Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen = 40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.
Inhaltsverzeichnis
Spinatgemüße
Zu den Spinatgemüsen gehören alle Gewächse, deren Blätter, zarte Sprosse und junge Stengel gekocht und dann mit einem Fett breiartig geschmort angerichtet werden. Die Zahl dieser Gewächse ist eine sehr große. Bekanntlich wird auch aus den jungen Sprossen der Brennesseln, den Blättern der Melden usw. Spinat bereitet. Eine besondere Kultur verlangen alle diese Pflanzen nicht, da sie überall als Unkraut wachsen. — Der Mangold, dessen Blätter den ganzen Sommer hindurch guten Spinat geben, ist unter den Stielgemüsen aufgeführt, weil die Stiele dieses runkelähnlichen Gewächses besondere Verwendung finden.
Gartenspinat
Spinat ist ein Gemüse, welches von der Küche zu jeder Jahreszeit verlangt wird und welches ohne Mühe zu jeder Jahreszeit gezogen werden kann. Jeder Gartenboden eignet sich zum Anbau des gewöhnlichen Gartenspinats.
Die Aussaat geschieht zu verschiedenen Zeiten. In der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juli wird kein Spinat gesät, weil er bei der Hitze des Sommers foort in Samen schießen würde, ohne überhaupt verwendbare Blätter zu bilden.
Aussaat viermal im Jahre:
– 1. Für Herbst und Vorwinter 1. bis 5. August,
– 2. für Spätwinter und erstes Frühjahr 15. bis 20. September,
– 3. für Verbrauch im Mai 15. bis 20. März,
– 4. für späteren Verbrauch 15. bis 20. April, auch noch Anfang Mai.
Samenverbrauch 1/2 Kilo á 40 Pfennige, wovon jedesmal etwa 125 Gramm gesät werden. So viel genügt für ein Beet von 15 Meter Länge. Für schweren Boden Reihensaat, für leichten breitwürfig. Geerntet werden meistens die ganzen Pflanzen, die dicht unter der Wurzel ausgestochen werden. In gutem Boden, in dem Spinat nicht so schnell schießt, schneidet man auch nur die Blätter ab und wachsen andere Blätter nach.
Für Düngung jeder Art zeigt sich der Spinat insofern dankbar, als er äußerst üppig danach wächst. Aber es wird auch durch zu vielen Dünger verweichlicht, so dass er durch Sonnenbrand und Frost mehr leidet; weiterhin aber verliert der Spinat seine Bekömmlichkeit, wenn er durch frische Dungstoffe zu besonders geilem, unnatürlichem Wuchs veranlasst worden ist. – Ich habe früher Spinatland immer gut gedüngt. Seit ich aber beobachtet habe, wie er auf ungedüngtem Lande so viel kerniger und besser schmeckt, baue ich ihn an in alter Tracht; und nur ausnahmsweise, in armem, leichtem Sandboden, wo ohne Düngung überhaupt nichts wächst, aber selbst nach guter Düngung manches nur kümmerlich fortkommt, gebe ich auch dem Spinat eine reichliche Gabe frischen Düngers.
Ernte in der Regel sechs Wochen nach der Aussaat. Sobald die Pflänzchen das sechste oder siebente Blatt gebildet haben, werden immer die stärksten davon ausgestochen, die übrigen wachsen dann besser nach. Das ist die Kultur in leichtem Boden. In anderen Gegenden ist es üblich in Reihen zu säen und mehreremale die Blätter abzuschneiden.
Das gute Überwintern des im August gesäten Spinates ist eine wichtige Sache. Nach schlechtem Winter wird grüner Spinat oft sehr gesucht und hoch bezahlt. Das gute Überwintern kann erleichert werden dadurch, dass man im Herbst bei schneelosem Frost ganz dünn etwas Langstroh auf die Spinatbeete breitet.
Beste Spinatsorte ist der „große rundblättrige Riesen-Viroflay“ mit runden Samen. Die Sorten mit stacheligem Samen sind nicht so gut, werden aber für widerstandsfähiger im Winter gehalten.
Neuseeländer Spinat
Der Neuseeländer Spinat ersetzt den gewöhnlichen Spinat in den Sommermonaten. Er ist eine einjährige Pflanze, deren vorzügliche Brauchbarkeit der Spinatbereitung noch nicht genug geschätzt wird. Aussaat Oktober und November in das freie Land oder 1. bis 5. März in das Mistbeet. Im Frühjahre in das Freie Land gesäter Samen geht unsicher auf, der einmal angesiedelte Spinat sät sich aber leicht selbst wieder aus und braucht dann nur ausgedünnt und verpflanzt zu werden. Die harten Samenschalen werden im Winter über mürbe. Die Pflanzen des Neuseeländer Spinats bilden sehr umfangreiche Büsche, müssen also viel Raum haben: ich pflanze zwei, höchstens drei Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand in den Reihen. So oft man auch schneidet: in kurzer Zeit wird das Beet wieder durch das Gewirr von jungen Zweigen gefüllt sein, und diese jungen Zweige sind gerade gut und zart; alte, unbeschnittene Pflanzen werden durch die vielen Blütenknospen minderwertig.
Neuseeländer Spinat will guten und feuchten Boden haben und muss viel beschnitten werden, damit immer zarte, junge Triebe nachwachsen. Wird wenig davon geschnitten, so werden die Triebe hart.
Benutzt werden die dicken, fleischigen Blätter und Triebspitzen. Deren Zubereitung ist dieselbe wie beim Spinat. Der Geschmack gilt als feiner. Vorzug: man kann ihn den ganzen Sommer hindurch benutzen, wenn es keinen anderen Spinat gibt.
Eiskraut
Das Eiskraut, ein eigenartiges Gewächs mit dickfleischigen Stengeln und Blättern, die aussehen, als ob sie über und über mit kleinen Perlen oder Eiskristallen besetzt wären, gedeiht wie der Neuseeländer Spinat in jedem warmen, durchlässigen, nicht frisch gedüngten Boden; es will nur eine sonnige Lage haben.
Aussaat 1. bis 5. April in das Mistbeet oder Anzuchtbeet, muss trocken gehalten werden, da die Pflänzchen leicht faulen. Die kleinste käufliche Saatmenge genügt hundertfach. Man braucht nur 30 bis 40 der winzigen Körnchen zu säen. Verpflanzen 15. bis 20. Mai; drei Reihen auf das Beet, 40 cm Abstand.
Die zarten jungen Triebspitzen werden häufig zum Gebrauch abgeschnitten, sie wachsen immer wieder nach. Unbeschnittenes Eiskraut wird hart und unbrauchbar. Das Eiskraut muss in etwas gutem Boden, aber warm und nicht zu nass, stehen. Gießen und flüssig Düngen ist entbehrlich.
Verwendung: Die Sprossen, Triebspitzen werden mit geriebener Semmel und reichlich Butter zu einem spinatähnlichen Gemüse bereitet, welches eigenartig und Vielen köstlich schmeckt. Da das Eiskraut beim Kochen sehr zusammenfäll, wird ziemlich viel auf einmal gebraucht. Es wird abgekocht, dann in einen Durchschlag gegossen, damit das Wasser abläuft. Man lässt es nun mit Butter zergehen und röstet geriebene Semmel, bis sie gut braun sind; hierauf tut man das Eiskraut und lässt es vielleicht 10 Minuten gut durchschmoren. Die Zubereitung ist etwas teuer für einfache Haushaltungen — immerhin ist Eiskraut als Gemüsepflanze sehr beachtenswert.
Sauerampfer
Der Sauerampfer ist ein ausdauernder Spinat, der gewöhnlich durch Aussaat, aber auch durch Verteilung der alten Stöcke vermehrt wird. Er bildet brauchbare Einfassungen für Beete, wächst auch an schattigen Stellen.
Aussaat 20. bis 25 März in Reihen. Zur Aussaat auf Gartenbeete werden fünf Reihen gezogen, die einzelnen Körner in den Reihen mit 1/2 cm Abstand gelegt – Fünf Gramm Samen genügen; Verpflanzen ist zulässig, aber nicht notwendig. Die Pflanzen sind ausdauernd und können in späteren Jahren nach Bedarf verteilt und umgepflanzt werden.
Besonders günstigen Boden verlangt dieses Gemüse nicht. Vorzug des Sauerampfers: Er gedeiht auch unter ungünstigen Verhältnissen und bildet noch im Schatten schöne Einfassungen. Es ist gut, ihn feucht zu halten und mit Kompost zu düngen, weil er dann vollkommener wird. Die Blätter, die im Frühjahre mehrmals abgeschnitten werden können, dienen zur Bereitung vorzüglicher Suppen.
Gartenmelde
*Gastartikel aus: „Schmidtlins Gartenbuch: Praktische Anleitung zur Anlage und Bestellung der Haus- und Wirtschaftsgärten“, Vierte Auflage, neu bearbeitet von Theodor Nietner (Königl. Hofgärtner in Potsdam) und Theodor Rümpler (Generalsekretär des Gartenbauvereins in Erfurt).
Von dieser einjährigen Pflanze hat man mehrere Varietäten, die gelbe, die hellrothe, die dunkelrothe (Blutmelde), von denen die letztere auch als Zierpflanzen geschätzt sind, doch auch für die Küche benutzt werden können, da sich die Blätter ziemlich grün kochen. Die Blätter liefern im Frühjahr ein angenehmes Gericht, werden aber weniger für sich, als in Mischung mit Spinat oder anderen spinatartigen Gewächsen benutzt.
Obgleich die Melde in Gartenboden jeder Art vorkommt, so wird sie doch ergiebiger und schöner in frisch gedüngtem Lande.
Man sät sie im zeitigen Frühjahr breitwürfig oder in Reihen ganz dünn aus und verzieht die zu dicht aufgegangenen Pflanzen auf einen Abstand von 25 – 30 cm. Gewöhnlich blattet man die Pflanzen von unten auf, so dass die oberen jüngeren, Zeit erhalten, sich auszubilden.