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Gartenarbeiten im November

Gemüseaussaaten im Herbst

Dieser Artikel enthält einen Garten- und Erntebericht aus dem Jahre 1894 sowie einen Erfahrungsbericht, welche Gemüsekulturen sich zur Herbstaussaat besonders eignen.

Gemüseaussaaten in Herbst.
Aus: Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau, Nr. 45, 1894. Von: „Sommermeyer“.

Ertragsbericht aus dem Jahre 1894

Unsere Gemüsebeete sind leer und wir überlegen wohl schon, welche andere Arten dieses oder jenes im nächsten Jahre erhalten soll. Die Gemüseernte war heuer teilweise gut, teilweise kaum mittelmäßig. Gut war hier in Ostpreußen den ganzen Sommer, mit Ausnahme der heißen und trockenen Zeit, von Mitte Juli bis Mitte August, Blumenkohl. Während der heißen Zeit war der Blumenkohl jedoch geringer, denn heißes und trockenes Wetter wirkt stets nachteilig auf ihn ein. Er wird da bald gelb und grützig. Dann sind ferner bei uns gut geraten Karotten, Schwarzwurzel, Bete (rote Rüben) und sämtliche Kohlarten.

Schwach waren Stangenbohnen, Gurken und Zwiebeln. Die ersteren beiden litten durch Kälte und durch die infolge des rauhen und nassen Wetters, massenhaft auftretenden Schnecken Ende Mai bis Mitte Juni so stark, dass die Pflanzen täglich mehr verschwanden und stellenweise die Beete ganz leer wurden. Die Stangenbohnen brachten demgemäß auch sehr geringen Ertrag und zur Reife gelangten gar keine, so dass ich sämtliche Saat für nächstes Jahr werde kaufen müssen. Hier möchte ich gleich einschalten: Carolines Liebling, welche ich durch die Freundlichkeit unseres Praktischen auch erhielt, war widerstandsfähiger als alle anderen mit ihr zugleich am 10. Mai ausgelegten Sorten, als: Korbfüller, rheinische dickschotige Zucker, Ruhm von Thüringen, leberfarbige Zucker, Schlachtschwert, Erfurter Ruben und Don Carlos.

Zwiebeln trockneten in der erwähnten, hier sehr heißen Zeit ganz ab und wurden sozusagen notreif; doch sind sie, obgleich klein geblieben, gesund und fest, also auch haltbar. Steckzwiebeln und auch ein Pöstchen im Spätherbst vorigen Jahres gesäten, waren sehr gut, ebenso im Herbst gesäten Karotten und Schwarzwurzeln. Dieses veranlasst mich hauptsächlich zu den hier geschriebenen Mitteilungen:

Gemüseaussaat im Herbst

Seit einer Reihe von Jahren schon mache ich Herbstaussaaten von Karotten, Schwarzwurzeln, Petersilie, Zwiebeln und Spinat. Dass ich hiermit nichts Neues bringe, weiß ich, aber ich möchte doch im großen Laienleserkreise des Praktischen darauf hinweisen, dass es fast ausnahmslos viel vorteilhafter war, diese Arten Gemüse im Herbst respektive im Winter bei milderem Wetter auszustreuen; denn selbst, wenn ich erst später zur Aussaat kam, so dass es schon stärker gefroren hatte und die Beete dann soviel bei eintretendem Tauwetter einwichten, dass der Samen mit der Hacke eingehackt werden konnte, bin ich gut dabei gefahren. Abgesehen davon, dass damit ein Teil der Frühjahresarbeit bereits fertig wird, brachten die Beete auch stets bessere Erträge wie später im Frühjahr besäte. Das hat auch seinen Grund zunächst darin, dass die langsam keimenden Samen der angeführten Arten, bei ungünstigem Wetter im Frühling gesät, oftmals vier Wochen und länger in der Erde liegen, bevor sie aufgehen, während Herbstaussaaten bereits in der Winterzeit den Prozeß der Lösung der Keimhülle durchmachen und diese bei dem ersten Frühlingswetter sprengen. Spinat für Frühgebrauch im folgenden Jahre säe ich übrigens schon bis Mitte September; Anfang dieses Monats oder Ende August ist noch besser, so dass die Pflanzen noch im Herbst aufgehen und sich vor Eintritt des Winters noch kräftigen. Großer Breitblättriger mit dem rundem Samen ist die geeigneteste Sorte zur Herbstaussaat.

Im Herbst angelegte Karottenbeete liefern immer um wenigstens 14 Tage früher brauchbares Gemüse, wie solche vom Frühjahr. Pariser Treib und Douwicker eignen sich vorzüglich zur Herbstaussaat. Wo es darauf ankommt weniger fein wie mehr zu gewinnen, säe man Nantaise und lange rote ordinäre Mohrrübe.

Zwiebeln versuchte ich bisher nur Zittauer Riesen, James, Magnum bonum und blaßrote Holländische im Herbst auszusäen. Die Sorten gerieten gut, wenn die Verhältnisse günstig lagen, d.h. wenn bald nach der Aussaat Frost eintrat der das Keimen des Samens im Herbst verhinderte. Andernfalls gab es viele Schößlinge, also solche, die zur Samentragung neigten und keine Zwiebel ansetztten. Am besten gediehen immer Zittauer Riesen und James.

Schalotten, dänische und gewöhnliche litten in diesem Sommer, wie die anderen Zwiebeln, unter denselben ungünstigen Witterungsverhältnissen und waren deshalb auch nur mittelmäßig. Von diesen kann man übrigens auch im Herbst Beete anlegen und man hat sicher, wenn man ihnen für strengere, schneelose Fröste eine leichte, etwa 10 cm hohe Nadel- oder Laubdecke giebt, gute Ernte zu erwarten. Die Decke soll nicht vor Erfrieren, sondern nur von Hebung der Zwiebeln durch den Frost schützen. Die Schalotten erfrieren in der Erde nicht.

Abbildung: Johannes Böttner, Gartenbuch für Anfänger (1899).

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Gartenarbeiten im November. Gartenkalender (1862)


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