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Grundsätze für den Garten

Ein Artikel aus: Arthur Janson (1923): Einträglicher Gemüsebau – Neue Anleitung auf kleinem Raum mit mäßigen Kosten regelmäßig reiche Ernten in guten Sorten zu erzielen.

  1. Man muss stets nur so viel Fläche bebauen, als zur Erzielung genügender Ernten unbedingt nötig ist. Zu große Flächen sind unvorteilhaft, sowohl wegen des massenhaften Düngerverbrauchs, als wegen der für sie erforderlichen bedeutenden Arbeit. Je umfangreicher sie sind, desto größer ist der Aufwand für sie, und doch bringen sie einen unverhältnismäßigen geringen Ertrag, weil sie nicht ausreichend gepflegt werden können.
  2. Ein Gemüsegarten sollte möglichst eine wagerechte Lage haben; man braucht dann weniger reichlich zu gießen und darf dennoch des vollsten Erfolges sicher sein. Sind die Beete geneigt, so schießt das Wasser darüber hinweg, ohne den Pflanzen zu nützen. Liegen aber dide Beete wagerecht, so dringt das Wasser bis an die Wurzeln der Pflanzen hinunter.
  3. Der Gemüsegarten muss bei der Anlage durchweg bis zu einer Tiefe von 50 bis 70 cm rigolt werden, je nach der Stärke der Dammerdschicht und nach der Bodenbeschaffenheit. Wenn ein Gemüsegarten gut rigolt wurde und das Erdreich von Steinen und Unkraut gereinigt ist, so hat man nur die halbe Zeit, und das Wachstum ist noch einmal so lebhaft. Ein rigolter Boden hält sich stets frisch und verlangt nur halb so viel Wasser wie ein nicht rigolter; auch wirken die Düngestoffe weit energischer, weil sie sich in lockerem und durchlässigem Erdreich leichter auflösen als in trockenem und an Schollen reichem Boden; man braucht endlich viel weniger häufig zu hacken und Unkraut zu jäten.
  4. Der Boden muss tief gegraben werden, selbst wenn er rigolt worden ist, und zwar 35 – 40 cm tief. Hierdurch wird selbst der strengste Boden locker, mild und außerordentlich fruchtbar.
  5. Das Graben darf erst dann vorgenommen werden, wenn die Erde abgetrocknet ist. Noch nasses Erdreich darf nicht gegraben werden, zumal Tonboden. Jeder Spatenstich gibt dann einen kleinen Mauerstein, welcher eine große Härte erlangt. Strenger Boden wird oft für Jahre unfruchtbar, wenn er in zu nassem Zustand umgegraben wurde.
    In leichtem Boden tritt zwar dieser Übelstand weniger auffallend zutage, immerhin aber verliert das Erdreich an Lockerheit und Durchlässigkeit.
  6. Der Boden muss fleißig gehackt werden, besonders Tonboden, und immer von neuem, so oft das Erdreich durch Gießen oder anhaltenden Regen fest geworden ist oder sich durch anhaltende Trockenheit eine Kruste gebildet hat. Durch das Behacken will man nicht allein das Unkraut zerstören, vielmehr ist sein Hauptzweck, den Boden für Luft und Wasser durchlässig zu erhalten. Vieles Hacken ist so gut wie Begießen. Wird mit der Hacke die Bodenkruste zerbrochen, so wird dadurch die Leitung des Wassers im Boden zur Oberfläche unterbrochen, und dieser verliert nicht so viel der überaus wertvollen Feuchtigkeit durch Verdunstung. Andererseits nimmt die gelockerte Beetoberfläche williger das Himmels- und Gießwasser auf, welches ein Beet mit harter Oberfläche zum großen Teil abfließen lässt. Bleibt die Kruste, so nimmt die Trockenheit von Tag zu Tag zu, und die Pflanzen leiden darunter auffällig. Aber auch die Durchlüftung des Bodens ist gründlicher, wenn die Kruste nicht alle Poren verschließt.
    Diese Durchlüftung fördert die Überführung der Bodenbestandteile und des Düngers in aufnehmbare, gleichsam für die Pflanzen verdauliche Form, so dass man mit gleichem Recht wie oben sagen kann: Vieles Hacken ist so gut wie Düngen und Bewässern.
  7. Man muss jäten, so oft sich Unkraut auf den Saatbeeten bemerkbar macht. Das Unkraut lebt auf Kosten der Pflanzen, verzehrt den Dünger, welcher für jene bestimmt ist, und erstickt sie mit seinen Wurzeln und Blättern.
    Es gilt kein Vorwand, das Jäten der Saatbeete zu lange aufzuschieben in Erwartung eines baldigen Regens. Ist der Boden trocken, so gieße man ihn, er ist dann hinlänglich feucht, und nichts hindert am Jäten. Lässt man das Unkraut erst groß werden, so entwurzelt man beim Herausreißen desselben die Sämlingspflanzen.
  8. Man muss reichlich gießen, d.h. die Erde bis auf den Untergrund durchfeuchten, andernfalls soll man es lieber ganz lassen. Nichts ist für die Gemüse so nachteilig als ungenügendes Begießen, es regt die Pflanzen an, ohne sie zu ernähren, und setzt sie mnanchen Gefahren aus. Hat man nicht genug Wasser, so begieße man vier, fünf oder sechs Beete ganz gründlich und lasse vier, fünf oder sechs andere Beete ungegossen. Wenn sie gut gegossen sind, so können die Pflanzen acht Tage lang des Wassers entbehren und wachsen dennoch kräftig. Begießt man aber nur halb so stark wie notwendig, so läuft man Gefahr, alles zu verlieren. Durch Behacken lässt sich bei Wassermangel, wie oben bereits angedeutet, Abhilfe schaffen, wenigstens in gewissem Maße.
  9. Saat- und Schulbeete müssen auf sehr beschränktem Raume angelegt werden, damit man sie auf das reichlichste begießen kann. Die obere Erdschicht der Saatbeete darf, namentlich bei großer Wärme, niemals trocken werden. Ist das Erdreich ausgetrocknet, so genügt eine Stunde Sonnenscheins, um ein Saatbeet mit keimendem Samen zu vernichten. Die ganz zarten Keime sind in einem Augenblicke versengt.
  10. Allen Pflanzen, welche viel Feuchtigkeit verlangen, muss man eine Bodendeckung geben. Hauptsächlich für die Monatserdbeeren ohne Ausläufer, die Tomaten und Gurken ist eine Deckung unerlässlich. Wenn man den Boden mit dem aus Mistbeeten ausgeräumten alten Mist 3 – 4 cm hoch bedeckt, so genügt das, um ihn beständig frisch zu halten.
  11. Die Saatbeette dürfen nicht zu viel mit der Harke (Rechen) bearbeitet werden, und noch viel weniger darf man eine Harke mit zu eng gestellten Zinken gebrauchen. Übertriebene Sauberkeit schadet häufig den Pflanzen. Die Saatbeete müssen zwar gehackt werden, um die Erde zu ebnen und fremde Körper zu entfernen, aber man darf die Harke nicht missbrauchen, wenn man nicht die Erde fest und für Luft und Wasser undurchlässig machen will. Das Gedeihen der Sämlinge kann dadurch in Frage gestellt werden.
  12. Sobald die Samenpflanzen vier gut entwickelte Blätter haben, müssen sie verpflanzt werden. Gemüse, die man nicht verpflanzt oder in der frühesten Lebenszeit auseinanderpflanzt, geben weder ein frühes noch ein vorzügliches Erzeugnis. Kohl, Salat usw. beginnen, wenn sie mit dem vierten Blatte verpflanzt werden, schon nach wenigen Tagen sich zu entwickeln und machen in humusreichem und beständig feucht erhaltenem Boden unter sonst gleichen Verhältnissen viel rascher als sonst große und dicht geschlossene Köpfe.
    Die Pflanzenschule ist der Schlüssel zur reichsten Erzeugung. Sie muss stets reichlich mit Pflanzen aller Arten ausgestattet sein, um Fehlstellen ausfüllen und etwaige üble Zufälle ausgleichen zu können. Ohne eine solche Pflanzschule ist keine gute Gartenausnutzung denkbar.

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