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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein Gemüsebau

Des alten Böttners Gemüsebauanleitung

Das Bild zeigt ein Portrait des Gartenmeisters Johannes Böttner aus dem Jahr 1933.

Johannes Böttner, „der alte Böttner“, wie er heute nach über hundert Jahren in Fachkreisen immer noch genannt wird, war einer der markantesten Personen im deutschen Gartenbau. Aus einer alten Gärtnerfamilie stammend, war er schon seit Kindheit an mit den praktischen Arbeiten in Garten- und Obstbau vertraut. Als ein Mensch, dem das Gärtnern „im Blute“ lag, war es für ihn nicht nur Beruf, sondern auch Lebensinhalt. Bereits als 24-Jähriger übernahm er die Redaktion des weitverbreiteten Magazins „Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau“ und stellte sich oft tiefgreifenden, aber auch ungewöhnlichen Fragen des Fachpublikums.

Sein Meisterwerk ist definitiv das „Gartenbuch für Anfänger“ – ein Ratgeber, der bei sehr vielen Menschen die Freude zum Gärtnern geweckt hat und stets als treuer und zuverlässiger Freund bei allen Fragen rund um den Garten diente. Es war „das Buch“ zu allen Fragen des Gartenbaus, jede Generation besaß einen „Böttner“. Auch nach seinem Tod im Jahr 1919 wurde sein Buch noch ständig „weiterentwickelt“; die gezeichneten Abbildungen wurden durch Fotografien ersetzt. Auch passten sich die Bücher an den jeweilig herrschenden Zeitgeist an – 1956 beispielsweise schon mit Empfehlung zur Nutzung von DDT- und Gelbspritzmitteln. Auf unseren Seiten verwenden wir die „alte“ Version des Buches von 1899, welche zugleich die Basis des ökologischen bzw. „vernünftigen“ Gärtnerns wiederspiegelt.

Inhaltsverzeichnis Gemüsebauanleitung

Kohlgemüse

WeißkohlRotkohlWirsingRosenkohl
KohlrabiBlumenkohlGrünkohlSchädlinge des Kohlanbaues

Wurzelgemüse

KohlrübenSpeiserübeMohrrübe (Möhre)Rote Rübe
SellerieRettichRadieschenSchwarzwurzel
WurzelpetersilieRapontikaKerbelrübe

Salatgemüse

KopfsalatPflücksalatStechsalatRömischer Salat
EndivieLöwenzahlsalatCichoriensalatRapünzchen (Feldsalat)
GartenkresseBrunnenkresseWinterkresseSchädlinge im Salatanbau

Spinatgemüse

GartenspinatNeuseeländer SpinatEiskrautSauerampfer
Gartenmelde

Zwiebeln

gewöhnliche ZwiebelLauch (Porree)PerlzwiebelSchnittlauch
SchalottenKnoblauchSchlangenknoblauch

Gurkenartige Gemüse

GurkenSpeisekürbisMelone

Schotengemüse

ErbsenBohnen allgemeinStangenbohnenBuschbohnen
Puffbohnen

Blattstielgemüse

BleichsellerieCardyMangoldRübstiel
Spargelsalat

Küchenkräuter

BohnenkrautMajoranDillPetersilie
EstragonThymianKümmelWaldmeister
Kerbel

Fruchttragende Gemüse

TomatenAuberginePfeffer (Paprika, Chili)

Dauergemüse

SpargelRhabarberArtischockenMeerkohl
MeerettichChampignonsErdbeeren

Bei jeder einzelnen Gemüseart werden sich nun hauptsächlich folgende 10 Fragen aufdrängen:

1. Wann wird gesät?

2. Wie wird gesät?

3. Wie viele Samen ist nötig?

4. Wann wird verpflanzt?

5. Auf welche Entfernung wird gepflanzt?

6. Was für Standort, Boden und Düngung ist nötig?

7. Welche besondere Behandlung verlangt das Gemüse bis zur Ernte?

8. Wann wird geerntet?

9. Wie wird das Gemüse verwendet?

10. Welche Sorten haben sich am besten bewährt?

Die genaue Beantwortung dieser 10 Fragen bietet ein klares Bild der Kultur, sobald die allgemeinen Kulturbedingungen richtig erfasst sind. Der Anfänger erhält deshalb nach diesem Schema die kurze Kulturangabe für jede einzelne Gemüseart. Wenn er dann noch über Einzelnes im Unklaren ist, braucht er nur in den allgemeinen Abschnitten darüber nachzulesen. Alles, was nicht besonders vermerkt ist, hat auch keine wesentliche Bedeutung für das Gelingen der Kultur und ergibt sich in der Praxis ganz von selbst. Weniger wichtige Gemüse, welche der Anfänger doch niemals baut, sind weggelassen. Für einzelne Gruppen wurden die gemeinsamen Kulturbedingungen kurz zusammengestellt.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Fruchtfolge. Wechselbau. Zwischenkulturen. Mehrere Früchte in einem Jahr anbauen.

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner beschreibt im nachfolgenden Artikel, warum man nicht zwei mal hintereinander das gleiche Gemüse anbauen sollte, gibt einen Überblick über stark- und schwachzehrende Gemüse und beschreibt, wie man das Beet möglichst effektiv ausnutzen kann, um mehrere Ernten durch Nachfrucht und Mischkultur zu erhalten.

Wechselbau. Zwischenkulturen. Vor- und Nachfrucht. Fruchtfolge

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Warum nicht zweimal hintereinander das Gleiche angebaut werden sollte.

Auf einem Gartenbeet wird schöner Sellerie geerntet. Wir sind zufrieden! Dieses Beet muss sich wohl besonders gut für Sellerie eignen. Im nächsten Jahre wird wieder Sellerie auf das gleiche Beet gepflanzt. Sonderbar, er will gar nicht recht wachsen. Im dritten Jahre noch einmal derselbe Versuch; vollständiger Misserfolg! Wie geht das zu? Die Behandlung war ganz dieselbe. Sollte das Wetter daran schuld gewesen sein? Nein, das Wetter war es nicht. Es ist aber ein Hauptfehler in der Kultur gemacht worden. Ja, trotzdem im ersten, zweiten und dritten Jahre die Kultur scheinbar die gleiche war, sind doch gewichtige Unterschiede vorhanden. Im ersten Jahre war das Land neu und frisch, im zweiten und dritten Jahre war es durch die vorhergegangene Selleriekultur schon verschlechtert, es war selleriemüde.
Man ist noch nicht recht klar darüber, ob die Wurzeln einer Pflanze Stoffe ausscheiden, welche das Land für die Wiederholung der Kultur ungeeignet machen oder ob die Wurzeln spezifische Stoffe gebrauchen, welche später fehlen oder ob beide Ursachen mitsprechen. Sehr klar ist man aber darüber, dass es nicht vorteilhaft ist, zweimal nacheinander auf demselben Gartenbeet die gleiche oder ähnliche Pflanzenart zu bauen. Man darf nicht Blätterkohl nach Kohlrabi, nicht Rettig nach Radieschen bauen. Es wird immer erst eine fremde Gemüseart‘ — wenn es geht mehrere — gebaut, bevor das gleiche Gemüse wieder daran kommt. Man muss wechseln.

Das Bild zeigt das Wachstum einer Kartoffelpflanze, die einmal ohne Lupine und einmal nach Lupine angepflanzt wurde. Es zeigt die Vorfruchtwirkung von Lupinen auf das Wachstum von Kartoffeln und beschreibt, warum die Fruchtfolge so wichtig ist.
Fruchtfolgewirkung auf den Kartoffelanbau. Ohne und mit Lupinenvorfrucht. Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei.

Der Wechsel im Anbau ist eine der wichtigsten Aufgaben rationeller Gemüsezucht. Nirgends haben die Gemüsezüchter es vermocht, die Notwendigkeit des Wechselns zu umgehen. Selbst bei der besten Düngung und Bodenerneuerung ist Wechsel nötig. Natürlich sind die Gemüse sehr verschieden geartet. Einzelne, z.B. Sellerie, Kohl missraten fast regelmäßig, wenn man sie zweimal nacheinander pflanzt. Andere, z.B. Kartoffeln, Bohnen können bei guter Düngung ohne merkbaren Nachteil einige Jahre hindurch auf der gleichen Stelle gebaut werden.
Ähnlich wie in der Landwirtschaft eine regelrechte „Fruchtfolge“ eingeführt ist, kann das auch in der Gemüsegärtnerei geschehen. Durch die größere Vielseitigkeit der Gemüsekulturen ist es aber nicht gerade leicht, einen übersichtlichen Plan für die Reihenfolge der Gemüse im Anbau festzustellen.

Einteilung der Beete – Starkzehrer und Schwachzehrer

Einfacher und für den Anfänger übersichtlicher ist folgendes Verfahren: Man teilt die Gemüse in zwei Klassen: erstens solche, die reich gedüngten Boden wünschen und frischen Dünger vertragen; zweitens solche, die keine so großen Anforderungen an die Düngungskraft des Bodens stellen und frischen Dünger nicht vertragen.
Zu den ersten, den stark zehrenden, gehören die Kohlgemüse, die Salatgemüse, die Spinatgemüse, die Gurkengemüse.
Zu den anderen, den für frisch gedüngtes Land ungeeigneten, gehören die Wurzelgemüse, die Zwiebelgemüse, die Schotengemüse (Bohnen und Erbsen).
Natürlich ist das nur eine allgemeine Einteilung. Gewisse Unterschiede im Nahrungsanspruch sind vorhanden und Verschiebungen aus einer Klasse in die andere bei einzelnen Gemüsen zulässig.
Man teilt also den Gemüsegarten in zwei Hälften. Die eine Hälfte düngt man im Herbst tüchtig mit Stallmist; die andere Hälfte düngt man nicht, oder, wenn es sehr an Nahrung fehlt, nur mit altem, abgelagertem Kompost, der nicht als frische Düngung angesehen werden kann. Auf der einen Hälfte baut man nun die dünger-bedürftigen Gemüse, auf der anderen Hälfte die düngermeidenden. Im nächsten Jahre wird die zweite Hälfte frisch gedüngt; die erste Hälfte ist dann altgedüngt und dementsprechend kommen auch die Gemüse auf die entgegengesetzte Hälfte. Bei der Einteilung der Beete wird es dann noch besonders so eingerichtet, dass nichts Gleichartiges oder Ähnliches aufeinander folgt.

Verschiedene Gemüse gleichzeitig anbauen

Dürfen verschiedenartige Gemüse durcheinander und auf das gleiche Beet gepflanzt werden, z.B. Radieschen zwischen Karotten, Kohl zwischen Gurken, Salat zwischen Kopfkohl, Sellerie zwischen Blumenkohl usw.? Derartiges geschieht zuweilen und die weniger wichtige Gemüseart wird als „Zwischenkultur“ bezeichnet. Sind solche Zwischenkulturen vorteilhaft? — Gelegentlich können sie es sein; oft aber bringen sie Nachteile und zwar dann, wenn die Entwickelung der verschiedenartigen Gemüse nicht richtig überwacht und nicht rechtzeitig eingeschritten wird. Wenn z.B. auf einer kostspieligen neuen Spargelanlage im ersten Jahre Zwischenkultur von Runkeln betrieben wird — ich sah das schon —, so ist das ein schlimmer Unfug, denn der Wert der Runkeln kann nicht einmal annähernd den Schaden decken, der den so viel wichtigeren Spargelanlage zugefügt wird. Ähnlich ist’s zuweilen mit anderen Zwischenkulturen. Pflanzen, die sich zu gleicher Zeit entwickeln und gegenseitig hindern können, eignen sich überhaupt nicht zu einer gemeinsamen Kultur. Man kommt immer weiter, wenn man getrennt jedem die Hälfte des Raumes anweist, den sie gemeinschaftlich einnehmen sollten. Wenn aber ein vorläufig freibleibender Raum durch ein Gemüse, welches sich schnell entwickelt und bald abernten lässt, ausgenutzt wird, z.B. Karottenbeete durch frühe Radieschen, Gurkenbeete durch Salat, oder wenn Sellerie zwischen den später wegzunehmenden frühen Blumenkohl gepflanzt wird hier heranwächst und dann nach Aberntung des Blumenkohls das ganze Beet einnimmt, oder wenn man Rosenkohl einzeln zwischen reifende Frühkartoffeln pflanzt, so kann bei dieser Art der Zwischenkultur jedes der beiden Gemüse ausgezeichnet gedeihen und leicht eine doppelte Nutzung gewonnen werden. Immerhin wird der Anfänger es sich zur Regel machen, möglichst jedem Gemüse einen besonderen Platz anzuweisen und nichts durcheinander zu pflanzen, bevor er
nicht besondere Gründe für den Nutzen solcher Zwischenkulturen erkannt hat. Viele Anfänger verderben sich ihre Kulturen dadurch, dass sie planlos das Verschiedenste durcheinander pflanzen.

Mehrfache Ernten im Jahr

In Gegenden mit warmem, gutem Boden und in günstigen Lagen ist es möglich, teilweise schon im Mai, noch mehr im Juni, einen Teil der Gemüsebeete abzuernten. Solche abgeernteten Beete dürfen dann nicht den ganzen Sommer hindurch liegen bleiben; sie würden verunkrauten, verwildern. Ein richtiger Gemüsegärtner ist darauf bedacht, alles frei werdende Gartenland möglichst bald wieder zu bestellen und es ist gar nichts Seltenes, dass ein Gemüsebeet im Laufe des Jahres drei verschiedene Früchte trägt. Geht denn das? Zweifellos, es geht, aber wie gesagt, nur in guten Verhältnissen und auch hier nur dann, wenn entsprechend reichlich durch Düngung nachgeholfen und Alles das ersetzt wird, was die vielen Gemüse dem Boden so reichlich entziehen. Mittelmäßiges und geringes, schlecht behandeltes Land kann nicht im selben Jahre zwei und drei gute Ernten bringen.
Es wird nun wünschenswert sein, einige Gemüse kennen zu lernen, die sehr früh abgeerntet werden, so dass das Beet dann bald für neue Bestellung frei wird. Es sind: Radieschen, Spinat, Salat, Erbsen, Frühkarotten, Frühkohlrabi, Frühkartoffeln, Kohl von überwinterten Pflanzen.

Gemüse, welche noch verhältnismäßig spät im Jahre auf die im Juni, Juli abgeernteten Beete gesäet oder gepflanzt werden können, sind: Rosenkohl, Spätkohlrabi, Wirsing, Blätterkohl, Kohlrüben, Spinat, spätgelegte Buschbohnen (Frühsorten), Erbsen (aber nur von frischer Saat), Rapünzchen (Feldsalat), Winterendivien, Salat, Karotten, Teltower Rüben.

Ich habe schon nach Aberntung der grünen Bohnen (Frühsorte) auf dasselbe Land versuchsweise — musterhaft ist ja das nicht! — nochmals Bohnen gelegt und voll abgeerntet. Überall kann man es allerdings nicht machen. In kalten, rauhen Gegenden werden kaum die ersten Bohnen reif.
Es ist selbstverständlich, dass das Land, welches in einem Jahre zum zweiten- oder drittenmal bestellt werden soll, jedesmal vorher gut gegraben werden muss. Sehr wirkungsvoll ist außerdem für die zweite Frucht flüssige oder Kompostdüngung.


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Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Anzuchtbeete selbst herstellen

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner gibt eine einfache und prägnante Anleitung, wie man sich Anzuchtbeete aus ein paar Holzbrettern, Latten und Papier selbst herstellen kann.

Anzuchtbeete für den Gartenfreund

Auf eine äußerst einfache Weise lassen sich die Mistbeete ersetzen und lassen sich auch ohne Pferdemist und ohne Glasfenster, Gemüse- und Blumenpflanzen zu einer Jahreszeit heranziehen, in der sie noch nicht im freien Lande gedeihen:


Es werden drei Bretter von 25 cm Breite und 3 Meter Länge nötig. Das eine Brett wird in der Mitte durchgeschnitten. Aus den jetzt vorhandenen vier Brettern wird ein regelrechter Kasten ohne Boden zusammengenagelt. An einer Seite, die nach oben kommt, schließen sämtliche Bretter glatt. Diesen Kasten stellen wir an einen günstigen, geschützten und warmen, sonnigen Platz im Garten auf und versenken ihn etwa zur Hälfte in die Erde, doch so, dass er nach der Südseite etwas Fall hat.

Aus gleich starken Latten von 3×4 cm, die man billig in jeder Holzhandlung kauft, werden Rahmen von 1 Meter Breite und eineinhalb Meter Länge zusammengenagelt mit zwei Mittelsprossen. In der Papierhandlung kauft man billigstes weißes Rollenpapier (Zeichenpapier) und dieses klebt man auf die Rahmen, nachdem man es zuvor passend geschnitten und angefeuchtet hat, damit es straff sitzt. Nach einigen Tagen, wenn das Papier festgetrocknet ist, wird es mit Leinölfirnis gestrichen, dadurch wird es haltbar und durchsichtig. Diese Papierfenster sind sehr viel billiger als Glasfenster, sie haben aber noch andere Vorteile: Es kann nichts darunter verbrennen, es braucht nicht gelüftet zu werden, man ist nicht gezwungen auf jeden Sonnenstrahl zu achten. Deshalb kann auch der Gartenfreund, der den ganzen Tag über außerhalb des Gartens beschäftigt ist, sich solche Papierfenster anschaffen und Pflanzen darunter ziehen.

Nun ist es ja ganz klar, dass derartige Anzuchtbeete nicht so warm sind als gut angelegte Mistbeete. Die Bodenwärme und die Wärme der Sonne fehlt. Wir können unmöglich schon im Februar derartige Anlagen machen, wohl aber Anfang April und das genügt noch für die Heranzucht vieler Blumen- und Gemüsepflanzen. Die Sonne wärmt dann schon stark genug, die Beete können offen stehen, es ist nur an regnerischen, kalten, windigen Tagen und nachts bei Frost Schutz nötig und solchen bietet das Papier ausreichend.
Wer viel Dünger hat, kann diese Anzuchtbeete auch von außen mit Dünger umpacken. Es schadet auch nicht, wenn eine 20 Zentimeter starke Schicht Dünger, in festgetretenem Zustande gemessen, halb Pferde-, halb Schweinemist, unten hineingebracht wird. Diese Schicht wärmt etwas, aber nicht zu sehr. Bei hoher Bodenwärme würden die Pflanzen unter den Papierfenstern dünn und spillerig werden. Es entstände ein Missverhältnis, weil ja das Licht fehlt.

Der Boden darf gute Mistbeeterde sein. Hat man solche nicht genügend, so wird die Gartenerde gut durcharbeitet und mit Mistbeeterde durchmischt. Obenauf kommt eine Schicht sandiger Mistbeeterde.
Die Aussaat in das Mistbeet sowohl, als in das Anzuchtbeet geschieht ähnlich wie die Aussaat ins Freie. Sämereien, von denen sehr wenig Pflanzen gebraucht werden, säet man am einfachsten in Blumentöpfe und senkt diese Blumentöpfe bis zum Rande in die Erde des Mistbeetes ein. Für die übrigen Aussaaten teilt man die vorhandene Fläche in Rechtecke, die durch dünne Stäbchen getrennt werden. In jedes Feld wird ein Hölzchen gesteckt, auf welches die Nummer oder der Namen der Saat geschrieben wird. Die Erde harkt man zuvor eben, drückt sie fest, streut dann den Samen hübsch gleichmäßig, streut dann dünn Erde darüber und drückt die aufgestreute Erde wieder fest. Gegossen wird nur, wenn die Erde trocken ist.


Wenn schon bei den Aussaaten im Freien das dichte Säen nachteilig ist, so ist es doppelt nachteilig bei Aussaaten in das Mistbeet oder in das Anzuchtbeet. Es muss genau ausgerechnet werden, wieviel Pflanzen auf dem zugemessenen Teil des Mistbeetes Platz haben und dann darf nicht das zwanzigfache des Samens ausgestreut werden, wie es leider noch geschieht. Die zu dicht stehenden Pflanzen sind ebenso schlimm daran wie Pflanzen, die eng zwischen Unkraut stehen, und es ist eine sehr schlechte Ersparnis, den teuren Raum des Mistbeetes oder des Anzuchtbeetes durch dichte Saat ausnutzen zu wollen. Man erhält überhaupt keine brauchbaren Pflanzen, sondern nur spilleriges Zeug. Die dichten Pflanzen müssen also rechtzeitig ausgelichtet werden.
Sehr gut und gleichmäßig wird die Saat verteilt, wenn man auch im Mistbeet in Rillen säet, die Rillen in 6—8 cm Abstand. Von Mitte April ab werden alle Pflanzen an die Luft und das freie Licht gewöhnt.
Aus dem Mistbeete mit Glasfenster kann Verschiedenes schon gegen den 10. April ausgepflanzt werden, aus dem Anzuchtbeet mit ‚Papierfenster erst drei bis vier Wochen später. Aus dem Freien noch zwei bis drei Wochen später und dann ist’s für viele Kulturen überhaupt schon vorbei. Z. B. von Sellerie, Porree kann man mit Hülfe von Papierfenstern noch brauchbare Pflanzen ziehen, im Freien nicht.


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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Mistbeete pflegen – eine Anleitung

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Wie sollte man ein Mistbeet richtig pflegen? Wann soll man ein Mistbeet gießen, wie beschattet man ein Mistbeet und was kann man gegen Schädlinge im Mistbeet unternehmen? Ein sehr interessanter Artikel aus dem Jahre 1899 gibt hier Hinweise und Tipps.

Temperatur im Mistbeet richtig regeln und Mistbeet lüften

Die Erdoberfläche eines richtig angelegten Mistbeetes befindet sich zur Zeit der Aussaat nur vier bis fünf Finger breit unter dem Glas. Bis die Pflanzen richtig aufgegangen sind, hat sich die Erde noch etwas gesetzt. Sagen wir, zwischen Erdfläche und Glas sind jetzt 15 Zentimeter Raum; das ist ein sehr geringer Luftraum. Wenn die Sonne scheint, so dringen die Strahlen durch das Glas, werden vom Boden zurückgeworfen und die entstehende Wärme bleibt im Mistbeet. Im Februar und Anfang März ist das immer sehr angenehm. Mit zunehmendem Steigen der Sonne aber kann das bedenklich werden und es kommt ja leider zu häufig vor, dass die Pflanzen Schaden leiden oder gar verbrennen, weil sich eine solche Unmenge von Wärme in dem engen Raume ansammelt.
Es muss also bei Sonnenschein mittags Schatten gegeben oder verbrauchte Luft abgelassen und frische Luft zugelassen werden.

Das Bild zeigt ein Luftholz, das zum Belüften eines Mistbeetes bzw. Frühbeetes dient.


Dadurch, dass wir Schattendecken oder Bretter auflegen zum Schutz gegen die prallen Sonnenstrahlen und Luft geben, haben wir es in der Hand, die Wärme im Mistbeete ganz nach Wunsch zu regeln. Das Luftgeben hat noch einen anderen Zweck: Frische Luft ist nötig zum Gedeihen, zum Leben aller Pflanzen. Frische Luft müssen die jungen zum Auspflanzen in den Garten bestimmten Sämlinge haben, damit sie stämmig und abgehärtet werden. Wir haben ein Thermometer im Mistbeet und suchen die Wärme, wenn es geht, auf 15° R (Angabe hier in Reamur – umgerechnet ~ 19 °C) zu halten.
Wer verhindert ist, pünktlich zu lüften und überhaupt ein jeder, der im Lüften noch keine rechte Übung hat, tut wohl daran, er legt das Innere der Mistbeete etwas tiefer, nicht 15 sondern 25-30 Zentimeter unter Glas. Der jetzt viel größere Luftraum überhitzt sich nicht so schnell.
Das Luftholz hier wird unter das an einer Seite gehobene Fenster geschoben. Dann kann die verdorbene, zu heiße Luft heraus, die reine frische Luft hinein. Sobald das Thermometer 13 °R zeigt, wird das Luftholz schon untergelegt. Im zeitigen Frühjahre ist nur ganz wenig frische Luft nötig, nur in den Mittagsstunden bei Sonnenschein und bei frostfreiem, windstillem Wetter. Je höher die Sonne steigt und je wärmer es wird, um so höher wird das Luftholz gestellt, um so länger bleibt es stehen. Schließlich im April werden die Fenster an warmen Tagen kurze Zeit ganz abgenommen, um die jungen Pflanzen an die Luft zu gewöhnen.
Die frische Luft ist jedenfalls der beste Ausgleicher der Mistbeetwärme. Es ist nur nötig, dass zu jeder Tageszeit nachgesehen und jedesmal darüber nachgedacht wird, das zu geschehen hat, um eine gute Luft und richtige Wärme im Mistbeete zu schaffen. Wer früh weggeht und die Luftverhältnisse des Mistbeetes gleich den ganzen Tag regeln will, gibt im späteren Frühjahre immer etwas Luft, denn sehr häufig folgt auf einen trüben Morgen ein heißer, sonniger Tag und die Pflanzen würden verbrennen, wenn nicht wenigstens die im Mistbeet erzeugte heiße Luft abströmen könnte. Es gibt zuweilen recht schlimme Tage; draußen ist eine rauhe, hässliche Luft, aber die Sonne brennt heiß. Das Mistbeet wird überwärmt, aber wir können nicht lüften, weils zu rauh ist. In diesem Falle werden Bretter aufgelegt, etwa ¼ – ½ Fuß breite Bretter, immer mit drei Finger breitem Zwischenraum, damit die Sonne noch durch kann. Dieses „Schattengeben“ schützt vor Überhitzung. Den etwas verweichlichten Mistbeetpflanzen ist zuweilen nicht nur die übermäßige Wärme, sondern auch das grelle Licht der Sonnenstrahlen nachteilig. Auch hiergegen schützt das Schattenlegen. Keinesfalls wird man im Frühjahr Schatten geben vor 10 Uhr vormittags und nach 3 Uhr nachmittags.
Es ist lediglich Sache der Erfahrung und praktischen Übung, festzustellen, wann und wie gelüftet und „schattiert“ werden muss. Das Wetter, die Beschaffenheit der Mistbeete, die Art der Kultur, sind maßgebend. Der Mistbeetgärtner muss sich in die Bedürfnisse seiner Pflanzen hineindenken können.
Beim Lüften merkt man übrigens, wie notwendig es ist, dass das Mistbeet nicht nur eine sonnige, sondern auch eine geschützte Lage hat. Ist die Lage nicht geschützt, so strömt die kalte Luft unmittelbar in das Beet und die Pflanzen erkälten sich.

Strohdecke zum Abdecken der MIstbeete

Wenn nicht hinter dem Mistbeete, also auf der Nordseite desselben, Gewächshäuser, Gebäude oder Mauern liegen, wird dicht hinter der Rückwand eine etwa mannshohe Schutzwand errichtet, welche die kalten Winde abhält, auch die Wärme fängt. Völlig freiliegende Mistbeete sind schlecht zu gebrauchen.
Soweit die Mistbeete über der Erde liegen, werden sie regelmäßig bis zum Kastenrand mit Dünger umpackt. In der ersten Zeit und mindestens den ganzen März hindurch muss auch noch abends das Mistbeet gut mit Strohdecken zugedeckt werden, damit die Wärme nachts darin bleibt. — Es wird gedeckt in dem Augenblick, in dem die Sonne von dem Mistbeetkasten weggeht. Morgens wird aufgedeckt sobald es hell und nicht gar zu kalt ist. Bei kurzer, heftiger Frostperiode ist es ganz gut, wenn die Mistbeete einige Tage geschlossen bleiben. Es darf auch noch eine Lage Dünger auf die Decken kommen. Warme Beete können das nicht lange vertragen, weil die Pflanzen vergeilen. Weniger warm angelegte Beete befinden sich unter Strohdecken, womöglich auch noch Dünger oder Schnee darauf, einige Zeit sehr wohl.

Zum Zudecken der Mistbeete sind Strohdecken zu beschaffen, damit keine schlecht gedeckte Stelle bleibt. Im Notfall kann man auch einfach Langstroh über die Beete breiten. Es geht nur sehr viel dabei verloren und die Handhabung ist umständlich und unordentlich. Strohdecken kann man leicht selbst flechten. Ich hatte schon Strohdecken mit fünf, vier, drei, zwei Schnüren und auch mit einer Schnur im Gebrauch. Die mit zwei Schnüren sind sehr praktisch. Die Ähren liegen alle nach einer Seite. – Auch mit Brettern kann das Mistbeete nachts gedeckt werden; mit denselben Brettern, die zum Schattenlegen dienen, nur müssten es einige mehr sein, weil sie als Schutzbretter dicht liegen müssen.

Das Bild zeigt, wie Strohdecken zum Abdecken vom Mistbeet selber hergestellt werden können.


Mistbeete gießen

Zur guten Pflege der Mistbeete gehört schließlich das Gießen oder vielmehr das Spritzen. Es wird nur mit einer kleinen Gießkanne mit feiner Brause gegossen, anfangs wenig; es ist alle vier bis fünf Tage nachzusehen, später mehr; bei starkem Lüften trocknet das Mistbeet aus und muss schließlich jeden Tag nachgesehen werden. Eine kleine Kanne von fünf Liter reicht gut für ein Fenster. Aber auf eins muss ich aufmerksam machen: der obere Rand wird drei, selbst viermal so stark gegossen, als das übrige Beet, sonst verkommen die Pflanzen an diesem oberen Rande, weil er auffallend am stärksten austrocknet.

Die Abbildung zeigt eine Mundsche Gießkanne, die sich speziell zum Gießen eines Mistbeetes eignet.


Um zu gießen, braucht nicht das Fenster abgehoben werden. Es wird nur an der einen Seite mit einer Hand hochgehoben; mit der anderen Hand wird gegossen. Das geschieht morgens gegen acht Uhr, am besten mit erwärmtem Wasser; darauf wird das Fenster fest aufgelegt. Eine halbe Stunde später darf gelüftet werden.
Vor zu vielem Gießen und vor dem Gießen bei feuchten Wetter hat man sich sehr zu hüten. Das übermäßige Gießen bei mangelhaftem Lüften kann selbst in guter, altverrotteter Mistbeeterde Wurzelfäulnis der jungen Pflänzchen herbeiführen — um so schlimmer in einer Erde, die noch nicht richtig fertig ist. – Im März braucht das Mistbeet oft vierzehn Tage lang und länger keinen Tropfen Wasser; wenn die Erde obenauf leicht abgetrocknet ist, so beweist das noch nicht, dass gegossen werden muss.


Rechtzeitig Unkraut entfernen

Mistbeeterde enthält leicht viel Unkrautsamen, die Mistbeete sind schnell grün, nicht von den ausgesäeten Pflanzen, wohl aber vom Unkraut. Ist schon im Freien zum Gelingen jeder Kultur rechtzeitige Vertilgung des Unkrautes erforderlich, wie vielmehr im kostspieligen Mistbeete. Die teure Anlage wird vergeudet, wenn wir Unkraut darin ziehen wollen. An warmen Tagen wird nur mittags, damit sich das Beet nicht zu sehr abkühlt, das Fenster abgenommen und jedes einzelne Unkrautpflänzchen ausgejätet und bei Seite geworfen. Es ist das eine peinliche Arbeit; die kleinen Pflänzchen, die nur zwei Blätter haben, sollen schon heraus. Der Anfänger, der die Unkräuter von den guten Pflanzen noch nicht genau unterscheiden kann, muss sehr aufpassen. Er tut am besten, er sucht die Unkräuter, die überall Vorkommen, kennen zu lernen und zieht zunächst die gemeinsten Unkräuter, Melde, Brennessel, Vogelmiere aus, damit Luft wird.

Spinnenmilben / Schädlinge im Mistbeet

Auch ein winziges Tierchen wird Mistbeeten, welche sehr von der Sonne beschienen und wenig gelüftet werden, oft verderblich; die Spinnmilbe oder rote Spinne. Die einzelnen Spinnen sind so klein, dass man sie nur bei großer Anstrengung mit dem bloßen Auge erkennen kann. Sie befallen aber zu Hunderten die Blätter aller möglichen Pflanzen, die dann eine sonderbare weißlichgraue Färbung annehmen und nicht weiterwachsen wollen. Manche haben die Erscheinung wohl schon bemerkt, aber nicht gewusst, wie sie dieselbe erklären sollen. Unter anderem auch an den Linden an den Straßen fällt die fahle, kränkliche Farbe des Laubes und das frühzeitige Abfallen desselben auf. Später, wenn alle Blätter gefallen sind, erscheinen Stamm und stärkere Äste von einer sonderbaren Masse umsponnen. Das ist unsere rote Spinne. Sie tritt übrigens in eingeschlossenen, sonnigen, trockenen Gärten auch an Bohnen, Gurken, Erdbeeren, an den Blättern der Obstbäume auf. Die eingeschlossene, trockene Luft ist es, welche ihre massenhafte Ausbreitung begünstigt. Das natürliche Gegenmittel bietet wiederum feuchte Luft, häufiges, scharfes Abspritzen der Pflanzen mit reinem Wasser, auch fleißiges Gießen. Wo die rote Spinne sich in den Kulturen eingenistet hat, geht sie von einer Pflanze zur anderen über und lässt sich nur durch ganz energisch fortgesetzte Anwendung der Wasserkur zurückhalten, dies besonders in den Gewächshäusern und Mistbeeten. Da ist Spritzen und Lüften das sicherste Mittel gegen das schlimme Übel. Neuerdings sind erfolgreiche Versuche mit Petroleumseifenbrühe angestellt worden. Diese Petroleumseifenbrühe, die gegen viele andere Schädlinge sich als wirksam erwiesen hat, ist eine innige Vermischung von Petroleum und Seifen, die man am besten fertig kauft. Die Selbstanfertigung ist schwierig.

Im praktischen Ratgeber stand hierfür folgendes Rezept:
Weiße Kernseite, wie sie die Waschfrauen verwenden, auf dem Reibeisen gerieben, 25 Gramm, mit 20 Gramm Wasser in einem kleinen Gefäß zum Sieden gebracht (Vorsicht! Kocht leicht über!). Nach Entfernung vom Feuer unter Umrühren 100 Gramm Petroleum langsam zugießen. Hierauf die Brühe so lange mit einer kleinen Handspritze (Blumenspritze von Messing, vorn fein gelöchert, 50 Pfennig) durcheinanderspritzen (Rühren genügt nicht!), bis eine weiße, schlagsahneartige Masse entsteht. Diese wird mit zehnfacher Menge warmen Wassers verdünnt. – Die Brühe ist fertig.
Man spritzt sie möglichst noch etwas lauwarm auf (nicht heiß).

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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Allgemein Garten Allgemein

Grundsätze für den Garten

Ein Artikel aus: Arthur Janson (1923): Einträglicher Gemüsebau – Neue Anleitung auf kleinem Raum mit mäßigen Kosten regelmäßig reiche Ernten in guten Sorten zu erzielen.

  1. Man muss stets nur so viel Fläche bebauen, als zur Erzielung genügender Ernten unbedingt nötig ist. Zu große Flächen sind unvorteilhaft, sowohl wegen des massenhaften Düngerverbrauchs, als wegen der für sie erforderlichen bedeutenden Arbeit. Je umfangreicher sie sind, desto größer ist der Aufwand für sie, und doch bringen sie einen unverhältnismäßigen geringen Ertrag, weil sie nicht ausreichend gepflegt werden können.
  2. Ein Gemüsegarten sollte möglichst eine wagerechte Lage haben; man braucht dann weniger reichlich zu gießen und darf dennoch des vollsten Erfolges sicher sein. Sind die Beete geneigt, so schießt das Wasser darüber hinweg, ohne den Pflanzen zu nützen. Liegen aber dide Beete wagerecht, so dringt das Wasser bis an die Wurzeln der Pflanzen hinunter.
  3. Der Gemüsegarten muss bei der Anlage durchweg bis zu einer Tiefe von 50 bis 70 cm rigolt werden, je nach der Stärke der Dammerdschicht und nach der Bodenbeschaffenheit. Wenn ein Gemüsegarten gut rigolt wurde und das Erdreich von Steinen und Unkraut gereinigt ist, so hat man nur die halbe Zeit, und das Wachstum ist noch einmal so lebhaft. Ein rigolter Boden hält sich stets frisch und verlangt nur halb so viel Wasser wie ein nicht rigolter; auch wirken die Düngestoffe weit energischer, weil sie sich in lockerem und durchlässigem Erdreich leichter auflösen als in trockenem und an Schollen reichem Boden; man braucht endlich viel weniger häufig zu hacken und Unkraut zu jäten.
  4. Der Boden muss tief gegraben werden, selbst wenn er rigolt worden ist, und zwar 35 – 40 cm tief. Hierdurch wird selbst der strengste Boden locker, mild und außerordentlich fruchtbar.
  5. Das Graben darf erst dann vorgenommen werden, wenn die Erde abgetrocknet ist. Noch nasses Erdreich darf nicht gegraben werden, zumal Tonboden. Jeder Spatenstich gibt dann einen kleinen Mauerstein, welcher eine große Härte erlangt. Strenger Boden wird oft für Jahre unfruchtbar, wenn er in zu nassem Zustand umgegraben wurde.
    In leichtem Boden tritt zwar dieser Übelstand weniger auffallend zutage, immerhin aber verliert das Erdreich an Lockerheit und Durchlässigkeit.
  6. Der Boden muss fleißig gehackt werden, besonders Tonboden, und immer von neuem, so oft das Erdreich durch Gießen oder anhaltenden Regen fest geworden ist oder sich durch anhaltende Trockenheit eine Kruste gebildet hat. Durch das Behacken will man nicht allein das Unkraut zerstören, vielmehr ist sein Hauptzweck, den Boden für Luft und Wasser durchlässig zu erhalten. Vieles Hacken ist so gut wie Begießen. Wird mit der Hacke die Bodenkruste zerbrochen, so wird dadurch die Leitung des Wassers im Boden zur Oberfläche unterbrochen, und dieser verliert nicht so viel der überaus wertvollen Feuchtigkeit durch Verdunstung. Andererseits nimmt die gelockerte Beetoberfläche williger das Himmels- und Gießwasser auf, welches ein Beet mit harter Oberfläche zum großen Teil abfließen lässt. Bleibt die Kruste, so nimmt die Trockenheit von Tag zu Tag zu, und die Pflanzen leiden darunter auffällig. Aber auch die Durchlüftung des Bodens ist gründlicher, wenn die Kruste nicht alle Poren verschließt.
    Diese Durchlüftung fördert die Überführung der Bodenbestandteile und des Düngers in aufnehmbare, gleichsam für die Pflanzen verdauliche Form, so dass man mit gleichem Recht wie oben sagen kann: Vieles Hacken ist so gut wie Düngen und Bewässern.
  7. Man muss jäten, so oft sich Unkraut auf den Saatbeeten bemerkbar macht. Das Unkraut lebt auf Kosten der Pflanzen, verzehrt den Dünger, welcher für jene bestimmt ist, und erstickt sie mit seinen Wurzeln und Blättern.
    Es gilt kein Vorwand, das Jäten der Saatbeete zu lange aufzuschieben in Erwartung eines baldigen Regens. Ist der Boden trocken, so gieße man ihn, er ist dann hinlänglich feucht, und nichts hindert am Jäten. Lässt man das Unkraut erst groß werden, so entwurzelt man beim Herausreißen desselben die Sämlingspflanzen.
  8. Man muss reichlich gießen, d.h. die Erde bis auf den Untergrund durchfeuchten, andernfalls soll man es lieber ganz lassen. Nichts ist für die Gemüse so nachteilig als ungenügendes Begießen, es regt die Pflanzen an, ohne sie zu ernähren, und setzt sie mnanchen Gefahren aus. Hat man nicht genug Wasser, so begieße man vier, fünf oder sechs Beete ganz gründlich und lasse vier, fünf oder sechs andere Beete ungegossen. Wenn sie gut gegossen sind, so können die Pflanzen acht Tage lang des Wassers entbehren und wachsen dennoch kräftig. Begießt man aber nur halb so stark wie notwendig, so läuft man Gefahr, alles zu verlieren. Durch Behacken lässt sich bei Wassermangel, wie oben bereits angedeutet, Abhilfe schaffen, wenigstens in gewissem Maße.
  9. Saat- und Schulbeete müssen auf sehr beschränktem Raume angelegt werden, damit man sie auf das reichlichste begießen kann. Die obere Erdschicht der Saatbeete darf, namentlich bei großer Wärme, niemals trocken werden. Ist das Erdreich ausgetrocknet, so genügt eine Stunde Sonnenscheins, um ein Saatbeet mit keimendem Samen zu vernichten. Die ganz zarten Keime sind in einem Augenblicke versengt.
  10. Allen Pflanzen, welche viel Feuchtigkeit verlangen, muss man eine Bodendeckung geben. Hauptsächlich für die Monatserdbeeren ohne Ausläufer, die Tomaten und Gurken ist eine Deckung unerlässlich. Wenn man den Boden mit dem aus Mistbeeten ausgeräumten alten Mist 3 – 4 cm hoch bedeckt, so genügt das, um ihn beständig frisch zu halten.
  11. Die Saatbeette dürfen nicht zu viel mit der Harke (Rechen) bearbeitet werden, und noch viel weniger darf man eine Harke mit zu eng gestellten Zinken gebrauchen. Übertriebene Sauberkeit schadet häufig den Pflanzen. Die Saatbeete müssen zwar gehackt werden, um die Erde zu ebnen und fremde Körper zu entfernen, aber man darf die Harke nicht missbrauchen, wenn man nicht die Erde fest und für Luft und Wasser undurchlässig machen will. Das Gedeihen der Sämlinge kann dadurch in Frage gestellt werden.
  12. Sobald die Samenpflanzen vier gut entwickelte Blätter haben, müssen sie verpflanzt werden. Gemüse, die man nicht verpflanzt oder in der frühesten Lebenszeit auseinanderpflanzt, geben weder ein frühes noch ein vorzügliches Erzeugnis. Kohl, Salat usw. beginnen, wenn sie mit dem vierten Blatte verpflanzt werden, schon nach wenigen Tagen sich zu entwickeln und machen in humusreichem und beständig feucht erhaltenem Boden unter sonst gleichen Verhältnissen viel rascher als sonst große und dicht geschlossene Köpfe.
    Die Pflanzenschule ist der Schlüssel zur reichsten Erzeugung. Sie muss stets reichlich mit Pflanzen aller Arten ausgestattet sein, um Fehlstellen ausfüllen und etwaige üble Zufälle ausgleichen zu können. Ohne eine solche Pflanzschule ist keine gute Gartenausnutzung denkbar.
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Nüchtern bleiben – Geheimmittel aus dem Jahre 1840

Der nachfolgende Artikel  stammt aus dem Buch der entschleierten Geheimnisse aus dem Jahre 1840 und beschreibt Geheimmittel und Tricks (Austernschalen, rohes Hühnerei, Zitrone etc.), wie man trotz Alkoholkonsum nüchtern bleiben kann. Warnung: Dieser Artikel ist nicht medizinisch geprüft – Anwendung auf eigene Gefahr!

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Empfehlenswerte Gartenblogs

Blog Kaletao

Erst vor Kurzem bin ich auf den Kaletao-Blog gestoßen. Endlich mal ein guter Blog, der sich nicht nur mit Pflanzen beschäftigt sondern auch explizit mit der Tierhaltung. Insbesondere zum Thema Hühnerstall bauen und Mehlwurmzucht werde ich mich hier künftig belesen, da ich hinsichtlich dieser Themen selbst noch keine Erfahrungen machen konnte. Auch gibt es auf dem kleinen Blog eine kleine und charmante Auswahl zu Artikeln zum Thema „Krisenvorsorge, die in meinen Augen fachlich fundiert und recht treffend formuliert sind. Ein Blog, den es sich zu besuchen lohnt.

Direktlink: http://www.kaletao.at/

Helmut’s Gartentagebuch

Wer etwas über exotische Tomatensamen und alte Sorten erfahren will, ist bei Helmut’s Gartentagebuch genau richtig. Leider wird das Tagebuch aus Altersgründen nicht mehr regelmäßig aktualisiert. Dennoch ist es äußerst empfehlenswert, einen Eindruck über die Vielfalt in der Tomatenwelt zu erhalten.

Direktlink: http://blog.tomatenundanderes.eu/


Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.