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Der Küchen- und Gemüsegarten Gartenarbeiten im Februar

Anzuchttöpfe selbst herstellen

Wie kann man sich Anzuchttöpfe zur Vorzucht von Gemüse wie Erbsen, Bohnen usw. selbst herstellen? In diesem Artikel aus dem Jahr 1892 wird es erklärt.

Eine Anleitung, wie man sich ökologische und biologische Töpfe zur Vorzucht von verschiedenem Gemüse aus einem alten Leinensack selber herstellen kann.

Kurzfassung

Wie kann man sich selbst Anzuchttöpfe zum Vorziehen von Gemüse wie Erbsen und Bohnen herstellen?

  1. Nehme zu diesem Zweck etwa 30 cm breite und beliebig lange Streifen. Am besten und ökologisch sinnvollsten ist es, hierfür einen alten Leinensack zu zerschneiden.
  2. Nähe die beiden Längssteigen durch eine Naht zusammen.
  3. Schneide Stücke von ca. 10 – 12 cm Länge ab.
  4. Stelle ein solches Stück gleichmäßig rund auseinander gehalten mit dem offenen Ende irgendwo auf.
  5. Fülle den Anzuchttopf mit guter Gartenerde und stelle ihn am besten in eine Kiste zusammen mit anderen Anzuchttöpfen.
Zur Frühkultur von Pflückerbsen und Puffbohnen in selbst hergestellten Anzuchttöpfen. (Vollständiger Artikel)

Aus: Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau. Sonntag, 22. Februar 1891. Ein Beitrag von Joh. Müller aus Oberelvenich bei Zülpich (Rheinland).

Ich habe mir eine Methode ausgedacht, welche mich bei aller Einfachheit sehr befriedigte. Anstatt wie sonst üblich, die Samen von Erbsen, Puffbohnen ohne weiteres in mit Erde gefüllte Kästen oder ins Mistbeet zu pflanzen, besorge ich erst für jeden späteren Busch ein Futteral, welches den Ballen gehörig zusammenhält und dadurch zu jeder Zeit ein bequemes und leichtes Auspflanzen sichert.

Auf dem Bild ist ein zusammengenähter Leinensack zu sehen, der in ökologische Töpfe zum Vorziehen von Pflanzen verwendet werden kann.
Anzuchttöpfe zur Vorzucht von Pflanzen selbst herstellen.

Ich nehme zu dem Zwecke etwa 30 cm breite und beliebig lange Streifen, welche ich von gebrauchten Kunstdüngersäcken zurechtschneide (selbstverständlich kann auch jedes andere entsprechend billige Gewebe benutzt werden), nähe die beiden Längsseiten durch eine Naht zusammen (siehe Figur 1.), schneide Stücke von etwa 10 – 12 cm Länge davon ab und stelle ein solches Stück, gleichmäßig rund auseinander gehalten mit dem einen offenen Ende irgendwo auf. So habe ich einen Anzuchttopf von Tuch.

Diesen Topf fülle ich mit guter Gartenerde und pflanze da 3 – 4 Puffbohnen oder 6 – 8 Erbsen hinein. Diese Tuchtöpfe stelle ich gleich von vornherein in einen Kasten, einen dicht neben den anderen, bis der Kasten gefüllt ist (Fig. 2).

Das Bild zeigt einen Kasten zur Vorzucht von Pflanzen, indem sich die selbst hergestellten Anzuchttöpfe befinden.
Kasten zum Vorziehen von verschiedenen Pflanzen mit mehreren selbst hergestellten Anzuchttöpfen.

Auf diese Weise fülle ich so viele Kästen, als ich vollpflanzen will und stelle dieselben dann gut angefeuchtet in einen warmen Viehstall oder in ein geheiztes Zimmer. Ebensogut kann man die Tuchtöpfe auch dicht an dich in einen warmen Mistbeetkasten stellen. Die eingepflanzten Samen keimen schnell. Sobald dieselben aus der Erde hervorkommen, müssen sie ausgiebig Licht haben, sowie auch nach und nach an die Luft gewöhnt werden und zuletzt ganz draußen aufgestellt bzw. die Mistbeetfenster ganz geöffnet werden. Nur wenn früh die Nacht Frost zu befürchten ist, wird abends vorher leicht gedeckt.

Das Bild zeigt eine Puffbohne, die in einem Anzuchttopf vorgezogen wurde.
In einem selbst hergestelltem Anzuchttopf vorgezogene Puffbohne – Bereit zum Auspflanzen in das Beet.

Und nun der Vorteil dieser Methode: Sind die Pflanzen genugsam herausgewachsen und ist das Wetter einigermaßen günstig, so kann man die Pflanzen mit den Tuchtöpfen, welche schon teilweise durchwurzelt sind (Fig. 3), herausnehmen und beliebig anderswo einpflanzen. Der Ballen hält bei einiger Vorsicht ganz vorzüglich. Das Tuch ist schon mürbe und wird später ganz vermodern, hält aber vorläufig den Ballen noch fest zusammen, ohne die Wurzeln der Pflanzen im geringsten zu beeinträchtigen. Dieselben wachsen ungehindert durch und freudig weiter. Die Pflanzen können schon sehr stark sein und auch noch ganz schwach, wenn sie genügend abgehärtet sind, werden sie selbst bei ungünstiger Witterung noch verhältnismäßig gut anwachsen.

Im Vergangenen Jahre säete ich Anfangs Februar Früherbsen, welche wegen der ungünstigen Witterung erst Ende März ausgepflanzt werden konnte. Dieselben waren schon über 1/2 Fuß hoch, und doch gelang das Auspflanzen vorzüglich. Auf gleiche Weise habe ich, entsprechend später, Buschbohnen und Gurken vorgetrieben, wobei ich ebenfalls ein gutes Wachstum und nicht die geringste Störung desselben beobachtet, sogar dann nicht, als die Gurken schon handlange Ranken hatten. Die gegen Hälfte Mai ausgepflanzten, auf diese Weise vorgetriebenen Buschbohnen hatten ganze Büschel gebildet und blühten bereits nach acht Tagen.

Nützliche Links

Pflanzen und Pikieren

Alte Sorten – Liste empfehlenswerter Anbieter für den Saatgutkauf

Das Säen – Wie man Gemüse richtig aussät.


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Eine Antwort auf „Anzuchttöpfe selbst herstellen“

Eine kleine Ergänzung: Damals wurde der Sack noch mit Baumwollfaden zusammengenäht. Wenn man heute die Teile mit Nähseide zusammen näht bleibt die nach dem Verrotten zurück und man hat das Zeug ewig in den Beeten.
Es gibt noch Baumwollfaden in den Nähzubehörgeschäften, den muss man aber extra verlangen.

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