Wie man mit Stallmist, Bauschutt, Asche, Lehm, Moorboden und anderen Dingen einen schlechten Gartenboden verbessern kann, wird in einem Artikel von Johannes Böttner ausführlich erklärt.
Ein historischer Auszug von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Bodenverbesserung
Für die Gärtnerei gibt es viele wertvolle Regeln. Eine der wichtigsten lautet: Die Eigenschaften des Bodens müssen durch die Verbesserung in ihr Gegenteil verwandelt werden. Also: ein leichter Boden soll schwer gemacht werden und ein schwerer Boden leicht. Der trockene Boden muss feuchter werden und der feuchte Boden trockener. Der bindige Boden muss lockerer werden und der lockere bindiger. Es ist hierbei kaum zu befürchten, dass wir über das Ziel hinausschießen, denn der Boden hält an seinen natürlichen Eigenschaften auffallend zähe fest.
Ein Normalrezept, um sämtliche Böden in der angedeuteten Richtung zu verbessern: „Stallmist“. – Er besitzt alle notwendigen guten Eigenschaften, den Boden zu vervollkommnen und die schlechten Eigenschaften des rohen Bodens zu mildern. Er macht den zu leichten Boden schwer und den schweren leichter, den feuchten trockener und den trockenen feuchter, den bindigen lockerer und den lockeren bindiger; vor allem macht er einen jeden Boden kräftiger und fruchtbarer.
Neben dem Stalldünger und dem ihm ähnlichen Kompost – die Erklärung vom Kompost kommt noch – kann noch manches andere Bodenverbesserungsmittel in Anwendung kommen. Der Stallmist aber wird der vornehmste und wichtigste und für alle Verhältnisse passendste Bodenverbesserer sein und bleiben. Die Hilfsmittel gelten immer nur für bestimmte Verhältnisse:
Bauschutt
Der Rat, denselben zur Besserung des Gartenbodens zu verwenden, beruht auf Erfolgen, wird aber oft missverstanden. Früher, als noch viel Lehmfachwände gebaut wurden und Sandkalkmörtel zum Verputzen diente, gab es zuweilen guten Bauschutt. Der alte Lehm, der strengen Boden so zart und mulde machte, ist aber jetzt selten. Zementverputz und Steinschutt haben für das Land keinen Wert, nein, sie sind sogar schädlich. Wenn alte, mit Lehm oder Sandkalk gebaute Scheunen, Stallungen usw. abgerissen oder umgebaut werden, wird man den Schutt mit Vorliebe auf jedes Gartenland bringen.
Asche
Holzasche ist Düngemittel. Es enthält viel Kali und ist ebenso wertvoll aber noch wohltuender für das Land wie Kainit (s.d.). Die Holzasche findet sich unter den Düngemitteln aufgeführt. Steinkohlen-, Braunkohlen- und Briquettasche enthalten teilweise schädliche Bestandteile, und aber trotzdem in abgelagertem Zustande wertvoll als Bodenverbesserungsmittel für zähen, kittigen Boden. Man kann solche Asche fingerhoch (2 cm) ausbreiten und untergraben und das, je nach dem was gebaut werden soll, in jedem Herbst wiederholen und im Frühjahr immer wieder untergraben. Durch dieses Verfahren ist schon das unbrauchbarste, klosigste Stück Land in guten Gartenboden verwandelt worden. Nach 3 – 4 Jahren gräbt es sich prächtig und ist dann auch für Dünger sehr dankbar. Ähnlich wirken für solchen Boden grobkörniger Sand und gebrannte Erde, Ziegelschutt.
Für Sandboden ist Asche durchaus verwerflich. Die schädlichsten Beimischungen, wie schwefelige Säure, kommen dann zur nachteiligen Wirkung. Eine Lockerung hat der Sandboden gar nicht notwendig, auch wird der mit Asche durchsetzte Sandboden zu heiß und scharf und „brandig“, die Wurzeln vertrocknen, verbrennen.
Moorerde
Moorerde ist gut für Sandboden und für jeden anderen Boden, der arm an Humus ist. Man rechnet auf 20 Quadratmeter eine Fuhre, auch mehr. – Die Moorerde wird im Herbst gebreitet und im Frühjahr mit dem Dünger untergebracht. Ähnlich kann Torf dienen. Braunkohlenstaub, der da, wo Braunkohlen gefördert werden, billig zu haben ist, gibt in gleicher Weise ein Mittel, um dürren Sandboden humusreicher und fruchtbarer zu gestalten, darf aber nicht zu dick lagern und muss mindestens den Herbst und Winter hindurch den Wirkungen des Wetters ausgesetzt sein.
Lehmboden
Guter Lehmboden aus Gärten oder selbst vom Ackerland verbessert jeden anderen Boden, der zu wenig bindig ist. Kalkhaltiger Lehm (Mergellehm) wirkt doppelt durch den Gehalt an Kalk. – Eine völlige und gleichmäßige Vermischung mit dem Sandboden geht der Lehm erst im dritten und vierten Jahre ein. – Ich gebe eine 3 – 5 cm hohe Schicht, also für 40 – 50 Quadratmeter eine Fuhre. In Städten, in denen große Baulust herrscht, findet sich leicht Gelegenheit, zum Zwecke der Verbesserung des geringen eigenen Gartenlandes gute lehmige Gartenerde von Bauplätzen billig zu beschaffen. Zu warnen ist aber vor wildem, rohen noch unkultiviertem Lehmboden. Es wohnen ihm keine bodenverbessernden Eigenschaften inne. Er bleibt in wildem, rohem Zustande viele Jahre lang und vermischt sich nicht mit dem Boden, den er verbessern soll. Innige Durchmischung ist aber die Grundvoraussetzung jeder Bodenverbesserung.
Wiesenerde (Rasenerde)
Wiesenerde / Rasenerde ist zur Bodenverbesserung wunderschön. Die Grasawurzeln in den alten Wiesennarben – gerade die obere ½ Fuß tiefe Narbe ist das Beste – machen die Erde äußerst fruchtbar. Sehr bekannt ist ja der große Wert des Neulandes, des ausgeruhten, frisch umgebrochenen Graslandes. Für Kalkboden nimmt man Grassoden von moorigen Wiesen, für Moorboden von lehmig-kalkigen Wiesen – wenn man’s haben kann natürlich. – Wiesen, auf welchen Vieh weidete, sind doppelt gut. Eine auch zwei Fuhren rechnet man für 40 – 50 Quadratmeter.
Straßenschlamm
Straßenschlamm (Chauseeabraum), entstanden aus Teilen zu Pulver gefahrener Steinstückchen, Erde und Viehdünger, ist wertvoll, darf aber nur völlig ausgetrocknet, möglichst ein Jahr geruht, nie frisch und schlammig auf das Land gebracht werden. – Die Wirkung ist, je nach der Gesteinsart, die zum Chauseeoberbau Verwendung fand, verschieden. – Vorteilhaft ist Straßenabraum für moorige Böden.
Schlamm
Schlamm aus Gräben und Teichen enthält viel Nährstoffe, wenn die schlecht verwahrte Jauche aus den Stallungen hineinsickert oder wenn Enten und Gänse darin sich aufhalten, oft auch werden nahrhafte Stoffe von weither hineingeleitet. Jedenfalls ist ausgetrockneter Schlamm sehr beachtenswert, schon weil er mürbe ist und zähen Boden mechanisch verbessern kann.
Alle genannten Bodenverbesserungsmittel können nicht anders als bei trockener Witterung im Herbst oder im Frostwetter im Winter auf das Land gebracht und gebreitet werden. Leichter Frost im Winter ist sehr angenehm, um Bodenarbeiten vorzunehmen. Änderungen der Höhenverhältnisse, Abtragen hoher Stellen, Auffüllen niedriger, Anlage von Terrassen, Ausgrabungen und andere Arbeiten am Erdboden werden mit Vorliebe im Winter bei Frost ausgeführt, so sonst nicht viel zu tun ist.
Durch Fuhr- und Arbeitslöhne werden Bodenverbesserungen und Bodenänderungen oft recht kostspielig, dadurch aber, dass eine arbeitslose Zeit geschickt ausgenutzt werden kann, stellt sich die Sache günstiger.
Die volle Wirkung der Bodenverbesserung kann sich meistens erst nach zwei bis drei Jahren zeigen, denn so lange dauert es, bis durch Graben und Hacken und Harken bei der regelmäßigen Bestellung des Landes der neue Boden sich mit dem vorhandenen alten gut ausgeglichen hat.
Hier können Sie diesen Artikel als PDF downloaden:
Download “PDF Bodenverbesserung” bodenverbesserung-gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner.pdf – 686-mal heruntergeladen – 500,81 kBLesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:
Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner
Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner
Zum vorherigen Kapitel „Untergrundsverhältnisse“ wechseln.
Zum nächsten Kapitel „Einfriedungen und Zäune herstellen“ wechseln.
Zur Übersicht aller Artikel aus: Gartenbuch für Anfänger (1899) von Johannes Böttner wechseln.
Ein Hinweis in eigener Sache:
Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.