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1899 Böttner: Gartenbuch für Anfänger Gießen und Bewässern Grundlagen für Anfänger

Bewässerungsanlagen – Garten gießen

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Der Gartenbauunternehmer Johannes Böttner beschreibt in einem Artikel von 1899 verschiedene Möglichkeiten, wie man  Wasser speichern oder auf anderem Wege (Brunnen, Fluss, Regen) beschaffen kann. Er geht dabei auch auf die verschiedenen Wasserqualitäten ein und erläutert, was es weiterhin zu beachten gibt.

Ein historischer Auszug von: Johannes Böttner, Chefredakteur des praktischen Ratgebers im Obst- und Gartenbau. Aus: Gartenbuch für Anfänger (1899).

Bewässerungsanlagen

Es werden an passenden Stellen im Garten alte, aber noch standhafte und wasserdichte Fässer eingegraben. – Das Stück davon kostet bei Kaufleuten etwa 1 – 2 Mark. Petroleumtonnen und Heringsfässer sind etwas klein, im Übrigen sehr verwendbar. Vor allem sind Petroleumtonnen beim Eingraben in die Erde sehr haltbar. – Diese alten Fässer, gleichviel was darin gewesen ist, Pflanzengifte ausgeschlossen, werden gesäubert und längere Zeit ausgewässert, d.h. sie werden mit Wasser gefüllt gehalten und das Wasser wird von Zeit zu Zeit erneuert, bis es sich von den in den Wandungen des Fasses zurückgebliebenen Bestandteilen, Petroleum, Schmalz usw., nicht mehr trübt. Jetzt sind sie als Wasserfässer zum Gießen brauchbar.

Das Bild zeigt ein Fass mit einer Wasserrinne. Dieses System dient zur Bewässerung eines Gartens.

Wie gelangt nun das nötige Gießwasser in die Wasserfässer? Aus zwei glattkantigen Brettern wird eine Holzrinne zusammengenagelt, die über der Erde mit dem nötigen Fall an einfachen Vorrichtungen befestigt wird. – Sie leitet auf die einfachste und billigste Weise Wasser. Da, wo die Rinne Wege überschreitet, muss sie wegnehmbar sein.

Im Ziergarten, in dem Holzrinnen sehr störend wirken würden, leitet man das Wasser unterirdisch durch Thon- oder andere Röhren. Die Wasserfässer sind hier auch an abgelegenen Stellen und versteckt anzubringen.

Wie wird nun aber das Wasser überhaupt beschafft für den Garten? Wer einen Garten am fließenden Wasser hat, bezieht das beste Wasser sehr billig. Mit einer einfachen Flügelpumpe pumpt er es in einen erhöht aufgestellten Kübel, von dem es dann in der beschriebenen Weise von selbst weiter fließt zu den einzelnen Teilen des Gartens. – Oder noch einfacher, wenn der Garten nicht sehr groß, der Bach nicht sehr tief ist, werden einige Treppenstufen ausgegraben und durch Bretter festgemacht. Unten wird eine Schöpfstelle eingerichtet und nun schöpft man jederzeit bequem das Wasser zum Gießen. Ein Gärtchen an fließendem Bach ist sehr viel wert, denn es hat das beste und billigste Wasser zum Gießen.

Eine vom fließenden Wasser betriebene „selbstthätige“ Hebe- oder Schöpfvorrichtung für Wasser anzulegen, das dürfte sich nur für größere Gärten lohnend erweisen.

Billig ist auch das Wasser in den Gärten der Städte, die sich einer Wasserleitung mit gutem Wasser erfreuen. Für größere Gärten wird der Verbrauch nach Kubikmetern berechnet, für kleinere wird eine jährliche Pauschalsumme für den Wasserverbrauch in Gärten festgesetzt, z.B. für 10 Ar 15 Mark. Hierzu kommen noch die Kosten für Leitungsanlage im Grundstück selbst oder vielmehr jährliche Zinsen und Amortisation dieser Summe. Es wird die Einrichtung getroffen, dass Ständer im Garten aufgestellt werden, an welche gleich ein Schlauch angeschraubt werden kann.

Wenn nun diese beiden ausgezeichneten Gelegenheiten, das Wasser für den Garten z u beschaffen, nicht vorhanden sind, bleibt nur der Brunnen übrig. Für den Garten des Liebhabers wird wohl der Brunnen mit Handbetrieb immer ausreichen. Kraftbetrieb kommt erst zur Anwendung, wenn große Gartenanlagen versorgt werden sollen, oder es sich um eine gemeinschaftliche Wasseranlage für viele Gartenbesitzer handelt, oder wenn neben dem Wasserbedarf für den Garten große Wassermengen für Haus und Wirtschaft erforderlich sind. Bei solchem großen Wasserverbrauch kommen in Betracht:

Windmotor, für hohe Lagen mit tiefem Strand des Wassers; Heißluftmotor für kleinere Betriebe, in der Anlage billiger als Windmotor, aber im Betrieb teurer; hydraulische Widder, wo Wasserdruck vorhanden ist; Gasmotor da, wo Gas vorhanden ist; Petroleummotor, ausschließlich bei kleinen Anlagen. Alle diese Anlagen verlangen nicht nur einen tüchtigen Fachmann zur Aufstellung und Einrichtung, sondern sie erfordern auch einen bewährten und tüchtigen Arbeiter zur Unterhaltung. Gerade durch die unentbehrliche Arbeitskraft wird der Betrieb kleiner Wasserhebungsanlagen unverhältnismäßig verteuert. Man berechne einmal, wie viel Wasser ein fleißiger Arbeiter im Laufe des Tages mit der Hand pumpen kann. In der Regel genügt ein halber Arbeitstag, um schon ziemlich großen Bedarf zu decken und das kostet dann noch nicht annähernd so viel, als Zinsen und Amortisation der Anlage und Betriebskosten einschließlich Arbeit ausmachen. – Für Gartenfreunde, die sich Bewegung verschaffen müssen, ist übrigens das Wasserpumpen auch eine sehr gesunde Beschäftigung.

Die Bohrung eines Brunnens, insofern noch keiner vorhanden ist, wird einem tüchtigen Brunnenmacher übertragen. Wenigstens, wenn das Wasser tief steht, wird das nicht zu umgehen sein. Bei flachem Wasserstande ist es leichter, sich selbst zu helfen. Auch der alte Ziehbrunnen kommt dann zur Geltung, weil die nötigen Teile in beschäftigungsloser Winterzeit ohne große Schwierigkeiten von jedem, der in Holzarbeiten Geschick hat, gefertigt werden können.

Das Bild zeigt Gartenfässer, in denen Regenwasser gesammelt bzw. gespeichert werden kann.
Fässer zum Sammeln von Regenwasser.

Sehr vorteilhaft ist die Wasserbeschaffung, welche die praktischen Pariser Gemüsegärtner allgemein im Gebrauch haben. Das Wasser steht durchschnittlich 6 – 8 Meter tief. Eine Pumpe mit weitem Rohr wird durch Göpelwerk getrieben und hebt Wasser in einen etwa 4 – 5- Meter hohen eisernen Behälter, dessen Inhalt ausreicht für den Tagesbedarf. – Das Pferd, welches jeder Gemüsegärtner zu seinem sonstigen Betriebe gebraucht, pumpt ohne Aufsicht in ein bis zwei Stunden täglich die nötige Wassermenge.

Es ist bisher noch nicht erklärt worden, dass das Wasser in seiner Brauchbarkeit zum Gießen sehr verschieden ist: das Regenwasser ist das Muster eines guten Gießwassers. Es hat bei seinem langen Weg durch die Luft viele wertvollen Stoffe aufgenommen und befruchtet den Boden. Deshalb soll von dem fruchtbaren Regenwasser so viel als möglich aufgefangen werden. Flußwasser ist durchweg vorzüglich als Gießwasser, weil es ja auch schon eine weite Reise an der Luft gemacht hat. Auch das Wasser aus Teichen und Seen ist im allgemeinen gut. Brunnenwasser gilt als das schlechteste Wasser für den Garten, denn es ist kalt und wenig gelüftet. Bekanntlich ist die Beschaffenheit des Wassers der Brunnen auch sehr wechselnd. Brunnenwasser kann im allgemeinen brauchbarer gemacht werden für unseren Zweck dadurch, dass wir es an der Luft abstehen lassen. – Es wird eine Reihe von Fässern in der Nähe des Brunnens aufgestellt, das Wasser fließt von einem Faß zum andern. Die Fässer stehen tagsüber gefüllt, abends und morgends werden sie leer gegossen und dann von neuem gefüllt. – Die Unterschiede in der Wirkung frischen Brunnenwassers und derartig abgestandenen Brunnenwassers sind auffallend. Je feiner und empfindsamer eine Kulturpflanze ist, um so mehr ist Wert darauf zu legen, dass das Wasser vor der Verwendung abgestanden, durchlüftet und durchgewärmt worden ist.

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Lesen Sie mehr über das Buch „Gartenbuch für Anfänger“ von Johannes Böttner:

Gartenbuch für Anfänger- Johannes Böttner

Mehr Informationen zu Johannes Böttner finden Sie unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_B%C3%B6ttner

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Eine Antwort auf „Bewässerungsanlagen – Garten gießen“

Der Artikel von Jannes Böttner bezüglich den Bewässerungsanlagen ist sehr interessant. Selbst wenn die Methoden schon sehr alt sind, sind sie sehr durchdacht. Auch ich erachte, dass die Wasserqualität bei der Bewässerung von großer Relevanz ist.

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