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Die Hausfrau, Gattin und Mutter - 1880. Haushalt und Familie

Probleme mit den Schwiegereltern – ein Ratgeber

Probleme mit den Schwiegereltern, insbesondere mit der Schwiegermutter, sind nicht nur ein Phänomen in der heutigen Zeit. Schon 1880 beschäftigte man sich mit dieser Problematik: Oft gehen Streitereien und Differenzen nicht nur von einem Akteur aus, sondern sind das Ergebniss vieler Faktoren. W.W. Coleman erklärt in seinem Hausbuch „Die Hausfrau, Gattin und Mutter“ aus dem Jahre 1880 die Hintergründe von Streit mit den Schwiegereltern bzw. der Schwiegermutter. Interessant zu sehen, wie man damals schon über diese Thematik dachte.

Das Verhältnis zu den Schwiegereltern.
Aus: Die Hausfrau, Gattin und Mutter. 1880 von W. W. Coleman. Abbildungen aus: „Illustrierte Zeitung“, Band 36, 1861.

Sehr oft wird der häusliche Frieden getrübt durch das Zusammenleben des jungen Ehepaares mit den Eltern des Mannes oder der Frau. Jedenfalls ist es immer am besten, wenn beide Theile von Anfang an allein wohnen; selbst nahe Anverwandte sollten in erster Zeit der Ehe nicht bei den jungen Eheleuten leben. Diese müssen sich in aller Ruhe kennen lernen, sich aneinander gewöhnen; Eins muss sich in die Eigentümlichkeiten des Anderen zurechtfinden und bei etwaigen kleinen Streitigkeiten gehört kein Drittes.

Wollten die Schwiegereltern jeden kleinen Zwist schlichten, gar einen Theil tadelnd zurechtweisen oder demselben Vorwürfe machen – sie würden viel mehr schaden, als nützen. Deshalb ist es den jungen Eheleuten ganz besonders anzuraten, niemals Beschwerden übereinander gegen irgend Jemand zu führen, sondern, was zwischen ihnen vorfällt, allein miteinander auszumachen.

Das Verhältnis der jungen Frau zu der Schwiegermutter ist selten so, wie es sein sollte, und wäre es doch so bei etwas weniger Überhebung und etwas mehr Fügsamkeit seitens der ersteren und etwas mehr Geduld und freundlichem Entgegenkommen von Seiten der Schwiegermutter gewiss nicht so schwer, in Frieden und Eintracht miteinander zu leben. Die Schwiegermutter vergisst meistens, dass sie selbst bei ihrem Eintritt in die Ehe, auch noch nicht die Erfahrung besessen hat, die sie jetzt von der jungen Frau verlangt. Sie meint, dieselbe müsse Alles ebenso gut verstehen, Alles ebenso gut ausreichen, als sie selbst, bemängelt jede Kleinigkeit, wohl gar in Gegenwart Fremder oder der Dienstboten; dem jungen Ehemanne wird dies oder jenes Tadelswerte manchmal nur hinter dem Rücken der jungen Frau zugetragen.

Die junge Frau, deren Freiheit im elterlichen Hause vielleicht zu sehr beschränkt war, glaubt jetzt ganz nach eigener Willkür handeln zu dürfen, sie will sich dem Willen der Schwiegermutter fügen. Dabei dünkt sie sich sehr klug und im Haushalte erfahren, hält die Ansichten der Schwiegermutter für veraltet, und – macht dabei hunderterlei Dinge falsch. Und so ist der Unfriede da, das häusliche Glück zerstört.

Würden die guten Ratschläge, die wohl oft sehr nötig sind, mit Liebe und Schonung erteilt, vielleicht würden sie dann auch freundlich angenommen und befolgt werden. Leider aber ist dies nicht immer der Fall. Ältere Leute sind ja nicht immer in der Stimmung, wie die Jugend sie liebt. Manchmal durch körperliche Leiden, oder durch ernste, traurige Lebenserfahrung dazu veranlasst, sehen sie Alles viel schwerer an, sie erwägen und prüfen, ob sie so, oder anders handeln sollen, während der Jugend die ganze Welt voll Glück und Freude zu sein scheint; während sie oft der Eingebung des Augenblicks folgt und sich nicht den ernsteren Anforderungen des Lebens fügen möchte.

Aber bei gutem Willen der jungen Frau wird sich doch ein freundliches Verhältnis herstellen lassen. Sie hüte sich nur vor Allem, sich irgendwelcher Rücksichtslosigkeit gegen die Schwiegereltern schuldig zu machen; nicht teile sie ihrem Gatten jedes vorkommende Missverständnis mit; nie vergesse sie, dass es ihre Pflicht ist, die Eltern desselben zu ehren, und so viel an ihr liegt, in Frieden mit ihnen zu verkehren. Denn jeder Streit, jedes unbedachte Word wird das Herzu des Mannes schmerzlich berühren, oder ihn gegen seine Eltern aufbringen; erwirbt sie sich aber die Liebe und das Vertrauen der Schwiegereltern, so wird sie sich dadurch auch der Achtung und Anerkennung ihres Gatten erfreuen.

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