Gemüsekulturen im Februar.
Aus: Henriette Davidis, Heinrich Schaefer: Davidis Gartenbuch 1913.
Inhaltsverzeichnis
Wann kann die Aussaat beginnen?
Wann die Gartenarbeit zu beginnen ist, darüber lässt sich im allgemeinen kein bestimmter Zeitpunkt festsetzen, da solche zu sehr vom Klima, überhaupt von der Witterung, sowie auch von der Lage des Gartens abhängt. Zu einer gar zu frühen Aussaat ist nicht zu raten, wenigstens muss vorher der Frost völlig aus der Erde sein. Wo Klima und Lage eine frühe Aussaat nicht begünstigen, da ist es besser, die Hauptaussaatzeit ins freie Land erst im März vorzunehmen. Von einigen Gemüsesorten aber kann man immerhin im Februar etwas Samen riskieren, vorausgesetzt, dass der Boden nach mehreren schönen Tagen einigermaßen abgetrocknet ist und die Erde beim Graben nicht mehr zusammenklebt. Nur in solchem Falle bringt man von nachstehenden Sämereien etwas in die Erde, nämlich: frühe Karotten, Schwarzwurzeln, Spinat und Petersilie, allenfalls auch etwas Schnitt- und Pflücksalat. Näheres darüber ist im Abschnitt „März“ nachzulesen.
Ganz besonders aber ist in diesem Monat in Ermangelung eines Mistbeetes das Säen und Legen einiger Sämereien in Holzkistchen oder große Blumentöpfe zu empfehlen, wie folgt:
Das Ankeimen der Samen und die Pflanzenzucht in Kästen
Aussaat von frühen Wurzeln (Möhren)
Der Samen wird anfangs dieses Monats in ein Gefäß mit guter, leichter, von allen Steinchen gereinigter Erde gestreut, mit einem Fünftel Sand vermischt und an einen kühlen, luftigen, jedoch frostfreien Ort gestellt. Die Erde muss alle acht Tage mit beiden Händen so lange lose durchgemischt werden, bis die Witterung es erlaubt, solche auf das für die Wurzeln vorbereitete Beet auszustreuen. Sollte das Frühjahr ungewöhnlich lange auf sich warten lassen und ausnahmsweise der Samen stark angekeimt sein, so können die Keime, wenn es nötig wäre, vorsichtig auseinander gepflückt, dennoch mit ziemlichen Erfolge auf das Beet gebracht werden. Dann wird, bei nicht ganz leichtem Boden, dem Samen eine 2 cm starke Bedeckung von guter Erde gegeben. Es bewirkt das Einlegen des Samens ein schnelleres Aufgehen des selben; auch kann man darauf rechnen, dass die jungen Wurzeln bei diesem Verfahren wenigstens vierzehn Tage früher als die auf gewöhnliche Weise gezogenen zu haben sind.
Sellerie und Petersilie aussäen
Die Behandlung ist dieselbe wie bei den frühen Wurzeln. Der Samen kann bis zu vier Wochen im Gefäß liegen und dann mit der Erde auf ein gut zubereitetes Pflanzbeet ausgestreut werden. Auch kann man die Pflanzen in Kästen ziehen, wie es nachstehend unter 3. empfohlen wird. Dünnes Säen und viel frische Luft sind jedoch unumgänglich notwendig, um kräftige Pflanzen zu erzielen.
Um früh Schnittpetersilie zu haben, lege man den Samen dick gestreut in Rinnen in den Kasten und versetze die Pflanzen zur Zeit auf gleiche Weise ins Freie, wobei dieselben mit der Erde vorsichtig herausgehoben werden müssen.
Aussaat von frühem Blumenkohl, frühem Kohlrabi und Salat zum Verpflanzen
Für die erste Pflanzung ist ganz besonders der „Erfurter Blumenkohl“, als frühe Kohlrabisorte der „kleinblättrige weiße Wiener“ und als Salat der „Große gelbe Trotzkopf“ zu empfehlen. Die bei den frühen Wurzeln angegebene Erde wird in dem Kasten ganz eben gemacht, der Samen anfangs Februar dünn darauf gesät und mit etwas Erde bestreut. Alsdann wird der Kasten in einen luftigen, ungeheizten Raum, womöglich an ein sonniges Fenster gestellt, das an frostfreien Tagen in der Mittagszeit zuweilen etwas geöffnet wird, damit die Pflänzchen kräftiger hervorkommen. Auch muss die Erde, wenn sie trocken wird, mitunter etwas angefeuchtet werden, was am besten durch überspritzen mit abgestandenem Wasser mittelst eines kleinen Besens geschieht. Das Versetzen darf nicht zu früh vorgenommen, und müssen die Pflanzen vorher nach und nach an freie Luft gewöhnt werden. Man setze sie anfangs am Tage und später, wenn keine kalten Nächste mehr zu befürchten sind, Tag und Nacht der Luft aus. Hinsichtlich des Verpflanzens wird auf Abschnitt 19 hingewiesen.
Frühe Erbsen und große Bohnen aussäen
Auch ist das Ziehen der Erbsen und Großebohnen in Kästen zum späteren Verpflanzen zu empfehlen. Es kommen diese nicht nur früher in Ertrag, als die ins freie Land gelegten, sondern sie liefern auch eine reichere Ernte; doch gehört dazu einige Aufmerksamkeit, besonders aber Sorgfalt beim Versetzen. Von beiden wird die Aussaat vom halben Februar bis Ende des Monats gemacht. Erbsen werden in kleinen Häufchen von 8 bis 10 Körnern ausgestreut, Großebohnen nicht zu dicht nebeneinander gelegt, beide Samen angedrückt und mit Mistbeet- oder Lauberde, in Ermangelung derselben mit einer Mischung aus Gartenerde und Steinkohlenasche bedeckt. Den Kasten stelle man an einen warmen Ort, etwa in der Küche auf eine Bank, und zwar so lange, bis die Samen sich heben. Während dieser Zeit muss zuweilen, wenn die Erde trocken wird, etwas abgestandenes Wasser mit einem kleinen Besen darüberhin gespritzt werden. Alsdann stelle man den Kasten an einen kalten Ort, wo jedoch die jungen Keime vor Frost geschützt sind. Bevor man die Pflanzen versetztr, gewöhne man sie gehörig an freie Luft, da sie andernfalls ein Raub der scharfen Winde würden. Das Verpflanzen geschieht, sobald sich kleine Ranken zeigen; Zuckererbsen, Schnabelerbsen und Großebohnen werden indessen bei handbreit Höhe ausgepflanzt.
Beim Versetzen der Pflanzen werden auf dem bestimmten, frisch und tief gegrabenen Beet für erstere 10 – 12 cm tiefe Löcher auf 15 – 18 cm Entfernung, und für letztere Rinnen bei 15 cm Abstand gemacht und die Pflanzen vorsichtig aus dem nebenan stehenden Kasten gehoben, wobei die Erde nicht von den Wurzelb abfallen darf. Sollten diese zu lang geworden sein, so können sie mit einer Schere etwas beschnitten werden.
Alsdann setzt man die frisch herausgenommenen Pflanzen sofort bis an die Blätter so in die Erde, dass die Wurzeln eine grade Richtung erhalten, nicht zusammengeballt werden, – streut etwas Erde darauf, drückt sie sanft an und gibt der Pflanze die übrige nötige Erde.
Besondere Bemerkungen für Februar.
In diesem Monat wird das Beschneiden der Obstbäume, der Obstgehölze und Ziersträucher vorgenommen, wenigstens muss es vor dem Treiben geschehen.
An schönen Tagen kann der Garten, falls Bäume und Sträucher sich darin befinden, von dürrem Holz und abgefallenen Blättern gereinigt, auch der Rasen geharkt werden.
Wer trockene Wege liebt, wird gut tun, namentlich bei Lehmboden, aus den Hauptwegen 10 – 12 cm tief die Erde zu entfernen und solche durch Kies oder Steinkohlenasche zu ersetzen.
Ist der Januar strenge gewesen, so kann das Begießen der Beete und Obstbäume mit Jauche in diesem Monat geschehen.
Um die Kartoffeln länger wohlschmeckend zu erhalten, lasse man sie in diesem Monat oder anfangs März aus ihren Lagern schaffen, die Erde, welche von denselben auf den Grund gefallen ist, wegräumen und die Kartoffeln so dünn als möglich auseinander legen. Es wird dadurch das Auskeimen, welches nicht nur die Keimkraft sehr schwächt, sondern auch allgemein den Kartoffeln die besten ihrer Kräfte entzieht, gut verhindert. Die zur Aussaat bestimmten Kartoffeln, insbesondere die frühen Sorten, können vorgekeimt werden. Zu diesem Zweck sind sie durchzulesen und in helle, nicht zu luftige Räume zu verbringen, wo sie auf Brettern, auf Horden oder auch in flachen Körben möglichst dünn auseinander gelegt werden.
Kleine Kartoffeln zu pflanzen, ist nicht anzuraten; es entsteht in der Regel daraus eine kleine Sorte, wo hingegen Kartoffeln mittlerer Größe oder Köpfe mit drei bis vier Augen, von dicken Kartoffeln abgeschnitten, eine einträglichere Ernte liefern. Wünscht man ab er eine feine Sorte klein zu erhalten, so wird auf ersteres hingewiesen.
Abbildungen und Literaturangaben:
Davidis H., Schäfer H.: Davidis Gartenbuch (1913)
Böttner, J.: Gartenbuch für Anfänger (1899)
Böttner, J.: Praktische Gemüsegärtnerei (1917)
Ein Hinweis in eigener Sache:
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