Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen = 40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.
Die schotentragenden Gemüse, also Erbsen, Buschbohnen, Stangenbohnen, Puffbohnen, haben die Gewohnheit, dass sie in eingeschlossener Lage und in einem sehr fetten Boden riesig üppig wachsen. Erbsen, die gewöhnlich nur 1 Meter hoch werden, entwickelten sich z. B. in einem geschlossenen Garten auf einem Beete, welches mit Abtritt gedüngt wurde, bis zu 3 Meter Höhe. Ähnlich ist es mit den Bohnen. Der Ertrag aber war trotz oder richtiger infolge solches übermäßigen Wuchses sehr unbefriedigend. Der Dünger bringt im Verein mit der eingeschlossenen Lage riesiges Laubwerk, aber wenig Blüten und Früchte hervor. Schotengemüse dürfen nicht gedüngt werden, sie sind auf altgedüngten Beeten zu bauen. Das ist eine der ersten und notwendigsten Regeln, die der Anfänger lernen muss. Der Dünger, der an den Schotengemüsen gespart wird, kann den Kohl- und Gurkenbeeten zu gute kommen.
Immerhin ist mit dieser Regel die Schotendüngerfrage noch nicht erschöpft. Es ist nicht der Dünger an sich, sondern es ist der Stickstoffgehalt des Düngers, der den riesigen Wuchs und die Unfruchtbarkeit verursacht. Die Schotengemüse (Schmetterlingsblütler) haben die Fähigkeit, den Stickstoff aus der Luft aufzunehmen. Als Stickstoffsammler für Gründüngung werden sie ja auch in der Landwirtschaft ausgenutzt. Wenn nun diese Pflanzen, die ihren Stickstoffbedarf der Luft entnehmen können, auch noch reichliche Bodendüngung von Stickstoff erhalten, dann wird es häufig zu viel! Abtrittdünger, der viel Stickstoff enthält, Chilisalpeter und ähnliche sind deshalb erklärlicher Weise von der nachteiligsten Wirkung. Andere Dünger aber, die Kalk, Phosphorsäure und Kali aber keinen Stickstoff enthalten, sind für Schoten sehr nützlich, so z.B. Holzasche, Thomasmehl, Superphosphat, Knochenmehl. Auch ein nicht zu fetter Kompost kann den Schotenfrüchten sehr wohlthuend sein; in armen, hungrigen Böden ist sogar eine Stallmistdüngung — verrotteter Mist — im Herbst verabreicht von ausgezeichnetster Wirkung. Es ist eine ganz falsche Annahme, als ob für Erbsen und Bohnen der Boden nicht schlecht genug sein könnte. Der Boden darf sehr gut sein; der Boden darf nahrhaft und kräftig sein, nur zu fett darf er nicht sein. Mit dem „zu fett“ ist jene Eigenschaft gemeint, die den schlotterigen, geilen Wuchs hervorbringt.
In allen solchen fetten Bodenarten erweist sich Kalk besonders nützlich. Kalk ist der wichtigste Dünger für Schotengemüse.
Erbsen
Während Kraut-, Salat- und Gurkengemüse einen fetten Boden bevorzugen, auch frisch gedüngten Boden vertragen, wollen die Erbsen einen zwar lockeren, warmen und kräftigen Boden haben, gedeihen aber bei frischer Düngung durchaus nicht und schießen mächtig ins Kraut, ohne Schoten anzusetzen. Ist der Boden hungrig, so gibt’s verrotteten Dung im Herbst oder gute Komposterde. Man wählt für Erbsen ein Stück Land, welches im Jahre vorher starke Düngung erhalten hat und frei und sonnig liegt. Das Land wird vor der Bepflanzung mit Holzasche, auch mit Thomasmehl oder Superphosphat bestreut und hierauf nicht zu tief umgegraben
Wir unterscheiden 4 Kulturmöglichkeiten:
- Frühkultur für den Garten
- frühe Feldkultur
- Hauptkultur für den Garten
- Die frühesten Erbsen
1. Frühkultur für den Garten
Aussaat 5. bis 10. März, auch schon Februar. Die übliche Breite der Beete ist für Früherbsen zu breit. Wenn die Beete in dieser Breite schon abgeteilt sind, so werden für die Erbsen aus zwei Beeten immer drei gemacht: Zwei Beete je 1,20 Meter, mit Weg je 1,50 Meter, sind zusammen 3 Meter breit, also jetzt die drei Erbsenbeete je 1 Meter mit Weg, das Beet ohne Weg 70 cm. Auf jedes solches Beet kommen zwei Erbsenreihen, jede Reihe 15 cm vom Rande, dadurch beträgt der Abstand in der Mitte 40 cm.
Beetbreite: für frühe niedrigen Sorten 50 bis 80 cm, für höhere Sorten 1 Meter, für sehr hohe Sorten mit kräftigem Boden: 1,20m.
Es ist immer fehlerhaft, auf ein Erbsenbeet mehr als zwei Reihen zu säen. Die Reihen in der Mitte würden doch niemals zur richtigen Geltung kommen und müssten verkümmern; nur die Außenreihen tragen voll. In den Reihen wird der Samen sehr dicht gesät. Man rechnet auf jeden cm eine Saaterbse, also auf den Meter 100; das sind 20 Gramm. Mit 200 Gramm Samen kann man also ein 70 cm — mit Weg 1 Meter — breites Erbsenbeet zweireihig auf 5 Meter Länge besäen. Die Erbsen werden gleich so gesät, dass sie stehen bleiben. Sobald sie aufgehen, werden sie gehackt und nach 14 Tagen gehäufelt, dann besorgt man Reisig, das sind unbelaubte Zweige von Gebüschen, etwa 1 Meter lang geschnitten; dies wird außerhalb der Reihen gesteckt, von beiden Seiten nach der Mitte zusammen, damit die Erbsen daran emporranken können und Halt finden. In die Reihen darf das Reisig nicht gesteckt werden, sonst werden die Wurzeln verletzt,- nach der Mitte vom Beet auch nicht, sonst haben die rankenden Erbsen keinen Halt und fallen in den Weg.
Wenn die Erbsen anfangen Ranken zu werfen, wird man öfter durch die Beete gehen und die Spitzen zwischen die dünnen Zweige stecken, damit sie mit dem Reisig fest verwachsen und nicht vom Winde losgerissen werden. Der Boden für Früherbsen soll leicht, warm, im Jahre zuvor gedüngt sein. In die Rillen kann etwas Komposterde kommen, die die Entwicklung in der kalten Jahreszeit unterstützt. Die ersten Schoten werden vom 10. bis 15. Juni geerntet. Die Erbsensorte „Dippes Mai“ ist die früheste und ergiebigste Erbse, ebensogut ist die Sorte: „Heinemanns Vorbote“. Beide werden 60 cm hoch.
2. Frühe Feldkultur
Im Garten ist die Entwicklung der Erbsen immer üppiger als auf dem freien Felde. Das hat zur Folge, dass die Blüten in warmen Feldlagen sich früher zeigen und dass von diesen freiwachsenden Erbsen früher gebrauchsfähige Schoten gepflückt werden können. Das Kraut stirbt auch viel früher ab. — Die Feldkultur von Frühsorten ist in günstigen Lagen, warmem, leichtem, etwas trockenem Boden für den Marktverkauf besonders lohnend. — Man Pflanzt immer fünf Körner zusammen und gibt 18 cm Abstand nach allen Seiten. Beete werden nicht abgeteilt. Gestengelt wird nicht, nur bald gehackt und gehäufelt. Das Kraut legt sich später nieder und sitzt reich voll Schoten. Sorten wie oben, auch Markerbsensorte: „William Hurst“.
3. Hauptkultur für den Garten
Aussaat 25. bis 31. März, auch noch im April und Mai. Es werden für den Garten beetweise verschiedene Sorten gesät, die sich in der Reife ablösen. Die sogenannten Markerbsen — Sorten mit gerunzelten Körnern — sind für Gartenkultur den Läufelerbsen — Sorten mit runden Körnern — vorzuziehen. Sie verlangen besseren Boden, gedeihen aber auch besser als die meisten Läufelerbsen im guten Boden. Außerdem sind die Markerbsen viel großkörniger, wohlschmeckender. Die Beste frühe Markerbsensorte ist: „William Hurst“. Sie bleibt niedrig, wird nur 40 cm hoch, hat schöne, große Schoten und schließt sich in der Reife den frühesten Läufelerbsen an. Hieraus folgt die Sorte: „Stolz des Marktes“, diese wird bis zu 70 cm hoch und ist mittelfrüh. Schließlich die Sorte: „Dr. Mac Lean“, 80 cm hoch, spät; als letzte die Sorte „Telephon“, 1,20 Centimeter hoch. Die mittelhohen, mittelfrühen Sorten erhalten Beete von 90 cm Breite und kommen wieder zwei Reihen auf das Beet, jede 15 cm vom Rand.
Die hohen späten Sorten erhalten Beete von der vollen Breite (also 1,20 Meter) und ebenfalls nur zwei Reihen. In den Reihen wird man auf die einzelne Erbse 1½ cm Abstand rechnen. Danach ist die nötige Menge Saatgut für bestimmte Flächen leicht zu berechnen.
Bei Aussaat, Ende März und Anfang Mai, hat man mit der hier gegebenen Auswahl ununterbrochen grüne Schoten bis August. Man könnte zwar auch noch später, im Juni, mittelfrühe Sorten säen, die sich schnell entwickeln. Aber diese späten Aussaaten missraten meistens, leiden sehr unter Mehltau etc. Es gibt aber ein Mittel, auch bei sommerlicher Hitze die Erbsenbeete vor dem lästigen Mehltau zu bewahren. Man verschafft sich Anfang Juli frischgeernteten Samen von Frühsorten, z. B. William Hurst, der um diese Zeit gerade reif wird, und sät ihn sofort wieder aus. Der frische Samen besitzt so viel urwüchsige Kraft, dass die Blätter der daraus gewonnenen Pflanzen gesund und pilzfrei bleiben. Die Erbsen blühen schon Ende August und bieten im September küchenreife Schoten.
4. Die frühesten Erbsen
Bisher war davon die Rede, dass man die Erbsen gleich dahin sät, wo
sie später wachsen sollen. Man kann sie aber auch sehr gut verpflanzen. Das hat nun für gewöhnlich keine Bedeutung. Wenn die Pflanzen aber an wärmeren Orten zum Auspflanzen herangezogen werden in einer
Zeit, in der sie im Garten noch nicht aufgegangen sind, so ist durch das Vorziehen ein großer Vorsprung zu gewinnen. Aussaat 1. bis 5. Februar in kleine Kästchen, 8 cm tief, 20 cm breit und beliebig lang oder in ähnlichem Maß. Solche Kästchen kann man leicht kaufen oder selbst zusammennageln. In diese Kästchen wird Komposterde gefüllt, dann werden die Erbsen so dicht gesät, dass die Zwischenräume zwischen den einzelnen Erbsen nicht größer sind als die Erbsen selbst. Gedeckt wird mit Komposterde, die fest angedrückt wird. Diese Kästchen werden in ein Kalthaus gestellt oder in ein mäßig warmes Mistbeet (zum Anziehen der Salatpflanzen) oder schließlich an das Fenster eines mäßig geheizten Raumes (Küche, Kammer etc.).
Wenn die Erbsenpflanzen aufgehen, heranwachsen, werden sie an die Luft gewöhnt, damit sie stämmig werden und an einem schönen Tage im März werden sie ausgepflanzt. Man hebt sie gut aus und pflanzt ein Büschel von sechs bis acht Pflanzen in ein Loch; sonstige Behandlung wie bei Frühkultur. Frost vertragen sie ohne Schaden, auch andauernd rauhes Wetter, sobald sie erst angewachsen sind, also nur beim Auspflanzen muss gutes Wetter sein. Diese Kultur bringt zwei bis drei Wochen früher Schoten als die Aussaat ins Freie. Einzig geeignet für diese früheste Kultur sind die frühesten Sorten, bei späteren nützt ja der Vorsprung nichts.
Feinde der Erbsen
Die ärgsten Feinde der Erbsenkultur sind die Spatzen. Sie scharren die keimenden Erbsen aus dem Boden und vergreifen sich gelegentlich auch an den zarten grünen Spitzen der heranwachsenden Erbsenpflanzen. Das letztere Laster wird ihnen abgewöhnt, wenn die Erbsen mit Asche bestreut werden, dann vergeht ihnen der Appetit; so lange aber nur die jungen Keime gefährdet sind, können wir die frechen Vögel abhalten dadurch, dass wir dünne schwarze, weiße oder blaue Fäden über die Reihen oder über die ganzen Beete spannen und zwar derart, dass sie beim übermütigen Herumhüpfen gestört werden. Der Vogel ist trotz aller Unverschämtheit ängstlich und scheu und sobald er sich an den dünnen Fäden stößt, fliegt er davon. Ich habe dieses Mittel von all den vielen Sperlingsverscheuchungsmitteln bei der Probe als das sicherste herausgefunden. — Tauben lassen sich vom Scharren abhalten, wenn Stangen über die Reihen gelegt werden, aber immer so, dass Luft hinzu kann.
Bohnen allgemein
Anforderungen an den Boden
Bohnen lieben einen nahrhaften, lockeren, warmen Gartenboden. Ist das Land noch wenig gedüngt, trocken oder von Natur arm, so lohnt es sich, im Herbst mit Mist oder Kompost zu düngen. Ist das Land fett oder feucht, so dünge man mit Holzasche und Thomasmehl. Bohnen brauchen mehr Nahrung als Erbsen, aber übermäßige Düngung können sie auch nicht vertragen; dadurch werden sie geil, dicht belaubt, tragen aber schlecht. Bei mangelnder Nahrung wachsen sie dürftig, tragen auch wenig und bringen nur faserige, nicht aber, wie man es doch wünscht, zarte, fleischige Früchte, frei von Fäden.
Stangenbohne oder Buschbohne?
Die Bohne ist ursprünglich eine Schlingpflanze und wurde deshalb auch zunächst an Stangen angebaut. Später gewann man wohl durch Zufall niedrigbleibende Sorten ohne Ranken (Buschbohnen), welche durch die Kultur immer vollkommener geworden sind, so dass sie die Stangenbohnen teilweise verdrängen. Es kommt zuweilen vor, dass die Buschbohne Ranken treibt; das ist als dann ein Rückschlag in die rankende Stammform. Oft ist es eine Folge davon, dass im Jahre zuvor Stangenbohnen in der Nähe von Buschbohnen gestanden haben, und dass infolgedessen eine Übertragung des Blütenstaubes und Vermischung/Verkreuzung der beiden Formen stattgefunden hat; oder wenn der Samen nicht selbst gezogen, sondern aus einer Gärtnerei gekauft worden ist, entstammt er einer schlechten Zucht. Man wird die Ranken abkneipen oder Stangen dazu stecken. Eine missliche Sache ist es immer.
Die Frage: Was ist vorteilhafter anzubauen: Stangenbohnen oder Buschbohnen? lässt sich nicht allgemein entscheiden. Als Vorteil der Stangenbohnen wird angeführt, dass sie anhaltender im Fruchtertrag sind als die Buschbohnen, dass sie von einer bestimmten Fläche einen höheren Fruchtertrag bringen, dass die Schoten länger und zarter sind. Aber die Stangenbohnen verlangen zu ihrem Gedeihen ganz bestimmte Verhältnisse: frischen, guten Boden, eine freie Lage, eine frische, feuchte Luft. In Gegenden mit trockenem Boden und trockener Luft gedeihen die Stangenbohnen nicht. Ein Umstand noch fällt zuungunsten der Stangenbohnen ins Gewicht: die hohen Stangen, welche dicht mit Bohnenranken bewachsen sind, beschatten einen großen Teil des benachbarten Landes. Sie lassen sich unter Bäumen, wo Buschbohnen noch gut gedeihen, nicht anbringen. Die Buschbohnen sind viel leichter noch auf geringem Lande anzubauen; sie bringen noch in Sandgegenden, wo Stangenbohnen nicht mehr fortkommen oder nicht gesund bleiben, gute Erträge. Man kann sie noch im Sommer legen bis Ende Juli, selbst Anfang August, und so das Land durch eine gute Nachfrucht ausnutzen. Außerdem erspart man die recht kostspieligen Stangen. Ein besonderer Vorzug der Buschbohnen ist es, dass sie 2 bis 3 Wochen früher als Stangenbohnen grüne Schoten bringen. In Rücksicht auf diese hervorragende Eigenschaft wird man auch in bevorzugten Stangenbohnenlagen außer Stangenbohnen für die erste und letzte Ernte Buschbohnen anbauen.
Bohnen sind frostempfindlich
Da die Bohnen gegen kalte, rauhe Witterung sehr empfindlich sind und erfrieren, sobald das Thermometer unter Null sinkt, so fällt ihre Entwicklungszeit in die wenigen Monate des Jahres, in denen es nicht friert, d.h. ein Teil vom Mai, dann Juni, Juli, August und ein Teil vom September. Aber in warmen Gegenden mit mildem, warmem Boden kommt noch Mitte April und vor Mitte Oktober nur ausnahmsweise ein Nachtfrost. Somit können in solchen günstigen Verhältnissen schon Mitte April Bohnen gelegt werden. Jede Bohnensorte stellt eine bestimmte Wärmeforderung, die eine Sorte mehr, die andere weniger. Das tritt sehr deutlich in Erscheinung in nördlichen und Gebirgsgegenden. Sorten, welche dort die zu ihrer Entwicklung erforderliche Wärmemenge nicht bekommen, bringen spärliche und verkrüppelte Schoten. Die gleiche Erscheinung zeigt sich, wenn es den Bohnen an Nahrung oder an Feuchtigkeit fehlt.
Die früheste Legezeit, die ja, wenn sie gelingt, eine frühe wertvolle Ernte bringt, ist freilich nicht ohne Gerfahr. Mag auch kein Nachtfrost eintreffen, so ist doch eine länger anhaltende Kälte schon gefährlich: die Bohnen gehen entweder gar nicht auf oder sie treiben kümmerlich; die wertvollsten großen Keimblätter entfalten sich nicht, die Stengel erhalten schlechte Stellen, – es wird aus solchen Bohnen nichts. Oft heißt es dann, die Würmer haben die Bohnen im Boden gefressen. Diese Drahtwürmer und Tausendfüßer sind aber nicht Ursache des schlechten Keimens, sondern nur folge desselben. An einer gesunden, kräftig keimenden Bohne vergreift sich kein Erdungeziefer und kann ihr auch so leicht nichts anhaben; jene Bohnen aber, die wegen Kälte im Boden stecken bleiben und zu verwesen beginnen, ziehen das Gewürm im Boden mächtig an.
Gegen die Angriffe von Erdungeziefer wird empfohlen, die Bohnen vor der Saat in Petroleum zu eichen; das wird ja nicht schaden. Ein sicheres Vorbeugungsmittel aber ist: wenn man gute, reife Saattbohnen nicht zu tief, nicht zu früh, nicht in nassen, kalten Boden sät, damit die Keimung flott verläuft; dann erscheinen auch die großen vollen Keimblätter, die ein gutes Gedeihen der Bohnen sichern.
Zubereitung der Bohnen
Die Zubereitung der Bohnen in grünem Zustande ist bekannt. Weniger bekannt dürfte das Einmachen der Bohnen sein, welches in sehr einfacher und billiger Weise von jeder Hausfrau vorgenommen werden kann. Die grünen, noch nicht harten oder faserigen Bohnen werden frisch gepflückt, mit der Bohnenschneidemaschine fein geschnitten, mit Salz durchmengt und eine, höchstens zwei Stunden zum Durchziehen hingestellt; dann stampft man sie mit einer reinen Holzkeule in einen großen Steintopf tüchtig ein und legt zwischen jede 2 bis 3 Finger hohe Schicht ganz dünn etwas Salz. Ist der Topf voll, so kommt obenüber noch einmal Salz; im ganzen ist auf 15 Pfund Bohnen 1/4 bis 1/2 Pfund Salz notwendig.
Über die Bohnen wird ein neues leinenes Tuch gelegt, das vorher in Wasser angefeuchtet wurde; auf dieses kommt eine Untertasse oder ein Teller, welcher mit einem reingewaschenen Stein beschwert wird, damit die eingestampften Bohnen unter Druck stehen und Salzwasser, das aus den Bohnen auszieht, obenüber steht. Der Topf wird an einem kühlen Orte aufbewahrt. Zum Gebrauch werden die eingemachten Bohnen abgewaschen; das zu salzige Wasser wird abgegossen.
Stangenbohnen
Aussaat 5. bis 10. Mai. — Auf ein Beet (1,20 Meter) werden Stangen in zwei Reihen und mit 70 cm Abstand senkrecht eingesteckt, jede Reihe oben durch Querstangen befestigt und durch Streben mit der anderen Reihe verbunden. — Wenn man will, kann man auch immer drei oder vier Stangen so zusammenstecken, dass sie eine Pyramide bilden. Diese Stangenpyramiden haben noch festeren Halt als die kreuzweise verbundenen Stangen, aber sie haben den Nachteil, dass später die Ranken, wenn sie mehr nach oben treiben, nicht mehr Platz genug zum Anschlingen haben, dass demzufolge nicht alles richtig ausgenutzt werden kann. — Die Höhe des Stangengerüstes richtet sich nach den Sorten, deren Wuchs sehr verschieden ist. Niedrig bleibende Sorten lassen sich gut an einzeln stehenden Stangen ziehen. Rings um jede Stange scharrt man nun eine Furche, und in diese kommen acht bis zehn Bohnen der betreffenden Stangenbohnensorte.
Der Boden muss feucht, kräftig und nahrhaft sein. Wer geringen
Boden oder eine zu trockene Lage hat, kann keine Stangenbohnen bauen und muss sich mit Buschbohnen begnügen. Wenn die Bohnen aufgegangen sind und Ranken treiben, werden die Ranken um die Stange gewunden, wenn nötig im Anfang leicht angeheftet. Die Schoten der Stangenbohnen entwickeln sich drei bis vier Wochen später als die der Buschbohnen. Sie sind größer, meistens auch ergiebiger.
Die Verwertung ist bei beiden gleich. Auf dem Markte werden Stangenbohnenschoten etwas besser bezahlt, man muss aber auch die Kosten der Stangen berechnen.
Beste Stangenbohnensorten: „Schlachtschwert“, „Rheinische Zuckerbrech“, „Carolines Liebling“, letztere 3 Meter hochwachsend und von langanhaltender Tragbarkeit. Für niedrige Stangen Juli-Stangenbohne, und dort, wo gelbe Schoten beliebt sind, die Sorte: „Mont d’or“.
Buschbohnen
Die Buschbohnen sind bequemer zu behandeln als die Stangenbohnen. Es werden ebenfalls in kleine Vertiefungen mehrere zusammen gesät. In jede Grube kommen vielleicht vier, höchstens fünf Bohnensamen.
Die Säzeiten von Buschbohnen sind variabel:
- Hauptaussäzeit und früheste Säzeit: Anfang Mai (bei frühen Sorten und leichtem warmem Boden auch 20. – 25. April)
- Spätere Aussaat: Ende Mai
- Dritte Aussaat: Mitte Juni
- Vierte Aussaat: Juli
- Fünfte Aussaat: Ende Juli (in guten Jahren und Lagen)
Die Buschbohnen werden nicht verpflanzt, sondern gleich in tellerartige Vertiefungen (Löcher oder Stufen) gelegt, fünf Stück zusammen in ein Loch, nicht mehr. Es kommen drei Reihen auf ein Beet, die einzelnen Löcher für Frühsorten 25 cm, für späte Sorten 40 cm von einander im Verband — Die Löcher werden mit Hacke oder Spaten gemacht. Mit dem Spaten wirft man die Erde aus dem ersten Loch bei Seite, die fünf Bohnen werden ins Loch geworfen, dann wird mit dem Spaten das zweite Loch gestochen und gleich die Erde benutzt, um die Bohnen im ersten Loch zu decken. Mit der Erde des dritten Loches deckt man die Bohnen im zweiten und so weiter. Das spart viel Arbeit. Es darf aber nicht zu viel Erde übergedeckt werden. Ich sagte tellerartige Vertiefung, also flach: Alle Samen, auch die Bohnen, dürfen nur um das Doppelte ihrer eigenen Stärke mit Erde gedeckt werden, sonst gehen sie schlecht auf. — Die Bohnen müssen die Glocken läuten hören, heißt die alte Gärtnerregel. —
Auch ist für Bohnen das Land eigens frisch umzugraben. Frisch gegrabenes Land ist frisch und feucht und das ist gut, wenn die Bohnen schnell keimen sollen. Viel gegossen wird nicht, lieber wird die Erde etwas festgedrückt, dann können die Bohnen Feuchtigkeit aufnehmen. Nur wenn Land und Wetter bei späten Aussaaten im Juni, Juli usw. außergewöhnlich trocken sind, werden die Bohnen angegossen, damit sie schneller keimen. Buschbohnen gedeihen so ziemlich in jedem anbauwürdigen Boden. In gutem, altem Boden natürlich am besten.
Gepflückt werden die Schoten, wenn sie nahezu ausgewachsen, aber noch nicht hart sind. — Buschbohnenschoten sind nicht nur zu Bohnengemüse und Bohnensalat vorzüglich, auch zum Einmachen sind sie — entgegen einem alten Vorurteil — gut zu gebrauchen. Außerdem sind die weissamigen trockenen Bohnen aus dem Garten sehr fein zum Kochen als weiße Bohnen. Sie übertreffen an Zartheit weit alle Feldbohnen, die gewöhnlich im Handel sind. — Die ersten Schoten gibt’s Ende Juni.
Beste Bohnensorten:
1. „Allerfrüheste, zartschotige Brechbohne“, die früheste und ebenso die geeignetste zu späten Aussaaten, bei denen andere Sorten nicht mehr reif werden oder von Kälte leiden. — Schoten sind als früheste und als späteste zart und ziemlich lang — in der Hauptzeit ist diese Sorte nicht zu gebrauchen.
2. „Kaiser Wilhelm“, eine schöne, breitschotige Bohne, sehr ergiebig und früh. Als weiße Bohne zum Trockenkochen, die feinste die es gibt. Als grüne Schote ersten Ranges. Es gibt viel schlechte, ausgeartete Saat, man muss echte, reingezüchtete Kaiser Wilhelm haben.
3. „Hinrichs Riesenbohne“, spät, weißgrundig, langschotig, starkwachsend. — Bohnen dieser Sorte müssen in gutem Boden auf 50×50 Centimeter gelegt werden. Schoten nicht so breit, aber sehr fleischig, schöner als von vielen Stangenbohnen.
4. „Flageolet Wachsbohne“, die beliebteste gelbschotige Sorte.
Buschbohnen anbauen.
Frühkultur der Buschbohnen
Lohnend ist die Frühkultur der Buschbohnen. Die Pflanzen werden in Töpfen oder im Mistbeet herangezogen, dann ausgetopft und mit dem festen Topfballen ausgepflanzt. Man füllt Blumentöpfe von 8 bis 10 cm Durchmesser mit guter, bindiger Komposterde oder Rasenerde, legt Anfang April, gut verteilt, 4 bis 5 Bohnen hinein und stellt die Töpfe ins Mistbeet. Nach einigen Tagen erscheinen die jungen Pflänzchen, welche bald an die Luft gewöhnt werden. Mitte Mai, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist, werden die Bohnen ausgepflanzt. Mit Hacke oder Spaten Fwerden die Pflanzlöcher ausgehoben, etwas dichter als für Freisaaten, und tief genug, um die Pflanzen, nachdem sie aus dem Topfe genommen worden sind, unversehrt einzusetzen. Rings um die Wurzeln kommt gute, lockere Komposterde, welche fest angedrückt wird; hierauf schlämmt man die Pflanzen nach. Man hacke und behäufele die Bohnen, und sie werden schon nach kurzer Zeit blühen und Früchte tragen. Zur Frühkultur können Bohnen Anfang April in Töpfe gesät werden, die man ins Mistbeet stellt, um Mitte Mai die Bohnen mit Topfballen auszupflanzen, erste Schoten Mitte bis Ende Juni. Diese Kultur nur in allerbestem, warmem Boden.
Feuerbohnen
Schließlich muss die feuerrotblühende arabische oder türkische Bohne (Feuerbohne) genannt werden. Sie ist die widerstandsfähigste von allen, sehr sicher im Ertrag auch unter ungünstigen Verhältnissen; wenn sie auch recht grob ist, so lieben manche gerade den derben, ausgeprägten Bohnengeschmack. Diese und ihre weiße Abart, die „Russische Riesenbohne“, sind die geschätztesten zum Anbau in Gebirgsgegenden.
Puffbohnen
Die Puffbohne wird mit Recht in verschiedenen Gegenden als angenehmes Frühgemüse geschätzt. Man baut sie an auf dem Felde zur Einfassung der Frühkartoffeln; in Gärten nur in guter, freier Lage und als Frühgemüse. In eingeschlossener Lage und bei später Aussaat wird sie von der schwarzen Blattlaus befallen und bringt dann keinen Ertrag mehr. Das Land für Puffbohnen soll in alter Tracht stehen, nicht frisch gedüngt.
Aussaat 1. bis 5. März in das Freie gleich an Ort und Stelle. Die großen Bohnen werden einfach in die Erde gedrückt. Man kann die Puffbohnen auch schon früher, ebenso wie Erbsen in Kästchen oder in kleine Töpfe aus grober Sackleinewand legen und im März gleichzeitig mit den Erbsen auspflanzen. Die Säckchen werden mit eingepflanzt und verfaulen dann. Das ist gerade der Vorzug dieser Methode, dass die Pflanzen nicht so sehr gestört werden. Sie vertragen Frost. Je früher die Puffbohnen sich entwickeln, um so weniger werden sie von Ungeziefer befallen.
Es werden drei Samen zusammengelegt oder drei Pflanzen in ein Loch gepflanzt. Am besten ist’s, man bringt Puffbohnen nicht auf dichte Beete, sondern macht nur eine Reihe, die Büsche mit 20 cm Abstand. Bei geschlossenem Stande setzen die Puffbohnen recht schlecht Schoten an. Man kann sie als Einfassung für Frühkartoffeln pflanzen oder sonst an passende, möglichst nicht eingeengte, sondern luftige Stelle im Garten. Die Puffbohnen werden gehäufelt und bei trockenem Wetter, zweimal gründlich gegossen. Wenn die ersten Schoten sich zeigen, kneipt man die Spitzen aus, damit sich die schwarzen Läuse nicht ansiedeln.
Verwendet werden die in vielen Gegenden noch wenig bekannten Puffbohnen auf dreierlei Art:
1. Die halb ausgewachsenen zarten, jungen Schoten ohne Kern werden wie grüne Schnittbohnen zubereitet, drei bis vier Wochen bevor es grüne Schoten gibt.
2. Von den ausgewachsenen, aber noch grünen, innen wolligen Schoten, werden die Kerne aus-geläufelt (ausgepahlt) und mit Speck gekocht. Dies ist das beliebte Erfurter Puffbohnen-gericht.
3. Die reifen, trockenen Schoten werden gekocht und durchgerührt, ähnlich wie Erbsenpüree, dies ist wohl die am wenigsten schmackhafte Zubereitungsart. Beste Puffbohnensorte ist: „Große
weiße Windsor“, auch „Große Erfurter“ ist gut.