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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Grundlagen für Anfänger

Das Bespritzen mit feuchter Luft

Manche Pflanzen benötigen für ihr Gedeihen feuchte Luft. Dies erreicht man durch Bespritzen. Im nachfolgenden Artikel ist das Verfahren erklärt.

 

Das Bespritzen mit feuchter Luft
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Gießen und Spritzen dürfen nicht verwechselt werden, wie es leider noch so oft geschieht. Es sind zwei grundverschiedene Dinge. Durch Gießen soll der Boden feucht gemacht werden, durch Spritzen nur die Luft. Gießen soll man nicht oft, aber gründlich. Spritzen im allgemeinen häufig, aber nur leicht. Zum Gießen gehört viel Wasser, zum Spritzen wenig. Das Gießen kommt den Wurzeln zu gute, das Bespritzen den Blättern.

Es gibt nun Gewächse, die durchaus in feuchter Luft leben wollen und andere, die sich gar nichts daraus machen. Um zu erkennen, ob eine Pflanze feuchte Luft liebt, braucht man sich nur die Blätter anzusehen. Pflanzen, die große Blätter haben, wollen auch feuchte Luft haben, Pflanzen, die kleine Blätter haben, vertragen trockene Luft. Ist die Luft sehr feucht, so wird der Wuchs der Blätter sehr befördert: die Pflanzen werden sehr üppig im Blattwuchs. Durch trockene Luft kann der Blattwuchs nie befördert werden, wohl aber die Blütenbildung, die Fruchtbarkeit.

Das sind so einige Punkte, die gelegentlich berücksichtigt werden können. Es lässt sich übrigens nicht streng durchführen, dass für die eine Pflanze gespritzt wird und für die andere nicht. Es muss auf einen passenden Ausgleich Bedacht genommen werden.

Wer nun ein kleines Gärtchen hat, welches eingeschlossen liegt, aber in voller Prellsonne, dabei in trockener Lage, der hat durchweg eine viel zu trockene Luft, und wenn manches bei ihm nicht fortkommen will trotz Gießens, so ist nur die trockene Luft daran schuld.

Werdersche Handspritze

Hier kann fleißiges Spritzen wahre Wunder hervorbringen. – Blattpflanzen, die bisher mickerten und quierten, entfalten sich zu nie geahnter Üppigkeit. Spalierbäume entfalten große, üppige und gesunde Blätter, und der Rasen wird schön grün.

Die wichtigste Zeit zum Spritzen ist der Hochsommer. Im Frühjahre ist die Luft noch kühl und feucht genug, im Herbst wird sie auch wieder kühler und feuchter. Ende Mai, im Juni, Juli und August aber ist es in der Regel zu heiß und zu trocken. Durch das Spritzen wird dann vielfach ein Ausgleich geschaffen zwischen dem feuchten und kühlen Boden und der trockenen Luft. Es kommt im Hochsommer in trockenen Lagen vor, dass längere Zeit indurch der die Pflanzen erfrischende, ihnen so wohltuende Tau gänzlich ausbleibt. In dieser Zeit wird das Spritzen eine wahre Wohltat für alle Pflanzen und in kleinen, engen Stadtgärtchen, wo von Natur die Taubildung eine sehr geringe ist, unter Bäumen, an Stellen, wo wegen mangelnden Taues nichts recht hochkommen will, da können wir durch geschicktes Spritzen bei sonst günstigen Kulturbedingungen alles erreichen.

Hildebrandtsche Spritze

Gelegentlich kann das Spritzen trotz der guten Wirkung recht nachteilig werden, so z.B. habe ich bei Busch-Bohnen und Erbsen regelmäßig beobachtet, wenn sie gespritzt wurden, dass dies das Wachsen ungemein anregte. Sie trieben an einem Tage fingerlange Triebe, aber die Fruchtbarkeit gewann nicht dadurch. Im Gegenteil, je mehr sie sich üppig belaubten, um so schlechter setzten sie Schoten an. Solche Gemüse wird man deshalb, wenn ein Gießen nötig wird, nur mit dem Rohre gießen, da ein Gießen mit der Brause gleichzeitig als Spritzen wirkt. – Für den Gemüsegarten, in dem man die regenspendende Brause hat, braucht man also kein besonderes Gerät zum Spritzen. Man hält die Brause etwas hoch und bewegt sie eifrig und schnell über das Beet, dann spritzt man; wenn man mehr gießend wirken will, wird man sie niedrig halten und ruhig und langsam fortbewegen.

Eine billige, kleine Handspritze, auch für Spalierobst äußerst wertvoll, ist die Werdersche Spritze. Man erzielt damit einen kräftigen Strahl von 5 Metern Weite. Das Gerät kostet etwa drei Mark.

Die größere Hildebrandsche Spritze nach Obstzüchter Kottes Angaben hergestellt, hat den Vorzug, dass der nötige Wasserkübel gleich mit der Spritze verbunden ist. Strahlweite 8 Meter – auch feine Brause ist möglich. Dieses praktische Gerät kann bequem von einer Person in Tätigkeit gesetzt werden.

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

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