Kategorien
Der Obstgarten Gartenarbeiten im Oktober

Pfirsichbäume aus Kernen ziehen

Kurzfassung

Diese sehr interessante Anleitung aus dem Jahr 1892 beschreibt, wie man sich Schritt für Schritt Pfirsichbäumen aus Steinen bzw. Kernen selbst ziehen kann, wann hierfür die beste Zeit ist und was man noch beachten sollte.

Pfirsichbäume aus Kernen ziehen.

Aus: „Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau“ Erschienen am 6. Oktober 1889, verfasst von im Jahr 1892 von A. Werder.

Pfirsichbäume aus Kernen ziehen.

Die Pfirsichbaumzucht aus Kernen hat viele Vorteile, aber auch mehrere Schattenseiten. Man gewinnt dabei Sorten, die ganz wenig, fast nichts tragen und ganz anders als die Muttersorten sind, so die Mattheser (die sogenannten wilden Nektarinen), gelbe und andere Sorten, die nur als Unterlagen zum Veredeln zu gebrauchen sind, sonst keinen Wert haben und nach 10 – 15 Jahren entfernt werden müssen, nachdem man bis dahin vergeblich auf Früchte gewartet hat.

Doch auch gute Sorten gewinnt man aus Kernen, denn unsere sämtlichen guten Sorten sind aus Kernen gezogen (auch die frühen Nordamerikaner) Und es sind Sorten dabei, die alle strenge Winter ausgehalten haben. Diese guten Sorten werden dann durch Veredelung weiter vermehrt, nicht durch Kerne. Aus Kerne gezogene Pfirsiche sind meist härter als veredelte und leiden nicht so am Harzfluss und an der Kälte.

  1. Pfirsichkerne zur Anzucht guter, tragbarer Bäume darf man nur von den besten, dankbarsten Sorten wählen.
  2. Die Pfirsichsteine müssen den Winter in der Erde verbringen. Sie werden vor Eintritt des Frostes zur Zeit des Blätterfalls (im Herbst) in die Erde gelegt. Vorher mussten sie aber einzeln ausgebreitet werden, um die daran haftenden Fleischteile zu trocknen, damit die Kerne im Innern gut bleiben und nicht faulen oder stocken.
    Wir legen hier die Kerne in einen Korb, nicht in eine Kiste oder einen Holzkübel, wenn auch Löcher darin sind. Die Feuchtigkeit zieht nie rein ab und verfaulen dadurch die Steine. In den Korb kommt zunächst eine Schicht Erde, dann eine Schicht Steine (einzeln nebeneinander), dann wieder Erde und wieder Steine, bis der Korb voll ist oder die Steine verbraucht sind. Dieser Korb wird 1/3 bis 1/2 m tief in die Erde eingegraben, doch nicht dahin, wo Grundwasser kommt; sie bleiben in der Erde bis zum Frühjahre zur Aussäezeit von Gemüsen und anderen Sämereien.
  3. Jeder einzelne Pfirsichstein (Pfirsichsamen) wird im Frühjahre in die Hand genommen und aufgeklopft. Man hält ihn zu diesem Zwecke auf einem Stein oder anderen harten Gegenstand, die Naht nach oben und unten, nicht die Spitze, auch nicht die breite Seite, denn dann gehen beim Klopfen viele Kerne mit den Schalen entzwei. Schon beim leichten Anklopfen gehen die beiden Schalen ganz leicht und glatt vom Kerne los. Die Kerne werden nun auf ein zurechtgemachtes Beet gelegt, mit der Spitze nach unten, weil da die Wurzel sich bildet. Durch das Aufklopfen wird die Keimfähigkeit der Kerne auf 90% erhöht. Wenn die Steine gleich im Herbst auf das Land gelegt werden, so beträgt die Keimfähigkeit nur 40 – 50%, denn es vermögen viele Keime die Schalen nicht auseinanderzusprengen. Außerdem schleppt das Ungeziefer im Winter viel Steine weg, was nicht vorkommt, wenn die Steine beisammen liegen.
  4. Die Kerne kommen nun 3 – 5 cm tief unter die Erde.
  5. Wenn man die Pfirsichkerne auf ein Beet besseren Gartenlandes zusammenlegt, so ist das natürlich besser. Die jungen Pflänzchen sind dann später schneller zu finden, können auch mehr gepflegt, geschont und gereinigt werden.
  6. Wenn das Bäumchen ein Jahr alt ist, wird es verpflanzt und auf 5 – 6 Augen  zurückgeschnitten, damit sich im zweiten Jahre die Krone bildet und dem Bäumchen dann die Form gegeben werden kann, als Spalier oder fürs Freie. Es müssen weiterhin die Zweige in jedem Jahr gestutzt werden, denn der Pfirsichbaum hat das Bestreben nach oben zu wachsen und wird unten kahl, wenn wir ihn nicht stutzen.
    Schließlich ist noch zu bermerken, dass bei älteren, nicht veredelten Bäumen die Früchte mit jedem Jahre größer und auch saftiger werden.

 

Nützliche Links

Die Benutzung der Veilchen – Essenz

Pflanzen und Pikieren

Das Säen – Wie man Gemüse richtig aussät.


Ein Hinweis in eigener Sache:

Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.

Eine Antwort auf „Pfirsichbäume aus Kernen ziehen“

Schreibe einen Kommentar