Das Häufeln
Von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).
Oft sind es nur Kleinigkeiten, auf die es ankommt im Gartenbau, die aber ausreichend sind, um zu beurteilen, ob eine Gartenarbeit gut oder schlecht ausgeführt worden ist. Der Anfänger arbeitet mit der kleinen, spitzen Schwanenhalshacke auf seinem Gartenbeet. Er glaubt es recht gut zu machen. Halt! Rufen wir, die wir ihm zusehen, siehst Du denn nicht, dass Du den Pflanzen Schaden zufügst, indem Du die Erde von den Wurzeln weghackst! – Er sieht es wahrscheinlich nicht und glaubt es auch nicht, denn in Wirklichkeit liegen ja die Wurzeln noch nicht blos, wohl aber besteht die Gefahr, dass sie blos liegen werden nach dem ersten Regen. Nicht von den Pflanzen weg, sondern nach den Pflanzen hin ist die Erde zu bewegen bei der Auflockerung der Bodenkruste. – Es ist noch wenig bekannt, welch ein ausgezeichnetes Schutzmittel für die Pflanzen wir in der Erde besitzen.
Behutsam und vorsichtig ziehen wir mit dem Gartenhäckchen indem wir es leicht und flach durch den Boden bewegen, etwas Erde zu den Pflanzen. Rings um die Pflanzen entsteht ein kleiner, flacher Erdhaufen, die Pflanze selbst steht mitten in dem Erdhaufen. Wir haben sie „behäufelt“, das ist der Fachausdruck hierfür.
Sehr bekannt und allgemein gebräuchlich ist das Anhäufeln beim Kartoffelanbau. Hier dient die angehäufelte Erde unmittelbar zum Schutz der neuentstehenden Knollen, zur Vermehrung des Erdreichs für Ausbildung derselben. Bei den Gemüsepflanzen wird nur flach Erde angehäufelt, nicht so hoch wie bei Kartoffeln! Es sollen durch die herangezogene Erde die Wurzeln geschützt und feucht gehalten werden. Außerdem bleibt der Stengel frischer und ausdehnungsfähiger. Man hat allgemein bei den Gemüsen, die in der Jugend behäufelt wurden, größere Neigung zur Fruchtbarkeit beobachtet. – Erbsen und Bohnen, bei denen die Trupps einen gemeinschaftlichen Erdhaufen zum Schutz erhielten, standen fester auch in leichtem Boden und litten auch nicht so sehr von Trockenheit, ebenso Kohlgewächse. – Die Blätter bleiben frei von Erde. – Deshalb werden solche Gemüse deren Blätter flach auf der Erde liegen (Salat), nicht behäufelt, auch Radies, Karotten usw. schon wegen ihrer Kleinheit nicht. – Bei verschiedenen anderen, wie Bleichsellerie, Cardy (Artischocke), wird im Herbst, wenn sie sich schon ausgebildet haben, viel Erde angehäufelt zum Bleichen.
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