Ein Artikel von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Vorheriger Artikel: Das Anlegen eines Mistbeetes.
Gartenmeister Böttner beschreibt im nachfolgenden Artikel, warum man nicht zwei mal hintereinander das gleiche Gemüse anbauen sollte, gibt einen Überblick über stark- und schwachzehrende Gemüse und beschreibt, wie man das Beet möglichst effektiv ausnutzen kann, um mehrere Ernten durch Nachfrucht und Mischkultur zu erhalten.
Wechselbau. Zwischenkulturen. Vor- und Nachfrucht. Fruchtfolge
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Warum nicht zweimal hintereinander das Gleiche angebaut werden sollte.
Auf einem Gartenbeet wird schöner Sellerie geerntet. Wir sind zufrieden! Dieses Beet muss sich wohl besonders gut für Sellerie eignen. Im nächsten Jahre wird wieder Sellerie auf das gleiche Beet gepflanzt. Sonderbar, er will gar nicht recht wachsen. Im dritten Jahre noch einmal derselbe Versuch; vollständiger Misserfolg! Wie geht das zu? Die Behandlung war ganz dieselbe. Sollte das Wetter daran schuld gewesen sein? Nein, das Wetter war es nicht. Es ist aber ein Hauptfehler in der Kultur gemacht worden. Ja, trotzdem im ersten, zweiten und dritten Jahre die Kultur scheinbar die gleiche war, sind doch gewichtige Unterschiede vorhanden. Im ersten Jahre war das Land neu und frisch, im zweiten und dritten Jahre war es durch die vorhergegangene Selleriekultur schon verschlechtert, es war selleriemüde.
Man ist noch nicht recht klar darüber, ob die Wurzeln einer Pflanze Stoffe ausscheiden, welche das Land für die Wiederholung der Kultur ungeeignet machen oder ob die Wurzeln spezifische Stoffe gebrauchen, welche später fehlen oder ob beide Ursachen mitsprechen. Sehr klar ist man aber darüber, dass es nicht vorteilhaft ist, zweimal nacheinander auf demselben Gartenbeet die gleiche oder ähnliche Pflanzenart zu bauen. Man darf nicht Blätterkohl nach Kohlrabi, nicht Rettig nach Radieschen bauen. Es wird immer erst eine fremde Gemüseart‘ — wenn es geht mehrere — gebaut, bevor das gleiche Gemüse wieder daran kommt. Man muss wechseln.
Der Wechsel im Anbau ist eine der wichtigsten Aufgaben rationeller Gemüsezucht. Nirgends haben die Gemüsezüchter es vermocht, die Notwendigkeit des Wechselns zu umgehen. Selbst bei der besten Düngung und Bodenerneuerung ist Wechsel nötig. Natürlich sind die Gemüse sehr verschieden geartet. Einzelne, z.B. Sellerie, Kohl missraten fast regelmäßig, wenn man sie zweimal nacheinander pflanzt. Andere, z.B. Kartoffeln, Bohnen können bei guter Düngung ohne merkbaren Nachteil einige Jahre hindurch auf der gleichen Stelle gebaut werden.
Ähnlich wie in der Landwirtschaft eine regelrechte „Fruchtfolge“ eingeführt ist, kann das auch in der Gemüsegärtnerei geschehen. Durch die größere Vielseitigkeit der Gemüsekulturen ist es aber nicht gerade leicht, einen übersichtlichen Plan für die Reihenfolge der Gemüse im Anbau festzustellen.
Einteilung der Beete – Starkzehrer und Schwachzehrer
Einfacher und für den Anfänger übersichtlicher ist folgendes Verfahren: Man teilt die Gemüse in zwei Klassen: erstens solche, die reich gedüngten Boden wünschen und frischen Dünger vertragen; zweitens solche, die keine so großen Anforderungen an die Düngungskraft des Bodens stellen und frischen Dünger nicht vertragen.
Zu den ersten, den stark zehrenden, gehören die Kohlgemüse, die Salatgemüse, die Spinatgemüse, die Gurkengemüse.
Zu den anderen, den für frisch gedüngtes Land ungeeigneten, gehören die Wurzelgemüse, die Zwiebelgemüse, die Schotengemüse (Bohnen und Erbsen).
Natürlich ist das nur eine allgemeine Einteilung. Gewisse Unterschiede im Nahrungsanspruch sind vorhanden und Verschiebungen aus einer Klasse in die andere bei einzelnen Gemüsen zulässig.
Man teilt also den Gemüsegarten in zwei Hälften. Die eine Hälfte düngt man im Herbst tüchtig mit Stallmist; die andere Hälfte düngt man nicht, oder, wenn es sehr an Nahrung fehlt, nur mit altem, abgelagertem Kompost, der nicht als frische Düngung angesehen werden kann. Auf der einen Hälfte baut man nun die dünger-bedürftigen Gemüse, auf der anderen Hälfte die düngermeidenden. Im nächsten Jahre wird die zweite Hälfte frisch gedüngt; die erste Hälfte ist dann altgedüngt und dementsprechend kommen auch die Gemüse auf die entgegengesetzte Hälfte. Bei der Einteilung der Beete wird es dann noch besonders so eingerichtet, dass nichts Gleichartiges oder Ähnliches aufeinander folgt.
Verschiedene Gemüse gleichzeitig anbauen
Dürfen verschiedenartige Gemüse durcheinander und auf das gleiche Beet gepflanzt werden, z.B. Radieschen zwischen Karotten, Kohl zwischen Gurken, Salat zwischen Kopfkohl, Sellerie zwischen Blumenkohl usw.? Derartiges geschieht zuweilen und die weniger wichtige Gemüseart wird als „Zwischenkultur“ bezeichnet. Sind solche Zwischenkulturen vorteilhaft? — Gelegentlich können sie es sein; oft aber bringen sie Nachteile und zwar dann, wenn die Entwickelung der verschiedenartigen Gemüse nicht richtig überwacht und nicht rechtzeitig eingeschritten wird. Wenn z.B. auf einer kostspieligen neuen Spargelanlage im ersten Jahre Zwischenkultur von Runkeln betrieben wird — ich sah das schon —, so ist das ein schlimmer Unfug, denn der Wert der Runkeln kann nicht einmal annähernd den Schaden decken, der den so viel wichtigeren Spargelanlage zugefügt wird. Ähnlich ist’s zuweilen mit anderen Zwischenkulturen. Pflanzen, die sich zu gleicher Zeit entwickeln und gegenseitig hindern können, eignen sich überhaupt nicht zu einer gemeinsamen Kultur. Man kommt immer weiter, wenn man getrennt jedem die Hälfte des Raumes anweist, den sie gemeinschaftlich einnehmen sollten. Wenn aber ein vorläufig freibleibender Raum durch ein Gemüse, welches sich schnell entwickelt und bald abernten lässt, ausgenutzt wird, z.B. Karottenbeete durch frühe Radieschen, Gurkenbeete durch Salat, oder wenn Sellerie zwischen den später wegzunehmenden frühen Blumenkohl gepflanzt wird hier heranwächst und dann nach Aberntung des Blumenkohls das ganze Beet einnimmt, oder wenn man Rosenkohl einzeln zwischen reifende Frühkartoffeln pflanzt, so kann bei dieser Art der Zwischenkultur jedes der beiden Gemüse ausgezeichnet gedeihen und leicht eine doppelte Nutzung gewonnen werden. Immerhin wird der Anfänger es sich zur Regel machen, möglichst jedem Gemüse einen besonderen Platz anzuweisen und nichts durcheinander zu pflanzen, bevor er
nicht besondere Gründe für den Nutzen solcher Zwischenkulturen erkannt hat. Viele Anfänger verderben sich ihre Kulturen dadurch, dass sie planlos das Verschiedenste durcheinander pflanzen.
Mehrfache Ernten im Jahr
In Gegenden mit warmem, gutem Boden und in günstigen Lagen ist es möglich, teilweise schon im Mai, noch mehr im Juni, einen Teil der Gemüsebeete abzuernten. Solche abgeernteten Beete dürfen dann nicht den ganzen Sommer hindurch liegen bleiben; sie würden verunkrauten, verwildern. Ein richtiger Gemüsegärtner ist darauf bedacht, alles frei werdende Gartenland möglichst bald wieder zu bestellen und es ist gar nichts Seltenes, dass ein Gemüsebeet im Laufe des Jahres drei verschiedene Früchte trägt. Geht denn das? Zweifellos, es geht, aber wie gesagt, nur in guten Verhältnissen und auch hier nur dann, wenn entsprechend reichlich durch Düngung nachgeholfen und Alles das ersetzt wird, was die vielen Gemüse dem Boden so reichlich entziehen. Mittelmäßiges und geringes, schlecht behandeltes Land kann nicht im selben Jahre zwei und drei gute Ernten bringen.
Es wird nun wünschenswert sein, einige Gemüse kennen zu lernen, die sehr früh abgeerntet werden, so dass das Beet dann bald für neue Bestellung frei wird. Es sind: Radieschen, Spinat, Salat, Erbsen, Frühkarotten, Frühkohlrabi, Frühkartoffeln, Kohl von überwinterten Pflanzen.
Gemüse, welche noch verhältnismäßig spät im Jahre auf die im Juni, Juli abgeernteten Beete gesäet oder gepflanzt werden können, sind: Rosenkohl, Spätkohlrabi, Wirsing, Blätterkohl, Kohlrüben, Spinat, spätgelegte Buschbohnen (Frühsorten), Erbsen (aber nur von frischer Saat), Rapünzchen (Feldsalat), Winterendivien, Salat, Karotten, Teltower Rüben.
Ich habe schon nach Aberntung der grünen Bohnen (Frühsorte) auf dasselbe Land versuchsweise — musterhaft ist ja das nicht! — nochmals Bohnen gelegt und voll abgeerntet. Überall kann man es allerdings nicht machen. In kalten, rauhen Gegenden werden kaum die ersten Bohnen reif.
Es ist selbstverständlich, dass das Land, welches in einem Jahre zum zweiten- oder drittenmal bestellt werden soll, jedesmal vorher gut gegraben werden muss. Sehr wirkungsvoll ist außerdem für die zweite Frucht flüssige oder Kompostdüngung.
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