Pflaumen und Zwetschen lassen sich sehr vielfältig verwerten, z.B. als Obstpaste, Pflaumenmuß oder Dörrfrüchte. Ein altes Rezeptebuch aus dem Jahre 1892 stellt interessante Rezepte wie zu Uromas Zeiten vor. Es gibt viele Möglichkeiten, Pflaumen und Zwetschen haltbar zu machen. Alles weitere steht in dem nachfolgendem Artikel.
Die Verwertung der Pflaumen (Zwetschgen)
Von: Heinrich Thimm: Die Obst- und Gemüseverwertung für Haushalts- und Handelszwecke, 1892.
Inhaltsverzeichnis
Die Verwendung der Pflaumen
Das Dörren
Zum Dörren eignen sich nur große, dickfleischige Früchte, die nur eine hinlängliche Menge Zucker enthalten.
Man lässt die Früchte reif werden, schüttelt sie vom Baume, sucht wurmstichtige und sonst beschhädigte aus und lässt die sortierten einige Tage in der Sonne etwas anwelken. Beim Dörren selbst hat man anfangs nur gelinde Wärme zu geben, die auch später nur wenig gesteigert werden darf, denn bringt man die Früchte in hohe Temperaturgrade, so platzt die Haut, der kochende Saft, mit einem kleineren oder größeren Teil des Fruchtfleisches, des Zuckergehaltes, der aromatischen Stoffe, läuft aus, und dadurch muss die beste Frucht wertlos werden, da die zurückgebliebenen Substanzen, Haut und Stein, für den Genuss untauglich sind.
Da Pflaumen und Zwetschen mehr Wasser enthalten als Kernobst, so hat man auch für einen besseren Abzug der sich bildenden feuchten Luft zu sorgen. Aus diesem Grunde eignet sich der Backofen auch weniger zum Trocknen. Das Dörrverfahren selbst ist im weiteren das gleiche, wie es beim Kernobst angegeben wurde. Man lese also weiter oben (S. 20) nachh. Zur Herstellung von Handelsware empfiehlt es sich, die Pflaumen nach der Größe zu sortieren (vielleicht in 3 Größen). Große Ware wird verhältnismäßig 3 – 4 mal so hoch bezahlt als kleine. Letztere ist oft kaum verkäuflich. Es dürfte sich deshalb empfehlen, die dritte Qualität nicht zum Dörren zu benutzen, sondern in anderer Weise zu verwenden.
Zum Sortieren eignet sich das Rüttelwerk mit schwingenden Sieben (Fig. 24) von Herzog in Reudnitz b. Leipzig vorzüglich. Wie im Bilde ersichtlich, ist cylindrische Sortierung ausgeschlossen, d.h. Sortierung durch sich drehende Metalltrichter, wobei die Früchte – wenn reif – leicht beschädigt werden. Diese Maschinen sind deshhalb meist außer Betrieb gestellt. Verletzung der Früchte ist dabei unmöglichh. Die Siebe sind eingehängt und können leicht ausgewechselt werden.
Das Dörren der Äpfel und Birnen (ähnliches Verfahren bei Pflaumen):
Das Trocknen an der Luft und an der Sonne
Diese Art des Dörrens ist die älteste, zugleich aber auch die am wenigsten zweckmäßige. Die Früchte (Äpfel und Birnen) werden dabei in Scheiben geschnitten, auf Fäden gezogen und in die Sonne gehängt. Schutz gegen Feuchtigkeit (Tau, Regen, usw.) ist notwendig. Auch werden die Schnüre öfters umgehängt, damit Luft und Sonne möglichst von allen Seiten an deas Obst gelangen können. Die Scheiben gelten als trocken, wenn sie ganz zähe geworden sind und beim Zerdrücken keinerlei Feuchtigkeit mehr zeigen. Das Dörren im Freien ist ein veraltertes Verfahren und sollte nicht mehr vorkommen, denn es gibt ein schlechtes, fast ungenießbares Produkt, weil durch das lange Hängen Beschmutzung durch Staub, Fliegendreck usw. und die Bildung von Schimmel und Faulstellen an den Obstscheiben kaum zu vermeiden sind. In der Sonne und an der Luft getrocknetes Obst ist demnach im höchsten Grade unappetitlich.
Das Trocknen im Backofen
Diese Art des Trocknens findest sich noch an vielen Orten Norddeutschlands, und es muss zugegeben werden, dass in manchen Gegenden ein vorzügliches Backobst erzeugt wird. Dies kann nur erreicht werden, wenn das Trocknen bei nicht zu hohen Wärmegraden geschieht und beim Verfahren selbst die allergrößte Reinlichkeit beobachtet wird.
Das mancherorten Horden dabei Verwendung finden, wie in andern Büchern über Obstverwertung behauptet wird, trifft für Norddeutschland leider nicht zu. Die Früchte werden meist ungeschält getrocknet und werden vorher in 2 oder 4 Teile geschnitten.
Das Dörren selbst geschieht im Backofen, nachdem das Brot herausgenommen ist. Dann bringt man die Schnitze hinein, bereitet sie recht gleichmäßig und dünn aus und verschließt den Ofen. Ist derselbe am nächsten Tage abgekühlt, so nimmt man das Obst heraus, heitzt wieder und bringt die Schnitze wieder hinein. Sie können nun, weil schon angetrocknet, in dickerer Schicht lagern, müssen aber nach einiger Zeit etwas gewendet werden. In dieser Weise fährt man fort, bis die Schnitze ganz trocken sind.
Zur Erzielung eines guten Backobstes ist große Sauberkeit des Ofens durchaus notwendig. Derselbe wird deshalb nach der Herausnahme des B rotes nochmals sehr sorgfältig gefegt und beim jedesmaligen Nachheizen noch sorgfältiger gereinigt, als es zum Zweck des Brotbackens geschieht.
Eine Hauptsache ist, dass jedesmal der richtige Wärmegrad gegeben wird. Ist derselbe zu hoch, so lassen die Früchte den Saft ausscheiden, sie „braten“; schließlich verkohlen sie sogar. Wählt man die Wärme zu gering, so hat man mehr Arbeit und Mühe. Immerhin mag man jedoch, zumal wenn man noch keine Erfahrung gesammelt hat, vorsichtig sein und lieber öfter heizen und eindringen, als das ganze Produkt verderben.
Das Trocknen im Dörrapparat
Dieses Verfahren ist das rationellste und das zur Herstellung einer guten Handelsware das allein richtige. Zweckmäßige Apparate dieser Art sind z.B. schon fast überall käuflich. Es gibt verschiedene Systeme, auf deren Beschreibung ich mich nicht hier einlassen kann. Es mag nur kurz angeführt werden, dass der Apparat vom Herzog in Reudnitz bei Leipzig die neueste Konstruktion ist, und dass die Geisenheimer Wanderdörre fernder der Ryderschen Dörrapparat und die Dörre mit Luftvorwärmer von Zimmermann in Bautzen als die zweckmäßigste sich erwiesen haben. Von den obigen würde ich dem Ryderschen System (mit schräg-horizontalem Luftschacht) den Vorzug geben, zumal der Apparat leicht transportabel ist, also für genossenschaftlichen Gebrauch sich eignet, und außerdem Tüchtiges leistet.
Solche Dörrapparate machen die Arbeit des Obsttrocknens sehr leicht. Die Früchte werden ausgesucht, gewaschen, geschädlt (für den Großbetrieb benutzt man dazu eigene Maschinen) in Scheiben geschnitten und vom Kernhause befreit. Diese sämtlichen Arbeiten verrichtet leicht und zweckmäßig eine praktische Schälmaschine.
*Die Dörrapparate aus 1880 entsprechen nicht mehr heutigen Standards. Heute gibt es moderne Maschinen, siehe hier meinen Artikel über die moderne Herstellung von Dörrobst: https://derselbstversorger.net/doerrobst-und-gemuesse/
Prünellen
Unter Prünellen versteht man Backpflaumen, die ohne Haut und entsteint getrocknet sind. Es werden zu diesem Zweck gelbe Mirabellen, grüne Reneclauden und besonders die Agener Pflaumen gewählt. Aber auch andere Sorten, z.B. die gewöhnliche Hauszwetsche, können verwendet werden.
Man lässt die Früchte gut reif werden und etwas anwelken. Dann taucht man sie so lange in kochendes Wasser, bis die Schale sich leicht ablösen lässt, worauf man die Früchte an den beiden dünnen Enden mit den Fingern drückt, bis das Fleisch aus der Schale herausspringt. Nach einiger Übung geht das Verfahren ganz schnell von statten. Um den Stein leicht zu entfernen, fasst man die geschälte Frucht mit zwei Fingern der linken Hand und schiebt an dem einen Ende eine kleine Röhre oder einen Federkiel ein, mit dem man durch einen kleinen Druck den spitzen Stein hinausschiebt. Darauf werden die geschälten und entsteinten Früchte wie die gewöhnlichen Pflaumen gedörrt. Dies soll ohne Aufenthalt geschehen, weil jede längere Berührung der geschälten Früchte mit der Luft eine Zersetzung bewirkt, infolge deren die Farbe dunkler und der Geschmack benachteiligt wird. Beim Dörren gibt man gelinde Wärme und legt die Früchte öfters um, damit sie sich nicht ansetzen.
Aufbewahren der getrockneten Pflaumen. (Das Milbigwerden.)
Pflaumen werden von allem Dörrobst am leichtesten milbig. Sie überziehen sich mit einem weißen Überzug und nehmen einen eigentümlichen Geruch und Geschmack an. Der beste Schutz gegen das Milbigwerden ist eine zweckmäßige Aufbewahrung. Kleinere Quantitäten schüttet man in feste Papierbeute, größere in Blechdosen oder -Kästen. Auch gute, feste, leinene Säcke sind zur Aufbewahrung eeignet; doch muss man diese an ganz trockenem Orte aufhängen. Bei größeren Quantitäten werden die Früchte in Kisten gestampft. Auch anderes Obst wird von Milben angegriffen; am wenigsten werden Äpfel, Birnen und Hagebutten befallen, etwas mehr Heidelbeeren, nochh mehr Kirschen, Pflaumen am meisten.
Um milbiges Obst wieder gesund, schmackhaft und ansehnlich zu machen, lässt man es 10 – 15 Minuten nachdörren. Handelsware wird vorher in eine Zuckerlösung getaucht, gehörig gerührt, dann abgetropft und getrocknet. Man verwendet meist eine billige Zuckerart, oft Sirup. Die Pflaumen nehmen dann einen schwarzglänzenden Überzug an, werden süßer und leichter verkäuflich.
Die Musbereitung
Die vollständig reifen, am Stiele etwas eingeschrumpften Früchte werden geerntet, gewaschen und in einem großen messingenen oder kupfernen Waschkessel unter stetem Umrühren so lange gekocht, bis die Früchte zu Brei aufgelöst sind. Hierauf wird der Zwetschenbrei mittels eines steifen Besens durch ein Haartuchsieb gerührt, wodurch alle Schalen und Steine vom Fruchtfleische getrennt werden. Nun wird der Brei abermals in die gereinigten Kessel gebracht und unter Zusatz von einigen Walnüssen mit ihrer grünen Schale, Ingwer und Gewürznelken und etwas Zucker unter fortwährendem Rühren so lange gekocht, bis das Mus nicht mehr von dem Löffel herabfällt, sondern als ein Klumpen daran hängen bleibt. – Das völlig eingekochte Mus wird in Steintöpfen (oft mehrere Jahre) aufbewahrt und ist eine vortreffliche Speise.
Für die Bereitung in etwas größerem Maßstabe ist es sehr vorteilhaft, wenn zwei Kessel dazu genutzt werden, ein größerer zum Vorkochen und ein kleinerer zum Fertigkochen. Es kann eine Person recht wohl beide Kessel besorgen, wenn dieselben dicht bei einander angebracht sind. Der kleine Kessel darf aber nicht zu dünn sein, weil sonst dasd Gesälz leicht anbrennt. Kocht man nur geringe Mengen ein, so rate ich, um das umständliche Durchrühren durch das Sieb zu ersparen, die Früchte einzeln mit dem Messer aufzuschneiden und den Stein zu entfernen. Hierbei erkennt man auch leicht die von Maden besetzten Früchte. Solche werden natürlich zurückgelassen. Das Mus wird also auf diese Art auch appetitlicher.
Andere Verwertungsarten
Das Konservieren der Zwetschen oder Pflaumen in Essig und Zucker
Doe Zwetschen werden mit den Stielen gepflückt. Man wähle große, reife, gut ausgebildete, fehlerlose Früchte, wuscht sie mit einem Tuche ab, durchsticht sie einigemale bis zum Stein mit der Nadel und kocht sie in gewöhnlichem Essig, dem man die gehörige Menge Zucker zugesetzt hat, fast gar.
Man muss vorsichtig verfahren, weil sonst die Früchte platzen und unansehnlich werden. Man legt deshalb jedesmal nur einige Zwetschen in den Essig. Sind alle Früchte gkocht, so kommen sie in Einmachgläser, worauf der Essig noch etwas eingekocht wird und dann kalt auf die Früchte kommt. Nach 8 Tagen wird er noch einmal aufgekocht und kalt wieder zugesetzt.
Auf 1 Liter Essig nimmt man 3/4 bis 1 Kilo Zucker. Man kocht Essig und Zucker erst klar, bevor man die Früchte hineinlegt. Zusatz von Zimt und Nelken ist erwünscht.
Das Konservieren der Zwetschen in Essig und Zucker, ohne Kochen
Schöne, große, vollkommene Zwetschen, die man für diesen Zweck besonders sorgfältig mit den Stielen gebrochen hat, werden, ohne den Duft zu verwischen, lagenweise mit etwas Zimt und Gewürznelken in Gläser oder Töpfe gelegt. Zu je 2 kg Zwetschen nimmt man 400 – 500 Gramm Zucker und 1/2 Liter guten Weinessig. Zucker und Essig lässt man zusammen kochen, schäumt dabei alle Unreinheiten ab und gießt diesen Saft, während er noch ganz heiß ist, über die Zwetschen. Nach 8 oder 10 Tagen wird der Saft abgegossen, nochmals gekocht, wiederum heiß über die Früchte gegossen und nun die Gefäße luftdicht verschlossen.
Hierzu eignen sich aber nur ganz reife Früchte, deren Fleisch sich gut vom Stein löst.
Das Einmachen entsteinter Zwetschen
Die Zwetschen werden sauber entsteint. Auf je 3 Liter entsteinte Früchte rechnet man 1/2 Liter Weinessig, 3/4 Kilo Zucker, 15 Gramm Zimt und 10 Gramm Gewürznelken. Essig und Zucker bringe man in einem gut emaillierten oder irdenen Gefäße zum Kochen, schäume ordentlich ab, lasse die Gewürze einigemale aufkochen und gieße den heißen Zuckeressig über die Früchte, welche sich in einem größern Porzellan- oder Thongefäße befinden und lasse sie zugedeckt bis zum nächsten Tage stehen. Den Saft gießt man ab und legt die Zwetschen zum Ablaufen in ein Sieb. Den noch abgelaufenen Saft gibt man zu dem abgegossenen, kocht und schäumt ihn ab und legt die Zwetschen zum Ablaufen in ein Sieb. Den noch abgelaufenen Saft gibt man zu dem abgegossenen, kocht und schäumt ihn ab und lässt jedesmal so viel Zwetschen darin aufkochen, als in einem Einmachgefäße Platz haben, füllt diese dann in Einmachgläser und fährt so fort, bis alle Früchte aufgekocht und in Gläser geschüttet sind. Dann dickt man den Saft etwas ein, gießt ihn über die Früchte und verschließt die Gläser luftdicht.
Das Konservieren der Pflaumen, Reineclauden oder Mirabellen in Cognak und Zucker
Die Früchte müssen reif, aber noch fest sein. Man kocht sie in Wasser auf und nimmt sie, bevor sie platzen, heraus, um sie zum Abtropfen hinzulegen. Dann kocht man Zucker in Wasser zu Sirup ein und gießt diesen, sobald er abgekühlt ist, über die Früchte und lässt sie 2 Tage damit stehen. Dann wird der Zucker abgegossen, stark eingekocht, so dass er auf dem Feuer ziemlich dicklich wird, hierauf auf Lauwärme abgekühlt und dann mit Cognak vermischt. Auf 1 Liter Sirup rechnet man ca. 1/4 Liter Cognak. Dann gießt man von diesem alkoholisierten Sirup so viel auf die Früchte, dass sie damit bedeckt sind.
Gelee aus Reineclauden
Reife Reineclauden, auch wenn es nicht gerade die vollkommensten Früchte sind, werden entsteint, in 2 bis 4 Stücke geschnitten, in einem kupfernen oder irdenen Gefäße mit so viel Wasser bedeckt, dass sie gerade darunter stehen, zum Feuer gesetzt und weich gekocht. Während des Kochens dürfen die Früchte gerührt und gedrückt werden, damit das Fleisch den Saft möglichst vollständig abgibt. Hierauf bringt man das weiche Fruchtfleisch auf ein feines Haarsieb und lässt den Saft ablaufen – ein Auspressen des Saftes ist darum nicht anzuraten, weil dann das Gelee nicht klar wird – und kocht den abgelaufenen Saft nach einem Zusatz von 500 g Zucker auf 1 Liter Saft in obigem Gefäße bis zur Geleeprobe, d.h. so lange, bis ein Tropfen Gelee, welches man auf einen kalten Teller fallen lässt, nicht abfließt und sich, ohne Rückstände zu hinterlassen, mit einem Messer aufheben lässt, füllt dann das Gelee in die zu seiner Aufbewahrung bestimmten Gefäße und verbindet dieselben luftdicht. Das im Siebe zurückbleibende Fruchtfleisch gibt, mit Zucker aufgekocht, eine angenehme Marmelade.
Marmelade aus Reineclauden
Recht reife, schon etwas welke Reineclauden oder andere süße, womöglich aromatische Pflaumen werden geschält (um die Haut möglichst leicht abziehen zu können, halte man sie mit einem Sieb auf einen Augenblick in kochendes Wasser), ausgesteint, mit Wasser weichgekocht und durch ein Haarsiebh getrieben. Man setze auf 1 kg 500 gr Zucker zu, bringe die Masse in einem kupfernen oder irdenen Gefäße aufs Feuer und koche sie untrer fortwährendem Rühren bis zur Geleedicke ein, drücke sie heiß in die Marmeladegläser und zwar so fest, dass keine Luftblasen entstehen können, und verbinde die Gläser luftdicht.
Zwetschenbranntwein oder Sliwowitz
Sliwowitzt, fälschlich Slibowitz, heißt ein Branntwein, der in den südslavischen Ländern hergestrellt wird, und zwar aus den dort in ungemeiner Fülle kultivierten Zwetschen oder türkische Pflaumen (serb. sliva). Der beste wird in Syrmien erzeugt. Der Sliwowitz wird mit zunehmendem Alter immer besser und bildet einen Hauptartikel bei der Ausfuhr und des Verbrauchs der dortigen Länder. Er ist von blaßgelber Farbe und hat ein angenehmes Obstaroma. Auch in Deutschland und besonders in England wird ein guter Zwetschenbranntwein produziert.
Zur Herstellung eines guten, schmackhaften Getränkes ist es notwendig, die Früchte sehr reif werden zu lassen und die Stiele abzusondern. Man zerstampft dann die Zwetschen mit einer Keule und bringt sie in aufrecht stehende Fässer, deren oberer Boden herausgenommen wird. Je mehr Steine nun beim Zerquetschen mit zerdrückt werden, einen desto stärkeren Kerngeschmack erhält der Sliwowitz. Liebt man diesen Geschmack nicht, so lässt man die Steine ganz. – Ist nun das Faß vollgefüllt, so wird der obere offene Teil mit einem Deckel fest verschlossen, etwaige Öffnungen und Fugen werden mit Lehm verstrichen, damit die äußere Luft von dem Inhalte des Fasses abgeschlossen ist. Die Gärung verläuft sehr langsam; oft ist sie erst gegen das Ende des Frühjahrs hin beendet; es ist dies aber von gar keinem Nachteil für den Geschmack des Branntweines. Nach beendeter Gärung muss man sofort zur Destillation schreiten, da der Sliwowitz durch eine Verzögerung der Destillation einen herben Geschmack enthält.
Die in England gebrauchten Zwetschen werden zum größten Teil in Deutschland alljährlich aufgekauft. Man lässt sie nicht ganz reif werden, da sie sonst auf dem Transport leiden. Den geringeren Zuckergehalt der Früchte ersetzt man durch eine Beigabe von Zucker vor dem Vergären.
Pasten aus Zwetschen oder Pflaumen
Pasten aus Pflaumen
Die Früchte werden gerade so behandelt, als ob sie zu Muß verarbeitet werden sollen (s.o.). Das Eindicken wird so lange fortgesetzt, bis die Masse sich schwer rührt (zuletzt darf man nur ganz schwaches Feuer geben und muss energisch rühren); dann trocknet man sie ganz ebenso, wie es bei der Bereitung von Pasten aus Kerbobstfrüchten angegeben wurde.
Pasten aus Kernobstfrüchten
Wird Obstmus auf schwachem Feuer und bei fleißigem Rühren noch weiter, als es für gewöhnlich zu geschehen pflegt, eingedickt, so verdunsten fast sämmtliche wässrigen Teile, und die erkaltete Masse wird ziemlich fest und hart. Streicht man sie in warmem Zustande kuchenartig breit und lässt sie etwas nachtrocknen, so erzielt man einen festen Obstkuchen, der sich jahrelang hält. Solche Platten nennt man Pasten.
Obstpasten sind also nichts anderes als bis zum vollständigen Erhärten eingetrocknete Obstmuße.
Man nimmt dazu meist Äpfel, oft auch Äpfel und Birnen. Die Früchte werden ausgesucht, nicht geschält, gewaschen, in Stücke zerschnitten und mit etwas Wasser gekocht. Nach dem Zerkochen rührt man sie durch ein Sieb und bringt dann die gewonnenen Massen mit Zucker nach Belieben wieder aufs Feuer und kocht sie so, wie es bei der Musbereitung geschildert wurde. Sobald das Eindicken soweit gediehen ist, dass der Löffel aufrecht in dem Mus stehen bleibt, streicht man die etwas abgekühlte Masse in flasche Dörrhhorden (Fig. 15), die man vorher mit reinem weißen Papier auslegte (in Ermangelung derselben auf ebenso vorbereitete Kuchenblechplatten) und trocknet in einer Dörre oder einem Ofen langsam nach. Die Horden werden nicht ganz, sondern nur bis a a belegt, damit die Luft besser durchstreichen kann. Zur besseren Luftzirkulation bleibt einmal das vordere Ende, bei der folgenden Horde das hintere Ende frei. Sind die Pasten lederartig fest geworden, so befeuchtet man das Papier mit einem nassen Schwamm, entfernt es, trocknet die Pasten etwas nach und zerschneidet sie mit dem Messer und der Zuhilfenahme eines Lineals in gleiche rechteckige Täfelchen, die trocken aufzubewahren sind. Schneller geht das Zerschneiden mit einem Messer, wie es in Fig. 17 abgebildet ist. Man schneidet damit längs und quer. Somit erzielt man Platten von ganz gleicher Größe, die in Kästen (Fig. 16, S. 29) verpackt werden. Die Pasten finden zu Suppen, Konfitüren usw. vorzügliche Verwendung.
Ein Hinweis in eigener Sache:
Das Projekt Uropas Bauerngarten rettet altes und wertvolles Wissen, in dem es historische und in Vergessenheit geratene Bücher rund um die Themen Garten, Haushalt und Küche digitalisiert und von der damals üblichen Frakturschrift in eine leichter lesbare Schriftart übersetzt. Bitte beachten Sie, dass wir keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit des abgedruckten Inhaltes geben können. Auch ist dieser weder durch uns geprüft, noch nach heutigen Standards auf die sachliche Richtigkeit bzw. Durchführbarkeit kontrolliert. Sie sollten die Informationen daher lediglich als historischen Abdruck mit Übersetzung und nicht als Handlungsanweisung verstehen. Die Anwendung bzw. Weitergabe der Inhalte geschehen in eigener Verantwortung.