Vor der Aussaat von Gemüse kann man Samen mit einem einfachen Keimtest prüfen. Dieser besteht aus einem einfachen zusammengewickeltem Wolllappen. Dadurch kann man feststellen, ob die Samenhandlung gute, also keimfähige Ware geliefert hat oder ob sich eigenes, ablelagertes Saatgut für die Aussaat noch verwenden lässt. Im nachfolgenden Artikel aus dem Jahre 1899 wird das Verfahren beschrieben.
Die Keimfähigkeit der Samen
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Hier ist ein Keimapparat und zwar ein höchst einfacher und sinnreicher. Es ist nicht gerade durchaus notwendig, dass man sich einen solchen Keimapparat anschafft. Er ist aber sehr nützlich. Er besteht aus einfachen Lappen aus Wolle, welche zusammengewickelt werden. Man kann altes Zeug nehmen; in jeden Lappen legt man eine bestimmte Anzahl von Samenkörnern, durchfeuchtet dann die ganze Einrichtung und legt sie an einen warmen Ort, z.B. in die Nähe des Ofens. Wenn alles gut feucht gehalten wird, so treiben die Samen in den Lappen nach einigen Tagen weiße Keimspitzen hervor, abhängig ihrer Natur früher oder später, und nun wird genau abgezählt wie viel Samenkörner keimten und wie viel nicht. – Es ist sehr gut, dass man das weiß, denn erstens kann man prüfen, ob die Samenhandlung gute, d.h. keimfähige Ware geliefert hat. Soll dies der Fall sein, so müssen durchschnittlich 90 – 95% der Samen keimfähig sein – eine misslungene Probe ist zu wiederholen. – Zweitens kann man probieren, ob alter Samen, der vom vorigen Jahre übriggeblieben ist und mit dem wir zufrieden waren, noch ausreichend Keimfähigkeit behalten hat. – Bei ermittelter schwacher Keimfähigkeit säet man dichter als sonst. Drittens kann man selbstgeernteten Samen auf seine Keimfähigkeit prüfen.
Je nach seiner guten oder schlechten Ausbildung bleibt der Samen während längerer oder kürzerer Dauer keimfähig. Es gibt zwar Tabellen über die Keimfähigkeit der Samen, aber sie haben nur insofern wert, als sie die durchschnittliche Keimdauer bei normaler Aufbewahrung angeben. – Gut ausgebildeter Samen, gut und in größeren Posten aufbewahrt, hält sich länger, in schlechten Jahren geernteter, unvollkommen gereifter oder schlecht und feucht verwahrter verliert mehrere Jahre seiner Keimkraft.
Bei den aus Samenhandlungen bezogenen Sämereien können wir uns auf die Tabelle über Keimfähigkeit nicht verlassen, weil wir nie genau wissen, wie alt der Samen war, den wir bezogen haben. Von Sämereien mit langdauernder Keimfähigkeit wird auch 4 und 5 Jahre alter Samen noch verkauft. Die Keimprobe ist deshalb wichtig, wenn wir den Samen lange in Verwahrung haben. – Die meisten Samen bleiben 3 bis 4 Jahre, einzelne bis zu 10 Jahre und länger keimfähig. Es macht sich reich bezahlt, wenn übrig gebliebene Sämereien gut aufbewahrt werden, denn erstens kenn man von solchem alten Samen den Wert besser als von neuem, da man ja schon eine Ernte daraus gezogen hat, zweitens spart man den Ankauf neuen Samens.
Ein alter Offizier hat sich für seinen Gartengebrauch diesen kleinen Samenkasten gezimmert mit Fächern zur Aufbewahrung der Samentütchen. – Sorte und Jahrgang sind auf jeder einzelnen Düte vermerkt. Der Bestellungsplan für den kleinen Gemüsegarten wurde auf der Unterseite des Deckels aufgeklebt.
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Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner
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