Halbzeit in Haus und Hof - Die Tage werden wieder kürzer. ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏
|
|
Liebe Gartenfreunde,
|
| "Am St. Kilian (8), Säe Rüben und Wicken an."
Der Zenit dieses Jahres ist überschritten. Seit dem 21. Juni werden die Tage wieder kürzer - theoretisch um 2 1/2 Minuten pro Tag - praktisch aktuell um ca. 1 Minute, denn um die Zeit der Winter- oder Sommersonnenwende ändern sich die Tageslängen nur langsam.
Der Regen ist nach wie vor vielerorts bestimmender Faktor. Während in manche Gegenden in Deutschland ausreichend Niederschläge zu verzeichnen waren, sind viele Gebiete, vor allem in Ostdeutschland, nach wie vor mit Wasser unterversorgt. Auch spät einsetzende Nachtfröste zum Zeitpunkt der Eisheiligen sorgten dafür, dass regional verteilt stellenweise ganze Obsternten ins Wasser fallen. Ich selbst kann in meinem Garten dieses Jahr keine großen Ernten erwarten. Anfangs sah es auch so aus, als seien Johannisbeeren und Stachelbeeren abgefroren, doch kurioserweise tragen diese durchschnittlich. Auch die aktuell begonnene Himbeerernte lässt verhoffen - ebenso die Brombeere, die aktuell in manchen Wald ganze Blütenmeere zaubert.
Wir können nur hoffen, dass der Sommer dieses Jahr weder zu heiß, noch zu trocken wird, so dass sich unsere Bäume und Sträucher dieses Jahr von dem enormen Dürrestress der letzten beiden Jahre erholen können. Eine Vorhersage von Regen ist schwierig - alte Bauernweisheiten von damals können stimmen, oder auch nicht, meine Erfahrung zeigt, dass es mehr oder weniger ein Glücksspiel ist, ob die Vorhersagen eintreffen. Einige Regeln, die nicht unbedingt von Wettervorhersagen handeln, sind dennoch oft aktuell. Der Vollständigkeit halber, seien ein paar Bauernregeln aus dem Buch "Die Kunst des Wetterprophezeiens" aus dem Jahr 1869 für den Juli hier erwähnt:
- Wer nicht geht mit dem Rechen,
- wenn die Fliegen und Bremsen stechen, muss im Winter mit dem Strohseil, Und Fragen: Hat Niemand Heu feil?
- Wenn der Kohl geräth, verdirbt das Heu.
- Wenn die Bohnen üppig gerathen, Gerathen auch unsre Saaten.
- Regnet es an unsrer Frauen Tag, (2), So regnet es nacheinander vierzig Tag.
- Wenn die Mutter Gottes im Regen über's Gebirg geht, muss sie im Regen zurück.
- Am St. Kilian (8), Säe Rüben und Wicken an.
- Wie das Wetter am Siebenbrüdertag, (10) so soll es sieben Wochen sein.
- Die erste Birn' bringt Margaret (20) Drauf überall die Ern't angeht.
- Wenn die Sonne in den Löwen geht, Die größte Hitz alsdann entsteht.
- Hundstage (24) klar - gutes Jahr, Werden Regen sich bereiten, Kommen nicht die besten Zeiten.
- Wie die Hundstage angefangen, so gehen sie aus.
- Der Vormittag des Jacobitages (25) bedeutet Weihnachten und der Nachmittag die Zeit danach, woraus zu urtheilen, wie die Witterung dann sein mögte.
- Jacobi ohne Regen, deutet auf einen strengen Winter.
- Ist's an Jacobi hell und warm, Macht zu Weihnachten den Ofen arm.
- Vor Jacobi eine Rube, nach Jacobi ein Rübchen.
- Wie der Juli, so der nächste Januar.
|
|
|
|
Kräuterwissen - Der Eichbaum
Hinweis: Folgender Abdruck dient nur des Literaturstudiums uind der historischen Forschung. In keinem Fall wird die Nachahmung empfohlen! Dies ist keine medizinische Beratung.
Der Eichbaum Ein Auszug aus: Pieter van Aengelen in seinem Buch: "Der verständige Gartenmeister" aus dem Jahre 1703.
Er ist hart und zusammenziehend. Es ist alles gut was von diesem Baum kommt / Holz / Bast / Blätter und Früchte. Der Eichbaum wächst dreihundert Jahre. Hundert Jahr wächst und blühet er / hundert Jahr steht er an seinem Flor und Krafft / hundert Jahre nimmt er ab und vergehet.
Die Blätter gestreugt / gepulvert und in Speiß und Tranck genossen / ist gut vor einen bösen Magen. Die Blätter auff feurige Geschwülste gelegt / ziehen den Brand auß. Eicheln (Eckern) gepulvert / und mit Wein oder Bier getruncken / treibt den Urin / und bricht den Stein. Das Holz ist ein gesund Brandholz. Die Blätter im Wasser oder Essig gesotten / stillt die Zahnschmerzen von kalten Flüssen. Die Blätter gestossen und auff frische Wunden gelegt / ziehet sie zusammen / also / daß sie niemals dürffen gehefftet werden. Galläpffel wachsen auff den Blättern von Eichbäumen / das Marck davon in einen holen Zahn gethan / dienet vor dessen Pein. Galläpffel auff faule Wunden und Geschwärze gethan / saubert sie / und beist das böse Fleisch darauß. Galläpfel mit Safft von Taschenkraut in die Nase gethan / stillet derselben Bluten. Galläpfelpulver in die Wunden gestreuet stillt das bluten / und ziehet sie zusammen.
|
|
|
Der Wohlbestellte Küchengarten - 1841
- Zum Gebrauch für diesen Herbst säet man Karotten, Herbstrüben, Spinat, Radies und Salat, welcher letztere nur mit der Hacke verdünnt, aber nicht verpflanzt wird.
- Gegen Ende des Monats macht man die Hauptsaat von märkischen oder teltower Rüben.
- Winterkohl von alten Arten auszusäen.
- Mairüben und Sommerrettige zum Samenbau im künftigen Jahre säet man am besten in diesem Monat.
- Die frühesten, größten und ganz glatten Gurken zur Saat auszuzeichnen, und, um die Feuchtigkeit abzuhalten, Scherben unter sie zu legen.
- Charlotten, Perllauch, Rockambol, Zwiebeln und Knoblauch auszunehmen, wenn ihre Blätter gelb werden.
- Marjoran und Thymian, Isop, Minze, Melisse u. dgl. unmittelbar vor der Blüthe abzuschneiden und an einer luftige Stelle im Schatten trocknen.
- Der in diesem Monat tragbharen Artischocken, wenn man die Köpfe zum Gebrauche abschnitt, die Stengel dicht über der Erde zu benehmen.
- Beete zur Überwinterung der Kohlpflanzen zu bereiten.
- Endivien und Blumenkohl bei trockener Witterung oben zusammen binden, um sie weiß und zart zu erhalten.
- Erbsen- und Bohnenstroh, Kohlstrünke u. dgl. von den leeren Beeten wegschaffen zu lassen.
- Die Verrichtungen für Junius Nr. 2, 3, 5, 7, 8, 9 und 10 nachzuholen.
- Aus dem Küchengarten erhält man alle für den vorgehenden Monat angegebenen Gemüse, verschiedene Kohl- und Zwiebelarten, auch einige frühe Sommerkartoffeln.
|
|
|
|
|
|
|
Gartenkalender nach Umlauff, 1863
|
|
|
|
|
Blumengarten
- Die im freien Lande stehenden Blumen werden behackt und gejätet; bei trockener Witterung sind alle Blumen, besonders aber Levkojen und Nelken zu begießen.
- Abgeblühte Rosenstöcke können beschnitten werden. Von den noch blühenden Pflanzen sind die welken Stängel, so wie die verkrüppelten und überflüssigen Knospen abzuschneiden.
- Veilchen und Lychnis sind zu vertheilen.
- Die Zwiebeln von später blühenden Gewächsen sind herauszunehmen.
- Von den weißen Lilien, Kaiserkronen, Schneeglöckchen, Crocus, Narzissen können jedoch die Zwiebeln einige Jahre hindurch in der Erde gelassen werden; in diesem Falle ist ihnen aber jedes Jahr gut gesiebte Erde zu geben.
- Mit dem Versetzen der Pflanzen wird fortgefahren.
- Sämlinge von Winterlevkojen, Goldlack, Nelken, Akazien, Nachtviolen sind zu verpflanzen.
- Von den Neölen sind Senker zu machen, überhaupt das Stecklingmachen fortzusetzen.
- Die Topfrosen können noch oculiert werden.
- Die Georginen sind auszuschneiden, wiederholt aufzubinden und sehr fleißig zu begießen.
- Blumensamen sind einzusammeln.
- Am Anfang des Monats sind die zur Winterblüte bestimmten Levkojen, später Phlor, Drumondi, Petunien, Pensees, Reseda, so wie alle zweijährigen Pflanzen, z.B. Dianthus, Digitalis, Campanula u. dgl. auszusäen.
- Am Ende des Monats sind die Buchsbaum-Einfassungen und Taxushecken zu beschneiden.
Gemüsegarten
- Das Behacken und Anhäufeln dauert fort.
- Die Beete, auf welche zu Ende des Monats oder zu Anfang des künftigen Monats Spinat und Winterkohl kommen soll, werden umgegraben und gedüngt.
- Kraut, Kohl-, Kohlrabi- und Sellerie-Beete sind mit durch Wasser verdünnte Jauche zu begießen.
- Das Anbinden der in die Höhe gegangenen Gurken- und Kürbisranken hat zu geschehen.
- Die Zwiebelarten werden, wenn die Pflanzen welken und umfallen, aus der Erde genommen und an luftigen Orten getrocknet.
- Das Abnehmen der reifen Erdbeeren hat Morgens zu geschehen, zumal sie dann am besten sind.
- Von den Kohlarten, Spinat, Anis, Zwiebeln, Rettigen, Petersilie, den Rübenarten ist der nun reife Samen einzusammeln.
- In der Mitte des Monats können noch Winterrettige gesäet werden.
- Braunkohl, Blumenkohl, Kohlrüben, Majoran, Sellerie können noch verpflanzt, müssen aber dann sehr feucht gehalten werden.
- Nach starkem Regen sind die entstandenen Lücken in den Spargelbeeten zu bepflanzen.
- Den Melonen im Mistbeet muss reichlich Luft und Wasser gegeben werden. Die Früchte sind auf Schieferplatten oder Glasscherben zu legen, damit sie nicht anfaulen.
- Von den ersten Gurkenfrüchten werden die längsten, stärksten und glattesten zur Samenernte angezeichnet.
- Der grüngeränderte Kohlweißling und der Schwalbenschwanz sind zu vertilgen.
Obstgarten
- Für neue Baumschulen ist das Land zwei Ellen tief zu schachten.
- Die zu Kirschsämlingen bestimmten Beete sind zu besäen; zum Säen eignet sich am besten die weiße Vogelkirsche.
- Sobald sich die Rinde löst, okuliert man auf das schlafende Auge, am besten nach einem warmen, durchdringenden Regen.
- Die auf’s treibende Auge okulirten Stämmchen sind durchzusehen, um den einschneidenden Verband zu lüften.
- Die wilden Triebe unter dem Veredelungsreise sind insoweit wegzunehmen, als sie nicht zur Erstarkung des Bäumchens dienen; schwachen Bäumchen sind alle zu lassen.
- Will man neue Sorten von Stachel- oder Johannisbeeren erzeugen, so sind die AUssaaten derselben jetzt vorzunehmen.
- Alle Verbände der Frühjahresveredelungen können jetzt entfernt werden.
- Die Johannis- und Stachelbeerhecken können beschnitten werden.
- Die jungen Triebe der Spalierbäume sind aufzubinden.
- Zum Einmachen bestimmte unreife wälsche Nüsse und Muskatbirnen werden abgenommen.
- Die Aprikosen, die man lange erhalten will, sind abzunehmen, sobald sie am Stiele weich werden, und sind auf dem Lager nachreifen zu lassen.
- Alle Sommerobstsorten, besonders Kirschen, sind am schmackhaftesten, wenn sie früh zeitlich abgenommen werden.
- Alle Spalierbäume in südlicher Lage bleiben gesund, wenn der Stamm durch das Aufstellen eines Ziegels oder Brettes vor der Sonne geschützt ist, und wenn der Boden vor denselben mit Laub oder Streu bedeckt bleibt.
Weingarten
- Sobald der Wein abgeblüht hat, ist das Behacken und Jäten fortzusetzen.
- Nach Jakobi (d.h. nach dem 25. Juli) sind die Reben, die über die Pfähle hervorragen, etwas zu kürzen.
|
|
|
|
|
Böttners Gartenbuch für Anfänger 1899
|
|
Schauen wir uns zum Schluss noch an, was der alte Böttner in seinem Gartenbuch schreibt.
Juli Täglich gießen, bei trockenem Wetter abends spritzen - Alles pünktlich durchhacken, um die Beete unkrautrein und offen zu halten - Spargelbeete mit Dünger flach umgraben und flüssig düngen - Die letzten Buschbohnen, Herbstrüben, Enddivien säen. - Letzte Aussaat von Kohlrabi - Blätterkohl pflanzen - Zwiebeln, Perlzwiebeln ernten und trocken aufbewahren - Auf den Erdbeerbeeten Ranken unterdrücken - Zur Neupflanzung kräftige Pflanzen ziehen durch Eindrücken der Ranken in den Boden und durch Gießen - Tomaten beschneiden - Spargelkäfer und anderes Ungeziefer sammeln - Für fruchttragende Bäume mit SPaten und Locheisen Löcher machen und mit Dünger füllen - Wurzelschösslinge und Stammausschläge an Obstbäumen wegnehmen - Verblühte Rosen und andere Blumen abschneiden, um die fernere Blüte zu begünstigen - Rosen okulieren - Schlingpflanzen nachsehen und in Ordnung bringen - Edlen Wein heften, Spalierbäume heften - Stiefmütterchen und Vergißmeinicht für das nächhste Jahr säen - Goldlack pflanzen.
|
|
|
|
|
|
Abbildungen
Grafik 1: (durchdringendes Gießen): Johannes Böttner, Gartenbuch für Anfänger, 1899. Grafik 2: (Hermannseiche zu Muskau): J. Berthold aus Schwiebus, in: Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau, 24. März 1889 Grafik 3: Umlauff, Carl (Enders, 1862): Ewiger Garten-Kalender für Blumenkultur, Gemüsebau, Obstbaumzucht und Weinbau, in zwölf Monatstafeln (etc.) Grafik 4: Gartentätigkeiten im Juli, aus: Johannes Böttner, Gartenbuch für Anfänger, 1889
|
|
|
|