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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Anlegen eines Hausgartens inkl. Pläne

Was sollte man bei der Anlage eines Gartens beachten? Im „Gartenbuch für Anfänger“ (1899) beschreibt Johannes Böttner die Anlage von Hausgärten, beschreibt die wichtigsten Punkte und liefert Pläne für beispielhafte Traumgärten.

Ein historischer Auszug von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Was sollte man bei der Einrichtung (beim Anlegen) des Gartens beachten?

Tausend Wünsche werden rege, wenn wir an unser künftiges Gärtchen denken. Es ist nur ein kleines Fleckchen, aber was möchten wir nicht alles darin unterbringen! Neunundneunzig von hundert Liebhabergärten leiden an Überfüllung und unpraktischer Einteilung. Ehe wir über den Raum unseres Gärtchens verfügen, wollen wir doch einmal genau ausmessen, wie groß es ist. Ist das geschehen, so wollen wir für jede Pflanze, für jeden Gegenstand genau den nötigen Platz berechnen. Wir werden zu vermeiden suchen, mehr im Garten unterzubringen, als bequem Platz hat. Ist der Garten überfüllt, so werden wir lichten.

Schließlich werden wir uns Mühe geben, jedem einzelnen Gewächs den Platz anzuweisen, der ihm am meisten zusagt und an dem es in die Gesamtanordnung des Gartens am besten passt. Dies herauszufinden und auch immer richtig zu treffen, lernt man erst durch längere Gartentätigkeit. Wenn im Anfang etwas versehen ist und man erkennt es später, so darf man sich nicht entmutigen lassen und nicht vor nachträglichen Umänderungen scheuen. – Ein Garten ist niemals vollständig fertig. Es finden ununterbrochene in jedem Jahre kleine Veränderungen und Verbesserungen statt. Schon durch die zunehmende Entwicklung von Bäumen und Sträuchern werden fortwährende Änderungen nötig.

Nun zur ersten Einrichtung. Was gehört in den Garten?
  1. Eine Laube. Groß, bequem und geräumig.
  2. Ein Spielplatz für Kinder.
  3. Eine Rosengruppe.
  4. Ein Erdbeerbeet.
  5. Ein Stück grüner Rasen.
  6. Ein Blumenbeet.
  7. Einige schönblühende Gehölze an den Rändern des Gartens.
  8. Himbeer-, Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern.
  9. Ein Spargelbeet.
  10. Ein Beet für Würz- und Küchenkräuter.
  11. Obstbäume und Gemüsebeete nach Raum und Bedarf.

Nun weiter: Schreibe einmal alles auf, was Du in Deinem Garten haben willst, dann dahinter genau die nötige Fläche in Quadratmetern:

Laube              8 Quadratmeter
Spielplatz        25 Quadratmeter
Rosengruppe  4 Quadratmeter
Erdbeeren       20 Quadratmeter
Rasen              30 Quadratmeter
Gebüsch          _______________
Wege              _______________

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Im Ganzen…      Quadratmeter

Das ist eine kleine Vorübung für die Einteilung und diese Vorübung erleichtert sehr die eigentliche Arbeit. Viele Regeln dafür, wie der Anfänger die einzelnen Sachen nebeneinander unterzubringen hat, gebe ich nicht. Wer praktischen Sinn und Verständnis hat für Harmonie und Schönheit findet von selbst das Rechte, und denen, die nicht im glücklichen Besitz dieser doch sehr wertvollen Eigenschaften sind, können auch alle Regeln nichts helfen.

Nur in zwei Punkten habe ich bestimmte Vorschläge zu machen:
  1. Es soll das Zusammengehörige nach Möglichkeit zusammengebracht werden, damit meine ich Zieranlage für sich, Gemüsegarten und Obstpflanzungen ebenfalls zusammenhängend. Je Verschiedenartigeres durcheinander kommt, desto schwerer wird die gute Einteilung und Aufrechterhaltung der Ordnung. Je mehr die einzelnen Abteilungen abgerundet werden können, desto leichter ist es, eine schöne Anlage zu schaffen.
  2. Die gute Führung der Wege ist das erste, was gelernt werden muss. Die Wege im Hausgarten müssen praktisch sein und müssen in schnurgerader Linie oder in angenehmen Schwingungen zum Ziele führen. Der gerade Weg findet ausschließlich Anwendung im Gemüse- und Obstgarten. Im Ziergarten kommen gerade Linien und Kreisbogen nur bei kleinem Raum und in unmittelbarer Nähe des Hauses zur Geltung, sonst freie Kurven.
Einige Beispiele für die Einteilung kleiner Gärten.
Plan I.

Dieser Plan veranschaulicht, in welcher Weise die drei Hauptzeige der Gärtnerei, Blumen, Obst und Gemüse auch auf einer kleinen Fläche vorteilhaft miteinander verbunden werden können: Mitten durch den Garten führt ein 2 Meter breiter Hauptweg. Dieser wird eingefasst durch zwei 2 Meter breite Wegebeete, welche im Abstand von 4 zu 4 Meter mit Obsthalbstämmen bepflanzt sind. – Im unteren Teil verlaufen Weg und Wegbeete in halbkreisförmiger Anordnung, und der Halbkreis, den sie einschließen, wird zu zierlichen Blumenbeeten benutzt. Die Grenze dieses kleinen Blumengärtchens jenseits der Obstbäume sind mit schön blühenden Sträuchern bepflanzt. – Weiter oben liegt zu beiden Seiten der Obstbaumstreifen der Gemüsegarten. Es greifen also alle drei Teile, Gemüse-, Obst und Blumenbeete, sehr hübsch ineinander und doch ist jedes vom anderen in ausgesprochener Weise getrennt, so dass für die Zukunft keinerlei Verwirrung oder Unordnung zu befürchten ist.  

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Plan II.

Dieses kleine Gärtchen von 523 Quadratmeter ist ausschließlich zum Ziergarten bestimmt und wird daran die übliche Wegeführung in modernen kleinen Schmuckanlagen veranschaulichen. 1. Ist ein schöner Sitzplatz in der Nähe des Hauses, 2. Ein rundes Rosenbeet von 5 Meter Durchmesser, 3. Ist eine Gruppe feiner, blühender Ziersträucher. Auf dem Rosenplatz stehen Äpfel- und Birnenpyramiden, ringsherum am Rande sind wunderschöne Gehölze gepflanzt. In der Ecke oben links ist ein kleiner Platz als Spielplatz für die Kinder freigeblieben.

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Plan III.

zeigt die Einteilung, die man anwenden kann, wenn der Raum zur üblichen Wegführung in geschwungenen Linien nicht groß genug ist und doch eine geschmackvolle Schmuckanlage geschaffen werden soll. 1., 4. Und 5. Niedrige Rosen, 2. Und 6. Sommerblumen, 3. Fünf Rondelle mit je einer hochstämmigen Rose, umgeben von einem Kranz mit Blumen, 7. Gruppe mit fünf hochstämmigen Rosen, 8. Ist eine Laube mit Schlingrosen berankt, 9. Deck- und Vorsträucher, unter letzteren recht viele Buschrosen, 10. und 11. Mandelaprikosen (Prunus tribola).

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Plan IV.

Der Garten ist ohne Wohnhaus etwas über 1000 Quadratmeter groß, hat breite Wege, reichlich Gemüseland, viele Obstbäume und eine Zieranlage. Bemerkenswert ist die Trennung von Gemüse-, Obst- und Ziergarten. Die Obstbäume sind in Form einer Allee an der nördlichen Grenze angepflanzt und geben der ganzen Anlage Schutz. – Von dem „Schutz“ wird noch die Rede sein. Eine Laube ist an dem einen Ende der Allee, ein Spielplatz am anderen. Auch vor dem Wohnhaus ist Raum für einen Spielplatz und eine zierlichere Laube (Pavillon) befindet sich links in der Ecke der Anlage. Es ist ein schöner großer Rasenplatz vorhanden. In der Mitte des selben ist ein Springbrunnen. Nach dem Wohnhaus ist ein Blumenbeet, um dieses befinden sich ringsherum noch einzelne Pflanzen und kleinere Gruppen.

Es ist auch ein Kompostplatz vorhanden. Wir werden es noch erfahren, wie notwendig ein solcher für den Garten ist. Dicht dabei sind einige Mistbeete, dann zwischen Gemüseland und Obstbäumen Beerensträucher. Ebenfalls an der südlichen Grenze des Gemüsegartens Himbeeren. Neben den Obstbäumen stehen noch Gehölze, die aber später nach 6 – 7 Jahren weg müssen, weil sonst die Pflanzung zu dicht wird. Vorläufig dienen sie dazu, den Garten etwas voller erscheinen zu lassen.

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Plan V.

Das Gemüseland muss immer in regelmäßige Beete eingeteilt werden, auch die Obstbaumpflanzungen sind am schönsten und besten, wenn sie regelrecht angelegt werden können: 8 Birnpyramidenbäume stehen auf einer erhöhten Terrasse in regelmäßigen Abständen. Das Grasland mit den Obstbäumen und die Gemüsebeete liegen niedrig. Das ganze Grundstück ist ohne Wohnhaus etwa 1400 Quadratmeter groß. Als Spielplatz dient der 5 Meter breite, 25 Meter lange Streifen rechts vom Wohnhaus.

Die kleine Zieranlage zeigt, wie auch ein schmaler Raum am Hause mit Rasen, Blumenbeeten und einigen schönen Einzelpflanzungen hübsch gestaltet werden kann. Zum Schutz gegen Straßenstaub ist die Grenze mit dichten Gehölzen bepflanzt. An einer Stelle ist ein Ausschnitt angebracht um Raum für eine Sitzbank zu gewinnen. Dicht am Hause, zu beiden Seiten des Zugangsweges, befinden sich zwei viereckige Rasenstücke mit je einem kreisrunden Blumenbeet in der Mitte. Die Hauswände sind mit Schlingpflanzen bekleidet. Auf der anderen Seite des Hauses ist ein Postament mit einer Figur, umgeben von grünen Gehölzen, aufgestellt. Davor befindet sich ein Springbrunnen. An den halbkreisförmig geführten Weg schließen sich zwei einfache Blumenbeete passend an. Die übrigen Teile des Rasens sind an passender Stelle mit schönen Gehölzen bepflanzt. Die etwas reichlich vorhandenen Wege wurden durch örtliche Verhältnisse bedingt. Diese fünf Beispiele ganz einfacher Gärtchen werden ausreichen als Vorbilder für kleine Anlagen, wie sie häufig ohne gärtnerische Hilfe entworfen und ausgeführt werden sollen.

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner

Mehr Informationen zum Autor dieses Textes finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

https://www.gaissmayer.de/web/welt/gartenmagazin/ein-gaertnerleben-johannes-boettner/

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