Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899), königliche Hofbuckdruckerei Trowizsch u. Sohn.
“Kennst Du Misterde, lieber Anfänger? – Nein? – Schade! Diese Misterde spielt nämlich im Gartenbau eine große Rolle und wer etwas von der Misterde versteht, ist schon ein halber Gärtner.
Historischer Abdruck aus: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899), königliche Hofbuckdruckerei Trowizsch u. Sohn.
“Sie müssen sich mehr Bewegung machen“; wie oft wird jungen und alten Leuten, die durch ihren Beruf an eine sitzende Lebensweise in eingeschlossenen Räumen gebunden sind, von wohlmeinenden Ärzten dieser Rat erteilt.
Welche Tätigkeiten fallen im Monat Dezember im Selbstversorger-Garten an? Altes Wissen wiederentdeckt. In diesem Gartenkalender von Carl Umlauff aus dem Jahre 1862 sind die wichtigsten Gartenarbeiten für Selbstversorger im Monat Dezember aufgelistet.
Bitte beachten Sie, dass das alte Gartenwissen aus dem folgendem Artikel durch uns nicht geprüft wurde und daher keine Gewährleistung für die Richtigkeit der Inhalte aus Sicht heutiger Standards übernommen werden kann.
Der Blumengarten
Im Garten ist jetzt nichts zu thun. Höchstens lassen sich bei besonders günstiger Witterung Anemonen und Ranunkeln legen, doch muss man die selben gleich mit Gärberlohe bedecken.
Wenn Schnee gefallen ist, so können in Kästen mit guter Erde, die man schon früher ins Freie gestellt hat, Aurikeln und Primeln gesäet werden, denn es hat sich herausgestellt, dass sich der Same beim Thauen des Schnees inniger mit der Erde verbindet, als wenn er unmittelbar auf diese gestreut wird.
Sämereien werden im warmen Zimmer auf Tücher oder Papier ausgebreitet, getrocknet, mit den Händen gerieben, von Spreu gesäubert, sortiert, in Säckchen gethan, bezeichnet und an einem trockenen Orte aufbewahrt.
Die Knollen der Georginen fordern große Beachtung; findet man bei der Untersuchung, dass sie stellenweise verfault sind, so hat man die faulen Stellen behutsam auszuschneiden und die Schnittwunden mit Kreide oder pulverisierter Holzkohle zu bestreuen; findet man einen Anflug von Moder, so ist dieser abzubürsten.
Bei den Treibhäusern sind Decken anzuhängen.
In den Gewächshäusern ist bis zu 5°, und wenn zarte Pflanzen zur Blüthe getrieben werden sollen, bis 12 und 15 ° Reaumur zu heizen.
Das Begießen der Pflanzen hat mäßig, das Ausputzen derselben häufig zu geschehen.
Orte, wo Nelken stehen, müssen, wenn nicht zu starke Fröste sind, gelüftet werden.
Mit dem Ansetzen der Hyacinthen, Tulpen, Frühveilchen, Grocus, Vergißmeinicht, Hortensien, Centifolien, Azaleen, Schneebällen zum Treiben ist zu beginnen.
Gemüsegarten
Die Erdmagazine können umgearbeitet und Erd- und Komposthaufen angelegt werden, sich nebst dem Thierdünger und der gewöhnlichen Gartenerde auch Asche, Teichschlamm, Hornspäne, dann Abfälle von Fleisch, Lumpen, Leder, so wie Lehm eignen.
Bei offenem Boden kann noch gegraben und gedüngt werden.
In den durch die Herbstregen erweichten Boden kann die Aussaat verschiedener Gemüsearten als: Petersilien, Spinat, Möhren, Kerbel, Pastinaken, Scorzoner, Hafer- und Zuckerwurzeln, Carotten, vorgenommen werden, welche dann im Frühjahre schnell zum Keimen gelangen.
In frischbereitete Mistbeete sind Kresse, Schnittsalat, Monatsradieschen zu säen.
Sämereien sind zu reinigen und zu sortieren.
Strohdecken sind beizuschaffen.
Besondere Aufmerksamkeit erfordern jetzt die Vorrathskammern, Keller und Gewächshäuser. Die Gemüse- und Wurzelvorräthe müssen oft und genau nachgesehen werden, um die etwa angefaulten Stücke auszusondern. Letztere sind jedoch nicht wegzuwerfen, sondern können nach Ausschneidung der angefaulten Stellen im Haushalte verwendet werden.
Solche Aufbewahrungsorte sind in den Mittagsstunden, bei mildem Wetter auch den ganzen Tag über zu lüften.
Champignonbeete müssen wiederholt Umschläge von warmen Pferdemist erhalten; auch sind dieselben nicht nur vor der ihnen äußerst verderblichen Nässe, sondern durch gute Bedeckung auch vor der Kälte zu schützen.
Obstgarten
Obstkerne sind zu sammeln und zu säen.
Jungen, vor zwei oder drei Jahren veredelten Bäumchen müssen die Spitzen abgestutzt werden, damit sie mehr Zug bekommen und im nächsten Frühjahre üppiger treiben.
Saatschulen sind mit Ruß zu bestreuen.
Bei milder Witterung kann schon mit dem Bildungsschnitt begonnen werden.
Bei gelindem Wetter können Stachel- und Johannisbeeren ausgeputzt und verschnitten, wohl auch umgesetzt werden.
Aprikosen- und Pfirsichbäumchen sind Fichtenwedel vorzustecken.
Mit dem Düngen der tragbaren Obstbäume ist fortzusetzen; überhaupt sind die im vorigen Monate unternommenen Arbeiten weiter vorzunehmen.
Neugepflanzte Bäume werden bei schneeloser Kälte um die Wurzeln herum mit einer Decke von Strohmist umgeben. Spaliere sind auszubessern.
Die Obstlager sind nachzusehen; die faulen Früchte sind auszulesen, und es müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass das Obst vom Froste nicht leidet.
Gartengeräthe sind in Stand zu setzen, spitzige Pfähle vorzubereiten.
Äpfel können am besten aufbewahrt werden, wenn man sie auf dem Boden des Hauses auf eine Unterlage von Stroh legt und bei eintretendem Froste dick mit trockenem Baumlaub bedeckt, so dass kein Lichtstrahl eindringt, zumal das Licht die Äpfel braun und geschmacklos macht. Gefrieren die Äpfel, so werden dieselben zwar welk und saftlos, aber süßer, und können im Frühjahre durch Einlegen in Wasser wieder frisch gemacht werden.
Weingarten
Das Niederlegen und Bedecken der Weinstöcke ist ohne Zögerung nachzuholen.
Die im Weingarten umherliegenden Steine sind wegzuschaffen, weil sich darunter gerne mäuse aufhalten.
Die Weinpfähle sind mit neuen Spitzen zu versehen und mit Länge nach zu sortiren.
Die Spaliere sind auszubessern. Von den noch aufbewahrten Trauben sind die schadhaften zu entfernen.
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