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Der Obstgarten Die Obst- und Gemüseverwertung, 1892 Sammeln in der Natur

Anbau, Sammeln und Trocknen von Walnüssen

Der nachfolgende Artikel beschreibt, wie Walnüsse richtig angebaut, geerntet und getrocknet werden.

Kurzfassung

Der nachfolgende Artikel beschreibt, wie Walnüsse richtig angebaut, geerntet und getrocknet werden. Vor allem wegen der Schimmelgefahr ist ein rasches Trocknen der Nüsse wichtig. Am besten eignen sich hierzu Horden in einem luftigen Raum. Das Trocknen unter Hitze sollte unbedingt vermieden werden…

Kultur und Verwertung von Walnüssen

Aus: „Die Obst- und Gemüseverwertung – Eine Anleitung zur nutzbringenden Verwertung unserer Obst- und Beerenfrüchte zu Wein, Säften, Likören, Musen, Gelees, Pasten und zu Dörrprodukten sowie zum Konservieren der Gemüse.“ Erschienen im Jahr 1892 von H. Timm.

Kultur des Walnußbaumes

Der Walnußbaum ist wegen seiner dicht gefiederten Belaubung auch als Zierbaum verwendbar. Er liebt einen frischen, nahrhaften Boden, hat ein umfangreiches Wurzelvermögen und breitet auch dementsprechend seine Äste und Zweige weit aus. Er eignet sich deshalb besonders als freistehender Baum. Die Früchte der zahlreichen Kulturformen unterscheiden sich meist nur durch die Größe derselben, Dicke der Schale und den Wohlgeschmack der Kerne.

Die Anzucht der Bäume geschieht aus Samen (Nüssen), die gleich nach der Reife in feuchten Sand zum Zwecke des Vorkeimens eingeschichtet werden. Die Aussaat geschieht im Frühjahr. Hochstämme erzieht man durch allmähliches, vorsichtiges Ausputzen der Nebenzweige, am besten im Spätsommer, da der Walnußbaum den Schnitt nicht gut verträgt. In harten Wintern und in kalten Böden erfrieren die jungen Zweige leicht.

Für kleinere Hausgärten eignet sich der Walnußbaum nicht, weil er eine Höhe von 15 – 20m erreicht und mit seiner breiten, dichtbelaubten Krone eine zu große Fläche beschattet. Da er aber ein prachtvoller Baum ist und durch seine Früchte und sein vortreffliches Holz nützlich wird, so sollte er bei der Bepflanzung von freien Plätzen in der Nähe von Dörfern, in den Anlagen der Städte, auf geräumigen Hofplätzen der Landleute, in Parks, an Straßen und Baumalleen mehr berücksichtigt werden. Er würde hier seinen Platz ebenso gut ausfüllen als Ulmen, Ahorn, Linden u.a. und viel besser als durchaus nichtsnutzige Bäume, wie Pappeln, Weiden und Espen.

Gartenbauinspektor Johannes Böttner beschreibt in seinem „Gartenbuch für Anfänger“ aus 1899 den Walnußbaum weiterhin:

Der Walnußbaum ist streng nicht als Gartenbaum zu betrachten. Er braucht sehr viel Raum; es dauert lange bis er Früchte bringt. Man zieht junge Bäume nur aus ausgesucht guten Nüssen heran, verpflanzt sie und beschneidet sie so wenig als möglich. Die besten, dauerhaftesten Nußbäume sind die, welche an ihrem Standorte aus Samen herangewachsen sind. Ein tiefgründiger Boden ist gut für Nußbäume. Beste Lage an Abhängen, auf kleinen Hügeln. Das Veredeln gelingt bei Nußbäumen nicht, deshalb ist es so wertvoll, die besten Nüsse der edelsten und ergiebigsten Sorten zur Saat auszuwählen.

In „Wredows Gartenfreund“ von 1869 wird der Anbau von Walnüssen durch Gedt und Reide ebenfalls beschrieben:

Der Walnussbaum kommt fast in jedem, am besten aber in einem fruchtbaren, mehr trocknen als nassen, etwas lehmigen Boden vor. Nur in magerem Sandboden wächst er nicht; eher noch in tonigem und steinigem, wenn dieser nicht allzu fest ist, so dass er mit den Wurzeln tief genug eindringen kann. Auch leidet er ziemlich jede Lage; gegen Norden muss er jedoch durch Abhänge geschützt sein. Man pflanzt ihn gern abgelegen, weil andere Gewächse unter ihm nicht gedeihen, teils wegen seines sich verbreitenden Schattens, teils wegen der Ausdünstungen und des zur Regenzeit von seinen Blättern herabtröpfelnden Wassers.

Seine Fortpflanzung und auch die übrige Behandlung der jungen Bäume ist fast ebenso, wie der Kastanie, durch Nüsse, welche man mit der grünen Schale im Herbste legt; oder man bewahrt die Nüsse auch ohne Schale den Winter über in feuchtem Sande auf, und legt sie im Frühjahr in die Erde, wobei man ebenfalls vorsichtig die Keime schonen muss. Gewählt werden dazu die größten und schönsten Nüsse; Sorten mit dünner Schale legt man lieber im Frühjahr, damit sie von den Mäusen im Winter nicht verzehrt werden.

In den ersten Jahren lässt man die jungen Bäume, wie die Kastanien, unberührt stehen, und schneidet nichts an ihnen als die Seitenzweige, damit sie Stamm und Krone gut bilden. Je länger sie in der Baumschule stehen, desto besser ist es; auch ist es gut, sie gleich an die Stelle zu pflanzen, wo sie für immer stehen bleiben können, weil das öftere Verletzen ihnen schädlich ist.

Beim Versetzen und der übrigen Behandlung (Baumschnitt) verfährt man wie bei den Kastanien. Alte Bäume müssen zuweilen, der Verjüngung wegen, gehörig ausgeputzt (geschnitten) werden; es muss dies im November oder Dezember geschehen, denn der Saft tritt schon früh in diese Bäume, und Verletzungen würden dann schädlich wirken.

*Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile ist es auch möglich, veredelte Walnussbäume zu kaufen. Walnussveredelung ist eine hohe Kunst und die Anwachsrate ist sehr gering, daher sind veredelte Walnussbäume auch dementsprechend teuer.

Veredelte Walnussbäume haben viele Vorteile:

  • Die Sorte ist bekannt und man weiß, dass man wohlschmeckende Nüsse ernten kann. Bei einem Sämling kann es passieren, dass der Baum nur ungeeignete, oder garkeine Früchte liefert, daher sollen laut Böttner und Timm auch nur die besten Früchte zur Aussaat verwendet werden.
  • Veredelte Walnussbäume werden nicht so groß wie Sämlinge
  • Veredelte Walnussbäume tragen wesentlich früher Früchte (tw. schon nach 5 Jahren)

Ernte, Trocknen und Aufbewahren der Walnüsse

Darüber bemerkt Lucas in seinem Buche: „Das Obst und seine Verwertung“ auf Seite 95 folgendes:

Die Reife der Walnuß macht sich dadurch bemerkbar, dass die Schalenhülle am Baume aufplatzt und einzelne Nüsse von selbst abfallen. In einem eingefriedeten Raume, in welchem man keinen Diebstahl zu fürchten hat, ist dies die natürlichste und auch beste Art, die Nüsse zu ernten. Dann sind sie auch vollständig frei von den Schalenresten und werden bei trockenem Wetter eingesammelt.

Meistens aber geschieht die Ernte in der Weise, dass man die Nüsse mit langen Stangen vom Baume schlägt, wobei man jedoch soviel als möglich schonend vorgehen soll, um das Fruchtholz nicht zu sehr zu beschädigen. Es darf dies aber auch vor dem eingetretenen Reifegrad nicht geschehen, d.h. es sollen womöglich Nüsse und grüne Schalen getrennt voneinander herabfallen. Dann werden die Nüsse in einen Schuppen gebracht, von etwa noch anhaftenden Schalen und Resten derselben befreit, zum Trocknen ausgebreitet und öfters umgekehrt. Vorteilhaft ist es auch, die Nüsse sofort nach dem Wegnehmen der Schalen in kaltes Wasser zu bringen und sie darin mit einem starken Besen abzureiben. In dieses Wasser bringt man, um die Schale möglichst hell zu machen, etwas Soda oder Asche.

Das Trocknen der Nüsse soll nicht auf Haufen geschehen, sondern auf Horden. Darauf werden die Nüsse ausgebreitet und so der Sonne ausgesetzt. Scheint diese nicht, dann kommen die Horden in einen recht luftigen, womöglich zugigen Raum, um das Trocknen möglichst schnell durchzuführen. In den Ofen oder Backofen usw. dürfen sie aber nicht gebracht werden. So behandelt, bekommen die Früchte nicht allein ein schönes Aussehen, sondern der Kern bleibt auch gesund, d.h. er schrumpft nicht ein und schimmelt nicht.

Zusammenfassende Fragen:

*Zusammenfassung der Redaktion nach altem Wissen und neuerem Erkenntnisstand:

  1. Soll man veredelte Walnüsse oder Sämlinge kaufen?

Möchte man zeitig ernten, empfehlen sich veredelte Walnüsse (nach ca. 5 Jahren), da diese früher als Sämlinge (nach ca. 10 – 20 Jahren) erste Walnüsse liefern. Zudem ist die Qualität der Nüsse durch die Sortenauswahl bekannt, bei einem Sämling ist es etwas Glücksspiel. Ein Nachteil von veredelten Nussbäumen ist, dass diese weniger Ertrag als Sämlinge bringen.

2. Wie kann man Walnüsse pflanzen?

Zum Pflanzen werden die Nüsse den Winter über zum Ankeimen in feuchtem Sand aufbewahrt (frostfreier, kühler Raum) und im Frühjahr dann in die Erde gelegt. Man sollte nur große und gut schmeckende Walnüsse für die Vermehrung verwenden. Alternativ kann man bereits vorgezogene Walnussbäume kaufen. Achten Sie auf ausreichend Platz um die Pflanzung, da Walnussbäume sehr groß werden können. 

3. Wann schneidet man Walnüsse?

Walnussbäume werden am besten im Spätsommer oder Dezember geschnitten, da hier noch kein Saftaustritt vorhanden ist. Die Bäume „bluten“ dann nicht. Generell sollten Walnüsse nur so viel wie unbedingt nötig beschnitten werden, da diese das Schneiden wie anderes Obst, z.B. Apfelbäume, nicht so gut verkraften.

4. Wie trocknet man Walnüsse richtig?

Walnüsse sollten langsam und ohne große Hitze getrocknet werden. Dies geschieht am besten in luftigen Räumen auf Horden, bei schönem Wetter auch in der Sonne. Ein Trocknen bei zu hohen Temperaturen kann die Kerne beschädigen. Auch trocknen diese dann zu sehr ein und werden „schrumpelig“ – dies hat einen Geschmacksverlust zur Folge.

 

Nützliche Links

Die Benutzung der Veilchen – Essenz

Pflanzen und Pikieren

Das Säen – Wie man Gemüse richtig aussät.


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