Hacken und Rühren
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Wir haben gelernt, wie das Gartenland vorbereitet wird für Aussaat und Bepflanzung. Das Hacken spielt bei diesen Vorbereitungen eine wichtige Rolle: Je bindiger der Boden ist, um so mehr müssen die zusammenhängenden Teile gelockert werden.
Ein Gerät, das allgemein noch nicht genug bekannt ist, verdient für die durchdringende Lockerung des frisch gegrabenen, noch sehr zusammenhängenden Bodens die weitestgehende Empfehlung: der Karst.
Das ist eine zweizinkige Hacke, schwer und dauerhaft gearbeitet. Dieser Karst hat vor der gewöhnlichen Breithacke den Vorzug, dass die beiden Spitzen leichter und tiefer in das Erdreich eindringen, den Boden nicht so fest schlagen. Außerdem bekommt man schwere Erdklumpen leichter klein damit. Ich rede immer von Klumpen, die in einem guten Gartenboden gar nicht vorkommen sollen. Ich weiß aber, dass in den ersten Jahren, in denen ein Garten in Kultur genommen wird, nicht alles so ist, wie es sein soll. Gerade für die Urbarmachung des Gartens ist der Karst so wichtig. Später, wenn der Gartenboden durch fleißiges Düngen und Bearbeiten erst der Mistbeeterde ähnlicher geworden ist, geht es sogar, dass man das Land umgräbt und gleich harkt. Es ist so locker, dass das Hacken gar nicht mehr nötig ist. Leichte Bodenarten erhalten diesen Vorzug schneller als schwere.
Nachdem die Beete bepflanzt worden sind, wird den ganzen Sommer hindurch zwischen den Pflanzen noch öfter gehackt. Zweierlei ist die Veranlassung dazu: Die Bodenkruste und das Unkraut. Bodenkrusten sehen wir gelegentlich in jedem Garten einmal. Gießwasser, auch Regenwasser schlagen und schlämmen im Sommer die oberste Erde des Gartenbeetes fest zusammen. Sonne und Wind trocknen aus und so entsteht ganz naturgemäß eine harte, feste Kruste an der Oberfläche. Die Kruste bildet einen festen Verschluss; wir wünschen aber, dass der Luft Fenster und Türen geöffnet seien, dass sie belebend wirken kann auf die Wurzeln der Pflanzen, deshalb durchbrechen wir die Kruste, auch wenn sich dann im Laufe der Zeit eine neue Kruste bildet, wird sie von neuem durchbrochen.
Steht nun ein Boden in guter, alter Kultur, ist’s ein guter Gartenboden, so wird die Kruste nicht sehr mächtig sein; es genügt, wenn wir ganz leicht mit der Hacke an der Oberfläche hinziehen.
Die süddeutschen Gärtner, die diese ausgezeichnete Methode der Bodenpflege sehr schätzen, bezeichnen sie als „Rühren“. Das Rühren ist also ein ganz flaches Hacken, bei dem mehr ziehen als schlagend gearbeitet wird. Ist der Boden aber nicht in guter Kultur, so gelingt das leichte Aufrühren schlecht, vielmehr muss dann sehr tief und gründlich gehackt werden.
Wie oft werden nun die bepflanzten Gartenbeete gerührt oder behackt? So oft eine Kruste vorhanden ist. Je mehr gegossen wird bei heißem, trockenem Wetter, je öfter Regen und Sonnenschein wechseln, je roher der Boden ist, umso häufiger wird auch die praktische Hacke in Tätigkeit treten müssen, um den Boden von neuem aufzuschließen.
In den ersten Monaten der Kultur darf ein Gartenbeet alle zwei bis drei Wochen durchrührt werden. Später, wenn die Pflanzen weiter entwickelt sind, und die Blätter dicht zusammen schließen und so ein schützendes Dach bilden, wird die Arbeit entbehrlich.
Am bequemsten, um zwischen den Reihen zu arbeiten, ohne die Pflanzen zu schädigen, ist die Schwanenhalshacke. Die Schwanenhalsform gibt es mit Spitzhacke und Breithacke. Die erste wird bevorzugt. Sie arbeitet sehr leicht und angenehm, ist auch die beste Reihenhacke. Wer sich an dieses kleine Häckchen gewöhnt hat, wird sehr gern und viel damit arbeiten.
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