewegen, etwas Erde zu den Pflanzen. Rings um die Pflanzen entsteht ein kleiner, flacher Erdhaufen, die Pflanze selbst steht mitten in dem Erdhaufen. Wir haben sie „behäufelt“, das ist der Fachausdruck hierfür.

Sehr bekannt und allgemein gebräuchlich ist das Anhäufeln beim Kartoffelanbau. Hier dient die angehäufelte Erde unmittelbar zum Schutz der neuentstehenden Knollen, zur Vermehrung des Erdreichs für Ausbildung derselben. Bei den Gemüsepflanzen wird nur flach Erde angehäufelt, nicht so hoch wie bei Kartoffeln! Es sollen durch die herangezogene Erde die Wurzeln geschützt und feucht gehalten werden. Außerdem bleibt der Stengel frischer und ausdehnungsfähiger. Man hat allgemein bei den Gemüsen, die in der Jugend behäufelt wurden, größere Neigung zur Fruchtbarkeit beobachtet. – Erbsen und Bohnen, bei denen die Trupps einen gemeinschaftlichen Erdhaufen zum Schutz erhielten, standen fester auch in leichtem Boden und litten auch nicht so sehr von Trockenheit, ebenso Kohlgewächse. – Die Blätter bleiben frei von Erde. – Deshalb werden solche Gemüse deren Blätter flach auf der Erde liegen (Salat), nicht behäufelt, auch Radies, Karotten usw. schon wegen ihrer Kleinheit nicht. – Bei verschiedenen anderen, wie Bleichsellerie, Cardy (Artischocke), wird im Herbst, wenn sie sich schon ausgebildet haben, viel Erde angehäufelt zum Bleichen.

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Die Vernichtung von Unkraut – Unkraut jäten

 

Das Jäten der Unkräuter
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Schon der eigenen Lockerung wegen wird Gartenboden so häufig behackt, dass kein Unkraut wachsen kann. Es sind also nur vernachlässigte Kulturen, in denen Unkräuter sich ausbreiten können. Am schlimmsten haben jene Gartenbesitzer am Unkraut zu leiden, die mit ihren Arbeiten nie zur rechten Zeit fertig werden. Das ist ja selbstverständlich, dass die Stelle, auf der eine Unkrautpflanze wächst, nicht von den Kulturpflanzen ausgenutzt wird und dass die Nahrung, welche die Unkrautpflanze verzehrt, den Kulturpflanzen entzogen wird. Da, wo also Unkraut sich einnistet, wird der Boden ausgesogen und der Ertrag geschmälert. Doch wir nehmen den Gartenbau zu ernst und werden allen Eifer daran setzen, um zu verhüten, dass in unserem Garten Unkräuter die Kulturpflanzen verdrängen können. Dass es einen hässlichen, wüsten Eindruck macht das Unkraut auf den Beeten und auf den Wegen, daran brauchen wir erst gar nicht zu denken.

Wir haben zu unterscheiden: einjährige Unkräuter und ausdauernde oder Wurzelunkräuter. Von einjährigen Unkräutern sind Melde, Vogelmiere und Brennnessel, unter den ausdauernden Quecke, Schachtelhalm und Distel die gefährlichsten und ziemlich allgemein verbreitet. Es gilt nun sowohl von den einjährigen, als auch von den Wurzelunkräutern der Grundsatz „kein Unkraut ist unausrottbar“. Es weicht sofort von selbst der besseren Kultur.

Beim einjährigen Unkraut, das sind also Unkrautpflanzen, die nur ein Jahr leben, kommt es darauf an, das Blühen zu verhüten, denn gleich nach dem Blühen ist auch der Samen reif, gelangt in den Boden und so vermehrt sich das Unkraut durch Selbstaussaat bis in das Unendliche. Je besser der Boden, desto üppiger wuchert das Zeug. Jätet oder hackt man nun, wie es ja eigentlich selbstverständlich ist, sämtliches Unkraut im Garten und in der nächsten Umgebung aus, noch bevor es blüht, so wird jedenfalls das Ausstreuen von Samen und später das Erscheinen neuer Unkrautpflanzen gewaltig verringert. Zwei oder drei Jahre vielleicht kommt der in der Tiefe ruhende Samen noch zur Oberfläche und geht auf, aber schließlich kann neuer Unkrautsamen nur durch den Dünger oder durch den Wind in den Garten gebracht werden. Das ist aber nicht so viel wie mancher zu seiner eigenen Entschuldigung sehr gern  annehmen möchte. Der selbstgezüchtete Unkrautsamen liefert leider im Garten viel mehr Unkräuter.

Das Bild zeigt das Unkraut Vogelmiere.
Die Vogelmiere ist ein einjähriges Unkraut.

Bei jungen Saaten geht gleichzeitig mit den gesäeten Sachen, zuweilen sogar noch früher, viel Unkraut auf. Der Anfänger ist da im Zweifel, was er ausziehen und was er stehen lassen soll, weil er die guten Pflanzen von den schlechten noch nicht unterscheiden kann. Das lernt sich aber schnell. Wenn man in fünf Blumentöpfe fünferlei verschiedene verschiedene Samen säet, und es zeigen sich dann die gleichen Pflanzen in sämtlichen fünf Töpfchen, so weiß man gleich, das müssen Unkräuter sein.

Wer etwas aufmerksam hinsieht und vergleicht, erkennt ein Unkraut nach dem andern und schließlich bleibt, wenn alle erkannten Unkräuter ausgezogen sind, nicht viel mehr übrig als die guten Pflanzen. Im Gemüsegarten säet der Anfänger meistens in Reihen. Dann erkennt er um so deutlicher die edlen Pflanzen und kann die Unkräuter sehr leicht dadurch beseitigen, dass er zwischen den Reihen einfach flach mit der Hacke durchzieht, d.h. nicht hackt, sondern nur oberflächlich abschürft.

Es kommt nur darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu treffen und dieser Zeitpunkt ist immer so früh als möglich. Sobald man das Unkraut fassen kann, wird es ausgezogen und ausgehackt. Gerade in der ersten Zeit schadet es so ungeheuer. Haben die Kulturpflanzen erst einmal die Oberhand gewonnen, dann sorgen sie ganz von selbst dafür, dass kein Unkraut mehr aufkommen kann; sie ersticken es einfach.

Mit den ausdauernden Unkräutern hat man einen schwierigen Stand, weil die Wurzeln tief unten im Boden bleiben und immer wieder neu ausschlagen. Es scheint fast, als ob durch das Obenabhacken die Wurzeln nur gereizt würden, immer eifriger neue Triebe hervorbringen. Das ist aber nur scheinbar. Erfolgt das Abhacken sehr energisch und wird gründlich bis zum Herbst fortgesetzt, so werden die Wurzeln derartig geschwächt, dass sie im nächsten Jahre nicht wieder treiben. Ähnliches kann man ja bei der ausdauernden Gemüsepflanze, dem Spargel, beobachten. Werden im April, Mai und Juni sämtliche hervorkommenden Sprossen (Pfeifen) weggestochen, so treiben die Wurzeln aus eigener Kraft unverdrossen neue Sprossen. Setzt man aber das Wegstechen bis in den September fort, so wird der Spargel totgestochen.

Das Bild zeigt das Unkraut Ackerschachtelhalm.
Der Ackerschachtelhalm ist ein lästiges, ausdauerndes Unkraut.

Noch wirksamer in Bezug auf die Vernichtung ist allerdings das Ausreißen des Krautes in der Zeit des höchsten Wachstums, wie es z.B. bei Disteln sehr angebracht ist. Werden in vollster Entwicklung kurz vor der Blüte die Stengel erfasst und ausgerissen, nicht aber abgeschnitten, so erstickt die Wurzel in der Regel im eigenen Safte, weil sie in dieser Zeit nicht schnell genug neue Triebe, welche die Säfte der Wurzeln aufnehmen und verarbeiten, hervorbringen kann.

Das Bild zeigt das Unkraut Quecke.
Neben dem Ackerschachtelhalm ist auch die Quecke ein mehrjärhriges und schwer zu bekämpfendes Unkraut bzw. Ungras.

Im Übrigen wirkt auch bei ausdauernden Unkräutern am besten das Verfahren des Erstickens. Die Kulturpflanzen müssen dicht und üppig stehen, dann kann das Unkraut zwischen ihnen nicht aufkommen, es ist gar nicht möglich! Auch die Wurzeln der Dauerunkräuter gehen ein.

So beim Schachtelhalm. Diesem lästigen Unkraut, dessen Wurzeln mehrere Meter tief in den Boden eindringen, ist anscheinend schwer beizukommen. Er macht sich namentlich in feuchtem, etwas quelligem Boden sehr lästig. Nun wird aber jedermann schon bemerkt haben, dass dieser Schachtelhalm nur dort zu finden ist, wo Neuland in Kultur genommen worden ist oder verwahrlostes Ackerland. Man würde Mühe haben, in einem altbauten, guten Garten dieses Unkraut in größerer Anzahl zu finden, selbst wenn der Untergrund ihm günstig ist. Es ist einfach der Kultur gewichen, die guten Pflanzen haben es erstickt. Solche Pflanzen, die Unkraut ersticken, sind alle stark belaubten Gemüse, besonders Salat, Kohlarten, Rhabarber usw. Wenn man die Gemüse wechseln lässt mit dem Standort, immer etwas Anderes pflanzt, wie das ja überhaupt Vorschrift ist, so trägt das wesentlich mit dazu bei, dass mit der Zeit der ganze Garten frei von Unkraut wird. Ganz besonders günstig für die Reinigung des Gemüselandes ist es, wenn es mitten im Sommer abgeerntet wird und sofort von neuem umgegraben und bestellt werden kann. Alle ausdauernden Unkräuter können diese Störung in voller Entwicklungszeit nicht ertragen.

Beim Umgraben des Landes werden selbstverständlich sämtliche Unkrautwurzeln, so namentlich Quecken und Winden, sauber ausgelesen.

Ein sehr gutes Mittel, ein Stück Land, welches anderweit nicht gleich bebaut werden kann, klar und rein zu bekommen, so auch von Quecken und anderen lästigen Unkräutern, besteht darin, dass man es umgräbt, festtritt und regelrecht als Rasen mit billigem Raygrassamen besäet. Das Raygras wird rechtzeitig geschnitten und kurz gehalten. Selbst die schlimmsten Unkräuter schwinden durch das immerwährende Abschneiden und durch die Ausbreitung des Rasens. Quecken sind nach wenigen Wochen erstickt.

Es wird zuweilen gefragt, ob es denn kein chemisches Mittel gibt zur Unkräutervertilgung. Wer sich in den Gartenbaubetrieb nur ein wenig hineingefunden hat, wird eine derartige Frage einfach unverständlich finden. Die Unkräuter in den Wegen könnte man vielleicht durch ätzende Stoffe beseitigen, aber es besteht doch immer die Gefahr, dass diese ätzenden Stoffe in das Kulturland gelangen, und man kommt doch viel billiger und schneller zum Ziel, wenn man jeden Sonnabend oder alle 14 Tage die Wege leicht abschürft und harkt.

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