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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Garten anlegen Grundlagen für Anfänger

Einfriedungen und Zäune

Wie kann man seinen Garten vor zweibeinigen und vor vierbeinigen Dieben schützen? In einem Artikel aus einem alten Gartenbuch von 1899 sind verschiedene Möglichkeite beschrieben. So gibt es neben einer natürlichen Zaunhecke aus Weißdorn über eine einfache Stacheldrahteinfriedung bis zu einem Zaun aus Metall, Draht oder einem Holzzaun schon damals viele Möglichkeiten.

Ein historischer Auszug von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Einfriedungen
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Eine Einfriedung aus Stacheldraht zum vorläufigem Schutz.

Die altehrwürdige Gartenhecke hat in neuerer Zeit viel von ihrer Bedeutung verloren. Man geht mit dem Gartenlande haushälterischer um und findet, dass die Hecke doch recht viel Raum für sich in Anspruch nimmt. Ihre Wurzeln erstrecken sich weit hin in das fruchtbare Gartenland und schmälern den Kulturpflanzen die Nahrung. Außerdem wird der Schatten lästig. Nur da, wo der Raumverlust nicht hoch in Anschlag kommt und billig eine Schutzwehr gegen Wind und Straßenstaub geschaffen werden soll, oder so man den Singvögeln weitere Zufluchtsplätze bieten will, oder Schönheitsrücksichten ausschlaggebend sind, wird man sich zur Neuanpflanzung einer Hecke entschließen. Ob sie schön ist, die Hecke? Nun gewiss schöner als steife Lattenzäune. Billiger ist sie auch und viel standhafter, nicht so schnell erneuerungsbedürftig.

Die schönste und beste Heckenpflanze bleibt der Weißdorn. Er ist der Musterheckenstrauch für Mittelboden. Schwedischer und deutscher Bocksdorn, die oft mit großer Reklame empfohlen werden, sind nur für ärmsten Sandboden wertvoll. Beide wachsen und wuchern wie Unkraut, verwahrlosen und werden immer breiter, wenn nicht jährlich das Kulturland dem Heckenunkraut wieder abgekämpft wird. In gutem Boden gedeiht der Bocksdorn schlecht, gibt deshalb in gutem Boden lückenhafte Hecken, während er in dürrem Sandboden schön dicht wird. – Die schottische Zaunrose, auch sehr gerühmt, ist nur für Lehmboden brauchbar; sie breitet sich sehr aus und kann nicht im Schnitt gehalten werden. Man biegt und hält die Zweige mit der Hilfe von langen Stangen zusammen. Sie ist als Wildhecke sehr schön, passt aber auch nicht für alle Verhältnisse, weil sie so leicht verwildert.

Ähnlich wie Weißdorn zu verwenden, durchschnittlich noch etwas höher im Wuchs, sonst aber auch gut für Hecken, die regelrecht beschnitten werden sollen, sind Weißbuche (oder Hainbuche) und Kreuzdorn.

Schließlich bildet der Liguster ausgezeichnete Hecken. Er wächst auch noch gut auf leichterem Boden, auf dem Weißdorn und Weißbuche nicht mehr gut fortkommen, bleibt aber niedriger, ist mehr Zierhecke als Schutzhecke.

Die Heckenpflanzen werden in den Baumschulen billig herangezogen. Man kauft kräftige 3 – 4 Jährige Pflanzen für 3 – 5 Mark das Hundert. – Zu 100 laufenden Metern sind etwa 400 Pflanzen nötig, da die einzelnen Heckenpflanzen 25 cm Abstand erhalten.

hecke mit Stacheldraht
Hecken durch Stacheldraht geschützt.

Zunächst wird der Streifen Land zur Hecke gut vorbereitet, mindestens 50 cm tief umgearbeitet, rigolt. – Das Rigolen wird erklärt werden. Wer eine Hecke pflanzt, wünscht doch nun, dass sie sich gut entwickele; das ist aber gar nicht möglich ohne gute Vorbereitung des Bodens. Ich würde sogar, wenn der Boden nicht sehr nahrhaft ist, etwas Komposterde unterbringen. – In den zwei ersten Jahren ist der Streifen unkrautrein zu halten, zu jäten, später hat die Hecke selbst Kraft genug, Unkraut zu unterdrücken. Lässt man aber in den ersten Jahren Unkraut hochkommen, so wird gleich die ganze Heckenanlage lückenhaft. Zum Schutz der jungen Heckenpflanzung spannt man einige Drähte. Es schadet nicht, wenn sie später bleiben und zur größeren Verstärkung dienen, auch als Schutz gegen Eindringlinge, die sich durch die schwachen Heckenzweige hindurchdrängen möchten.

Eine Hecke, die gut werden soll, muss gleich von Beginn an beschnitten werden, damit sie in den unteren Teilen kräftig bleibt. Schlecht beschnittene Hecken treiben stark in die Höhe und werden unten kahl. Eine ausgewachsene, gute Weißdornhecke soll gleichmäßig 2 m hoch, unten 40 und oben nur 25 cm breit sein und in allen Teilen schnurrgerade. Sobald eine Hecke oben ebenso breit werden darf als unten, sterben die unteren Zweige ab. Es ist nun ganz einfach, eine Weißdornhecke so zu ziehen: Man beschneidet sie im Sommer, im August, einmal und dann noch einmal im Frühjahre mit der Heckenschere, etwa so, wie man einem Jungen die Haare beschneidet. Wenn man dabei immer im Auge hat, dass die Hecke die im Durchschnitt vorgezeichnete Form annehmen soll und dass bei jedem Schnitt kurze Stummelchen vom neugetriebenen Holz stehen bleiben sollen, so tritt man ohne Schwierigkeiten das Richtige, das heißt, in der Jugend hält man die Hecke noch viel knapper als in den vorstehenden Maßen angegeben ist, man lässt sie ganz allmählich in die Form hineinwachsen.

Durchschnitt einer Gartenhecke
Durchschnitt einer Gartenhecke
einfacher Gartenzaun Bauerngarten
Einfache Einfriedung, zugleich Schutz für Heckenpflanzen.

Alte Hecken, die verwildert und lückenhaft sind, aber aus brauchbaren Heckenpflanzen bestehen, können im Herbst dicht am Boden abgeschnitten oder abgesägt werden. Wo Lücken sind, wird der Boden tief ausgeworfen, verbessert, gute Erde eingeschüttet und wieder eingefüllt, dann werden sehr kräftige Heckenpflanzen auf die Lücken gepflanzt, die sich frei entwickeln dürfen. Die alten Stöcke schlagen wieder aus und das gibt dann eine leiblich brauchbare Hecke. – Pflanzt man aber einige Sträucher einfach in die Lücken der alten Hecke und lässt dabei die alten Heckensträucher unversehrt, so gehen die jungen regelmäßig ein, weil sie keine Luft haben und unterdrückt werden. Das lässt sich keine Pflanze gefallen. – Es gibt auch schöne Tannen (Fichten- oder Rottannen) Hecken. Die werden aber viel breiter. Man pflanzt ebenfalls junge Tännchen und beschneidet sie vom zweiten Jahre ab im August. Dabei lässt man vom neuen Trieb immer nur wenig daran, schneidet sie also kurz zurück, damit sie nicht zu sehr umfangreich werden.

Wo Hecken an Wegen neu angelegt oder erneuert werden, wird zum Schutz ein vorläufiges Gerüst aus Stangen gebildet. Im Gegensatz zu der etwas breitspurigen Gartenhecke nimmt der moderne Drahtzaun sehr wenig Raum ein. Der laufende Meter fertigen Drahtgeflechtes kostet kaum 25 Pfennig, dazu kommen dann noch Pfosten und Latten – sehr teuer ist das jedenfalls nicht. Drahtzäune sind praktisch um kleine städtische Gärten von einander zu trennen. Hier, wo es meistens an freier Luft und vollem Licht mangelt, sind Hecken durchaus nicht angebracht, denn sie nehmen den engen Gärtchen noch mehr die nötige Luft und das Licht. Hingegen bietet der durchlässige Draht kein neues Hindernis.

einfacher gartenzaun aus draht
Drahtgeflecht an Holzlatten befestigt.

Er kann auch sehr schnell weggenommen und anderswo verwendet werden. Soll der Drahtgeflechtszaun seinen Zweck erfüllen, so muss aus Pfosten und Latten ein passendes festes Gerüst gezimmert werden, an dem das Geflecht straff gespannt und gut befestigt werden kann. Auch um einzelne Teile des Gartens von den übrigen zu trennen, vor Hühnern oder anderen Eindringlingen zu schützen, ist Drahtgeflecht billig und praktisch.

 Gartenzaun aus Holz und Draht für einen Bauerngarten
Leichter Zaun aus Stäbchen an Draht befestigt.

Ein Zaun aus drei Drahtzügen, in denen kürzere und längere Latten abwechselnd befestigt worden sind, macht sich ebenfalls sehr hübsch und ist billig. Man muss nur immer dauerhafte Pfosten wählen und diese tief in den Boden einsetzen. Damit sie sich nicht verziehen, sollten die Endpfosten noch Streben erhalten.

Ein Gartenzaun aus Tannenholz.
Zaun aus Tannenstangen.

Für Straßengitter an Gärten auf dem Lande würde ich Bohnenstangen benutzen, die nach nebenstehendem oder ähnlichem Muster hübsch und zierlich zusammengenagelt werden. – Biegen lassen sich die Stangen leicht, wenn man Einschnitte mit der Säge macht. Die Türen, die sich in Angeln bewegen, werden auf ähnliche Weise gefertigt.

Dies alles ist gut für Gärten, die eine eingeschlossene Lage haben und von der Straße her keines besonderen Schutzes bedürfen. Wer nun aber eine freie und windige Lage hat, vom Straßenstaub sehr leiden muss oder seinen Garten zu einem besonders warmen und geschützten machen möchte, ohne gerade Hecken anzulegen, der hat einen sehr einfachen Ausweg: Er errichtet eine massive Einfriedung, eine Bretterwand oder eine Mauer. Das ist zwar etwas kostspielig aber er genießt dafür den Vorzug, dass er die Innenseiten der Mauer mit wertvollen Spalierobstbäumen bepflanzen kann. –

Gartenzaun für Spalierobst
Einfriedungsmauer mit Spalierobst bepflanzt.

Die Errichtung einer Mauer, eigens für die Spalierobstzucht, kann sich allerdings nur bei sorgfältigem Betriebe bezahlt machen; aber rechnet man den Schutz hinzu, den der ganze Garten gewinnt, so ist die Sache immerhin der Erwärmung wert. In der Herstellung billiger ist die Bretterwand; dauerhafter die Mauer. Je nach Verhältnissen wird man diese oder jene vorziehen. Praktische Gartenmauern werden so errichtet, dass man 2 Stein starke Pfosten und ½ Stein starke Zwischenfelder baut. So sind sie fest und nicht zu teuer. Höhe 2,50 – 2,80 Meter.

freistehendes Obstspalier als Gartenzaun im Bauerngarten
freistehendes Obstspalier

Die schönste Einfriedung zwischen Gärten befreundeter Besitzer oder auch für Trennung einzelner Teile im eigenen Garten passend, ist ein freistehendes Obstspalier. Die Herstellung eines solchen wird bei der Spalierobstzucht beschrieben werden.

Wer elegante Vorstadt- und Villengärten nach der Straße zu einfrieden will, wird zu besseren Drahtgeflechten mit Steinunterbau und eisernen Pfosten oder zum Gitter aus Stab- oder Gusseisen seine Zuflucht nehmen. Auch eine Verbindung von Mauer- und Gitterwerk, wie das Bild andeutet, sieht sehr hübsch aus. Die Schlingpflanzen, die jede leichte Einfriedung angenehm verschönern, werden so angebracht, dass die Vorübergehenden sie nicht beschädigen können.

Ein Gartenzaun für Stadtgärten
Gefällige Einfriedung für Stadtgärten

Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

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