Ein historischer Auszug von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Gartenwege
Nachdem auf einem Plane Lage und Richtung der Wege festgestellt worden sind, werden diese Wege dem Plan entsprechend im Garten ausgesteckt. Dazu dienen kurze, etwa meterlange, zugespitzte Pfähle, die zunächst mit Hilfe von Metermaß und Schnur in die Richtung der einen Wegkante etwa in 2 – 3 m Abstand eingeschlagen werden. Hierauf misst man die Wegbreite ab, um auch die andere Wegseite ausstecken zu können. Bei geraden Wegen kommt nur zu Anfang und Ende des Weges an jede Seite ein Pfahl und wird von Pfahl zu Pfahl die Schnur gezogen. – Scharfe Ecken werden immer abgerundet.
Ist nun die Richtung des Weges im Garten festgestellt, so geht’s am besten sehr zeitig im Frühjahre an das Anlegen des Weges. Mit dem Spaten wird eine scharfe Kante abgestochen. Wie das gemacht werden soll, lässt sich nicht gut beschreiben. Man sticht mit dem Spaten in den Boden und drückt gleichzeitig, indem man sticht, die Erde nach der einen Seite fest. Das muss man sich einmal von einem Gärtner zeigen lassen. Zunächst macht man’s so gut es geht. Die Übung kommt mit den Jahren. – Nach dem Abstechen der Kanten erkennen wir schon deutlich den Weg. Es bleibt nur noch übrig, ihm die nötige Festigkeit zu geben und die für einen angenehmen Spaziergang im Garten wünschenswerte Trockenheit zu schaffen. – Da möchte ich nun aber zuvor einmal fragen, was hat der Weg für einen Zweck? Soll er einer einzelnen Person dienen? 80 cm Breite ist dann völlig hinreichend. Soll er es ermöglichen, dass gleichzeitig zwei Personen nebeneinander bequem sich im Garten ergehen können? Es muss in diesem Falle die Wegeanlage schon 1,50 m breit werden. In einem größeren Park aber rechnet man 2 – 3 m für gute Promenadenwege. – Soll der Weg mit Karren, Handwagen oder großen Düngerwagen befahren werden können oder für Equipagenverkehr dienen? – Noch verschiedenartiger wie der Zweck wird die Art der Herstellung sein.
In meinem Garten, reiner aber nicht loser Sandboden, haben mir die Wege bisher weder Mühe noch Kosten gemacht. Da der Garten vorwiegend Nutzgarten ist, sind die Wege 80 cm breit angelegt und einfach festgetreten. Sie werden von Unkraut rein gehalten und sind jederzeit, auch nach schlimmem Regenwetter, im Nu wieder trocken. Selbst im Frühjahre, bei Tau und Matschwetter, sind diese festen Sandwege nur so lange unbequem, bis der Untergrund aufgetaut ist und die Feuchtigkeit einziehen kann. Für diese kurze Zeit ist jeder Weg schlecht.
Ist der Boden nicht rein sandig, sondern etwas lehmig, so kann man groben Kies in nicht zu dicker Schicht auftragen. Die Kiesschicht zieht die Feuchtigkeit besser ein, lagert sich fest und ist immer trocken. – Ein vorzügliches Wege-Material ist Grus aus den Lokomotiven, wie ihn die Bahnverwaltung zu Wegeanlagen verwendet. Dieses Material lagert sich mit der Zeit sehr fest, hält den Weg immer trocken und lässt jahrelang kein Unkraut aufkommen. Schön aber sind die schwarzen Wege im Garten nicht. Wer schöne Wege haben will, sollte doch lieber Kies verwenden.
Wenn nun der Boden nicht fest und trocken ist, sondern moorig, feucht usw., so genügt es nicht mehr, dass man eine ganz dünne Schicht Kies aufträgt; dann muss man eine stärkere Schicht schaffen, bis ½ Fuß hoch. Es braucht zu diesem Zwecke vorher nur wenig Erde vom Wege aus auf die Gartenbeete geschaufelt zu werden. Dann fährt man den Kies auf Haufen in den Weg, breitet ihn mit Harken aus und harkt ihn hübsch sauber und ganz gleichmäßig bis scharf an die Kante. Ein großer Fehler ist es, zu viel Kies auf einmal in den Weg zu schaffen. Er bleibt dann lose liegen und es geht sich sehr unbequem. Man sollte erst eine ganz dünne Schicht bereiten, diese fest stampfen, dann nach einiger Zeit eine zweite darüber und so fort.
Schließlich wird die Kiesschicht immer fester und stärker. Das ist das richtige Verfahren, um einen dauerhaften Weg zu erhalten und sauberer und unkrautfreier ist er auch, wenn immer wieder eine dünne Schicht ausgebreitet wird. Wird der Kies gleich Hand hoch geschichtet, so gibts nie einen vernünftigen Weg. Man kann aber einen größeren Posten Kies vom Düngerfuhrmann – einen solchen muss jeder Gartenfreund zur Hand haben – auf einmal herbeischaffen lassen und für die allmähliche Verwendung an passender Stelle aufheben.
Wer gern weich und elastisch geht, kann einen schönen Weg aus Lohe herstellen. Sie passt aber nicht für jeden Boden; wo es feucht ist, wird die Lohe matschig, überhaupt sehr trocken ist ein solcher Loheweg in der Regel nicht. – Außerdem ist neuerdings, wo man so viel Leder mit Chemikalien gerbt, die Lohe etwas seltener geworden. Für die Kavallerie-Reitbahnen wird sie auch viel gebraucht. Wo man Lohe noch billig erhält, versuche man es einmal. – Es gibt noch viele andere Wegeverbesserungsmittel; da sie nicht überall zu haben sind, können sie nicht für die Allgemeinheit empfohlen werden.
Die bisher beschriebene Weganlage hat nur Bedeutung für kleine Hausgärten und für Wege, die selten oder gar nicht befahren werden. – Größere Wege und Fahrwege, überhaupt alle Wege, die Druck auszuhalten haben, müssen chausseeartig angelegt werden – vor allen Dingen müssen sie nach der Mitte hoch liegen und nach den Seiten abfallen, ähnlich wie gut gebaute Chausseen.
Je schwerer und häufiger das Fuhrwerk die Wege in Anspruch nimmt, um so solider muss der Unterbau sein. Zunächst hebt man die Erde des geplanten Weges ½ – 1 Fuß tief, auch tiefer, aus. Auf den Boden bringt man geschlagene Steine in dichter, gleichmäßiger Schicht. Am dauerhaftesten sind Feldsteine, billiger in der Regel Ziegelbruchsteine. Ist die Steinschicht gut festgestampft, so kommt oben darauf eine Schicht grober Kies und dann feiner Kies. Das Ganze wird mit einer schweren Walze gewalzt oder festgestampft. Ganz fest werden die Wege, wenn zu beiden Seiten derbe Kantsteine dicht nebeneinander eingesetzt werden und unten eine feste Packung von Feldsteinen gemacht wird, darauf kleingeschlagene Chausseesteine und dann erst die Kiesschichten aufgebracht werden.
Das Bild zeigt eine solide Wegeanlage im Querdurchschnitt. Ich selbst halte diese soliden Wegebauten in Hausgärten nur ausnahmsweise für notwendig. Aber es kommt zuweilen vor, dass man, nachdem die Wegebefestigung auf einfache und billige Art lange Zeit vergeblich versucht worden ist, schließlich alles herauswirft und einen neuen, festen Weg anlegt. Es ist durchaus keine Verschwendung, wenn auch für kleine Gärtchen mit schlechtem Wegeboden einige Mark ausgegeben werden, um Steine und Kies zu beschaffen für einen standhaften Weg, der den Aufenthalt im Garten um so Vieles angenehmer macht.
Kann man große Summen nicht ausgeben, so verbessere man seine Wege nach dem berühmten Rezept des Meisters Hämmerlein, der jeden Stein sammelte, um ihn in die schlechten, ausgefahrenen Stellen der Wege zu werfen. Im Verlaufe der Jahre hat auch er es zu standhaften Wegen gebracht, die wenig, fast nichts gekostet hatten.
Im Gemüsegarten gibt es außer den hier beschriebenen Dauerwegen noch schmale Fußwege nur für den Sommerbedarf. Da die schmalen Fußwege zum vorrübergehenden Gebrauche dienen, wird das Land einfach im Herbst mit umgegraben und in jedem Frühjahre werden die Wege nach der Schnur abgesteckt und frisch abgetreten. Man richtet es möglichst so ein, dass im nächsten Jahre die Fußwege wieder an eine andere Stelle kommen. Der Boden ruht also in den Wegen ein Jahr aus und wird dann wieder Kulturboden. Im Gemüsegarten kommt es darauf an, dass nicht zu viel Wasser vom Land und von den Beeten in die Wege fließt. Deshalb dürfen die Wege nicht tief liegen. Ein Schutz aus alten Brettern ist außerdem vorteilhaft. Wenn das Wasser nicht abfließen kann, werden die Gemüsebeete beim Gießen viel besser durchtränkt.
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Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner
Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner
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