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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gemüsebau

Kohlgemüse – Böttners Gemüsebauanleitung

Die nachfolgenden Texte stammen aus: „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) sowie „Praktische Gemüsegärtnerei“ (1907) und wurden im Ursprung vom Gartenmeister Johannes Böttner verfasst. Im Folgenden wurden die Texte zusammengeführt und für die bessere Leserlichkeit gelegentlich leicht angepasst. Allgemeiner Hinweis: Die in den Büchern übliche angenommene Breite für die Gemüsebeete ist 1,20 Meter. Dies ist hinsichtlich der Pflanzabstände zu beachten, denn bei allen hier beschriebenen Gemüsekulturen ist nur der Pflanzabstand zwischen den Pflanzen und kein Reihenabstand angegeben. Wenn also wie z.B. beim Weißkohl geschrieben steht: drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand, meint dies: 1,20 m / 3 Reihen =  40 cm, d.h. die Pflanzen erhalten einen Abstand von 55 cm x 40 cm.

Kohlgemüse

In dem Bild ist Text enthalten, der den Anbau von Kohlgemüse beschreibt. Der Text stammt aus einem alten Gartenbuch aus dem Jahre 1899.Sämtliche Kohlarten sind Tiefwurzler. Auf einer Stelle, die zwei Spaten tief gegraben ist, wächst Kohl besser als in gewöhnlichem Gartenlande. Auch verträgt er sehr viel Dünger. Selbst noch in rohem und grobdaliegendem Lande kann prächtiger Kohl wachsen, wenn es nur tiefgründig, kräftig und feucht ist. Ist das Land nahrhaft, rigolt oder zwei Spaten tief gegraben, mächtig gedüngt, z.B. mit Abtrittsdünger, fettem Stallmist, so werden die Köpfe riesig üppig, aber nicht so kernig und im Gebrauch nicht so bekömmlich als in gewöhnlichem, altgedüngtem Gartenboden; z.B. besitzt der Kohl von den Berliner Rieselfeldern ein sehr loses Fleisch. Bei feuchtem, kühlem Wetter gerät der Kohl besser als bei heißem und trockenem Wetter. Deshalb ist die beste Wachstumszeit im Frühjahre und im Herbst.

Sämtliche Kohlpflanzen werden auf besonderen Saatbeeten herangezogen und erst verpflanzt, wenn sie fünf bis sechs Blätter haben. Nachdem die Pflanzen angewachsen sind, werden sie leicht behäufelt. — Mit Ausnahme des Blumenkohls, der sehr viel Dünger und Wasser und des Kohlrabi, der warmen, lockeren Boden gebraucht, können sämtliche Kohlarten auch auf gutem, etwas feuchtem Feldlande angebaut werden.

Weißkohl

Synonyme: Weißkraut, Kopfkohl, Kapppus

Das Bild zeigt einen durchgeschnittenen Kohlkopf (lat. Brassica oleracea var. capitata).
Durchgeschnittener Kopfkohl, grobstrunkig und mit großem Herz

Aussaat vom 1.—10. April dünn auf geschützt liegende, gut vorbereitete Gartensaatbeete. Für fünf oder zehn Pfennig Samen genügt für den gewöhnlichen Hausbedarf. Verpflanzzeit 20. bis 25. Mai. Drei Reihen auf ein Beet, 55 cm Abstand. Sollte das Wetter zur Zeit der Pflanzung warm und trocken sein, so vergesse man ja nicht, die Wurzeln in einen Brei einzutauchen, der aus Kuhmist und Lehm besteht. Der umhüllende Brei schützt die Wurzeln und bewahrt sie vor dem Austrocknen und erhält die Pflanze, auch wenn mit dem Gießen nicht rechtzeitig und reichlich nachgeholfen werden kann.

Man kann auch Samen für frühen Verbrauch, Anfang März, in das Mistbeet säen und die gut abgehärteten Pflanzen schon vom 20.—25. April auspflanzen; Ernte dann früher. In günstigen Gegenden kann auch Anfang August gesät werden. Die Pflanzen werden überwintert: Anfang September verstopft (pikiert) und im November durch zwischengestreute Tannennadeln und übergedecktes Tannenreisig vor Frost geschützt; Anfang April ausgepflanzt, geben sie die frühesten Köpfe schon im Juli, August. Beste Kohlsorte hierfür: „Winnigstädter Spitzer“.

Es ist eine allgemeine Regel, das Land tief durchzuarbeiten und reichlich mit frischem Dünger oder verrottetem Stallmist zu düngen. Kraut verträgt viel Düngung; es zeigt sich dankbar dafür durch schnelle Entwicklung und durch Erzeugung üppiger Blätter und großer, geschlossener Köpfe.Ich habe früher der unbeschränkten Düngung des Krautes eifrig das Wort geredet und empfehle auch heute noch als wichtigste Vorbedingung des Anbaues von Kraut: gute Bodenbearbeitung und Düngen und nochmals Düngen. In magerem und mittelmäßigem Lande bleiben ohne Düngung die Köpfe klein und lose. Ich habe in schlechtestem, dürftigstem Flugsand, wo kaum noch Unkraut wachsen wollte, die prächtigsten Köpfe geerntet, nachdem ich dieses Land zwei Spaten tief rigolt und mit Dünger reichlich durchsetzt hatte. Ich muss noch darauf aufmerksam machen, dass auf rigoltem, stark und frisch gedüngtem Boden sich jede Pflanze mastiger, grobstrunkiger entwickelt; die Zellen der Blätter sind sehr locker und lose. Das Gemüse ist bei Genuß mehr blähend und nicht so bekömmlich. – Auf altgedüngtem Boden mit Stallmist oder Kompost zeigt sich das Innere des Kopfes feinstrunkiger, zarter; die Zellen der Blätter sind fester und dichter.

Ernte September und Oktober. Wird als Gemüse auf verschiedene Weise gekocht und eingemacht zu Sauerkraut. Die Kohlsorte: „Braunschweiger“ ist vorzüglich.

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Rotkohl

Das Bild zeigt eine Zeichnung des Rotkohls (lat. Brassica oleracea var. capitata f. rubra) der Sorte: "Erfurter blutroter". Im beistehenden Text findet sich eine Anbauanleitung für Rotkohl
Anbau des Rotkohls, Sorte: „Erfurter blutrother“

Synonyme: Rotkraut, Blaukraut

Kultur genau wie bei Weißkohl. Entfernung aber nur auf 50 cm, da Rotkrautköpfe niemals solche bedeutende Größe erlangen wie die des Weißkrautes. Verwendung auch zu Kohlsalat und zum Einmachen. Beste Sorte: „Erfurter blutroter“. Der Rotkohl liebt mehr noch als Weißkohl einen kräftigen und schweren Boden. Zum Anbau für den Verkauf ist er in gutem Boden viel lohnender als Weißkohl, denn er steht höher im Preis; er wird auch in denm Kleinverkauf häufiger verlangt.

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Wirsing

Das Bild beinhaltet die Zeichnung eines Wirsings (lat. Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda L.). Im beistehenden Artikel ist der Anbau von Wirsing beschrieben. Es entstammt aus alten Gartenbüchern von 1899 bzw. 1907.
Wirsing mit wenig Kraut und festem Kopf.

Synonyme: Savoyerkohl, Welschkraut

Aussaat vom 20.—25. April auf gut vorbereitetes Land. Für fünf Pfennig Samen genügt, um in zwei Jahren jedesmal die Hälfte auszusäen. Verpflanzzeit 15.—20. Juni, Entfernung drei Reihen auf das Beet mit 35 cm Abstand. Boden, wenn möglich, nicht so reichlich gedüngt wie für Weißkohl, besser altgedüngt, auch nicht so tief nötig. Ernte: September, Oktober, für den Winterbedarf Ende Oktober. Wird als Gemüse auf verschiedene Weise gekocht, grobblättrig und fein gewiegt auf süddeutsche Art. Beste Wirsingsorten: „großer, gelber Winterwirsing“ und „Kitzinger“.

Für den Frühverbrauch werden Wirsingpflanzen im Mistbeet angezogen. Aussaat Ende Februar, Verpflanzzeit 20.—25. April. Vier Reihen und 30 cm Abstand. Sorte „Johannistagwirsing“ oder „Niedriger Wiewer“. Ernte Juli und August.

Aussaat ist auch noch bis 10. Juni möglich, Verpflanzzeit dann bis Anfang Juli. Frühsorten, welche sich schnell entwickeln, können sogar noch Ende Juli gepflanzt werden, das geschieht öfter, wenn später frei werdendes Land durch Wirsing ausgenutzt werden soll.

Im Vergleich zu Weiß- und Rotkohl ist Wirsing schnellwüchsig und anspruchslos. Er gedeiht noch auf geringerem Boden, begnügt sich selbst mit Sandboden und entwickelt sich auch in kühler Jahreszeit ziemlich flott, so dass selbst von später Aussaat und Pflanzung, bei der die beiden anderen Kopfkohlarten vollständig fehlschlagen werden, noch eine gute Mittelernte zu erwarten ist.

Zum Überwintern sind große Köpfe erwünscht, weil sie sich besser halten und ausgiebiger sind.

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Rosenkohl

Ein Bild, dass eine Rosenkohlpflanze (lat. Brassica oleracea var. gemmifera) mit vielen Rosen vollbesetzt zeigt.
Rosenkohlpflanze

Synonyme: Sprossenkohl

Aussaat vom 1.—10. April auf gut vorbereitete Saatbeete, für zehn Pfennige Samen mindestens notwendig, weil guter Samen teuer ist. Verpflanzung 20.—25. Mai, nur zwei Reihen auf das Beet und 80 cm Abstand in den Reihen. In warmen Gegenden soll man später säen und pflanzen, sonst entwickeln sich die Seitensprosse (Rosen) zu früh und werden schlotterig. Vollen Blätterschmuck aber haben immer nur Pflanzen, die frei und einzeln stehen, nie Pflanzen in vollen, dichten Beständen. Das wird also noch eine Hauptbedingung der Rosenkohlkultur sein: Die Pflanzen müssen einzeln gesetzt werden. Rosenkohl muss weit stehen.  Boden gut und tiefgründig, freie Lage, nicht zu feucht. Auskneipen der Spitze ist nur nötig, wenn Mitte September sich noch kein Ansatz von Rosen zeigt.

Die Blätter dürfen nicht verletzt werden, weil sie die Rosen ernähren sollen und groß und fest machen müssen. Auch sind sie vor Raupenfraß oder Abbrechen zu schützen. Wo kein Blatt steht, erscheint in der Regel auch nur eine dürftige Rose. Rosenkohlstauden, die von oben bis unten mit Rosen besetzt sind, können wir nur dort erwarten, wo wir vorher Stauden im vollen Blätterschmuck sahen.  Die Rosen bilden sich von Mitte September ab, den ganzen Oktober, November, bei gutem Wetter selbst im Dezember durch und können geerntet werden. Kaum bemerkte Ansätze bilden sich in dieser Zeit noch zu vollen Rosen aus.  Schutz vor Frost nur in kalten Lagen. Die Blätter schützen die Röschen, auch der Schnee.

Die Röschen werden ungeteilt in Salzwasser abgekocht. Mit Fleischbrühe oder Fett weichgeschmort, geben sie das feinste Kohlgemüse, ähnlich, aber viel feiner als Wirsing. Die losen Rosen können wie Blätterkohl bereitet werden, sind auch viel feiner. Beste Rosenkohlsorte: „Pariser halbhoher“.

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Kohlrabi

Das Bild beinhaltet eine Zeichnung von einem kurzlaubigem jungen Kohlrabi (lat. Brassica oleracea Gongylodes Group). Nebendran ist eine Anleitung zum Kohlrabianbau aus alten Gartenbüchern aus den Jahren 1899 bzw. 1907.
Kurzlaubiger junger Kohlrabi

Man zieht Kohlrabi für drei Gebrauchsarten:

  1. Für das Frühjahr (für den Monat Juni)
  2. Für den Sommer (Juli – September)
  3. Für Herbst & Winter (Oktober – Februar)

Für den Frühjahreskohlrabi Aussaat 1.—5. März in das Mistbeet. Für fünf Pfennige Samen genügt für den dritten Teil eines Fensters. Verpflanzzeit 10—15. April; sechs Reihen auf das Beet, 15 cm Abstand. Leichter, lockerer, gut gedüngter Boden. Es wird viermal gehackt und oft gegossen; die ersten Köpfe in der Größe eines Hühnereis oder kleinen Apfels sind Anfang Juni gebrauchsfähig. Dann werden immer die besten nach Bedarf ausgeschnitten. Die zarten jungen Kohlrabi in Scheiben geschnitten und mit wenigen Herzblättchen gekocht, sind ein sehr feines Gemüse. Sorte: „Niedriger, früher Kurzlaubiger“.

Der Bedarf an Sommerkohlrabi ist an vielen Orten gering. Es gibt in den Sommermonaten viel anderes und teilweise besseres Gemüse. Man sät den Samen im April ins freie Land. Da man jetzt die Knollen größer werden lässt, wird man den Pflanzuen auch größere Abstände geben: höchstens 4 Reihen in das Beet und mindestens 30 Zentimeter Abstand. Für die Sommerkulturen eignen sich die mittelfrühen und späten Sorten, die in kräftigem Lehm besser gedeihen als im Sand, auch keine Bewässerung gebrauchen.

In der Herbstkultur werden äußerst zarte und schöne Kohlrabi von den schnell wachsenden Frühsorten gewonnen. Aussaat vom 15. bis 20. Juli, Pflanzung vom 20. bis 25. August. Ernte Oktober, November, auch für den Winterbedarf. Die Aussaat gelingt nicht immer. Man muss den richtigen Zeitpunkt treffen und darf nicht zu früh säen, da sonst die Kohlrabi zu groß werden; auch nicht zu spät: die wenigen guten Tage genügen sonst nicht mehr, die Kohlrabi gut auszubilden. Samen müssen bei der meistens sehr trockenen Witterung feucht und auch etwas schattig gehalten werden, damit sie bald aufgehen. Man deckt gleich nach dem Säen bis zum Aufgehen Sackleinenwand auf das Beet. Ende September setzen sie Knollen an, die in den frischen, kühlen Oktobertagen sich immer mehr ausbilden und bei einigermaßen günstiger Witterung bis November ihre größte Vollkommenheit erreichen. Man wählt auch für die Herbstkultur ausschließlich Frühsorten, deren Eigenschaften als schnell wachsendes Frühgemüse sie befähigen, die kurze Zeit günstiger Witterung auszunutzen.

Dieser Herbstanbau des Kohlrabi würde zweifellos, da man damit das im August frei werdende Gartenland noch so vorteilhaft ausnutzen kann, viel allgemeiner und häufiger erfolgen, wenn nicht ein schlimmer Übelstand damit verbunden wäre: die Raupen: Ich kenne keine Kultur, die so regelmäßig und unbarmherzig Jahr für Jahr den Raupen verfallen wäre, als die Herbstkohlrabikultur. Nur wer die Raupenplage energisch bekämpft, hat mit Spätkohlrabi Erfolge.

Es gibt weiße und blaue Kohlrabisorten. Die weißen werden häufiger angebaut als die blauen; man nimmt an, dass sie zuverlässiger im Ertrage und zarter sind. – Von den Sorten unterscheidet man: Erstens frühe, fein- und kurzlaubige, kleinköpfige, zweitens mitttelfrühe Sorten und drittens späte Riesen mit sehr üppiger, derber Belaubung.

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Blumenkohl

Das Bild enthält eine Zeichnung von einem Blumenkohl (lat. Brassica oleracea var. botrytis) der Sorte: "Frankfurter Riesenblumenkohl" mit Unterscheidung zwischen großen und kleinen Blumen. Die Abbildung sowie der im Artikel abgeschriebene Text entstammen aus alten Gartenbüchern aus dem Jahre 1899 bzw. 1907.
Frankfurter Riesen-Blumenkohl (große und kleine Blume)

Nicht zu Unrecht gilt der Blumenkohl als die anspruchsvollste unter den Kohlarten oder gar als das anspruchsvollste Gemüse überhaupt. Wenn ein Gärtner von einem Gartenboden sagt: „Hier lässt sich Blumenkohl bauen“, so ist das für den Gartenbau etwa dasselbe als wenn ein Landwirt von einem Acker erklärt, es sei „guter Weizenboden“.

Damit die Blumenkohlpflanzen schon kräftig herangewachsen sind, wenn trockene Sommerwärme eintritt, ist es praktisch, im Herbst zu säen, die Pflanzen gut zu überwintern und im Frühjahre recht zeitig auszupflanzen. Die im Frühjahre zeitig im Mistbeet herangezogenen Pflanzen gedeihen zwar auch ganz gut, aber sie bleiben im Ertrag (Größe und Schönheit der Blumen) hinter den überwinterten zurück, meistens auch in der Frühzeitigkeit um mehrere Tage.

Aussaat 20.—25. August, verstopft (pikiert) 20.—25. September auf 5 cm Abstand in einen ungewärmten Mistbeetkasten in sandige durchlassende Erde. Über Winter werden Glasfenster aufgelegt, bei Frost noch eine Düngerschicht von einem Fuß Dicke; bei gutem Wetter wird gelüftet. Frische Luft hält die Pflanzen gesund, Fäulnis wird im Winter verderblich. Die Pflanzen wurzeln an ihrem neuen Standort noch fest und können dann, wenn sie festgewurzelt sind, auch einige Grad Frost vertragen. Pflanzung ins Beet: 1.—5. April nur in allerbesten Boden. Bei dem außerordentlichen Nahrungsbedürfnis darf Blumenkohl nicht zu dicht gesetzt werden. Es kommen nur zwei Reihen auf jedes Beet, die Pflanzen einer jeden Reihe erhalten 50, 60 bis 100 Zentimeter Abstand, je nach Sorte. Dabei wird im Verband gepflanzt. Die Zwischenräume können mit Salat, Radies oder anderern schnell abräumenden Gemüsen ausgenutzt werden. Blumenkohl kann in reine Düngererde gepflanzt werden.

Das Bild zeigt den Anbau von Blumenkohl in Gruben.
Blumenkohl in Grube gepflanzt und mit Dünger behäufelt.

Fehlt guter Boden, werden 20 cm tiefe Gruben gemacht, auf den Boden der Grube Düngererde getan, der Kohl hineingepflanzt und später die Vertiefung mit strohfreien Dünger gefüllt. Es wird täglich zwei- bis dreimal leicht gegossen oder gespritzt, da Blumenkohl nur in feuchter Luft gedeiht. Man kann nicht zu viel spritzen. Ohne Gießen ist selbst ein mittelmäßiger Erfolg nur bei warmfeuchtem Wetter möglich.  In hohen, freien, trockenen Lagen ist kein rechter Platz für diesen Kohl. Er ist darin noch anspruchsvoller als alle übrigen Kohlarten, die ja auch in feuchten, fruchtbaren Niederungen am besten gedeihen.

Überwinterte Pflanzen bringen Ende Juni und Juli schöne Blumen für die Küche. Zubereitung mit holländischer Sauce.—Sorte für diese Kultur nur „Erfurter Zwerg la. Kopenhagener“, niedrige Sorte mit großem Kopf.

Anbau von Sommer- und Herbstblumenkohl: Es gibt Blumenkohlsorten, die höher wachsen, viel mehr Blätter bilden; deshalb eine kurze Störung in der Entwicklung nicht so schwer empfinden. Blumen setzen sich erst an, nachdem ein voller, reicher Blätterschopf vorhanden ist. Die Blume wächst dann schnell, in wenigen Tagen. Für späteren Gebrauch im August-September und Oktober-November wird vom 1. bis 10. April ins Freie gesät und vom 20. bis 25. Mai, auch noch Anfang Juni, ausgepflanzt. Die Pflanzen erhalten durchschnittlich 1 Meter allseitig Abstand; wenn man sie aber als Zwischenpflanzung auf Gurkenbeete setzt, noch viel mehr: mindestens 1,50 Meter. Bei diesem Stand entwickeln sich große, üppige Pflanzen, die in milden, warmen Oktober- und Novembertagen tadellose Blumen bilden. Der wichtigste Vertreter der späteren Blumenkohlsorte ist die Sorte: „Frankfurter Riesenblumenkohl“.

Wenn Blumenkohl gelbe oder bläuliche oder graue Blumen bringt, so fehlt es an Nahrung oder an Feuchtigkeit, es kann aber auch ein Samen von minderer Qualität schuld sein. „Erfurter Zwerg“, die anspruchsvollste, aber auch sehr lohnende Sorte zeigt den Übelstand bei heißem Wetter am leichtesten. Viel Spritzen, Jauchen und Hacken hilft. Alte Blumenkohlzüchter haben die Gewohnheit, sobald sich die Blume zeigt, die umgebenden Blätter nach der Mitte zu leicht einzuknicken. Durch diese Vorsichtsmaßregel soll die Blume geschützt werden und ihre reine, blendend weiße Farbe besser behalten.

Hervorragend schön wird später Blumenkohl, wenn man die Pflanzen einzeln, auf einen Meter und mehr Abstand auf die Gurkenbeete setzt. Zunächst werden die Gurken in der Entwicklung nicht gestört, erst später im September, wenn die Gurkenernte vorbei ist, beginnt dieser Blumenkohl sich auszubreiten, bildet dann aber im Oktober bei dem Einzelstand mächtige blendend weiße Blumen. — Einzelne Stauden, welche ihre Entwicklung nicht vollenden, werden an geschützter Stelle in einem ausgeräumten Mistbeet oder im Keller eingeschlagen und bilden dann bis tief in den Winter hinein noch tadellose Blumen aus. Für diese Kultur ist die frühe, wenig belaubte Erfurter Sorte nicht zu gebrauchen, sondern nur der frühe und mittelfrühe Frankfurter.

Das Bild zeigt Blumenkohl, der zur Lagerung in eine Erdgrube eingeschlagen wurde.
Blumenkohl in Erdgrube eingeschlagen.

Der Brokoli, eine Stammform unseres Blumenkohls, liefert im Winter und im Frühjahre blumenkohlähnliche Sprossen. Seit jedoch im Winter viel Blumenkohl aus dem Süden eingeführt und zu verhältnismäßig billigen Preisen verhauft wird, hat der Anbau von Brokoli, der ja nie rechte Bedeutung besaß, keinen Zweck mehr.

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Grünkohl

Eine Zeichnung aus einem alten Gartenbuch, die Grünkohl (lat. Brassica oleracea var. sabellica) zeigen soll., speziell die alte Grünkohlsorte "Blätterkohl, niedrig, feingekrauster".
Grünkohl bzw. Blätterkohl, „feingekrauster“

Synonyme: Blätterkohl, Krauskohl, Winterkohl

Der Grünkohl ist von den Kohlarten die anspruchsloseste. Seine Wachstumszeit fällt in die Herbstmonate. Für die Küche ist er brauchbar, sobald es stark friert; vorher taugt er nichts. Grünkohl wächst in jedem Boden, auch auf dem Felde; man kann ihn auch noch im Schatten unter Bäumen ziehen. Besonders zart wird er in gutem Gartenboden bei richtiger Pflege.

Aussaat Anfang Mai, Pflanzung 16. bis 20. Juni. Auch spätere Pflanzung ist noch lohnend, wenn später freiwerdendes Land ausgenutzt werden soll. Abstand 40 cm, drei Reihen auf das Beet. Für fünf Pfennige Samen genügt. Ernte nach dem Frost, Oktober bis April. Auch die jungen Sprossen, die im Frühjahr treiben, liefern gutes Grünkohlgemüse. Beste Sorte: „Niedriger Feingekrauster“. Die hohen Grünkohlsorten leiden im Winter mehr durch Frost.

Dünger halte ich nicht für nötig, auch nicht für ratsam. Die Blätter wachsen dadurch geiler und sind dann nicht so widerstandsfähig im Winter; auch verlieren sie die schöne grüne Farbe. Sehr bezeichnend heißt dieser Kohl Winter- oder Grünkohl: Er soll im Winter „grün“ sein, auch unterm Schnee. Jede Behandlung, die das Grünbleiben im Winter beeinträchtigt, ist deshalb fehlerhaft. Außerdem hat der Grünkohl von gedüngten Beeten nach der Zubereitung einen scharfen, beißenden, bitteren Geschmack, und nach dem Genuss stellen sich leicht Beschwerden ein.

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Schädlinge des Kohlanbaues

Unsere sämtlichen Kohlgewächse werden von mancherlei schädlichem Geziefer heimgesucht.

Rapserdfloh

Zunächst tritt im Mai ein kleines Käferchen in großen Massen auf, es hüpft und fliegt auf den Kohlbeeten herum und nährt sich vom Grün der Blätter, welche es durchlöchert und unter Umständen ganz zu Grunde richten kann. Es ist der Erdfloh. Er befällt nicht selten schon die keimenden Kohlsaaten und hat dann an den winzigen Blättchen leichte Arbeit. Der arglose Gartenfreund wundert sich, dass nichts auf den Beeten hochkommt. Bei anhaltender Trockenheit erscheint der Erdfloh auch später noch und verwüstet zuweilen die schon ausgesetzten Kohlpflanzen, auch Levkoyen, selbst Kartoffeln. Dieser Erdfloh liebt dürres, sonniges, windiges Wetter. Da sitzt er zu Tausenden an den Kohlpflanzen und nagt alles Blattgrün weg. Wirds aber neblig kalt und feucht, so verkriecht er sich. Seine Furcht vor Feuchtigkeit gibt uns ein wertvolles Mittel in die Hand, ihn zu bekämpfen. Wir halten die Beete feucht, wir spritzen häufig. Außerdem ist noch ein anderes ausgezeichnetes Mittel bekannt, es besteht im Tabaksstaub, wie er in den Cigarrenfabriken abfällt. Nachdem man die Beete gegossen hat oder wenn sie noch feucht vom Morgentau sind, wird der Tabaksstaub ganz fein darübergestäubt. Sobald nun dieser Staubüberzug durch Gießen oder Regen abgewaschen ist, muss wieder von neuem gestreut werden.

Kohlhernie

Das Bild zeigt eine kranke Kohlpflanze, Kohlhernie
Eine kranke Kohlpflanze, mit „Kohlhernie“ befallen.

Nachdem die Kohlpflanzen ausgepflanzt wurden und gut angewachsen sind, dann kommt es oft vor, dass einzelne der Pflanzen welk werden und abzusterben beginnen. — Der ganze bedauernswerte Zustand dieser Pflanzen deutet auf kranke Wurzeln hin. Das anfangs unbeachtete Abwelken einzelner Pflanzen nimmt bald einen immer größeren Umfang an. Und wenn wir eine solche kranke Pflanze ausgraben, finden wir die Ursache des Übels in Gestalt großer, knolliger Auswüchse, sogen. Klumpfüße, an den Wurzeln. — Das ist die Kohlhernie. Diese Krankheit ist gewissermaßen eine Folge von Überkultur und entsteht, wenn auf einem reich mit Kuhmist oder Abtritt gedüngten Lande einzeln stehende Kohlpflanzen stark von der Sonne beschienen werden. Die Wurzeln bilden dann unter dem Einfluss eines Pilzes die knolligen Wucherungen, welche, ohne etwas dafür zu leisten, alle Nährstoffe an sich ziehen und schließlich wird das Übel so schlimm, dass die regelmäßige Wachstumsthätigkeit aufhört und die Pflanze eingeht. Leicht befallene Kohlpflanzen können bei trübem Wetter sich erholen. Bei schwülem, sonnigem Wetter hingegen nimmt die Hernie schnell großen Umfang an. Dort, wo diese Krankheit noch nie beobachtet worden ist, braucht man sich vorerst keine Sorgen zu machen, denn sie zeigt sich durchaus nicht überall. Zunächst wird sie auch immer nur vereinzelt bemerkt und dann beugt man vor. Man meidet Kuh- und Abtrittdünger, gibt hingegen 40 Zentner Kalk auf den Morgen, welcher ganz vorzüglich ist. Man bringt auch an jede einzelne Kohlpflanze Kalk und pflanzt auch Salat oder sonst dergleichen zwischen den Kohl, damit der Boden ausgenutzt und gleichzeitig beschattet wird. Man behäufelt die Kohlpflanzen frühzeitig mit Erde, damit die Wurzeln von der Sonne nicht so scharf erwärmt werden. Im Übrigen soll man nicht viel hacken aber reichlich gießen. Wenn in einem „Kohlgarten“, — das ist ein Stück Land, welches wegen seiner passenden Lage und Bodenverhältnisse seit langen Jahren zum Kohlanbau benutzt wurde — die gefährliche Hernie sich zeigt, so wird man dies Land zwei oder drei Jahre zu anderen Kulturen ausnutzen, bis die Gefahr vorüber ist. Wir bauen inzwischen den Kohl an anderer Stelle. — Wechselbau!

Kohlfliege

Die Abbildung zeigt eine kranke Kohlpflanze mit Maden an den Wurzeln.
Maden an den Kohlwurzeln.

Eine ganz ähnliche Erscheinung, d.h. auch ein plötzliches Welk werden und Absterben einzelner Pflanzen kann durch ein Insekt hervorgerufen werden. Wenn wir die Pflanzen ausheben, so finden wir hier nicht klumpige Wurzelknollen, sondern faulende Wurzeln und Maden daran. Die Kohlfliege hat ihre Eier an die Wurzelstengel der Kohlpflanze gelegt. Daraus entstehen die Maden, welche die Wurzeln zerstören. Es ist nun eine alte Erfahrung, dass das madig werden der Gemüsewurzeln bei guter Kultur sehr selten auftritt. In der Regel werden die Gemüse madig, wenn ein rohes Stück Land einseitig mit Abtritt, Geflügelmist oder frischem Stallmist überdüngt wurde, also überall, wo Dünger in übermäßigen Mengen vorhanden und nicht genügend verrottet und mit dem Boden durchmischt ist. Wenn diese Kohlmade stark auftritt, so baue man das betreffende Gemüse in Zukunft nur auf altgedüngten Beeten, dann haben die Maden keine Gewalt mehr. Weiterhin ist die Madenplage zuweilen eine Folge von Trockenheit. Dagegen hilft Wasser. Schließlich hilft in vielen Fällen auch hier eine Kalkdüngung.

Im Übrigen wird man die kranken Pflanzen vorsichtig ausheben und mit den daransitzenden Maden den Hühnern, die man ja fast bei jedem Garten hat, vorwerfen. Wer ein Stück Land besitzt, in dem viel derartiges Ungeziefer vorhanden ist, wird überhaupt im Herbst und Winter die Hühner in den Garten lassen, sie werden unter anderem die kleinen Tonnenpüppchen der schädlichen Kohlfliege fleißig ausscharren und so eine große Zahl der nächstjährigen Schädlinge vernichten.

Kohlweißling

Das Bild zeigt einen bedeutenden Kohlschädling - den Kohlweißling und seine Puppe.
Kohlweißling mit Puppe

Nachdem nun unsere Kohlpflanzen glücklich bis zum Herbst durchgekommen sind und reiche Ernte versprechen, erscheinen die Raupen, die mit Vorliebe die eben sich schließenden Kohlköpfe heimsuchen. Es sind das Raupen des bekannten und gemeinen weißen Schmetterlings, der Anfang August in den Kohlbeeten herumfliegt. Auf der Unterseite der Kohlblätter legt er die Häufchen kleiner Eier ab, die erst die Form kleiner, blassgelber Pünktchen haben und später orangegelb aussehen. Aus diesen schlüpfen die winzigen, grüngrauen Raupen aus, die überraschend schnell heranwachsen und dann in solcher Menge sich ausbreiten, dass von den armen Kohlköpfen nur die Gerippe übrig bleiben. Im Spätherbst suchen die Raupen trockene Schlupfwinkel auf, am liebsten an Schuppen, Stallungen etc., auch an Baumstämmen. Hier verpuppen sie sich und aus den Puppen kriechen wieder die weißen Schmetterlinge hervor, die wiederum eine Unzahl von Eiern ablegen und deren Raupen das Zerstörungswerk im nächsten Jahre von neuem beginnen. Die Bekämpfung ist eine vielfache. Zunächst können die Schmetterlinge weggefangen werden. Kinder besorgen das mit Netzen ganz vorzüglich, nur müssen sie daran gewöhnt werden, nichts zu zertreten. Auch hat dieses Wegfangen nur dann einen Wert, wenn es beharrlich täglich durchgeführt wird. Haben trotzdem Schmetterlinge Eier abgelegt, so ist es notwendig, täglich die Blätter auf der Unterseite abzusuchen und die leicht erkennbaren Eierklümpchen mit den Fingern zu zerdrücken. Ein Arbeiter kann an einem Arbeitstage hier sehr viel leisten. Aber selbst wenn das Zerdrücken der kleinen Eierhäufchen auch versäumt worden ist, lohnt sich noch das Ablesen der Raupen, denn es steht ja in der Regel die ganze Ernte auf dem Spiele.

Zwischen den Raupen finden sich auch solche, die betäubt scheinen. Tötet sie nicht, denn sie haben die nützlichen Schlupfwespenlarven im Leibe! Zuweilen sind auch schon Raupen verendet und unter der trockenen Hülle sind die kleinen gelben Püppchen sichtbar, aus welchen die kleinen Schlupfwespen entschlüpfen. Diese werden also geschont, denn wenn die Schlupfwespen unter unseren Kohlraupen sich ausbreiten, dann ist unser Kohl gerettet.

Eulraupe

Die Abbildung zeigt die Eulraupe, einen Kohlschädling.
Eulraupe

Noch eine andere Raupe macht sich am Kohl zuweilen bemerkbar, eine dicke, fette, speckig glänzende graue oder schwarzgraue Raupe, die mit Vorliebe Schlupfwinkel zwischen den Blättern aufsucht. Sie gehört zu der verbreiterten, gefährlichsten und schädlichsten Raupenart des Gemüse- und Blumengartens, nämlich zu den Eulraupen. Das sind die Raupen von Nachtschmetterlingen, die wegen ihrer nächtlichen Lebensweise unter den Schmetterlingen auch den Namen Eulen führen. Diese Eulraupen sind Allesfresser. Am Kohl, an den Wurzelgemüsen und auf den Blumenbeeten, überall finden sie sich ein und befressen vorwiegend bei Nacht Blätter, Stengel, Knospen, Knollen etc. Es gibt die verschiedensten Arten, große und kleine, vereinzelt und gesellig lebende. Eine häufige und bekannte Art ist die Erdraupe. Beim Graben und Hacken kann man sie flach in der Erde finden. Sie ist grau und rollt sich zusammen im Zustand der Ruhe; nachts kommt sie aus ihrem Erdversteck hervor und geht auf Raub. Wer unter diesen Raupen zu leiden hat, wird die schwerfälligen Nachtfalter sammeln, die bekannten braunen Puppen sammeln, die Raupen sammeln. Wer irgendwo den Fraß bemerkt auf einem Beete, scharre mit einem Löffel leicht nach an den Stellen, wo die Raupe sich eingewühlt hat. Man kann auch nachts die Beete absuchen, um die Raupen zu erwischen.

Die Nachtschmetterlinge an sich lassen sich nicht leicht fangen. Man hat aber gefunden, dass sie süßen Flüssigkeiten sehr nachgehen, deshalb werden Gläser mit Zuckerwasser nachts im Garten aufgehängt und fangen sich die schädlichen Schmetterlinge in Massen darin. Dem Auftreten sehr vieler schädlicher Raupen wird dadurch vorgebeugt.

Das Bild zeigt eine Anleitung, wie man in der Nacht Eulraupen  bzw. Nachtschmetterlinge fangen kann.
Fanggläser für Nachtschmetterlinge.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein Gemüsebau

Des alten Böttners Gemüsebauanleitung

Das Bild zeigt ein Portrait des Gartenmeisters Johannes Böttner aus dem Jahr 1933.

Johannes Böttner, „der alte Böttner“, wie er heute nach über hundert Jahren in Fachkreisen immer noch genannt wird, war einer der markantesten Personen im deutschen Gartenbau. Aus einer alten Gärtnerfamilie stammend, war er schon seit Kindheit an mit den praktischen Arbeiten in Garten- und Obstbau vertraut. Als ein Mensch, dem das Gärtnern „im Blute“ lag, war es für ihn nicht nur Beruf, sondern auch Lebensinhalt. Bereits als 24-Jähriger übernahm er die Redaktion des weitverbreiteten Magazins „Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau“ und stellte sich oft tiefgreifenden, aber auch ungewöhnlichen Fragen des Fachpublikums.

Sein Meisterwerk ist definitiv das „Gartenbuch für Anfänger“ – ein Ratgeber, der bei sehr vielen Menschen die Freude zum Gärtnern geweckt hat und stets als treuer und zuverlässiger Freund bei allen Fragen rund um den Garten diente. Es war „das Buch“ zu allen Fragen des Gartenbaus, jede Generation besaß einen „Böttner“. Auch nach seinem Tod im Jahr 1919 wurde sein Buch noch ständig „weiterentwickelt“; die gezeichneten Abbildungen wurden durch Fotografien ersetzt. Auch passten sich die Bücher an den jeweilig herrschenden Zeitgeist an – 1956 beispielsweise schon mit Empfehlung zur Nutzung von DDT- und Gelbspritzmitteln. Auf unseren Seiten verwenden wir die „alte“ Version des Buches von 1899, welche zugleich die Basis des ökologischen bzw. „vernünftigen“ Gärtnerns wiederspiegelt.

Inhaltsverzeichnis Gemüsebauanleitung

Kohlgemüse

WeißkohlRotkohlWirsingRosenkohl
KohlrabiBlumenkohlGrünkohlSchädlinge des Kohlanbaues

Wurzelgemüse

KohlrübenSpeiserübeMohrrübe (Möhre)Rote Rübe
SellerieRettichRadieschenSchwarzwurzel
WurzelpetersilieRapontikaKerbelrübe

Salatgemüse

KopfsalatPflücksalatStechsalatRömischer Salat
EndivieLöwenzahlsalatCichoriensalatRapünzchen (Feldsalat)
GartenkresseBrunnenkresseWinterkresseSchädlinge im Salatanbau

Spinatgemüse

GartenspinatNeuseeländer SpinatEiskrautSauerampfer
Gartenmelde

Zwiebeln

gewöhnliche ZwiebelLauch (Porree)PerlzwiebelSchnittlauch
SchalottenKnoblauchSchlangenknoblauch

Gurkenartige Gemüse

GurkenSpeisekürbisMelone

Schotengemüse

ErbsenBohnen allgemeinStangenbohnenBuschbohnen
Puffbohnen

Blattstielgemüse

BleichsellerieCardyMangoldRübstiel
Spargelsalat

Küchenkräuter

BohnenkrautMajoranDillPetersilie
EstragonThymianKümmelWaldmeister
Kerbel

Fruchttragende Gemüse

TomatenAuberginePfeffer (Paprika, Chili)

Dauergemüse

SpargelRhabarberArtischockenMeerkohl
MeerettichChampignonsErdbeeren

Bei jeder einzelnen Gemüseart werden sich nun hauptsächlich folgende 10 Fragen aufdrängen:

1. Wann wird gesät?

2. Wie wird gesät?

3. Wie viele Samen ist nötig?

4. Wann wird verpflanzt?

5. Auf welche Entfernung wird gepflanzt?

6. Was für Standort, Boden und Düngung ist nötig?

7. Welche besondere Behandlung verlangt das Gemüse bis zur Ernte?

8. Wann wird geerntet?

9. Wie wird das Gemüse verwendet?

10. Welche Sorten haben sich am besten bewährt?

Die genaue Beantwortung dieser 10 Fragen bietet ein klares Bild der Kultur, sobald die allgemeinen Kulturbedingungen richtig erfasst sind. Der Anfänger erhält deshalb nach diesem Schema die kurze Kulturangabe für jede einzelne Gemüseart. Wenn er dann noch über Einzelnes im Unklaren ist, braucht er nur in den allgemeinen Abschnitten darüber nachzulesen. Alles, was nicht besonders vermerkt ist, hat auch keine wesentliche Bedeutung für das Gelingen der Kultur und ergibt sich in der Praxis ganz von selbst. Weniger wichtige Gemüse, welche der Anfänger doch niemals baut, sind weggelassen. Für einzelne Gruppen wurden die gemeinsamen Kulturbedingungen kurz zusammengestellt.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Fruchtfolge. Wechselbau. Zwischenkulturen. Mehrere Früchte in einem Jahr anbauen.

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner beschreibt im nachfolgenden Artikel, warum man nicht zwei mal hintereinander das gleiche Gemüse anbauen sollte, gibt einen Überblick über stark- und schwachzehrende Gemüse und beschreibt, wie man das Beet möglichst effektiv ausnutzen kann, um mehrere Ernten durch Nachfrucht und Mischkultur zu erhalten.

Wechselbau. Zwischenkulturen. Vor- und Nachfrucht. Fruchtfolge

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Warum nicht zweimal hintereinander das Gleiche angebaut werden sollte.

Auf einem Gartenbeet wird schöner Sellerie geerntet. Wir sind zufrieden! Dieses Beet muss sich wohl besonders gut für Sellerie eignen. Im nächsten Jahre wird wieder Sellerie auf das gleiche Beet gepflanzt. Sonderbar, er will gar nicht recht wachsen. Im dritten Jahre noch einmal derselbe Versuch; vollständiger Misserfolg! Wie geht das zu? Die Behandlung war ganz dieselbe. Sollte das Wetter daran schuld gewesen sein? Nein, das Wetter war es nicht. Es ist aber ein Hauptfehler in der Kultur gemacht worden. Ja, trotzdem im ersten, zweiten und dritten Jahre die Kultur scheinbar die gleiche war, sind doch gewichtige Unterschiede vorhanden. Im ersten Jahre war das Land neu und frisch, im zweiten und dritten Jahre war es durch die vorhergegangene Selleriekultur schon verschlechtert, es war selleriemüde.
Man ist noch nicht recht klar darüber, ob die Wurzeln einer Pflanze Stoffe ausscheiden, welche das Land für die Wiederholung der Kultur ungeeignet machen oder ob die Wurzeln spezifische Stoffe gebrauchen, welche später fehlen oder ob beide Ursachen mitsprechen. Sehr klar ist man aber darüber, dass es nicht vorteilhaft ist, zweimal nacheinander auf demselben Gartenbeet die gleiche oder ähnliche Pflanzenart zu bauen. Man darf nicht Blätterkohl nach Kohlrabi, nicht Rettig nach Radieschen bauen. Es wird immer erst eine fremde Gemüseart‘ — wenn es geht mehrere — gebaut, bevor das gleiche Gemüse wieder daran kommt. Man muss wechseln.

Das Bild zeigt das Wachstum einer Kartoffelpflanze, die einmal ohne Lupine und einmal nach Lupine angepflanzt wurde. Es zeigt die Vorfruchtwirkung von Lupinen auf das Wachstum von Kartoffeln und beschreibt, warum die Fruchtfolge so wichtig ist.
Fruchtfolgewirkung auf den Kartoffelanbau. Ohne und mit Lupinenvorfrucht. Aus: J. Böttner (1907): Praktische Gemüsegärtnerei.

Der Wechsel im Anbau ist eine der wichtigsten Aufgaben rationeller Gemüsezucht. Nirgends haben die Gemüsezüchter es vermocht, die Notwendigkeit des Wechselns zu umgehen. Selbst bei der besten Düngung und Bodenerneuerung ist Wechsel nötig. Natürlich sind die Gemüse sehr verschieden geartet. Einzelne, z.B. Sellerie, Kohl missraten fast regelmäßig, wenn man sie zweimal nacheinander pflanzt. Andere, z.B. Kartoffeln, Bohnen können bei guter Düngung ohne merkbaren Nachteil einige Jahre hindurch auf der gleichen Stelle gebaut werden.
Ähnlich wie in der Landwirtschaft eine regelrechte „Fruchtfolge“ eingeführt ist, kann das auch in der Gemüsegärtnerei geschehen. Durch die größere Vielseitigkeit der Gemüsekulturen ist es aber nicht gerade leicht, einen übersichtlichen Plan für die Reihenfolge der Gemüse im Anbau festzustellen.

Einteilung der Beete – Starkzehrer und Schwachzehrer

Einfacher und für den Anfänger übersichtlicher ist folgendes Verfahren: Man teilt die Gemüse in zwei Klassen: erstens solche, die reich gedüngten Boden wünschen und frischen Dünger vertragen; zweitens solche, die keine so großen Anforderungen an die Düngungskraft des Bodens stellen und frischen Dünger nicht vertragen.
Zu den ersten, den stark zehrenden, gehören die Kohlgemüse, die Salatgemüse, die Spinatgemüse, die Gurkengemüse.
Zu den anderen, den für frisch gedüngtes Land ungeeigneten, gehören die Wurzelgemüse, die Zwiebelgemüse, die Schotengemüse (Bohnen und Erbsen).
Natürlich ist das nur eine allgemeine Einteilung. Gewisse Unterschiede im Nahrungsanspruch sind vorhanden und Verschiebungen aus einer Klasse in die andere bei einzelnen Gemüsen zulässig.
Man teilt also den Gemüsegarten in zwei Hälften. Die eine Hälfte düngt man im Herbst tüchtig mit Stallmist; die andere Hälfte düngt man nicht, oder, wenn es sehr an Nahrung fehlt, nur mit altem, abgelagertem Kompost, der nicht als frische Düngung angesehen werden kann. Auf der einen Hälfte baut man nun die dünger-bedürftigen Gemüse, auf der anderen Hälfte die düngermeidenden. Im nächsten Jahre wird die zweite Hälfte frisch gedüngt; die erste Hälfte ist dann altgedüngt und dementsprechend kommen auch die Gemüse auf die entgegengesetzte Hälfte. Bei der Einteilung der Beete wird es dann noch besonders so eingerichtet, dass nichts Gleichartiges oder Ähnliches aufeinander folgt.

Verschiedene Gemüse gleichzeitig anbauen

Dürfen verschiedenartige Gemüse durcheinander und auf das gleiche Beet gepflanzt werden, z.B. Radieschen zwischen Karotten, Kohl zwischen Gurken, Salat zwischen Kopfkohl, Sellerie zwischen Blumenkohl usw.? Derartiges geschieht zuweilen und die weniger wichtige Gemüseart wird als „Zwischenkultur“ bezeichnet. Sind solche Zwischenkulturen vorteilhaft? — Gelegentlich können sie es sein; oft aber bringen sie Nachteile und zwar dann, wenn die Entwickelung der verschiedenartigen Gemüse nicht richtig überwacht und nicht rechtzeitig eingeschritten wird. Wenn z.B. auf einer kostspieligen neuen Spargelanlage im ersten Jahre Zwischenkultur von Runkeln betrieben wird — ich sah das schon —, so ist das ein schlimmer Unfug, denn der Wert der Runkeln kann nicht einmal annähernd den Schaden decken, der den so viel wichtigeren Spargelanlage zugefügt wird. Ähnlich ist’s zuweilen mit anderen Zwischenkulturen. Pflanzen, die sich zu gleicher Zeit entwickeln und gegenseitig hindern können, eignen sich überhaupt nicht zu einer gemeinsamen Kultur. Man kommt immer weiter, wenn man getrennt jedem die Hälfte des Raumes anweist, den sie gemeinschaftlich einnehmen sollten. Wenn aber ein vorläufig freibleibender Raum durch ein Gemüse, welches sich schnell entwickelt und bald abernten lässt, ausgenutzt wird, z.B. Karottenbeete durch frühe Radieschen, Gurkenbeete durch Salat, oder wenn Sellerie zwischen den später wegzunehmenden frühen Blumenkohl gepflanzt wird hier heranwächst und dann nach Aberntung des Blumenkohls das ganze Beet einnimmt, oder wenn man Rosenkohl einzeln zwischen reifende Frühkartoffeln pflanzt, so kann bei dieser Art der Zwischenkultur jedes der beiden Gemüse ausgezeichnet gedeihen und leicht eine doppelte Nutzung gewonnen werden. Immerhin wird der Anfänger es sich zur Regel machen, möglichst jedem Gemüse einen besonderen Platz anzuweisen und nichts durcheinander zu pflanzen, bevor er
nicht besondere Gründe für den Nutzen solcher Zwischenkulturen erkannt hat. Viele Anfänger verderben sich ihre Kulturen dadurch, dass sie planlos das Verschiedenste durcheinander pflanzen.

Mehrfache Ernten im Jahr

In Gegenden mit warmem, gutem Boden und in günstigen Lagen ist es möglich, teilweise schon im Mai, noch mehr im Juni, einen Teil der Gemüsebeete abzuernten. Solche abgeernteten Beete dürfen dann nicht den ganzen Sommer hindurch liegen bleiben; sie würden verunkrauten, verwildern. Ein richtiger Gemüsegärtner ist darauf bedacht, alles frei werdende Gartenland möglichst bald wieder zu bestellen und es ist gar nichts Seltenes, dass ein Gemüsebeet im Laufe des Jahres drei verschiedene Früchte trägt. Geht denn das? Zweifellos, es geht, aber wie gesagt, nur in guten Verhältnissen und auch hier nur dann, wenn entsprechend reichlich durch Düngung nachgeholfen und Alles das ersetzt wird, was die vielen Gemüse dem Boden so reichlich entziehen. Mittelmäßiges und geringes, schlecht behandeltes Land kann nicht im selben Jahre zwei und drei gute Ernten bringen.
Es wird nun wünschenswert sein, einige Gemüse kennen zu lernen, die sehr früh abgeerntet werden, so dass das Beet dann bald für neue Bestellung frei wird. Es sind: Radieschen, Spinat, Salat, Erbsen, Frühkarotten, Frühkohlrabi, Frühkartoffeln, Kohl von überwinterten Pflanzen.

Gemüse, welche noch verhältnismäßig spät im Jahre auf die im Juni, Juli abgeernteten Beete gesäet oder gepflanzt werden können, sind: Rosenkohl, Spätkohlrabi, Wirsing, Blätterkohl, Kohlrüben, Spinat, spätgelegte Buschbohnen (Frühsorten), Erbsen (aber nur von frischer Saat), Rapünzchen (Feldsalat), Winterendivien, Salat, Karotten, Teltower Rüben.

Ich habe schon nach Aberntung der grünen Bohnen (Frühsorte) auf dasselbe Land versuchsweise — musterhaft ist ja das nicht! — nochmals Bohnen gelegt und voll abgeerntet. Überall kann man es allerdings nicht machen. In kalten, rauhen Gegenden werden kaum die ersten Bohnen reif.
Es ist selbstverständlich, dass das Land, welches in einem Jahre zum zweiten- oder drittenmal bestellt werden soll, jedesmal vorher gut gegraben werden muss. Sehr wirkungsvoll ist außerdem für die zweite Frucht flüssige oder Kompostdüngung.


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Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Anzuchtbeete selbst herstellen

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Gartenmeister Böttner gibt eine einfache und prägnante Anleitung, wie man sich Anzuchtbeete aus ein paar Holzbrettern, Latten und Papier selbst herstellen kann.

Anzuchtbeete für den Gartenfreund

Auf eine äußerst einfache Weise lassen sich die Mistbeete ersetzen und lassen sich auch ohne Pferdemist und ohne Glasfenster, Gemüse- und Blumenpflanzen zu einer Jahreszeit heranziehen, in der sie noch nicht im freien Lande gedeihen:


Es werden drei Bretter von 25 cm Breite und 3 Meter Länge nötig. Das eine Brett wird in der Mitte durchgeschnitten. Aus den jetzt vorhandenen vier Brettern wird ein regelrechter Kasten ohne Boden zusammengenagelt. An einer Seite, die nach oben kommt, schließen sämtliche Bretter glatt. Diesen Kasten stellen wir an einen günstigen, geschützten und warmen, sonnigen Platz im Garten auf und versenken ihn etwa zur Hälfte in die Erde, doch so, dass er nach der Südseite etwas Fall hat.

Aus gleich starken Latten von 3×4 cm, die man billig in jeder Holzhandlung kauft, werden Rahmen von 1 Meter Breite und eineinhalb Meter Länge zusammengenagelt mit zwei Mittelsprossen. In der Papierhandlung kauft man billigstes weißes Rollenpapier (Zeichenpapier) und dieses klebt man auf die Rahmen, nachdem man es zuvor passend geschnitten und angefeuchtet hat, damit es straff sitzt. Nach einigen Tagen, wenn das Papier festgetrocknet ist, wird es mit Leinölfirnis gestrichen, dadurch wird es haltbar und durchsichtig. Diese Papierfenster sind sehr viel billiger als Glasfenster, sie haben aber noch andere Vorteile: Es kann nichts darunter verbrennen, es braucht nicht gelüftet zu werden, man ist nicht gezwungen auf jeden Sonnenstrahl zu achten. Deshalb kann auch der Gartenfreund, der den ganzen Tag über außerhalb des Gartens beschäftigt ist, sich solche Papierfenster anschaffen und Pflanzen darunter ziehen.

Nun ist es ja ganz klar, dass derartige Anzuchtbeete nicht so warm sind als gut angelegte Mistbeete. Die Bodenwärme und die Wärme der Sonne fehlt. Wir können unmöglich schon im Februar derartige Anlagen machen, wohl aber Anfang April und das genügt noch für die Heranzucht vieler Blumen- und Gemüsepflanzen. Die Sonne wärmt dann schon stark genug, die Beete können offen stehen, es ist nur an regnerischen, kalten, windigen Tagen und nachts bei Frost Schutz nötig und solchen bietet das Papier ausreichend.
Wer viel Dünger hat, kann diese Anzuchtbeete auch von außen mit Dünger umpacken. Es schadet auch nicht, wenn eine 20 Zentimeter starke Schicht Dünger, in festgetretenem Zustande gemessen, halb Pferde-, halb Schweinemist, unten hineingebracht wird. Diese Schicht wärmt etwas, aber nicht zu sehr. Bei hoher Bodenwärme würden die Pflanzen unter den Papierfenstern dünn und spillerig werden. Es entstände ein Missverhältnis, weil ja das Licht fehlt.

Der Boden darf gute Mistbeeterde sein. Hat man solche nicht genügend, so wird die Gartenerde gut durcharbeitet und mit Mistbeeterde durchmischt. Obenauf kommt eine Schicht sandiger Mistbeeterde.
Die Aussaat in das Mistbeet sowohl, als in das Anzuchtbeet geschieht ähnlich wie die Aussaat ins Freie. Sämereien, von denen sehr wenig Pflanzen gebraucht werden, säet man am einfachsten in Blumentöpfe und senkt diese Blumentöpfe bis zum Rande in die Erde des Mistbeetes ein. Für die übrigen Aussaaten teilt man die vorhandene Fläche in Rechtecke, die durch dünne Stäbchen getrennt werden. In jedes Feld wird ein Hölzchen gesteckt, auf welches die Nummer oder der Namen der Saat geschrieben wird. Die Erde harkt man zuvor eben, drückt sie fest, streut dann den Samen hübsch gleichmäßig, streut dann dünn Erde darüber und drückt die aufgestreute Erde wieder fest. Gegossen wird nur, wenn die Erde trocken ist.


Wenn schon bei den Aussaaten im Freien das dichte Säen nachteilig ist, so ist es doppelt nachteilig bei Aussaaten in das Mistbeet oder in das Anzuchtbeet. Es muss genau ausgerechnet werden, wieviel Pflanzen auf dem zugemessenen Teil des Mistbeetes Platz haben und dann darf nicht das zwanzigfache des Samens ausgestreut werden, wie es leider noch geschieht. Die zu dicht stehenden Pflanzen sind ebenso schlimm daran wie Pflanzen, die eng zwischen Unkraut stehen, und es ist eine sehr schlechte Ersparnis, den teuren Raum des Mistbeetes oder des Anzuchtbeetes durch dichte Saat ausnutzen zu wollen. Man erhält überhaupt keine brauchbaren Pflanzen, sondern nur spilleriges Zeug. Die dichten Pflanzen müssen also rechtzeitig ausgelichtet werden.
Sehr gut und gleichmäßig wird die Saat verteilt, wenn man auch im Mistbeet in Rillen säet, die Rillen in 6—8 cm Abstand. Von Mitte April ab werden alle Pflanzen an die Luft und das freie Licht gewöhnt.
Aus dem Mistbeete mit Glasfenster kann Verschiedenes schon gegen den 10. April ausgepflanzt werden, aus dem Anzuchtbeet mit ‚Papierfenster erst drei bis vier Wochen später. Aus dem Freien noch zwei bis drei Wochen später und dann ist’s für viele Kulturen überhaupt schon vorbei. Z. B. von Sellerie, Porree kann man mit Hülfe von Papierfenstern noch brauchbare Pflanzen ziehen, im Freien nicht.


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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Allgemein Garten Allgemein

Mistbeete pflegen – eine Anleitung

Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.

Wie sollte man ein Mistbeet richtig pflegen? Wann soll man ein Mistbeet gießen, wie beschattet man ein Mistbeet und was kann man gegen Schädlinge im Mistbeet unternehmen? Ein sehr interessanter Artikel aus dem Jahre 1899 gibt hier Hinweise und Tipps.

Temperatur im Mistbeet richtig regeln und Mistbeet lüften

Die Erdoberfläche eines richtig angelegten Mistbeetes befindet sich zur Zeit der Aussaat nur vier bis fünf Finger breit unter dem Glas. Bis die Pflanzen richtig aufgegangen sind, hat sich die Erde noch etwas gesetzt. Sagen wir, zwischen Erdfläche und Glas sind jetzt 15 Zentimeter Raum; das ist ein sehr geringer Luftraum. Wenn die Sonne scheint, so dringen die Strahlen durch das Glas, werden vom Boden zurückgeworfen und die entstehende Wärme bleibt im Mistbeet. Im Februar und Anfang März ist das immer sehr angenehm. Mit zunehmendem Steigen der Sonne aber kann das bedenklich werden und es kommt ja leider zu häufig vor, dass die Pflanzen Schaden leiden oder gar verbrennen, weil sich eine solche Unmenge von Wärme in dem engen Raume ansammelt.
Es muss also bei Sonnenschein mittags Schatten gegeben oder verbrauchte Luft abgelassen und frische Luft zugelassen werden.

Das Bild zeigt ein Luftholz, das zum Belüften eines Mistbeetes bzw. Frühbeetes dient.


Dadurch, dass wir Schattendecken oder Bretter auflegen zum Schutz gegen die prallen Sonnenstrahlen und Luft geben, haben wir es in der Hand, die Wärme im Mistbeete ganz nach Wunsch zu regeln. Das Luftgeben hat noch einen anderen Zweck: Frische Luft ist nötig zum Gedeihen, zum Leben aller Pflanzen. Frische Luft müssen die jungen zum Auspflanzen in den Garten bestimmten Sämlinge haben, damit sie stämmig und abgehärtet werden. Wir haben ein Thermometer im Mistbeet und suchen die Wärme, wenn es geht, auf 15° R (Angabe hier in Reamur – umgerechnet ~ 19 °C) zu halten.
Wer verhindert ist, pünktlich zu lüften und überhaupt ein jeder, der im Lüften noch keine rechte Übung hat, tut wohl daran, er legt das Innere der Mistbeete etwas tiefer, nicht 15 sondern 25-30 Zentimeter unter Glas. Der jetzt viel größere Luftraum überhitzt sich nicht so schnell.
Das Luftholz hier wird unter das an einer Seite gehobene Fenster geschoben. Dann kann die verdorbene, zu heiße Luft heraus, die reine frische Luft hinein. Sobald das Thermometer 13 °R zeigt, wird das Luftholz schon untergelegt. Im zeitigen Frühjahre ist nur ganz wenig frische Luft nötig, nur in den Mittagsstunden bei Sonnenschein und bei frostfreiem, windstillem Wetter. Je höher die Sonne steigt und je wärmer es wird, um so höher wird das Luftholz gestellt, um so länger bleibt es stehen. Schließlich im April werden die Fenster an warmen Tagen kurze Zeit ganz abgenommen, um die jungen Pflanzen an die Luft zu gewöhnen.
Die frische Luft ist jedenfalls der beste Ausgleicher der Mistbeetwärme. Es ist nur nötig, dass zu jeder Tageszeit nachgesehen und jedesmal darüber nachgedacht wird, das zu geschehen hat, um eine gute Luft und richtige Wärme im Mistbeete zu schaffen. Wer früh weggeht und die Luftverhältnisse des Mistbeetes gleich den ganzen Tag regeln will, gibt im späteren Frühjahre immer etwas Luft, denn sehr häufig folgt auf einen trüben Morgen ein heißer, sonniger Tag und die Pflanzen würden verbrennen, wenn nicht wenigstens die im Mistbeet erzeugte heiße Luft abströmen könnte. Es gibt zuweilen recht schlimme Tage; draußen ist eine rauhe, hässliche Luft, aber die Sonne brennt heiß. Das Mistbeet wird überwärmt, aber wir können nicht lüften, weils zu rauh ist. In diesem Falle werden Bretter aufgelegt, etwa ¼ – ½ Fuß breite Bretter, immer mit drei Finger breitem Zwischenraum, damit die Sonne noch durch kann. Dieses „Schattengeben“ schützt vor Überhitzung. Den etwas verweichlichten Mistbeetpflanzen ist zuweilen nicht nur die übermäßige Wärme, sondern auch das grelle Licht der Sonnenstrahlen nachteilig. Auch hiergegen schützt das Schattenlegen. Keinesfalls wird man im Frühjahr Schatten geben vor 10 Uhr vormittags und nach 3 Uhr nachmittags.
Es ist lediglich Sache der Erfahrung und praktischen Übung, festzustellen, wann und wie gelüftet und „schattiert“ werden muss. Das Wetter, die Beschaffenheit der Mistbeete, die Art der Kultur, sind maßgebend. Der Mistbeetgärtner muss sich in die Bedürfnisse seiner Pflanzen hineindenken können.
Beim Lüften merkt man übrigens, wie notwendig es ist, dass das Mistbeet nicht nur eine sonnige, sondern auch eine geschützte Lage hat. Ist die Lage nicht geschützt, so strömt die kalte Luft unmittelbar in das Beet und die Pflanzen erkälten sich.

Strohdecke zum Abdecken der MIstbeete

Wenn nicht hinter dem Mistbeete, also auf der Nordseite desselben, Gewächshäuser, Gebäude oder Mauern liegen, wird dicht hinter der Rückwand eine etwa mannshohe Schutzwand errichtet, welche die kalten Winde abhält, auch die Wärme fängt. Völlig freiliegende Mistbeete sind schlecht zu gebrauchen.
Soweit die Mistbeete über der Erde liegen, werden sie regelmäßig bis zum Kastenrand mit Dünger umpackt. In der ersten Zeit und mindestens den ganzen März hindurch muss auch noch abends das Mistbeet gut mit Strohdecken zugedeckt werden, damit die Wärme nachts darin bleibt. — Es wird gedeckt in dem Augenblick, in dem die Sonne von dem Mistbeetkasten weggeht. Morgens wird aufgedeckt sobald es hell und nicht gar zu kalt ist. Bei kurzer, heftiger Frostperiode ist es ganz gut, wenn die Mistbeete einige Tage geschlossen bleiben. Es darf auch noch eine Lage Dünger auf die Decken kommen. Warme Beete können das nicht lange vertragen, weil die Pflanzen vergeilen. Weniger warm angelegte Beete befinden sich unter Strohdecken, womöglich auch noch Dünger oder Schnee darauf, einige Zeit sehr wohl.

Zum Zudecken der Mistbeete sind Strohdecken zu beschaffen, damit keine schlecht gedeckte Stelle bleibt. Im Notfall kann man auch einfach Langstroh über die Beete breiten. Es geht nur sehr viel dabei verloren und die Handhabung ist umständlich und unordentlich. Strohdecken kann man leicht selbst flechten. Ich hatte schon Strohdecken mit fünf, vier, drei, zwei Schnüren und auch mit einer Schnur im Gebrauch. Die mit zwei Schnüren sind sehr praktisch. Die Ähren liegen alle nach einer Seite. – Auch mit Brettern kann das Mistbeete nachts gedeckt werden; mit denselben Brettern, die zum Schattenlegen dienen, nur müssten es einige mehr sein, weil sie als Schutzbretter dicht liegen müssen.

Das Bild zeigt, wie Strohdecken zum Abdecken vom Mistbeet selber hergestellt werden können.


Mistbeete gießen

Zur guten Pflege der Mistbeete gehört schließlich das Gießen oder vielmehr das Spritzen. Es wird nur mit einer kleinen Gießkanne mit feiner Brause gegossen, anfangs wenig; es ist alle vier bis fünf Tage nachzusehen, später mehr; bei starkem Lüften trocknet das Mistbeet aus und muss schließlich jeden Tag nachgesehen werden. Eine kleine Kanne von fünf Liter reicht gut für ein Fenster. Aber auf eins muss ich aufmerksam machen: der obere Rand wird drei, selbst viermal so stark gegossen, als das übrige Beet, sonst verkommen die Pflanzen an diesem oberen Rande, weil er auffallend am stärksten austrocknet.

Die Abbildung zeigt eine Mundsche Gießkanne, die sich speziell zum Gießen eines Mistbeetes eignet.


Um zu gießen, braucht nicht das Fenster abgehoben werden. Es wird nur an der einen Seite mit einer Hand hochgehoben; mit der anderen Hand wird gegossen. Das geschieht morgens gegen acht Uhr, am besten mit erwärmtem Wasser; darauf wird das Fenster fest aufgelegt. Eine halbe Stunde später darf gelüftet werden.
Vor zu vielem Gießen und vor dem Gießen bei feuchten Wetter hat man sich sehr zu hüten. Das übermäßige Gießen bei mangelhaftem Lüften kann selbst in guter, altverrotteter Mistbeeterde Wurzelfäulnis der jungen Pflänzchen herbeiführen — um so schlimmer in einer Erde, die noch nicht richtig fertig ist. – Im März braucht das Mistbeet oft vierzehn Tage lang und länger keinen Tropfen Wasser; wenn die Erde obenauf leicht abgetrocknet ist, so beweist das noch nicht, dass gegossen werden muss.


Rechtzeitig Unkraut entfernen

Mistbeeterde enthält leicht viel Unkrautsamen, die Mistbeete sind schnell grün, nicht von den ausgesäeten Pflanzen, wohl aber vom Unkraut. Ist schon im Freien zum Gelingen jeder Kultur rechtzeitige Vertilgung des Unkrautes erforderlich, wie vielmehr im kostspieligen Mistbeete. Die teure Anlage wird vergeudet, wenn wir Unkraut darin ziehen wollen. An warmen Tagen wird nur mittags, damit sich das Beet nicht zu sehr abkühlt, das Fenster abgenommen und jedes einzelne Unkrautpflänzchen ausgejätet und bei Seite geworfen. Es ist das eine peinliche Arbeit; die kleinen Pflänzchen, die nur zwei Blätter haben, sollen schon heraus. Der Anfänger, der die Unkräuter von den guten Pflanzen noch nicht genau unterscheiden kann, muss sehr aufpassen. Er tut am besten, er sucht die Unkräuter, die überall Vorkommen, kennen zu lernen und zieht zunächst die gemeinsten Unkräuter, Melde, Brennessel, Vogelmiere aus, damit Luft wird.

Spinnenmilben / Schädlinge im Mistbeet

Auch ein winziges Tierchen wird Mistbeeten, welche sehr von der Sonne beschienen und wenig gelüftet werden, oft verderblich; die Spinnmilbe oder rote Spinne. Die einzelnen Spinnen sind so klein, dass man sie nur bei großer Anstrengung mit dem bloßen Auge erkennen kann. Sie befallen aber zu Hunderten die Blätter aller möglichen Pflanzen, die dann eine sonderbare weißlichgraue Färbung annehmen und nicht weiterwachsen wollen. Manche haben die Erscheinung wohl schon bemerkt, aber nicht gewusst, wie sie dieselbe erklären sollen. Unter anderem auch an den Linden an den Straßen fällt die fahle, kränkliche Farbe des Laubes und das frühzeitige Abfallen desselben auf. Später, wenn alle Blätter gefallen sind, erscheinen Stamm und stärkere Äste von einer sonderbaren Masse umsponnen. Das ist unsere rote Spinne. Sie tritt übrigens in eingeschlossenen, sonnigen, trockenen Gärten auch an Bohnen, Gurken, Erdbeeren, an den Blättern der Obstbäume auf. Die eingeschlossene, trockene Luft ist es, welche ihre massenhafte Ausbreitung begünstigt. Das natürliche Gegenmittel bietet wiederum feuchte Luft, häufiges, scharfes Abspritzen der Pflanzen mit reinem Wasser, auch fleißiges Gießen. Wo die rote Spinne sich in den Kulturen eingenistet hat, geht sie von einer Pflanze zur anderen über und lässt sich nur durch ganz energisch fortgesetzte Anwendung der Wasserkur zurückhalten, dies besonders in den Gewächshäusern und Mistbeeten. Da ist Spritzen und Lüften das sicherste Mittel gegen das schlimme Übel. Neuerdings sind erfolgreiche Versuche mit Petroleumseifenbrühe angestellt worden. Diese Petroleumseifenbrühe, die gegen viele andere Schädlinge sich als wirksam erwiesen hat, ist eine innige Vermischung von Petroleum und Seifen, die man am besten fertig kauft. Die Selbstanfertigung ist schwierig.

Im praktischen Ratgeber stand hierfür folgendes Rezept:
Weiße Kernseite, wie sie die Waschfrauen verwenden, auf dem Reibeisen gerieben, 25 Gramm, mit 20 Gramm Wasser in einem kleinen Gefäß zum Sieden gebracht (Vorsicht! Kocht leicht über!). Nach Entfernung vom Feuer unter Umrühren 100 Gramm Petroleum langsam zugießen. Hierauf die Brühe so lange mit einer kleinen Handspritze (Blumenspritze von Messing, vorn fein gelöchert, 50 Pfennig) durcheinanderspritzen (Rühren genügt nicht!), bis eine weiße, schlagsahneartige Masse entsteht. Diese wird mit zehnfacher Menge warmen Wassers verdünnt. – Die Brühe ist fertig.
Man spritzt sie möglichst noch etwas lauwarm auf (nicht heiß).

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Das Gartenland umgraben

Gartenland graben.

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Das Bild zeigt einen guten und einen schlechten (abgenutzten) Spaten zum Umgraben von Beeten und des Gartens.

Wenn Professor Jäger von den Wohltaten schwerer körperlicher Gartenarbeit redet, so hat er gewiss in erster Linie an das Graben gedacht. Das Graben ist eine sehr gesunde Bewegung und es macht Vergnügen, wenn man einen guten Spaten hat. Der beste Spaten ist der Pionierspaten, wie er hier abgebildet ist, und wie man ihn auch aus mehreren größeren Gärtnereien und Handlungen gärtnerischer Geräte beziehen kann. Auf diesem Bild steht links ein neuer Spaten, rechts ein Spaten, der schon einige Jahre im Gebrauch war. Wie man sieht, ist das Grabeisen schon stark abgenutzt, Stiel und Befestigung aber sind noch unversehrt und das ist ein Hauptvorzug dieses Spatens: Stiel und Eisen lockern sich nicht und brechen auch nicht! Es ist ein entsetzliches Arbeiten, wenn der Spaten im Stiel wackelt oder wenn das Grabeisen in der Mitte umgebogen ist, wie es bei allen übrigen Spaten gelegentlich vorkommt. – Seit ich den Pionierspaten kenne, kann ich mich nicht entschließen mit einem anderen zu arbeiten, denn der Pionierspaten ist handlicher und arbeitet leichter und schneller als alle übrigen Spaten.

Wie kann nun der Anfänger das Umgraben ohne persönliche Anleitung erlernen? Der beste Rat ist der, flotten Grabern einmal ein paar Stunden zuzusehen und aufzupassen, wie sie es machen. Ist noch eine besondere Anleitung nötig? Man fasst mit der linken Hand den Stiel zum Heben und mit der rechten den Handgriff zum Lenken des Spatens. Wer es bequemer findet, mag auch umgekehrt fassen. Die meisten fassen links, einige auch rechts. Mit einem Ruck wird der Spaten in den Boden gestoßen – im schweren Boden wird durch einen Tritt mit dem Fuß auf das Eisen nachgeholfen. Hierauf hebt man den Spaten mit der abgestochenen Erde in die Höhe und dreht den Spaten geschickt so um, dass die Erde umgekehrt wieder niederfällt, also das unterste nach oben. Dieses Umkehren der Erde, das Wenden von unten nach oben, ist die Hauptsache beim Graben. Es muss so lange geübt werden, bis es gut geht.

Im Herbst soll die gegrabene Erde in groben Schollen liegen bleiben, im Frühjahre soll sie gleich beim Graben fein zerkleinert werden. Es ist nun Sache der praktischen Übung, dies, je nachdem es notwendig ist, besorgen zu können. Ebenso ist das saubere und gleichmäßige Hinlegen beim Graben nur durch Übung und etwas Geschick zu erreichen. Ungeschickte und ungeübte Arbeiter wühlen, machen Erhöhungen und Vertiefungen. Dem gegrabenen Lande sieht man sofort an, ob der Graber seine Sache verstand. Anfänger werden guit daran tun, recht langsam zu arbeiten und kleine Stücke Erde abzustechen, nicht gleich große Schollen.

Wegen der bequemeren Einteilung ist es wünschenswert, auf einmal gleich eine größere Fläche in Angriff zu nehmen, wenn es geht den ganzen Garten, nicht einzelne Stückchen. Die Arbeit selbst kann auf viele Tage verteilt werden: Man fängt an dem einen Ende des Gartens an und wirft zunächst eine lange Furche aus. Während der ganzen Dauer des Grabens bleibt zwischen dem gegrabenen und nicht gegrabenen Lande eine tiefe, offene Furche, welche das Arbeiten sehr erleichtert: gut umzustürzen kann man nur, wenn eine breite Furche vorhanden ist. Zum Schluss wird die am Anfang ausgeworfene Erde in den Karren geladen und in die zuletzt offen gebliebene Furche geschafft.

Unkrautwurzeln, Steine usw. Werden in einem zur Seite stehenden Korbe gesammelt. Beim Umgraben wird nun auch der Mist mit untergebracht, der entweder vorher gebreitet worden oder auch hinter dem Grabenden noch in Haufen liegt. Man rechnet als regelmäßige Garten-Düngung auf den Quadratmeter 5 Kilo Stallmist. – Wie jede andere Gartenarbeit, kann auich das Unterbringen des Mistes, das so einfach erscheint, gut und schlecht geschehen. Es kommt darauf an, den Dünger gut zu verteilen. Vor allem sollen die Düngerlagen nicht wagerecht, sondern schräg und senkrecht liegen. Richtig ist es also nicht, den Dünger klumpenweise auf den Boden der Furchen zu scharren. Richtig ist es vielmehr, ihn schräg auf das neugegrabene Land zu streuen.

Das folgende Bild veranschaulicht die gegrabene und nicht gegrabene Erde in gedachter Durchschnittsansicht. Um das Umwenden des Bodens beim Graben  zu veranschaulichen, ist der obere Boden dunkler, der untere heller gezeichnet, wie das auch bei tiefem Graben vorkommt. So wie der Dünger hier verteilt ist, ist er richtig verteilt:

Auf dem BIld ist zu sehen, wie der Garten und Beete richtig umgegraben werden und wie Mist und Dünger beim Umgraben richtig eingearbeitet wird.

 

Wie tief soll gegraben werden? Das Grabeisen des Pionierspatens ist knapp 30 Zentimeter hoch und reichlich 20 Zentimeter breit. Das Eisen wird durchschnittlich auf seine volle Höhe in den Boden kommen; da es aber immer etwas schräg gerichtet ist und auch schräg aushebt, so kann man im Durchschnitt nur auf eine 25 Zentimeter tiefe Lockerung rechnen. – Mit schlechtem Spaten wird nur 20 Zentimeter tief gegraben; 30 und 35 Zentimeter Tiefe ist aber mehr wert. Wenn dieses Tiefgraben auch länger dauert, besser ist’s sicher!

Wann soll umgegraben werden? Eine beliebte Zeit ist der Herbst. Das Land bleibt in groben Schollen über den Winter liegen und ist der wohltuenden Winterfeuchtigkeit ausgesetzt. Das nicht gegrabene Land lässt viel fruchtbares Tauwasser abfließen und wird weniger durchfeuchtet, trocknet auch viel schneller ab. Gerade aus diesem Grunde nun aber, d.h. weil es so langsam abtrocknet, darf manches Land im Herbst überhaupt nicht gegraben werden und zwar das Land, welches an sich sehr feucht ist und ferner das Land, welches sehr zeitig im Frühjahre bestellt werden soll. Schließlich macht jeder Boden seine besonderen Ansprüche, und wer die Eigenheiten seines Bodens kennt, kann es mit dem Graben halten, wie er es im Laufe der Zeit als vorteilhaft für sich herausgefunden hat. Allgemeine Gültigkeit haben derartige Beobachtungen und Erfahrungen nicht. Sie passen nur für bestimmte Verhältnisse. – Ich empfehle im allgemeinen, vom Auigust bis Oktober alles abgeerntete Land sofort nach dem Abernten mit Dünger zu befahren und den Dünger tief unterzugraben. – Außerdem das Land stets frisch umzugraben, wenn es besäet oder bepflanzt werden soll.

Dieses ist das wichtigste: Es müssen die Samen, die Pflanzen usw. in ganz frischen Boden kommen. Boden, der nach dem Graben wochenlang gelegen hat, ist vielleicht noch locker, aber er ist nicht mehr frisch, muss deshalb von neuem gegraben werden, damit frisches Land nach oben kommt. Das Wiederaufhacken von alt gegrabenem Boden ist zwar ein Mittel, um ihn aufzufrischen, aber es ist nur ein Notbehelf; frisch gegrabenes Land ist viel besser, als gehacktes.

Nun der Nutzen des Grabens: Einen Nutzen haben wir soeben kennen gelernt: Die Pflanzen kommen in frischen Boden. Die Wurzeln verlangen frischen Boden, schon aus diesem Grund wird gegraben, ehe man pflanzt und sät. Ein anderer Nutzen: die Nährstoffe des Bodens, die aufgelösten natürlichen und die im Dünger hinzugegebenen werden beim Graben gut durchmischt und verteilt. Es kommt immer wieder anderer Boden an die Oberfläche und wird von der Luft aufgeschlossen. Die Feuchtigkeit, die Wärme, dringen besser zu den Wurzeln und wirken anregend. Der Boden wird tief durchlockert, derart, dass die Wurzeln tief eindringen können.

In den tieferen und besseren Durchlockerungen liegt ein großer Vorteil des Grabens gegenüber dem Pflügen. Beim Graben werden tiefere Schichten aufgeschlossen, außerdem die Bodenschollen besser zerteilt und besser umgestürzt als beim Pflügen. Die günstigere Entwicklung der meisten Pflanzen (und ganz besonders der Gartenpflanzen) auf gegrabenem Lande im Vergleich zum gepflügten Lande wird allgemein anerkannt und kann gar nicht bestritten werden.

Der Anfänger, der die gute Wirkung des Grabens noch nicht kennt, kann leicht in Versuchung geraten, eine Pflanze auf unvorbereiteten, festen Boden zu setzen. Er wird sich wundern, wie jämmerlich eine solche Pflanze wächst.

 

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Grundlagen für Anfänger

Etwas über das Pflanzenleben

Pflanzenleben

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

In welcher Weise wirkt der Dünger? Wir müssen lernen, die Pflanze als ein lebendes Wesen zu betrachten, dann werden wir auch imstande sein, sie richtig zu behandeln. Wer aber die Lebensvorgänge im Pflanzenkörper, vor allem die wichtigen Wechselbeziehungen zwischen Wurzeln und Blättern nicht kennt, macht leicht die schlimmsten Fehler in der Pflege.
Blatt und Wurzel, das sind die notwendigen Teile zur Erhaltung des Lebens. Eine Wurzel kann nicht leben ohne ein Blatt und das Blatt verdorrt sofort, wenn die Wurzel die Arbeitstätigkeit einstellt.
Die Wurzel saugt die Nahrungsbestandteile in Wasser gelöst aus dem Boden und unter Druck wird der rohe Saft nach oben geleitet zu den Blättern. Hier findet unter Einfluss des Sonnenlichtes eine Umbildung mit dem rohen Bodensaft statt: er wird zur brauchbaren Pflanzennahrung verwandelt und strömt dann als solche in die Früchte, um diese zu ernähren, oder er wird von der Pflanze verwendet, um neue Triebe und neue Wurzeln zu bilden. Je mehr Nährstoffe wir den Wurzeln im Boden zur Verfügung stellen, um so mehr können sie aufnehmen und den Blättern zuführen. Die neuen Triebe und Blätter werden sich üppiger entwickeln und die Früchte schöner, größer und süßer werden. Doch alles hat seine Grenzen. Es kann der Fall eintreten, dass wir den Pflanzen mehr Nährstoffe verabreichen, als sie verarbeiten können. Zu diesem Verarbeiten sind Wärme, Luft, Licht nötig, und wenn Wärme, Luft und Licht spärlich sind, nützt auch die üppigste Nahrung nichts.
Wärme ist nötig, weil erstens nur bei günstiger Wärme die Blätter Feuchtigkeit (Wasser) verdunsten. Diese Verdunstung durch die Blätter bietet aber für die Wurzeln die Anregung, neues Waser und mit ihm Nährstoffe aufzunehmen.

Die Wärme ist aber zweitens nötig, weil nur bei Wärme und Licht die Umwandlung der Stoffe in den grünen Blättern stattfinden kann. Viel Luft braucht die Pflanze ebenfalls zum Umbilden der Stoffe, denn es findet bei diesem Stoffwechsel ein Austausch mit der umgebenden atmosphärischen Luft statt. Eine Pflanze, die eingeschlossen oder unter Druck steht und nur spärlich den Zutritt der frischen Luft erhält, kann auch nur langsam und spärlich die Umwandlung der Stoffe vornehmen.
Wärme und Luft bedürfen aber nicht allein die oberirdischen Teile, die Stengel und Blätter zu ihrer Lebenstätigkeit, sondern ebenso sehr die Wurzeln. Deshalb spricht man so lobend von den Vorzügen eines warmen, durchlässigen Bodens als Gartenboden. Je günstiger diese drei, die Wärme, die Luft und das Licht zusammenwirken, um so besser kommt auch die Nahrung zur Geltung, um so besser arbeitet, um so besser gedeiht unsere Pflanze.


Man hat die Blätter oft schon als Lungen der Pflanzen bezeichnet und das ist ein ganz passender Vergleich. Die Blätter sind den Pflanzen zum Atmen und zum Leben ebenso nötig wie die Lungen für die warmblütigen Tiere, allerdings gilt das nur für die Wachstumszeit. Jedes einzelne Blatt ist in dieser Zeit von Wert, und wenn wir aus diesem oder jenem Grunde Blätter beseitigen, so greifen wir störend in die Lebenstätigkeit der Pflanze ein und hemmen wenigstens für einige Zeit das Wachstum, und wenn Raupen die Blätter zusammenwickeln oder abfressen, oder wenn eine dicke Staubschicht oder anderes die Blätter bedeckt, so bringt dies alles der Pflanze für lange Zeit hinaus großen Schaden.
Anders ist es in der Zeit der winterlichen Ruhe. Der Baum, der Strauch, die niedrige ausdauernde Pflanze pflegt im Herbst mit Hilfe der Blätter im festen Pflanzenkörper Nahrungsstoffe, sogenannte Reservestoffe, anzuspeichern. Hat dann das Blatt seine Pflicht erfüllt, so bildet sich zwischen ihm und den bleibenden Teilen eine dünne Korkschicht. Das Blatt fällt ab. Die aufgespeicherten Stoffe aber schützen die Pflanze vor der Kälte des Winters. Das Leben hört in der Pflanze auch jetzt nicht völlig auf, aber es äußert sich nur schwach. Die schlafende Pflanze braucht keine Wärme, kein Licht, nur etwas Luft, dann hält sie aus bis zum Frühjahre und im neuen Frühjahr dienen dann die aufgespeicherten Stoffe für die ersten Lebensbedürfnisse und reichen aus, bis die Pflanze wieder imstande ist neue Nahrung zu bilden.

 

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Feinde und Freunde – Nützlinge im Garten

Feinde und Freunde unseres Gartens.

Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Unser Garten würde uns zum Paradies werden, wenn alles darin nach unseren Wünschen gedeihen und keinerlei feindliche Störungen eintreten wollte. Leider sind die Pflanzen des Gemüse-, Obst- und Blumengartens so mancherlei Schädigungen unterworfen, dass wir unsere ganze Kraft einsetzen müssen, den Garten in tadellosem  Zustande zu erhalten.

Hunterterlei verschiedener Ungeziefer frisst und knabbert an allen Ecken und bringt uns oft in schlimme Verlegenheit.

Was sollen wir tun, um dieses unheimliche Gesindel, das wir häufig gar nicht einmal kennen, von dem wir nur die Verwüstung sehen, zu vertreiben?

Ein hervorragender Gartenfreund und Kenner gärtnerischer Kultur schrieb mir vor einiger Zeit: „Es wird immer noch nicht genug beachtet, dass der beste Schutz der Pflanzen gegen alle Angriffe darin besteht, dass man sie gut und richtig kultiviert.“ Ich muss ihm Recht geben in dieser Auffassung. Die gut kultivierte Pflanze vermag den auf sie eindringenden Angriffen großen Widerstand entgegenzusetzen, weil sie kräftig ist. Ja, ich habe oft an Pflanzen in ungeeigneten Verhältnissen beobachten können, dass die Schmarotzer sofort verschwanden, als die Pflanzen in bessere Verhältnisse gebraucht oder die vorhandenen Übelstände beseitigt wurden, z.B. ein junger verlauster Baum machte sofort gesunde Triebe, als er eine kräftige Düngung erhielt, an anderer Stelle verschwand das Ungeziefer durch ein wiederholtes Abspritzen der Pflanzen mit reinem, klarem Wasser ohne irgend sonstige Maßnahmen.
Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist, durch rechtzeitiges Eingreifen vorzubeugen und die Plage sich nicht ausbreiten zu lassen, sondern schon im Entstehen zu unterdrücken. Eine Massenplage kommt nie plötzlich, stets hat sich, wenn auch häufig unbemerkt, das
Ungeziefer, welches in Massen auftritt, zuvor vereinzelt gezeigt. Die Vermehrungskraft manches Schädlings ist allerdings eine gewaltige.
Mit einem Druck des Fingers könnten wir im Frühjahre oft die Stammeltern einer bis zum Herbst in das tausendfache wachsende Schaar vernichten. Es gilt also aufmerksam sein, die Pflanzen häufig absuchen und das Ungeziefer rastlos bekämpfen, so lange es noch vereinzelt vorkommt. So kann unvorbereitet eine große Plage nur den treffen, der unaufmerksam gewesen ist.
So mancher hätte nun gern ein Pülverchen oder eine Flüssigkeit, durch die all die Hallunken von unseren Lieblingen vertrieben werden. Kluge Fabrikaten haben sich das zu Nutze gemacht und Mittel fabriziert und zu teuren Preisen in den Handel gebracht. Wer aber die große Verschiedenheit der Insektenleiber kennt, wer es weiß, wie gut zum großen Teile diese Tiere bepanzert sind, wer andererseits die Verschiedenartigkeit ihrer Lebensweisen beachtet, der wird zugeben, dass ein Mittel für alle Zwecke von vornherein ein Unding ist.

Mittel zur Bekämpfung von Ungeziefer

Einige Mittel haben sich für verschiedene Zwecke gut bewährt, z.B. ist Tabaksaft sehr gut, auch Petroleum-Seifenbrühe kommt neuerdings sehr in Aufnahme. Die Bordelaiser Brühe, das ist eine Mischung von Kupfervitriol, Kalk und Wasser, wird gegen allerlei Pilzerkrankungen als sicherstes Schutzmittel bezeichnet. Diese Mittel finden sich an geeigneter Stelle angeführt. Das ist aber in keinem Fall die Hauptsache, dass man den Geldbeutel öffnet und irgendein gutes Mittel kauft, mit Wasser verdünnt und auf die Pflanzen spritzt. Auf die Sorgfalt kommt es an, mit der das Mittel angewendet wird. Ein einmaliges Verfahren wirkt nicht durchschlagend. Jedes Ungezieferbekämpfungsmittel muss wiederholt werden und zwar in kurzen Zeiträumen häufig und gründlich wiederholt.
Als Ungezieferbekämpfungsmittel obenan stelle ich das unmittelbare Absuchen des Ungeziefers. Es kostet nichts als Arbeit und ist dadurch in den meisten Fällen das billigste, außerdem ist es das sicherste, denn die Raupe, der Käfer, die Schnecke, die ich von der Pflanze oder vom Gartenbeet ablesen und dann vernichtet habe, kann sicher keinen Schaden mehr anrichten. Nun habe ich oft die Klage gehört: was nützt mir das Absammeln, am nächsten Tage sind neue Schaaren da. Sehr wohl, das ist richtig. Wir müssen am nächsten Tage wieder absammeln, am folgenden noch einmal, denn wir erwischen immer nur einen Teil der Missetäter. Nach dem wir aber einige Tage geduldig und unermüdlich gearbeitet haben, sehen wir schließlich erfreulichen Erfolg. Das Übel lässt nach – Wenn wir das Absuchen durch bezahlte Arbeitskräfte haben ausführen lassen, so ist es uns nicht so teuer geworden als die Anschaffung käuflicher Insektenmittel geworden wäre.

Der Nutzen von Kalk bei der Schädlingsbekämpfung


Ein erfahrener Gartenfreund, ein Lehrer, der auf dem Lande lebt, hat herausgefunden, dass der Kalk in seinen verschiedenen Formen, besonders der Staubkalk, zwar nicht in allen, aber doch in vielen Fällen Hilfe bringt. Zweifellos ist das Bestäuben der befallenen Pflanzen mit Staubkalk ein gutes Mittel, wenn man keine andere Hilfe weiß.
Das sind nur einige Andeutungen. Wer in allen Fällen das richtige treffen will, wird ohne Kenntnis der betreffenden Insekten meist wenig ausrichten können. Es ist von Freiherr von Schillig eine vorzügliche Schrift über die Schädlinge des Obst- und Weinbaues herausgegeben worden, die sollte jeder Gartenfreund besitzen. Wir wollen die schlimmsten
Schädlinge immer bei den Pflanzen nennen, denen sie am lästigsten werden und dann angeben, welche Wege zu ihrer Vernichtung einzuschlagen sind.

Hilfe durch Schlupfwespen

In einzelnen Fällen kann eine Plage so schlimm werden, dass unsere Kräfte nicht ausreichen zur durchgreifenden Bekämpfung. In solchen traurigen, aber glücklicherweise seltenen Fällen bleibt uns nichts weiter übrig, als die Hoffnung auf Besserung in der Zukunft. Solche Plagen verschwinden oft schneller als sie gekommen sind. Die vielen Feinde unserer Pflanzen haben auch wieder ihre Feinde, Raub- und Mordinsekten, die Schlupfwespen. Das sind kleine Wespen, die ihre Eier an oder in die Körper von Raupen legen. Aus den Eiern entschlüpfen Maden, die ihren Wirt, die Raupe, zu Grunde richten. Diese Schlupfwespen, deren jede Art in einer anderen Raupenart vorkommt, treten zuweilen so massenhaft auf, dass fast jede einzelne Raupe Maden beherbergt. Nur so ist es erklärlich, wie eine ungeheure Raupenplage ganz plötzlich von selbst wieder verschwinden kann. Ähnlich den Schlupfwespen (Ichneumoniden) wirken die Mordfliegen (Tachineen). Noch in den winzigsten Insekten und in den Insekteneiern kommen Schmarotzer vor, die Larven kleinster Wespchen, Brakoniden und Zehrwespchen. Alle diese noch so wenig bekannten Tierchen sind uns Gartenbautreibenden in hohem Grade nützlich. Sie alle sind geschaffen, um das Gleichgewicht in der Natur wieder herzustellen, um eine Massenplage auch eine ebenso massenhafte Gegenwirkung entgegenzusetzen.

 

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

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Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Mistbeete anlegen – eine Anleitung

Mistbeete anlegen
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Soll der Anfänger Mistbeete anlegen? – Mag jeder selbst entscheiden.

Nutzen (Vorteile) eines Mistbeetes:
  1. Es können in den Mistbeeten die Gemüse- und Blumenpflanzen, die für einen größeren Hausgarten durchaus notwendig sind, die sich auch häufig recht schwer in der gewünschten Weise beschaffen lassen, billig und gut herangezogen werden.
  2. Es lassen sich Gemüse verschiedener Art darin treiben und werden vier bis sechs Wochen früher brauchbar, außerdem viel schöner und zarter als im Garten.
  3. Durch Mistbeetanlagen wird nebenbei viel gute Erde gewonnen.
Bedenken (Nachteile) gegen ein Mistbeet:
  1. Die Mistbeete verlangen eine sorgsame Überwachung und Pflege täglich an bestimmten Tagesstunden, sind also nur da angebracht, wo reichlich Zeit und Neigung des Besitzers oder zuverlässige Hilfskräfte vorhanden sind. – Wer nur zwei bis drei Morgenstunden seinem Garten sich widmen kann und keinen zuverlässigen Vertreter besitzt, wird Schwierigkeiten haben.
  2. Die richtige Pflege der Mistbeete ist nicht leicht zu erlernen. Ein kleines Versehen kann große Nachteile bringen. Für den Anfang wird man fast regelmäßig die Pflanzen und Gemüse billiger und besser kaufen können als man sie selbst zieht.
  3. Die Behandlung eines Mistbeetes zieht den Anfänger von mancher anderen Gartenbeschäftigung ab. Es muss aber immer Streben jedes Anfängers sein, nicht zu vielerlei vorzunehmen und seine Kräfte und Neigungen nicht zu zersplittern.

Ich persönlich möchte dazu raten, im ersten Jahre nicht gleich Mistbeete anzulegen, sondern sich zunächst einzuschränken und die nötigen Pflanzen anderweit zu beschaffen. Im zweiten oder dritten Jahre haben dann Mistbeetkulturen schon bessere Aussicht auf Erfolg.

Der richtige Mist für Mistbeete

Zur Mistbeetkultur gehört zunächst eine besonders gute Erde: reine, unverfälschte Mistbeeterde, aus verrottetem Pferdemist entstanden, aber völlig zu Erde geworden und nur zur Lockerung mit etwa 1/5 der Menge grobkörnigem Flußsand vermischt. – Jede andere Erde ist mehr oder weniger ungeeignet zur Mistbeetkultur. Eine neue Ursache, nicht gleich im ersten Jahre Mistbeete anzulegen, erst Erde schaffen dazu! Wer gezwungen ist, teilweise die Mistbeeterde zu ersetzen, der wähle leichte, gute, sandige Gartenerde, milde, lockere Rasenerde, gute Komposterde, ja keine schwere Erde, keine unverwesten Stoffe. Künstliche Dünger sind für Mistbeetkulturen erfahrungsgemäß völlig ungeeignet. Mit Abtritt gedüngte Erde ist ebenfalls unbrauchbar.

Gute, verrottete Mistbeeterde ist mindestens zwei Jahre alt. Unverweste, klumpige Bestandteile, die etwa in der Erde enthalten sind, kommen im geschlossenen, warmen Mistbeet noch zur Verwesung und stecken dann die Pflanzen mit an. Die Pflanzen bekommen durch schlechte Erde die bedenklichen schwarzen Füße, fallen um und sterben ab.

Die zu fette Erde ist also fast ebenso schlimm und schädlich wie künstlicher Dünger im Mistbeet. Um zu fette frische Erde brauchbarer zu machen, wird man sie über Winter bei Frost öfter durcharbeiten und mit viel Sand, sandiger Erde oder leichter und lockerer Rasenerde durchmischen.

Das Mistbeet muss erwärmt werden und hierzu ist kein Stoff so brauchbar wie der Pferdedünger. Man gräbt an geschützter sonniger Stelle eine Grube 1,50 Meter breit, 3 Meter lang und 60 cm tief regelrecht aus. In diese Grube packt man Pferdedünger. Der Pferdedünger kann frisch sein, besser ist es aber, er hat schon ein bis zwei Wochen auf dem Haufen gelegen, dann erwärmt er sich im Mistbeetkasten langsamer aber nachhaltiger.

Das Bild zeigt zwei verschiedene Gemüsepflanzen. Eine ist in schlechter und zu frischer, unverwester Erde gewachsen, die andere in guter selbst hergestellter Mistbeeterde.
Gemüsepflanzen aus dem selbst angelegten Mistbeetkasten – ein Vergleich (Gemüsepflanzen aus dem Mistbeet, a: aus frischer, unverwester Erde; b: aus gesunder Erde)

Schnee und Regen dürfen den Pferdedünger nicht durchnässen, sonst erwärmt er sich überhaupt nicht. Wenn die Grube halbvoll ist, kommt ein Bretterrahmen darauf: der Mistbeetkasten. Dieser Mistbeetkasten wird dann im Innern ganz voll Pferdedünger gepackt, so dass die Düngerschicht etwa 40 cm hoch ist. Je höher sie ist, desto stärker erwärmt sie sich.

Das Einpacken des Mistes ist eine Kunst, die erlernt sein will. Der Mist darf nicht korbweise in die Grube oder in den Kasten geworfen werden. Er muss Gabel für Gabel dicht festgepackt oder geschüttelt werden. Der Mist setzt sich nämlich, wenn er sich erwärmt; er wird sich ganz gleichmäßig setzen, wenn er gleichmäßig gepackt und festgetreten ist. Er darf an keiner Stelle klumpig liegen, sonst gibt es später die scheußlichsten Unebenheiten.

Mistbeet richtig anlegen

Zum Mistbeet gehören Fenster, Glasfenster mit Holzrahmen, 1 Meter breit und 1,50 Meter lang. Das Stück kaufen wir für ungefähr fünf Mark. Mistbeete mit drei Fenstern sind die bequemsten. – Der Mistbeetkasten, von dem wir sprachen, wird so eingerichtet, dass die Mistbeetfenster genau darauf passen, also 3 Meter breit und 1,50 Meter lang. Er darf aber nicht eben stehen; er muss etwas Fall haben und zwar nach Süden gerichtet, damit der Regen abläuft und die Sonne besser wirken kann. Die Rückwand wird also etwas höher, die Seitenwände schräg. Dort, wo die Fenster aufliegen sollen, werden an den Wänden Leisten angebracht. Im übrigen lässt sich so ein Kasten auf die verschiedenartigste Weise herrichten.

Das Bild zeigt ein Fenster für ein Selbstversorger-Mistbeet.
Ein Fenster ist essentiell für ein gutes Mistbeet.

Ist nun der Kasten voll Mist gepackt, der Mist schichtweise gut festgetreten, so werden die Fenster vorläufig aufgelegt, damit der Mist sich erwärmt. Nach vier bis fünf Tagen wird das in der Regel soweit geschehen sein, dass die oben beschriebene gute Mistbeeterde auf den Mist gebracht werden kann, etwa 20 cm hoch. Zwei oder drei Tage später ist diese Mistbeeterde auch durchwärmt und jetzt erst kann in das Mistbeet der Samen gesäet werden, der bei der Wärme von unten (Bodenwärme) und unter dem hellen und schützenden Glasdach bald aufgeht.

Materialien zum Packen von Mistbeeten

Zum Packen von Mistbeeten gibt es nichts Besseres als Pferdemist und es ist ein besonderer Vorzug des Pferdemistes, dass er, wenn er seine Wärme abgegeben hat, schnell verrottet und zu einer guten Erde wird.

Teilweise, um Ersparnisse zu machen, teilweise, um nicht so warme, dafür aber länger anhaltende Mistbeete zu erhalten, werden nun Ersatzstoffe benutzt, die allerdings nie so vortreffliche Mistbeeterde liefern.

Laub, zwischen den Pferdemist schichtweise gepackt, hält die Wärme länger an.

Schweinemist, Ziegenmist, selbst Rindermist mit dem Pferdemist vermischt, erwärmen sich langsamer. Mit solcher Mischung kann ohne Gefahr die Düngerschicht aus frischem Mist höher gepackt werden. Die Wärme ist dann anhaltender.

Torfstreudünger ist brauchbar zum Vermischen mit Laub und Pferdedünger.

Unkräuter, dürres Bohnen- und Erbsenstroh und dergleichen dienen in kaltem Boden als Unterlage. Man packt eine dicke Schicht davon unten in die Grube, damit der wertvolle und teure im Frühjahre oft gar nicht mal reichlich genug zu beschaffende Mist sich nicht zu sehr nach unten abkühlt. Ebenso kann Tannenreisig verwendet werden.

Sägespäne sind auch sehr gut zu gebrauchen, ebenso Lohe. Wollabfälle und Baumwollabfälle haben eine sehr große Heizkraft, noch größer als Pferdemist. Sie müssen aber beim Einpacken völlig durchnässt werden, sonst verursachen sie eine pflanzenfeindliche, trockene Luft. Die verrotteten Wollabfälle geben keine Mistbeeterde.

Unterschiedliche Nutzungsarten von Mistbeetkästen

Beim eigentlichen Betrieb der Mistbeetkulturen ist zweierlei zu unterscheiden:

  1. Gemüsetreiberei. Dieselbe beginnt im Januar. Zu dieser Jahreszeit sind hohe Mistpackungen erforderlich, außerdem muss unbedingt der ganze Kasten ringsum einen fußbreiten Umschlag von Dünger erhalten, der ihn ebenfalls erwärmt. Diese breite und tiefe Düngerumpackung wird nach einigen Wochen erneuert, um wieder neue Wärme zu schaffen.
  2. Anzucht von Gemüse- und Blumenpflanzen. Die Anlage dieser Mistbeete beginnt größtenteils erst Ende Februar, die Aussaat Anfang März. Man kann dann Ende März noch einmal Mistbeete anlegen mit geringer Mistpackung für solche Pflanzen, die weniger Wärme und kürzere Zeit zur Entwicklung brauchen. Es hat keinen Zweck, Mistbeete im Sommer anzulegen, weil erstens im Sommer wenig Pflanzen ausgesät werden und zweitens die natürliche Bodenwärme für die Pflanzen unseres Hausgartens völlig ausreicht. – Im Spätherbst werden auch keine Mistbeete angelegt, denn die Strahlen der Sonne werden immer spärlicher und die Pflanzen erhalten keine Kraft, um den Winter durchzuhalten. Bodenwärme allein macht es nicht, es muss auch Licht genug vorhanden sein zum Leben und Wachsen. Auf jeden Fall muss das Mistbeet so viel Sonnenschein als nur möglich bekommen. Ohne Sonne geht nichts.

 

Lesen Sie den nachfolgenden Artikel (Mistbeete pflegen – richtig lüften, gießen und co.)

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

https://derselbstversorger.net/gartenbuch-fuer-anfaenger-johannes-boettner/

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

Zum vorherigen Kapitel „Das Bespritzen mit feuchter Luft“ wechseln.

Zum nächsten Kapitel „Bewässerungsanlagen“ wechseln.

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Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Der Küchen- und Gemüsegarten Grundlagen für Anfänger

Das Bespritzen mit feuchter Luft

 

Das Bespritzen mit feuchter Luft
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Gießen und Spritzen dürfen nicht verwechselt werden, wie es leider noch so oft geschieht. Es sind zwei grundverschiedene Dinge. Durch Gießen soll der Boden feucht gemacht werden, durch Spritzen nur die Luft. Gießen soll man nicht oft, aber gründlich. Spritzen im allgemeinen häufig, aber nur leicht. Zum Gießen gehört viel Wasser, zum Spritzen wenig. Das Gießen kommt den Wurzeln zu gute, das Bespritzen den Blättern.

Es gibt nun Gewächse, die durchaus in feuchter Luft leben wollen und andere, die sich gar nichts daraus machen. Um zu erkennen, ob eine Pflanze feuchte Luft liebt, braucht man sich nur die Blätter anzusehen. Pflanzen, die große Blätter haben, wollen auch feuchte Luft haben, Pflanzen, die kleine Blätter haben, vertragen trockene Luft. Ist die Luft sehr feucht, so wird der Wuchs der Blätter sehr befördert: die Pflanzen werden sehr üppig im Blattwuchs. Durch trockene Luft kann der Blattwuchs nie befördert werden, wohl aber die Blütenbildung, die Fruchtbarkeit.

Das sind so einige Punkte, die gelegentlich berücksichtigt werden können. Es lässt sich übrigens nicht streng durchführen, dass für die eine Pflanze gespritzt wird und für die andere nicht. Es muss auf einen passenden Ausgleich Bedacht genommen werden.

Wer nun ein kleines Gärtchen hat, welches eingeschlossen liegt, aber in voller Prellsonne, dabei in trockener Lage, der hat durchweg eine viel zu trockene Luft, und wenn manches bei ihm nicht fortkommen will trotz Gießens, so ist nur die trockene Luft daran schuld.

Werdersche Handspritze

Hier kann fleißiges Spritzen wahre Wunder hervorbringen. – Blattpflanzen, die bisher mickerten und quierten, entfalten sich zu nie geahnter Üppigkeit. Spalierbäume entfalten große, üppige und gesunde Blätter, und der Rasen wird schön grün.

Die wichtigste Zeit zum Spritzen ist der Hochsommer. Im Frühjahre ist die Luft noch kühl und feucht genug, im Herbst wird sie auch wieder kühler und feuchter. Ende Mai, im Juni, Juli und August aber ist es in der Regel zu heiß und zu trocken. Durch das Spritzen wird dann vielfach ein Ausgleich geschaffen zwischen dem feuchten und kühlen Boden und der trockenen Luft. Es kommt im Hochsommer in trockenen Lagen vor, dass längere Zeit indurch der die Pflanzen erfrischende, ihnen so wohltuende Tau gänzlich ausbleibt. In dieser Zeit wird das Spritzen eine wahre Wohltat für alle Pflanzen und in kleinen, engen Stadtgärtchen, wo von Natur die Taubildung eine sehr geringe ist, unter Bäumen, an Stellen, wo wegen mangelnden Taues nichts recht hochkommen will, da können wir durch geschicktes Spritzen bei sonst günstigen Kulturbedingungen alles erreichen.

Hildebrandtsche Spritze

Gelegentlich kann das Spritzen trotz der guten Wirkung recht nachteilig werden, so z.B. habe ich bei Busch-Bohnen und Erbsen regelmäßig beobachtet, wenn sie gespritzt wurden, dass dies das Wachsen ungemein anregte. Sie trieben an einem Tage fingerlange Triebe, aber die Fruchtbarkeit gewann nicht dadurch. Im Gegenteil, je mehr sie sich üppig belaubten, um so schlechter setzten sie Schoten an. Solche Gemüse wird man deshalb, wenn ein Gießen nötig wird, nur mit dem Rohre gießen, da ein Gießen mit der Brause gleichzeitig als Spritzen wirkt. – Für den Gemüsegarten, in dem man die regenspendende Brause hat, braucht man also kein besonderes Gerät zum Spritzen. Man hält die Brause etwas hoch und bewegt sie eifrig und schnell über das Beet, dann spritzt man; wenn man mehr gießend wirken will, wird man sie niedrig halten und ruhig und langsam fortbewegen.

Eine billige, kleine Handspritze, auch für Spalierobst äußerst wertvoll, ist die Werdersche Spritze. Man erzielt damit einen kräftigen Strahl von 5 Metern Weite. Das Gerät kostet etwa drei Mark.

Die größere Hildebrandsche Spritze nach Obstzüchter Kottes Angaben hergestellt, hat den Vorzug, dass der nötige Wasserkübel gleich mit der Spritze verbunden ist. Strahlweite 8 Meter – auch feine Brause ist möglich. Dieses praktische Gerät kann bequem von einer Person in Tätigkeit gesetzt werden.

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