Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen = 40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.
Wurzelgemüse
Sämtliche Wurzelgemüse missraten leicht in frisch gedüngtem Lande. Erstens treiben sie bei starker, frischer Düngung zu üppig ins Laub und machen dann nicht so schöne Wurzeln; zweitens werden die Wurzeln nicht so schön glatt, sondern machen eine Menge Faserwurzeln; drittens werden die Wurzeln selbst durch den Dünger grobfleischiger, leicht hohl, strunkig usw. Durch tiefe Bodenbearbeitung wird die Beschaffenheit der gebauten Wurzelgemüse verschlechtert. Die Wurzeln werden größer aber grober. Trockene, strohige Düngerteile üben besonders nachteilige Wirkung auf die Entwickelung, kompostartig verrottete, feuchte Düngerreste im Boden find nicht bedenklich. Eine mäßige Düngung mit Ruß, Holzasche oder Kainit scheint den meisten Wurzelgemüsen vorteilhaft zu sein. Gute, wiederholte und nicht zu tiefe Durcharbeitung des Bodens bringt ganz besonders die Wurzeln zur schönsten Ausbildung. In schlecht bearbeitetem, ungleichmäßigem Boden mag das Kraut der Wurzelgemüse wohl ebenso gut wachsen, aber die Ausbildung der Wurzeln ist eine auffallend geringere. Auch leiden die Wurzeln durch fleckig-, madig- oder rostig werden.
Gegen diese Übel hilft also in erster Linie gute, wiederholte Bearbeitung des Bodens, dann Wechselbau und schließlich Begießen mit Seifenwasser.
Kohlrüben
Synonyme: Steckrüben, Wrucken
Aussaat 15. bis 20. Mai, auf ungedüngte Gartenbeete, für fünf Pfennig Samen. Verpflanzung frühestens 20. bis 25. Juni, lieber etwas später, denn frühere Aussaaten missraten, weil die Pflanzen sich in der frühen Jahreszeit nicht flott genug entwickeln. Vier Reihen auf das Beet, mind. 30, eher 40 cm Abstand, nur auf Land, welches im Jahre vorher, spätestens im Herbst vorher, gedüngt worden ist. Es darf schon Erbsen im Frühjahre gebracht haben; freie Lage. Auch auf Feldland gedeihen Kohlrüben.
Kohlrüben werden nicht als feines Gemüse geschätzt, aber sie sind nahrhaft und liefern eine billige Hausmannskost. In jedem Garten- und Ackerboden kann man sie pflanzen. Nur in frischem Dünger geraten sie nicht, sondern werden wurzelig und strunkig, schießen auch wohl und bekommen maden. Dick, rund und glatt dagegen werden sie, wenn sie einen von Natur etwas frischen, bindigen Boden erhalten, der von der Vorkultur her in guter Dungkraft steht.
Es ist nur einmal Gießen und einmal Hacken nötig, später werden die Wurzeln etwas mit Erde behäufelt. Die Ernte erfolgt im Oktober, November.
Es wird hin und wieder behauptet, dass irgendeine Kohlrübensorte besondere Eigenschaften und Vorzüge hat, die darin bestehen, dass sie große, wurzelfreie, glatte, runde Knollen bilde, keinen derben Strunk usw., und dann wird an diese Behauptung die besondere Empfehlung der Sorte geknüpft. – Wie wir schon gesehen haben, liegt zunächst viel an der richtigen Kultur und Bodenart. Dann aber liegt’s auch an den Samenzüchtern, wenn aus Kohlrüben nichts wird. Der Kohlrübensamen wird unglaublich billig angeboten; es ist gar nicht möglich, zu diesen Preisen einen guten Samen zu ziehen. „Hoffmann’s gelbe Schmalzkohlrüben“ ist die beste Kohlrübensorte. Gelbfleischige Sorten sind zu Speisezwecken besser und beliebter, als weiße.
Speiserüben
Synonyme: Mairübe, Herbstrübe, Stoppelrübe, Weiße Rübe, Wasserrübe, Teltower Rübe
Aussaat selten im Frühjahre (Mairübe), in der Regel wird 20. bis 25. Juli Samen auf ein nicht gedüngtes Gartenbeet, nur in freier Lage, breitwürfig gestreut. 20 Gramm für zehn Pfennig genügen für ein Beet von 20 Meter Länge. Verpflanzen findet nicht statt, nur ein Auslichten der zu dichten Stellen, falls es nicht gelungen ist, dünn, gleichmäßig zu säen. Am besten werden sie auf guten Roggen- und Weizenfeldern, wenn man sie spätestens bis 8. August auf die Stoppeln sät und ganz flach unterpflügt. Im Garten sät man sie zur gleichen Jahreszeit auf die abgeernteten Erbsenbeete. Die Rübchen sollen höchstens 8 cm weit stehen; haben sie mehr Platz, so werden sie zu groß und verlieren an Geschmack.
In einigen Gegenden ist es üblich, auch zu anderen Zeiten des Jahres Rübchen anzubauen, z.B. wird im zeitigen Frühjahre gesät, um Ende Mai ernten zu können; Ende Mai ist aber auf dem Markte wenig Bedarf für Rübchen. Auch bietet der frühe Anbau größere Schwierigkeiten dadurch, dass die Rübchen im Mai sehr leicht madig werden.
Die Ernte der Rüben erfolgt von Mitte Oktober bis Mitte November. Hacken und dergleichen ist überflüssig, weil die Pflanzen den Boden selbst decken, in stark verunkrautetem Boden würde auch Hacken nichts nützen und sollte man dort keine Herbstrüben bauen. Die meisten Spielarten dieser Rübe dienen zur Feldkultur (Turnips!).
Es gibt runde und lange Sorten. Gut ist die Rübensorte: „Petrowskische feinste Delikatessrübe“. Am feinsten aber ist die Rübensorte „Teltower Rübe“. Diese Abart, die etwa nur die Größe der ersten frühen Mohrrübchen erreicht, ist auf dem Sandboden der Teltower Gegend entstanden und gedeiht in voller Güte nur auf märkischem Sande, hauptsächlich in Teltow. An allen anderen Orten artet sie leicht aus. – Ich säe vom 1. bis 5. August; in der Teltower Gegend werden die Rüben vom 8. bis 18. August breitwürfig in die flach umgepflügten Roggenstoppeln gesät und nicht weiter behandelt. Vom Oktober ab werden die Teltower Rübchen ausgegraben und dann auf weite Entfernung verschickt. Sie halten sich bis zum März.
Mohrrübe
Frühe, kurze Sorten der Gartenmohrrübe werden meistens Karotten genannt. Aussaat der Frühkarotten Januar, Februar, März, sobald der Boden offen ist, breitwürfig oder 7 Reihen auf das Beet. Für ein Beet von 20 Meter Länge sind 20 Gramm Samen nötig für 10 Pfg. Verpflanzt wird nicht! Je besser, der Mistbeeterde ähnlicher der Boden, um so früher werden die Karotten verbrauchsfähig. Früheste Sorten werden nur auf bestem, mittel-feuchtem Boden, in guter, warmer Lage, gebaut. Samen liegt sechs bis acht Wochen, ehe er aufgeht. Deshalb kommt leicht Unkraut hoch und muss zweimal gut gejätet, bei Reihensaat gehackt werden. Zu dicht stehende Pflanzen werden soweit ausgedünnt, dass immer auf 4 bis 5 cm nur eine Pflanze stehen bleibt.
Nicht jeder Gartenboden hat die richtige Beschaffenheit für Möhren; er ist oft nicht frisch genug, zu lose und trocken oder gar etwas brandig. Da hilft es, wenn im Herbst das Land vorbereitet und mit vergorener Jauche oder Spülicht übergossen wird. So habe ich, den Boden bindiger gemacht, von leichtem Sand die prachtvollsten Mohrrüben geerntet. Da, wo der Boden außergewöhnlich fest und bindig ist, ist natürlich auch den Mohrrüben eine Lockerung dienlich, und zwar um so tiefer, je länger die Sorte ist. Kurze Sorten sind mit 1/2 Fuß tiefem, guten Boden zufrieden, lange Sorten verlangen das Doppelte, und ganz große dicke Futterrüben werden zu wahren Mast- und Prachtfrüchten, wenn man sie im Frühjahre zeitig auf rigoltes Land sät. – Für sehr rohen Boden würde ich ganz besonders auch für die Mohrrüben eine Verbesserung durch Unterhacken von Kompost vorschlagen. Frischen Dünger hingegen vertragen sie nicht.
Die ersten Frühkarotten sind Mitte Juni verbrauchsfähig. Sie werden mit den ersten jungen Erbsen oder auch für sich allein gekocht, oder als Suppengemüse. Beste Frühkarottensorte ist: „Frankfurter Kurzkrautige“.
Spätere Karotten (Mohrrüben), Aussaat April, auch noch vom 1. bis 10. Mai, breitwürfig oder 5 Reihen auf das Beet. Für ein Beet von 20 Meter Länge sind nur 15 Gramm Samen nötig. Sie gedeihen auch noch auf geringerem Boden, gehen nach 3 bis 4 Wochen auf, werden nur einmal gejätet. Ernte vom August ab. Sorte: „Mittellange von Nantes“.
Für kleinen Haushalt ist es vorteilhaft, frühe und späte Sorten gemischt zu säen. Erst werden die frühen Karotten ausgezogen, inzwischen wachsen die späten nach, so wird den ganzen Sommer hindurch vom selben Beet geerntet. Es muss aber guter, kräftiger Boden sein. Bei feuchtem Wetter oder wenn die Beete gegossen werden, gelingen auch spätere Aussaaten im Juni und Juli. — Hierzu nimmt man die Sorte „Frankfurter Kurzkrautige“, die sich schnell entwickelt und bis Herbst noch schön vollkommen und sehr zart wird. Wer gern im Winter oder sehr zeitig im Frühjahre junge Karotten haben will, macht 15. bis 20. Juli noch eine Aussaat. Bis zum Herbst gibt’s kleine Karotten, die unter einer Decke von Erde, Waldstreu, Dünger oder dergl. im Freien bleiben können, zum ersten Frühjahrsgebrauch. Schließlich kann man auch in warmem Boden statt im Februar schon im Oktober, November säen. Der Samen geht im Herbst oder im Winter unter Schnee auf und wenn es im Frühjahr warm wird, fangen die jungen Mohrrüben an zu wachsen.
Rote Rübe (Rote Beete)
Aussaat 15. bis 20. April. 4 Reihen auf ein Beet, in je 10 cm Abstand 1 Korn. Für 5 Pfennig Samen genügt. Verpflanzen ist zulässig aber nicht notwendig. Will man verpflanzen, kann man den Samen mit dem Kohlsamen dicht säen und später die Pflanzen in 4 Reihen und 15 cm Abstand versetzen. Besondere Behandlung nicht notwendig. Ernte vom Oktober ab.
Die Rote Beete will, wie alle anderen Wurzelgewächse, einen freien, sonnigen Standort haben. Das Land wird beim Graben nicht frisch gedüngt. In solchem ungedüngten Land werden die Wurzeln der echten Sorte lang, dünn, glatt, dunkelrot. In gedüngtem oder nur flach gegrabenem Land machen sie viel Seitenwurzeln, werden dicker, grobfleischiger und nicht so schön rot und schmackhaft. Man baut Rote Beete nur auf dem Felde oder in ganz freien Gärten. Unter Bäumen an etwas schattiger Stelle werden sie nicht schön, leicht grau in der Farbe; die Sonne färbt tief dunkelrot.
Der Roterübensalat kann den ganzen Winter hindurch bereitet
werden. Beim Einmachen werden die Roten Rüben gewaschen, mit Wasser aufgesetzt und gar gekocht. Dann werden sie zum Erkalten hingestellt und, nachdem die obere Haut abgezogen ist, in feine Scheiben geschnitten, die Scheiben mit etwas Meerrettich und Kümmel schichtweise in einen Topf gelegt; hierauf wird die Brühe mit Essig abgekocht. Von den gekochten Roten Beeten werden 2 gerieben und in den Essig getan, damit der Saft schön rot wird. Die Brühe wird kochend darüber gegossen. Die beste Sorte hierfür ist „Eclipse“, rund.
Hinweis der Redaktion von Uropas Bauerngarten zur Ernte: Im „Gartenbuch für Anfänger“ ist die Ernte vom Oktober ab beschrieben. Im Buch „Praktische Gemüsegärtnerei“ spricht Böttner hingegen davon, dass das Einernten erst im November geschieht, nachdem die Roten Rüben einen ersten Frost erhalten haben.
Sellerie
Aussaat 1. bis 5. März in das Mistbeet, für 5 Pfg. Samen genügt für 1/6 Fenster. Der Samen keimt nach 3 Wochen. Die Pflanzen werden am 15 bis 20. April in reine, fette Mistbeeterde verstopft. Verpflanzzeit 5. bis 10. Mai. Vier Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand.Werden Pflanzen dichter gepflanzt, so treiben sie sehr ins Kraut, machen aber nur winzige Knollen.
Sehr erwünscht ist eine gute freie Lage und ein altgedüngter guter Boden. Fehlt es dem Boden an Dünger, so darf nur alt verrotteter, guter Mist gegeben werden und dieser wird so tief untergebracht, dass er für die Wurzeln gerade gut erreichbar ist. Denn kommt der Dünger zu tief, so bildet der Sellerie viel grobe Wurzeln und keine glatten Knollen. Kräftige, richtig gezogene Pflanzen sind notwendig, um gute, große, zart- und weißfleischige, glatte Sellerie zu ziehen. Abschneiden der Wurzel ist fehlerhaft. Öfteres Gießen ist notwendig. Düngerguss nur im mageren Boden, andernfalls werden durch Düngerguss die Knollen leicht innen hohl oder schwarz, was stets eine Folge von Überdüngung oder ungeeigneter Bodenbeschaffenheit ist. Als Suppengemüse ist Sellerie den ganzen Sommer hindurch zu verwenden. Zu Salat vom September ab. Haupternte für Winter- und Frühjahrsverbrauch 5. bis 10. November. Beste Selleriesorte: „Hamburger Markt“. „Prager Riesen“ sind ergiebig, aber grobfleischig und nicht fein. Wenn Sellerie stark in das Kraut schießt und keine Knollen ansetzt, so ist er zu dicht gepflanzt oder mit frischem Dünger überdüngt.
Obergärtner Martinsen, der bei obenerwähntem Sellerierennen unter mehr als 100 Bewerbern zweimal den Preis gewann, schreibt über seine Kultur: „Ich habe den Samen gesät am 15. Februar, die Pflanzen verstopft am 10. April, verpflanzt am 13. Juni. Der Boden ist leicht und trocken, war mit verrottetem Pferdemist gedüngt und tief gegraben. Die Pflanzen standen 45 Zentimeter Abstand nach jeder Seite, sind von Unkraut freigehalten und jede Woche einmal mit verdünnter Abortsjauche gegossen. Weiteres Begießen hat nicht stattgefunden. Seitenwurzeln wurden nicht geschnitten, auch die Knollen nicht abgerieben.“
Rettich
Sommerrettich, Aussaat nicht vor 15. bis 20. April. Winterrettich, Aussaat nicht vor 15. bis 20. Juni. Die zu frühzeitigen Aussaaten missraten häufig. Man braucht 10 Gramm Samen von jeder Sorte.
Von Juni bis Juli bei Hitze ist der größte Bedarf für den Genuss der Rettiche. Man beginnt mit der Aussaat nicht vor Ende April, weil Rettiche frührere Aussaaten, die immer noch einige Fröste durchmachen, leicht schießen.
Die Samenkörner werden auf 25 Centimeter Abstand in kleine Vertiefungen gelegt. An jeder Stelle drei Löcher, so: in jedes Loch zwei Kerne 2 cm tief, später werden die Pflanzen soweit ausgedünnt, dass höchstens drei Pflanzen vom Sommerrettich oder nur eine Pflanze vom Winterrettich an jeder Stelle stehen bleiben. Nach dem Auslichten wird Winterrettich etwas angehäufelt.
Man kann Sommerrettich sehr gut als Zwischenkultur bauen auf Kohlbeeten usw. Winterrettich gedeiht besser auf besonderen Beeten. In frisch gedüngtem Boden missrät der Rettich fast immer und wird madig, weil der Mist den Boden zu brandig und trocken macht. Der Boden muss aber sehr mild, locker und mürbe und feucht sein. Viel Gießen ist vorteilhaft, in trockenerem Boden geht’s ohne vieles Gießen überhaupt nicht. Rechtzeitiges Jäten und Auslichten fördern das Gedeihen des Rettichs.
In Bayern habe ich eine Rettichspezialisten kennen gelernt, der in einem kleinen Garten mit mildem Boden und geschützter Lage, wie sie dem frühen Rettich so außerordentlich zusagen, immer schon Anfang Mai fertige Rettiche und reiche Einnahmen daraus hatte. Die Aussaat erfolgte im Februar, sehr früh schon. Die Beete waren durch Stangen eingefasst, und wurde bei kaltem Wetter Stroh darüber gelegt, so dass der Frost nicht schaden konnte.
Der Genuss des Rettichs ist wohltuend und heilsam für Hals und Magen. Der Saft vom Rettich, vermischt mit Zuckerkand, ist ein bewährtes Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit. Genuss in feine Scheiben geschnitten wie Radieschen mit Salz zu Brot und Bier — in München besonders beliebt, aber für jeden, der sich daran gewöhnt, sehr gesund und angenehm. — Die beste Sorte für Sommer-, Herbst- und Winterverbrauch ist: „Münchener Bierrettich“; eine prachtvolle neuere Sorte ist „Salvator“. Die früheste Rettichsorte ist der „ovale goldgelbe Mairettich“; ein vorzüglicher Winterrettich ist der „Pariser kohlschwarze“ mit blendend weißem Fleische.
Radieschen
- Erste Aussaat: 15. bis 20. März
- Zweite Aussaat: 15. bis 20. April
- Dritte Aussaat: 15. bis 20. Mai, später nach Bedarf
Es wird breitwürfig jedesmal 10 Gramm Samen gesät. Jedes einzelne Radies braucht 5 cm Abstand nach allen Seiten, etwa danach ist die Entfernung beim Säen zu bemessen. Stehen Radies zu dicht, so schießen sie jedesmal üppig ins Kraut und machen keine Knollen. Der Samen der Radies wird etwa 1 bis 2 cm mit Erde bedeckt. Wer nur ein kleines Beetchen hat, tut wohl, wenn er 10 oder 12 flache Rillen zieht und den einzelnen Samenkörnern gleich einen Raum von 5 bis 6 Zentimetern abmisst. Die so einzeln gelegten Radies geraten, ohne ausgedünnt zu werden, besonders gut. Im großen würde das zuviel Arbeit machen und bei dem billigen Preis der Radies nicht der Arbeit entsprechen.
Radies geraten nur in gutem, altgedüngtem Gartenlande. Bedingung ist, dass sich der Boden in guter Kultur befindet und seit mindestens 5 Jahren als Gartenland genutzt wurde. In rohem, frischgedüngtem, überhaupt in jedem ungenügend vorbereiteten Lande missraten sie, werden strunkig, madig, schnell pelzig oder dergleichen. Hat man keinen guten, mürben, altgedüngten Boden bereit, wird der vorhandene schlechte Boden mit einer 5 cm hohen Schicht Mistbeeterde oder guter, nicht zu trockener Komposterde im Herbst überdeckt, die Komposterde untergehackt und hierauf Radies gesät.
Radiesbeete werden bei trockenem Wetter täglich begossen. Die lohnendsten Radieskulturen fand ich überall in den Gärten, die in feuchten, warmen Flußniederungen gelegen sind. Im Gegensatz hierzu ist auf Bergeshöhen, in hohen, trockenen Gartenanlagen, das Gedeihen häufig mangelhaft. Radieschenbeete müssen geschützt und tief, aber nicht schattig liegen. In hohen, freien Lagen werden Bretter ringsum gesetzt, damit das Beet nicht so schnell austrocknet und das Gießwasser nicht abläuft. Wer die Bretter sparen will, soll kleine Erddämme rings um das Radieschenbeet machen.
Über die Ursachen des Hohlwerdens ist ja vom Sellerie her bekannt, dass durch Stickstoffreichtum das Wachstum mächtig angeregt wird, und dass beim Mangel anderer Nährstoffe der Inhalt der Wurzel selbst zum Weiterbau benutzt wird. Bei Radies tritt das sehr früh ein, oft schon wenige Tage, nachdem das Radies die übliche Durchschnittsgröße und Verbrauchsfähigkeit erreicht hat. Es findet in der Entwicklung kein Stillstand statt. Schnellwüchsige, runde Frühsorten, die sehr bald für den Genuss brauchbar werden, bleiben immer nur einige Tage in brauchbarem Zustande. – Größere Spätsorten, besonders lange Radies, bleiben länger fleischig und werden erst hohl, wenn der Samenstengel durchschießt.
Beste frühe Sorte ist: „Expreß“ und „scharlachrotes, kurzlaubiges“; beste späte Sorte „Woods langes“. Sehr groß ist „Würzburger Treib“ – Dem violetten Radies wird nachgerühmt, dass sie widerstandsfähiger im schlechten Boden sind. Sehr beliebt sind die Sorten mit weißem Wurzelende.
Gegessen werden die Radies leicht in Salz getaucht zum Butterbrot. Sie sind sehr gesund und angenehm, besonders im Frühjahre.
Schwarzwurzel
Synonyme: Skonzoner
Aussaat 1. bis 10. März, falls der Boden dann noch gefroren, sofort nachdem er offen ist. Die Aussaat sollte so früh wie möglich erfolgen; Frost schadet den sehr harten Schwarzwurzeln nicht. Später gesäte Schwarzwurzeln bleiben im ersten Jahre zu dünn und müssen zwei Jahre stehen. Drei Reihen auf das Beet. In den Reihen das Korn auf 3 cm Abstand. Für 20 Pfennig Samen genügt für ein Beet von 10 Meter Länge. Verpflanzt wird nicht. Wenn der ziemlich große Samen nach Vorschrift und nicht zu dicht gestreut ist, brauchen die Pflanzen auch nicht verzogen zu werden.
Boden sollte zwei Spaten tief gegraben, aber nicht gedüngt worden sein, in solchem tiefgegrabenem ungedüngten Boden machen die Schwarzwurzeln schlanke, lange, schöne Wurzeln, wohingegen sie sich verzweigen und dadurch minderwertig werden, wenn der Boden flach ist und Düngerreste enthält. Außer dreimaligem oder viermaligem Hacken ist keine Behandlung nötig. Die Blüten werden nicht ausgeschnitten. Wurzeln der blühenden bleiben brauchbar.
Vom November ab bis zum April finden die Schwarzwurzeln für die Küche Verwendung. Sie bleiben im Freien auf ihrem Standorte stehen; vom Froste leiden sie nicht. Wenn der Boden nicht gefroren ist, können zu jeder Jahreszeit Wurzeln ausgegraben werden. – Um auch bei Frostwetter nicht auf dieses feine Gemüse verzichten zu müssen, bringt man auf die Schwarzwurzeln eine Decke von Laub oder Dünger, oder man gräbt einige Wurzeln aus und schichtet sie im Keller im Sand ein. Im freien Lande bleiben jedoch die Wurzeln frischer und wohlschmeckender.
Die Zubereitung der Schwarzwurzeln ist die des Spargels oder Blumenkohls mit holländischer Soße. Man kann sie aber auch wie Möhren kochen; sie geben dann ein billiges, gesundes, sehr schmackhaftes Hausgericht. Sehr beliebt ist die Zubereitung mit zwischengekochten Fleischklößchen.
Beste Schwarzwurzelsorte: „russische Riesen“. Ganz ebenso werden Haferwurzeln, Weißwurzeln (Salsifis), behandelt. Sie unterscheiden sich von den Schwarzwurzeln nur durch die helle Farbe. Schwarzwurzeln können auch schon im August gesät werden; sie blühen aber dann im nächsten Jahre reichlicher als die im Frühjahre gesäten, die nur vereinzelt blühen und im Durchschnitt zarter bleiben.
Wurzelpetersilie
Die Wurzeln der Petersilie sind ebenso wie die oberirdischen Teile, die Blätter, als Würze für Suppen geschätzt. Außerdem hat man Petersilienwurzeln in ziemlich reichlicher Menge nötig für das Kochen der Frische usw. – Die besten Blätter bringen die sogenannten gefüllten krausblättrigen Arten, welche wenig Wurzeln haben. Man baut daneben noch Wurzelpetersilie, welche zwar auch brauchbare, leider nur dünne, einfache Blätter hat, vor allen Dingen aber starke, gute Wurzeln bringt.
Neuerdings gibt es eine vorzügliche Petersiliensorte, welche gleichzeitig als Wurzelgemüse und als Schnittpetersilie dienen kann, denn sie hat feine, krause Blätter und große, dicke Wurzeln. Das ist die Petersilie der Sorte: „Ruhm von Erfurt“. Für den Hausgarten genügt diese Sorte; sie erfüllt beide Zwecke.
Gesät wird als zierende Einfassung an den Rand eines Beetes eine Reihe. Jeder Boden ist gut; mürber, fruchtbarer Sandboden scheint für wurzelbildende Petersilie besser zu sein. Die Samen liegen drei bis vier Wochen, bevor sie keimen; bis zu diesem Zeitpunkte müssen die Rillen gut feucht gehalten werden.
In der ersten Zeit würde den schwachen, zarten Pflänzchen das Abschneiden von Blättern recht nachteilig sein. Man kann sich aber behelfen, wenn man nach und nach alle zu dicht aufgegangenen Pflänzchen für den Küchengebrauch auszieht; später darf man hin und wieder einige Blätter schneiden, ohne befürchten zu müssen, dass die Wurzeln hierdurch beeinträchtigt werden.
Die Wurzeln können im Winter im Freien stehen bleiben. Für den fortwährenden Küchengebrauch werden aber einige ausgehoben und dann im Keller eingeschlagen.
Rapontika
Die Rapontika ist mehr für den Tisch der Feinschmecker, nicht für allgemeinen Anbau geeignet. Sie ist als Gemüse bis jetzt noch wenig bekannt, auch mit der Kultur ist man nicht sonderlich vertraut.
Der Samen wird schon im Herbst ins freie Land oder im Frühjahr ins Mistbeet gesät; er braucht sehr viel Zeit zur Keimnung. Sind dann die Pflänzchen kräftig genug, so setzt man sie im Juli, drei Reihen auf das Beet, mit 30 Zentimeter Abstand. Die Pflanzen können im November ausgegraben und im Keller aufbewahrt werden.
Die Zubereitung zu Salat ist die gleiche wie beim Sellerie. Man kocht die Wurzeln in Salzwasser, schneidet sie in Scheiben und macht sie mit Essig und Öl zu Salat an. Rapontikasalat ist ein sehr wohlschmeckender, nahrhafter Salat.
Kerbelrübe
Aussaat 1. bis 10 August. Samen muss frisch geerntet sein, sonst geht er nicht auf; 20 Gramm Samen für ein Beet voll 5 Meter Länge, sechs Reihen. Es wird nicht verpflanzt. Das Kraut stirbt im nächsten Juni sehr bald ab. Rübchen werden aber trotzdem nicht vor Oktober geerntet, dann frostfrei in frischem Sand aufbewahrt. Verwendung der Rübchen als Delikatesse, wie essbare Kastanien (Maronen); beste Sorte: „große sibirische“. Kultur dieses seltenen Gemüses ist nur unter günstigen Verhältnissen angebracht. Boden muss sehr gut und fruchtbar sein; Samen darf nicht zu dicht gesät werden. Diese Kultur ist im Allgemeinen nicht als einträglich zu empfehlen, lohnt nur für Liebhaber der sehr wohschmeckenden Rübchen.